Pushpak Shiva-Purana Buch 11Zurück WeiterNews

Kapitel 18 - Die Initiation eines Schülers

Saunaka fragte:
Was tat Vamadeva als nächstes, nachdem er eine so tiefe Belehrung erhalten hatte? Was fragte er den Sohn von Shiva noch? Oh, dieser Yogi Vamadeva ist wahrlich gesegnet, der sich immer in die Shiva Riten vertieft, und über den diese göttliche und heilige Geschichte zu uns kam.

Nach diesen Worten voller Liebe antwortete Suta freudig, den Geist immer in Shiva versenkt:
Ihr seid alle gesegnet, denn als Verehrer Shivas helft ihr den Welten. So hört das weitere Gespräch zwischen dem Weisen und dem Gott.

Voller Freude hatte sich Vamadeva vor Kartikeyas Füßen verbeugt, ihn gelobt und gepriesen und dann demütig gefragt:
Oh Herr, du Ozean voller Nektar und Kenner aller Prinzipien, wie kann ein Asket mit gereinigter Seele zum Vorbild und Lehrer werden? Ohne einer Tradition zu folgen, welche die individuelle Seele zu weltlichen Freuden und Erlösung führt, kann niemand die Autorität zum Lehrer für sich beanspruchen. Und warum ist die zeremonielle Waschung eine Ergänzung zum Ritus des Rasierens? Oh Herr, ich stelle dir diese zweifelnde Frage, damit du sie klärst.

Kartikeya dachte an Shiva und Shakti und gab zur Antwort:
Ich werde dir das Yogapatta (wörtl. Tuch/Gurt für Yogapraktiken) erklären, durch das man den Status eines Lehrers erlangt. Es ist ein großes Geheimnis, welches die Erlösung beinhaltet, und aus Zuneigung zu dir, oh Vamadeva, sage ich es dir an.

In einem der Monate Vaisakha, Sravana, Asvina, Kartika, Margasirsha oder Magha am glücksverheißenden fünften Tag der hellen Monatshälfte oder am Vollmondtag soll der Anwärter seine morgendlichen Pflichten erledigen. Mit der Erlaubnis seines Lehrers nehme er sein Bad und hocke sich mit gezügeltem Geist hin. Dann trockne er seine Glieder mit einem Tuch ab, und kleide sich in zwei Tücher mit einem Gürtel aus zweifachgedrehter Kordel. Dann wasche er seine Füße und nippe zweimal am Wasser (Acamana). Nachdem er seinen Körper mit heiliger Asche eingerieben hat, zeichne er sich mit dem Sadyati Mantra die Tripundra Zeichen auf den Körper. Dann nehme der Lehrer den Schüler an die Hand und bitte ihn, sich mit dem Gesicht gen Osten auf einer schön geschmückten Plattform auf einem reinen und vorzüglichen Sitz niederzusetzen, wie z.B. eine Decke, ein Hirschfell oder Kusha Gras. Dann wickle sich der Schüler in ein Tuch. Dann nehme er eine Muschel mitsamt Halter, reinige sie mit dem Astra Mantra und lege sie vor sich auf einen besonderen Platz. Als nächstes wird die Muschel samt Halter mit Blumen geehrt, mit reinem Wasser gefüllt, welches mit Astra und Varma Mantras geheiligt wurde. Die volle Muschel wird geehrt, wie es in der Sadanga Puja üblich ist, wobei siebenmal das OM gesprochen wird. Erst wird sie mit Düften, Blumen, Lichtern und Räucherwerk geehrt und dann mit Astra und Varma Mantras geschlossen. Dann mache er die mystischen Gesten von Kuh und Muschel, und lege südlich der Muschel auf reinem Untergrund ein schönes Mandala mit süßen Düften und Blumen gemäß der Regeln aus. Dann kommt ein sauber geschrubbter Kessel auf seine Halterung, um den Schnüre gewunden und fein verknotet werden. Der Topf wird ausgeräuchert und mit reinem, duftendem Wasser gefüllt. Fünf Rindenstücke, fünf Sprossen und fünf Arten Lehm werden mit süß duftenden Substanzen vermischt und darübergestrichen. Dann wird der Topf mit Tüchern, Mangoblättern, Kusha Gras, Kokosnußblüten und anderen schönen Dingen geschmückt. Dann versenkt man die fünf Juwelen Amethyst, Rubin, Gold, Koralle und Onyx im Topf, und wenn diese nicht verfügbar sind, nimmt man nur Gold. Am Ende murmelt man die mystischen Silben „Nrimlaskam“ und „Glum“ und führt die Verehrung nach den Regeln durch. Dann rufe er den Herrn an, wie es im Opfer angebracht ist, beginne mit Adhara Shakti und opfere Milchpudding, gekochten Reis und Betelblätter. Nach der Verehrung mit dem Nennen der acht Namen folgen andere Mantras. Das OM wird 108 mal aufgesagt, die fünf Brahmans mit Sadyojata beginnend und am Ende mit Ishana werden erst genannt und dann meditiert. Umhüllt werden sie alsdann mit Astra und Varma Mantras. Hingebungsvoll werden Lichter und Rauchwerk geschwenkt und die mystischen Gesten von Kuh und Vagina geformt. Dann bedeckt der Lehrer den Deckel des Topfes mit Kusha Gras und zeichnet ein Quadrat im Nordwesten des Mandalas. Über diesem Quadrat errichtet man einen schönen Sitz, auf dem der Schüler bequem Platz nimmt.

Dann erhebt der Lehrer den Topf, spricht „Swasti“ und begießt den Anwärter mit Wasser, wobei der den Topf um dessen Kopf kreisen läßt. Das OM wird erst einmal und dann noch siebenmal gesprochen mitsamt dem Namen der fünf Brahmans, und am Ende der Waschung wird noch das Wasser aus der Muschel kreisend über dem Schüler ausgegossen. Die zauberhaften Lichter werden geschwenkt, und dann wird der Schüler mit einem Tuch trockengewischt. Diesem werden ein neuer Gürtel, ein frisches Lendentuch und zwei Tücher angezogen. Seine Füße werden gewaschen, und er nippt zweimal Wasser. Erneut wird er vom Lehrer mit heiliger Asche eingerieben, die er in seinen Händen hält, der Schüler wird in die Tempelhalle geführt und bequem hingesetzt. Auch der Lehrer setzt sich nieder mit dem Gesicht nach Osten und sagt seinem Schüler, der um spirituelles Wissen bittet: „Sei von reiner Seele.“ Dann sitze er eine Weile in Meditation vertieft und konzentriere sich auf: „Ich bin der Lehrer - Shiva.“ Dann öffne er seine Augen und blicke ruhig auf den Schüler, der mit ehrfürchtig gefalteten Händen vor ihm sitzt. Mit Asche an seinen Händen berühre er den Kopf des Schülers und sage ihm deutlich ins rechte Ohr: „Hamsah Soham. Die erste Silbe Ham bedeutet die Seele von Shakti. Sah bedeutet Shiva. Und Soham bedeutet: Ich bin er allein.“ So enthülle er ihm den Sinn. Dann erkläre er ihm deutlich „Yah Anu“ und sage: „Oh Brahmane, ich werde dir die Lehrsätze erklären. Höre und bewahre sie in deinem Geist.“


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