Pushpak Shiva-Purana Buch 11Zurück WeiterNews

Kapitel 21 - Die Pflichten und Riten zum Tod eines Asketen

Vamadeva sprach:
Es gibt keine bestimmten Beerdigungsriten für befreite Asketen. Ich habe gehört, daß man sie begräbt. Oh Kartikeya, bitte erkläre mir diese Riten. Es gibt niemanden in den drei Welten, der es sonst könnte. Großer Sohn von Shiva, oh Herr, betrachte mich als deinen Schüler, und erkläre mir ausführlich den Weg, den jene gehen, die sich von ihrem körperlichen Käfig befreit haben, nachdem sie die vollkommene Gleichheit mit dem Brahman realisiert und damit ihr Ziel der Befreiung auf dem Upasana Weg erreicht haben.

Als der Sohn der Shakti, dieser Vernichter von Dämonen, die Frage des Weisen gehört hatte, sprach er über das große Geheimnis. Kartikeya hub an:
Oh Brahmane, das Mysterium, nachdem du fragst, hat einst Bhrigu direkt von Shiva, dem Pinaka tragenden und allwissenden Herrn vernommen. Ich werde es dir erklären. Doch es sollte nicht wahllos an jeden weitergeben werden, sondern an einen geistig stillen Asketen, der Shiva hingebungsvoll ergeben ist. Wenn ein Asket seinen Körper aufgegeben hat, während er demütig über Shiva meditierte, dann wird er zu Shiva selbst. Doch wenn jemand nicht diese Konzentration hat und daher nicht die nötige, tiefe Versenkung erreicht, dann werde ich dir die Mittel erklären, die ihm auf seinem Weg helfen. Höre aufmerksam.

Er sollte die Belehrungen seines Meisters aus den Veden und ihren Zweigen hören und Yoga nach den ethischen Regeln von Yama, Niyama usw. üben. Mit regelmäßiger Übung verbindet sich der Schüler mit dem OM und der Meditation über Shiva. Und wenn er seinen müden, alten Körper schließlich verläßt, dann möge er an Shiva denken. Es gibt fünf Götter, die im Auftrag von Nandi als Boten des freundlichen Sadashiva erscheinen. Der erste nimmt die Gestalt des Feuers an, welches das Ego tötet. Der nächste hat einen strahlenden Glanz zum Körper. Der dritte ist der Gott des Tages, der vierte der Gott der hellen Monatshälfte und der fünfte der Gott des Übergangs der Sonne von Steinbock zu Krebs. Die Aufgabe dieser Fünf ist das Segnen.

Eine andere Gruppe von fünf Göttern ist auch wohlbekannt. Es sind Dhumra (dunkel, grau…), Tamasvini (Tamas= Schlaf, Dunkel…), Ratri (Nacht…), Krishnapakshabhimanini (Krishnapaksha = dunkle Monatshälfte) und Dhakshinayana (Winterhalbjahr, Weg zu Yamas Reich…). Höre von ihren Aufgaben, oh Vamadeva. Diese fünf Götter nehmen die Seelen derjenigen mit in den Himmel, die mit heiligen Riten Verdienst angesammelt haben. Nachdem sie ihre himmlischen Freuden genossen haben, kehren sie nach verbrauchtem Verdienst wieder in die Menschenwelt zurück und nehmen erneut ihre Geburt hier auf Erden. Die wirkenden Götter teilen die Sphäre in fünf Bereiche, mit der Erde beginnend und nach ihren Eigenschaften wie Feuer etc. Und einen Asketen führen sie in den Bereich von Sadashiva bis vor die verehrten Lotusfüße des Herrn und stehen segnend hinter ihm. Wenn der Ankömmling keine Anhaftung mehr fühlt, dann lehrt ihn der Gott das große Mantra und seine Bedeutung, krönt ihn zu einem Anführer der Geistwesen und gibt ihm einen Körper, der dem seinen gleicht. So segnet Lord Shiva, dieser Herr von allem. Der Asket trägt dann ein Hirschfell, Axt und Dreizack und zeigt die Gesten des Segnens. Er hat drei Augen, seine verfilzten Locken glänzen vom Wasser der Ganga und dem Schein des Mondes. Er sitzt auf einen schönen Wagen, der durch die Lüfte eilen kann, und verfügt über die Macht, alle Wünsche erfüllen zu können.

Ist im Ankömmling jedoch noch ein Rest von Anhaftung, dann bekommt er einen schönen, die Lüfte durcheilenden Wagen, der mit der Schnelligkeit des Geistes überall hin kann, strahlend wie Millionen Sonnen, voller Gefäße mit himmlischem Nektar und göttlichem Wasser, geziert mit glänzenden Ornamenten, Kleidern, Girlanden und Salben, voller Musik und Tanz und zauberhaften himmlischen Nymphen. Und wenn er sich an all diesen Vergnügungen gesättigt hat, und kein Verlangen mehr danach spürt, dann segnet ihn Lord Shiva, überträgt ihm das große Mantra und verleiht ihm die unvergängliche Trance in Form von „Ich bin Shiva und vollkommen.“. Er gibt ihm unbegrenzte Siddhi-Fähigkeiten, mit denen er die Sonne erschaffen könnte. Doch diese Kräfte erheben sich aus den Seufzern der Erkenntnis: Ich bin ein Diener Shivas. Und dann verleiht ihm Shiva, dieser Lehrer aller Welten, die große Befreiung ohne Rückkehr, sogar wenn das Leben des lotusgeborenen Brahma endet. Das Erlangen dieser Region ist die Summe allen Wohlstandes und jeglicher Herrlichkeit, der lange Weg zur Erlösung, das Fazit der Veden.

