Pushpak Shiva-Purana Buch 11Zurück WeiterNews

Kapitel 19 - Die Lehrsätze von Yogapatta

Kartikeya fuhr fort:
Die Lehrsätze sind: Brahman ist vollkommene Erkenntnis. Ich bin Brahman, du bist Brahman. Atman, die große Seele, ist Brahman. Alles ist vom Herrn erfüllt. Ich bin der Lebensatem. Atman ist vollkommene Erkenntnis. Was hier ist, ist dort. Was dort ist, ist hier. Es ist nicht das, was erkannt werden kann. Und es ist nicht das, was nicht erkannt werden kann. Es ist deine Seele, immanent und todlos. Das Wesend des Geistes (Purusha) und das der Sonne ist dasselbe. Ich bin das große Brahman, größer als das Größte. Ich bin das Selbst, durch Glückseligkeit erkennbar, denn ich bin der Meister der Veden und Schriften. Brahman ist in allen lebenden Wesen. Und zweifellos bin ich das ganz allein. Ich bin der Lebensatem der Elemente, nämlich von Erde, Wasser, Feuer, Wind, Raum und den drei Eigenschaften, den Gunas. Ich bin alles. Ich bin der Atman, die große Seele, von allem. Daraus werde ich wiedergeboren und immer wieder verkörpert. Ich bin ohne ein Zweites, denn ich bin alles im Atman: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wahrlich, alles ist Brahman. Ich bin alles. Ich bin befreit. Er ist ich, und ich bin er. Ich bin Hamsa, ich bin er.

Darüber sollte man immer wieder und überall meditieren.

Der Satz „Vollkommene Erkenntnis ist Brahman.“ wurde schon erklärt. Parameshvara, die Seele von Shakti, ist die Bedeutung von „Aham“. „A“ ist der Erste der Buchstaben und damit der größte Glanz - Shiva. Der Buchstabe „Ha“ zeigt auf die Form des Firmaments und wird als Seele von Shakti verehrt. Aus der Vereinigung von Shiva und Shakti erhebt sich immer Glückseligkeit. Und das Wort „Brahman“ deutet auf den Zustand hin, daß alles Atman ist, also Shiva und Shakti. Das wurde schon gelehrt. Der Schüler sollte immer meditieren: „Ich bin er. Das bist du.“, und die Bedeutung von „das“ wurde auch schon erklärt.

Man kann jedoch das „Ich bin er.“ auch anders verstehen, denn „Ich“ ist in der männlichen Form und „Das“ ist neutral. Eigentlich können sie zusammen nicht interpretiert werden, denn die Ursache des Universums, die männliche und weibliche Form, kann nicht anders sein. Und daher ist die Bedeutung der Unterweisung: „Du bist das.“

Im Satz: „Der Atman ist Brahman.“ sind beide Wörter männlich. Alles, was des Schutzes bedarf, ist vom Herrn durchdrungen.

„Der Atman ist vollkommene Erkenntnis. Was hier ist, ist dort und wer dort ist, ist hier.“ Diese Deutung wurde von den Gelehrten ausführlich kommentiert.

Im Satz: „Es ist anders, als das Bekannte und auch das Unbekannte.“ - da gibt es die Möglichkeit, es nicht im Sinne der Erlösung zu interpretieren. Ich sage dir, oh Weiser, wie die Falschinterpretation vermieden werden kann. Mit „Was bekannt ist“ ist gemeint: „Was illusorisch erkannt wird.“, und mit „Was unbekannt ist.“ ist gemeint: „Was bisher nicht erkannt wurde.“. Sonst ist die Bedeutung des Ausdrucks nicht sinnvoll.

„Dies ist deine Seele, immanent und unsterblich.“ - Es ist Shiva selbst, der im Purusha bzw. in der Sonne ist. Das zeigt, daß es im Herrn keine Trennung gibt. Die Veden beschreiben Shiva als golden, mit goldenem Arm bzw. goldenen Gliedern. In der Chandogya-Upanishad wird an der Stelle von „Er, der in Shiva ist“ gesagt, daß er einen goldenen Bart und goldene Zöpfe hat. Alles an ihm, vom Fußnagel bis zum Schopf ist golden, sonst wäre die Herrschaft nicht sein.

Nun sage ich dir die Bedeutung des Satzes: „Ich bin das große Brahman.“ Bitte höre. Die Bedeutung von „Aham“ ist die Seele von Shakti. Shiva ist hier inbegriffen. Und so kann man sagen: „Ich bin er allein.“ Er wird beschrieben als großes Brahman, alles überragend und die Seele von allem: Para, Apara, Paratpara (die drei Shaktis: Wille, Wissen und Tat). Die drei Namen Brahma, Rudra und Vishnu stehen in den Veden. Der Herr ist größer als sie, und das zeigt das Wort „Para“ an. Wer immerzu über die Worte von Veden, Schriften und Lehrer nachsinnt, dem erscheint Shiva, der glückselige Herr, im Herzen. Shiva ist in allen Wesen, ohne Zweifel: Ich bin er. Ich bin der Lebensatem der natürlichen Prinzipien (Tattwas), ich bin Shiva. Die Schriften sprechen einzeln von Tattwas und Gunas, doch der Satz: „Ich bin der Lebensatem von allem.“ zeigt auf die Gesamtheit hin. Mit „Ich bin alles“ ist gemeint: „Ich bin der Lebensatem von Vidyatattwa, den Tattwas Shivas und dem Atman.“ Daraus folgt: „Ich bin der Atman, die große Seele, von allem.“ Also ist auch die individuelle Seele immanent - Ich bin immer sein Jiva.

