Pushpak Shiva-Purana Buch 11Zurück WeiterNews

Kapitel 11 - Vamadeva befragt Kartikeya

Dann sprachen die Weisen:
Gesegneter Suta, du bist ein trefflicher Lehrer. Wir bitten dich, sei unser Segen, wir sind deine treuen Schüler, und du warst uns immer liebevoll geneigt. Du hast schon einmal Vamadeva erwähnt, als du über das Viraja Homa gesprochen hast. Doch wir haben noch nicht alle Einzelheiten gehört. Nun sind wir schon ganz gespannt, es von dir Ozean an Gnade voller Hingabe zu vernehmen. So bitte sprich zu uns darüber.

Den Suta durchrieselte das schiere Entzücken, als er ihre Bitte vernahm. So verehrte er erst demütig Shiva, diesen Lehrer der Lehrer, dann die Göttin und Mutter der Drei und auch seinen Lehrer Vyasa und begann, zur Freude der Weisen mit herrlicher Stimme zu sprechen.

Suta antwortete:
Heil sei euch, ihr Weisen. Möget ihr immer zufrieden sein, standhafte Verehrer Shivas und Vorbilder für die Hingabe an das Göttliche. Was ihr wissen wollt, habe ich aus dem Lotusmund meines Lehrers gehört. Und vorerst hatte ich nicht ausführlich darüber gesprochen, denn es ist schon eine anspruchsvolle Sache. Doch ihr seid glückselige Anhänger Shivas und standhaft in euren Riten. Davon bin ich überzeugt, und so werde ich euch das Verborgene enthüllen. Hört es mit Freude und Andacht.

Als einst im Rathantara Zeitalter der Weise Vamadeva über die Erde wanderte, kam er nach Kumarashikhara, diesen südlichen Gipfel des Meru, wo Kartikeya, der Herr mit dem Pfauen als Reittier und Sohn Shivas, in Freude lebte. Der Weise war schon eine befreite Seele gewesen, als er noch im Mutterleib heranwuchs, und ein geschätzter Meister der Shiva Rituale. Er hatte die Wahrheit erkannt, beherrschte die Veden und ihre Zweige und war ein Kenner der Puranas und anderer heiliger Schriften. Er wußte um die Geburten und Taten aller lebenden Wesen, Götter, Dämonen und Sterblichen. Die heilige Asche färbte seinen nackten Körper weiß, sein Haupt bedeckten Massen von verfilztem Haar, und er wanderte ohne festen Wohnsitz herum, ohne Wünsche, Egoismus oder Verwirrung der Gefühle. Er war so weise wie Shiva selbst, und ihm folgten viele führende Weise, die seine Schüler sein wollten. Er heiligte die Erde durch die fromme Berührung seiner Füße, und sein Herz strahlte in großem Glanz.

Kartikeya, der große Held mit wahrhaftem Wissen und Macht, dieser Bezwinger der Dämonen, vor dem sich alle Götter verneigen, lebte mit Gajavalli an einem großen See namens Skandasaras. Er war so groß und tief wie ein Ozean mit kühlem, süßem und klarem Wasser. Der Weise Vamadeva nahm mit seinen Schülern dort sein Bad und erblickte dabei Kartikeya, wie er auf dem Gipfel saß, strahlend wie die aufgehende Sonne und von seinem Gefolge umgeben, den Pfau neben ihm, mit vielen Ornamenten und einer Krone geziert und der Körper glänzend mit vier Armen. Seine beiden Gattinnen (Shaktis, Valli und Devasena) dienten ihm ehrfürchtig, in einer Hand hielt er die Lanze, der Hahn war bei ihm, und er zeigte die Gesten von Schutz und Segen. Als er den Gott erkannt hatte, da pries ihn Vamadeva aufs Höchste.