Wenn es für einen Asketen ans Sterben geht, dann sollten seine Begleiter bei ihm sein mit guter Absicht. Sie sollen alles Nötige rezitieren, mit dem OM beginnend, und ihre Absichten mit frommem Geist kundtun. Sie sollen den Sterbenden an Shiva erinnern, dieses große Eigenschaftslose, und ihn ehren, bis er stirbt. Dann folgt man den Traditionen für die Beisetzung, und auch, wenn der Körper nicht verbrannt wird, wird er dennoch das große Ziel erreichen, denn er hatte bei Shiva Zuflucht gesucht und alle seine Handlungen gezügelt. Wenn ein König allerdings den Leichnam besudelt, indem die Riten nicht ordentlich ausgeführt werden, dann wird sein Reich untergehen. Auch das Dorf wird leiden, und um dies zu vermeiden, sollte man folgende Prozedur befolgen.

Der König sollte demütig sprechen und dabei mit „Verehrung für Irinya“ beginnen und mit „Verehrung für Amivatkas“ enden. Mit einem OM beendet er die Verehrung des Herrn. Dies, oh großer Weiser, wird alle Makel bereinigen. Dann sollen die Söhne und Verwandten die Beerdigungsriten durchführen. Er soll mit Wasser gewaschen und mit Blumen verehrt werden, wobei die Mantras von Shrirudra, Camaka und Rudrasukta rezitiert werden. Die Muschel wird erst vor ihn gelegt, und dann besprengt man ihn mit Wasser aus der selbigen. Eine Blume legt man auf den Kopf, und sein Körper wird abgewischt, wobei das OM wiederholt wird. Dann bekommt er ein frisches Lendentuch angezogen, und sein Körper wird mit heiliger Asche eingerieben und dem Tripundra geschmückt. Auch ein Zeichen aus Sandelpaste gehört dazu, und schöne Blumen und Girlanden sollen seinen Körper schmücken. Mit dem nötigen Mantra legt man ihm Rudrakshaketten über Hals, Brust, Kopf, Arme, Handgelenke und Ohren. Nachdem er mit Düften besprüht wurde, hebt man seinen Körper in eine Hängematte und dann auf einen schönen Wagen, der die Form der fünf Brahmans symbolisiert. Auch der Wagen wird mit duftenden Blumen und den fünf Brahman-Mantras geschmückt, beginnend mit OM und dann Sadyojata. Der Leichnam wird in einer Prozession um das Dorf gefahren und von Musikern und Tänzern begleitet, während die Asketen vedische Mantras singen. Dann graben die Asketen eine Grube, so tief wie der Stab des Asketen und an einem heiligen Ort in der Nähe eines Baumes, auf der östlichen oder nördlichen Seite. Die Grube wird mit Wasser besprenkelt und dabei OM und die Vyahrtis gesungen. Dann legen sie die Blätter des Samibaumes und Blüten mit den Spitzen gen Norden auf dem Boden aus, darüber wird Kushagras gelegt, und obenauf kommt der Sitz des Verstorbenen, sei es eine Decke, ein Hirschfell oder eine Grasmatte. Der Körper wird mit Panchagavya besprüht (die rituelle Mischung von fünf heiligen Bestandteilen von der Kuh, wie Kuhdung, Urin, Milch, Quark und Ghee), mit OM und Brahma Mantras besungen, und mit dem Wasser aus der Muschel begossen, wobei man OM und Rudrasukta rezitiert. Eine Blume wird am Kopf des Toten befestigt, und der Körper mit Svastivacana Mantras und OM so in die Grube gesetzt, daß er in der Yoga Stellung ist und gen Osten schaut. Noch einmal wird er mit Blumen, Harz und Düften geehrt, wobei das Mantra „Oh Vishnu, beschütze Havya“ rezitiert wird. Der Stab kommt in seine rechte Hand und ein Gefäß mit Wasser in die linke mit dem Mantra „Prajapate natvedata“. Sein Kopf wird mit dem Mantra „Brahmaja jnanam Prathanam“ und der Punkt in der Mitte der Augenbrauen mit dem Rudrasukta berührt. Der Schädel wird mit einer Kokosnuß gespalten und die Mantras „Ma no Mahantam“ usw. werden gesprochen. Dann füllt man die Grube, berührt den Ort mit unabgelenktem Geist und sagt die fünf Brahma Mantras auf und das Mantra, welches mit „Yo devanam“ beginnt und mit „Yah parah sa Maheshvara“ endet. Als nächstes wird Mahadeva, Samba, der Allwissende und das Allheilmittel für alle weltlichen Übel, der Unabhängige und Segen von allen geehrt. Man errichtet eine Plattform aus Schlamm, eine Elle hoch und zwei Ellen im Quadrat, und beschmiert sie mit Kuhdung. In die Mitte wird ein mystisches Diagramm geritzt und mit Blumen, Bilvablättern, Tulsi und duftenden rohen Körnern geehrt. Man schwenkt die Lichter, beduftet das Ganze und opfert Milch und Nahrung mit OM. Dann umrunden die Asketen das Grab und werfen sich fünfmal nieder. Nachdem sie 12 mal OM gesungen haben, zeigen sie nochmals ihre Verehrung. Und das Essen wird mit dem OM in alle Himmels- und Zwischenrichtungen geopfert. So verfährt man für 10 Tage, oh Weiser. Das sind die Riten bis dahin, und nun erzähle ich dir, was die Asketen am 11. Tag tun sollen.


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