Was vergangen ist, gegenwärtig und zukünftig - das ist alles mit mir identisch. Ich bin alles, und alles ist Rudra. Nun, Weiser, die Schriften sagen, daß es aus Shivas Munde klang: „Ich bin die Seele von allem, denn die natürlichen Grundqualitäten sind immer in mir.“

Der Satz „Ich bin ohne ein Zweites“ sagt, daß es keine Seele gibt, die von der Höchsten Seele getrennt wäre. Und „all dies ist Brahman“ wurde schon erklärt. Ich bin vollkommen, wegen meiner Wahrhaftigkeit. Ich bin immer befreit. Alle Seelen, die bei meiner Natur Zuflucht suchen, sind durch meine Gnade befreit. „Ich bin Shiva, die Seele von allem und mit allem identisch. Ich bin Hamsa. Ich bin Shiva.“ - Das ist die Bedeutung aller Lehren, oh Vamadeva, wie es Shiva einst aussprach.

Der Lehrer soll dem Schüler all dies erläutern, wie es Shiva tat und die Veden tun. Es etabliert die Gleichheit des Menschen mit Shiva selbst. Dann nehme er die Muschel samt Halterung, reinige sie mit heiliger Asche und dem Astra Mantra. Dann stelle er sie vor den Anwärter in das Quadrat und verehre sie mit Düften und OM, fülle sie mit duftendem Wasser, welches mit dem Astra Mantra besprochen und durch ein Tuch gefiltert wurde. Siebenmal soll das OM zur Verehrung wiederholt werden. Und schon der kleinste Fehler kann großen Schaden anrichten, das sagen die Schriften. Dann spreche der Lehrer zum Schüler: „Sei standhaft und furchtlos.“ Mit einer Meditation über den Herrn wird die Verehrung fortgesetzt. Dann wird der Sitz des Schülers mit dem Ritus Saddhutthapana geehrt, was ihn zum Sitz Shivas macht. Danach wird ein Bild von Shiva aufgestellt. An Kopf und Körper des Schülers werden die fünf Brahmans fixiert, zuerst der Kopf und zum Schluß die Füße. Auch die Kalas des Pranava OM werden fixiert in Form der 38 Mantras, unterschieden in Rumpf, Gesicht und Kalas. Nach der Anrufung von Shiva zeigt der Lehrer die mystischen Gesten der Kalas. Es folgen das Nyasa der Glieder und die 16 Formen des Dienstes an der Gottheit beginnend mit dem Anbieten eines Sitzes. Als Opfergabe dient Milchpudding, während „OM Swaha“ wiederholt wird. Auch das Darbieten von Wasser zum Nippen, die Gastspeise, Düfte, Rauch, Lichter usw. werden ausgeführt. Die acht Namen werden genannt, und die in den Veden gelehrten Brahmanen stimmen in das Japa mit ein. Folgende Passagen aus den Schriften sollten rezitiert werden: „Der Kenner des Brahman erreicht…“, „Bhrigu, der Sohn von Varuna…“, „Der von den Göttern…“ und am Ende „Der Größte ist Maheshvara…“. Dann nimmt der Lehrer eine Girlande aus Kalhara Blumen, steht auf, rezitiert den Abschnitt „Siddhi Skanda“ aus dem Panchasika Text von Srivirupaksha, denkt „Dies ist mein Ruhm. Ich bin vollkommen.“ und hängt mit freundlichen Gedanken dem Schüler die Girlande um den Hals. Dann bekommt der Schüler das Zeichen seiner Kaste auf die Stirn und Salben auf den ganzen Körper aufgetragen je nach Tradition. Dann übergibt ihm der Lehrer einen Namen, vor den der Titel Shripada kommt. Dann bietet er ihm Schirm und Sandalen an. Dann geleitet er ihn zu den Tempelvorstehern und autorisiert ihn, einen Sitz vor ihnen einzunehmen, denn der Schüler ist nun Shiva selbst. Auch erinnert er ihn, immer darauf zu achten, daß er Shiva sei, und erweist der Obrigkeit seine Ehrerbietung, wie es die Tradition gebietet. Dann sollte der neue Lehrer aufstehen und vor seinem Lehrer, dessen Lehrer und den anderen Schülern niederfallen. Und wenn er ihnen die gebotenen Ehren erwiesen hat, soll er demütig und schweigend stehen bleiben wie ein wohlerzogener Schüler.

Dann wendet sich der Lehrer erneut an ihn und spricht:
Sei von nun an immer zum Segen der Welten tätig. Akzeptiere nur einen Schüler, nachdem du ihn sorgfältig für ein Jahr geprüft hast. Und dann nimm ihn voll und ganz an. Meide alles Unheilsame wie Lust und neige dich zu Meditation über Shiva. Suche die Gemeinschaft nur mit denen, die guten Traditionen folgen. Nimm bis ans Ende deines Lebens nur Nahrung zu dir, wenn du vorher Shiva geehrt hast. Bleibe bei der Hingabe an deinen Lehrer und sei glücklich.

Kartikeya endete:
Auf diese Weise sollte ein guter Lehrer mitfühlend und klug seinen Schüler behandeln. Oh Vamadeva, du großer Weiser, aus Zuneigung zu dir wurde die Art der Weihe eines Schülers zum Lehrer erklärt, was ein großes Geheimnis ist.

Und danach beschrieb der Gott die Prozeduren von Haarschnitt und zeremonieller Waschung mit allen Details, um den Asketen Gutes zu tun.


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