Vamadeva sprach:
OM, Verehrung der Essenz des Pranava, Verehrung der Deutung des Pranava und den Keimsilben des Pranava. Verehrung dem Herrn, der den Inhalt der Upanishaden verkörpert, ihrer Interpretation und Wahrhaftigkeit. Verehrung dem Guha, diesem Gott, der sich in der Höhlung eines jeden schlagenden Herzens verbirgt. Verehrung dem Geheimnis in geheimnisvoller Gestalt. Verehrung dem Meister der alten, heiligen Traditionen. Verehrung dir, dem Kleinsten des Kleinsten, dem Größten des Größten, dem Kenner von Klein und Groß, dem Herrn in Form der großen Seele. Verehrung dem Skanda, dem Herrn des Glanzes röter als der der Sonne, dem Herrn mit der Krone und den Girlanden aus den Blüten des himmlischen Mandara Baumes. Verehrung dem Schüler von Shiva, dem geliebten Sohn von Shiva und Parvati, dem Verleiher von Glückseligkeit und Freude. Verehrung dem klugen Kartikeya, Sohn der Ganga, der im Schilf lag. Verehrung dem sechsgesichtigen Gott mit den sechs unvergänglichen Körpern, der auf sechsfache Weise deuten kann, dem Herrn, der jenseits des sechsfachen Pfades ist. Oh Seele der 12-fachen Verehrung mit den 12 großen Augen, den 12 erhobenen Armen und 12 Arten von Waffen. Verehrung dem Herrn mit den vier Armen, dem stillen Herrn mit Lanze und Hahn, dem Segenspender, dem Gelehrten mit dem Vogel auf seinem Arm. Verehrung dem Zerspalter der Dämonen. Verehrung dem Herrn, dessen Brust vom Safran gezeichnet ist, der auf die Brüste von Gajavalli gestrichen wurde. Verehrung dem Einen, dessen Herz sich über das Vergnügen des elefantenköpfigen Ganesha freut. Oh Herr, dein Lob singen Brahma, Götter, Weise und Kinnaras. Verehrung sei dir, denn in dir wohnt der Ruhm, über den die Frommen meditieren. Oh Herr, deine Lotusfüße verdienen die Verehrung durch Blumengirlanden, die sonst die glänzenden Kronen von Göttern schmücken. Verehrung sei dir.

Wer dieses himmlische Gebet von Vamadeva an Skanda hört oder liest, erreicht das höchste Ziel. Denn es schärft die Klugheit, erhöht die Hingabe an Shiva, verlängert das Leben, verleiht Gesundheit und Einfluß und erfüllt alle Wünsche.

Nachdem Vamadeva seine Hymne an Kartikeya beendet hatte, umschritt er ihn dreimal, warf sich nieder, verbeugte sich erneut und umrundete noch einmal den Heeresführer der Götter. Dann stand er demütig gebeugt und schweigend vor dem Gott.

Voller Freude sprach da der Sohn von Shiva:
Mich freuen Verehrung, Hingabe und Gebet von dir. Möge dir Gutes geschehen. Was soll ich für dich tun? Du bist ein Meister unter den Yogis, großer Weiser, und vollkommen ohne Bosheit. Menschen wie du haben eigentlich nichts mehr, um was sie bitten müßten. Und doch bewegen sich die heiligen Männer über die Erde, um die Tugend zu erhalten und die Welt zu segnen. Nun Brahmane, wenn es gehört werden sollte, dann sprich es aus. Ich werde es zum Wohle der Menschen verbreiten.

Vamadeva verbeugte sich und sprach mit tiefer Stimme:
Du bist der große Herr, du gewährst jedem und allen Wohlstand, du bist allwissend, der Schöpfer und Träger aller Waffen. Wir sind nur unbedeutende Kreaturen, die sich an den großen Herrn wenden. Und es ist ein großer Segen, daß du mit mir sprichst. Du Kluger, ich habe nur einen kleinen Teil an Wissen gemeistert. Nur auf dein Gebot hin frage ich dich, vergib mir meine Vermessenheit. Lord Shiva hat das Wort OM ausgesprochen. Er ist das Ziel und erlöst uns von den Banden der individuellen Seele. Mit dem Mantra hat er im selben Moment die Seele erschaffen. Und daher werden besondere Fähigkeiten, die Siddhis, mit dem Mantra OM für Shiva erlangt. Die ewigen Lehren sagen, daß alles OM ist. OM ist Brahman, und alles ist Brahman. Oh Heerführer der Götter, Verehrung sei dir, dem Herrn über die Götter und Asketen. Verehrung dir Vollkommenem. Nichts in dieser Welt ist von Shiva getrennt. Er ist der Herr, der alle Formen annimmt. Er ist alldurchdringend. Ich habe sowohl die universale als auch die individuelle Erklärung über das OM vernommen, doch ich hatte niemals einen Lehrer wie dich, oh Herr, der es mir hätte erläutern können. So sei mir gnädig und enthülle mir seine Bedeutung in Einklang mit den Regeln, Traditionen und dem Betragen der Guten. Nur mein Herr ist der Lehrer, der alle Bande durchtrennen kann. Oh sei mein Lehrer und segne mich mit deiner Lehre.

Da verbeugte sich Kartikeya vor Shiva, der das OM selbst ist, der mit 38 Zeichen charakterisiert wird und immer Uma an seiner Seite und vorzügliche Weise in seinem Gefolge hat. Und dann beschrieb er den Pfad des Wohlstandes, den die Veden trefflich behüten.


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