Pushpak Shiva-Purana Buch 11Zurück WeiterNews

Kapitel 4 - Das tägliche Betragen eines Entsagenden

Shiva fuhr fort:
Als nächstes, oh Göttin, werde ich dir nun vom täglichen Leben eines Menschen, der allem Besitz entsagt hat, erzählen (ein Sannyasin, z. B. ein Bettelmönch), wie es gut für ihn ist. Das erzähle ich dir aus Zuneigung für dich, meine Liebe. Der Asket sollte im Morgengrauen aufstehen und an seinen Lehrer denken, wie er im tausendblättrigen Lotus sitzt. Der Lehrer mit seinen beiden Augen ist wie ein reiner Kristall, der die mystischen Gesten des Segens und Schutzes zeigt. Ihn nimmt er in seiner Seele als Shiva in einer wunderschönen Gestalt wahr. Dann verbeugt er sich mit aneinandergelegten Händen vor dem Lehrer und ehrt ihn im Geiste mit Düften und Blumen. Dann betet er: Oh Herr, möge alles, was ich am Tage und bei Nacht tue, dir zur Verehrung gereichen. Nachdem er sich so innig mit dem Lehrer verbunden hat, setzt er sich mit gezügeltem Atem und beherrschten Sinnen zur Meditation nieder. Er sinnt über die mystischen Zentren im Körper nach, vom Wurzelchakra bis zum Scheitelpunkt (Brahmarandhra). In der Mitte angekommen, konzentriert er sich auf mich, Shiva ohne Eigenschaften, ohne Übel, das große Brahman, mit überaus hellem Glanz und einem Körper des Lebens, Wissens und Glücks. Er erkennt die Einheit mit mir: Ich bin Er.

Dann begibt sich der Kluge weit genug weg für das Morgengeschäft. Er bedeckt sein Haupt bis zur Nase mit einem Tuch, breitet etwas Gras auf den Boden aus und entleert sich. Dabei steht er aufrecht und hält seinen Penis. Danach geht er zu einem Wasserbecken, um sich mit dem Gesicht nach Norden zu reinigen. Dazu gehören Händewaschen und Zähneputzen mit Blättern oder Gras, außer am 11. Tag des Monats oder zu Neumond. Dann wird 12 mal gegurgelt und zweimal ein Schluck Wasser genippt (Acamana). Als nächstes wird das Gesäß mit Lehm am Morgen und sonst mit Wasser abgerieben. Während des Bades formuliert der Asket in Gedanken das Morgengebet und denkt an den Lehrer und mich. Um nicht weitschweifig zu werden, lasse ich die anderen Details des Badens weg, denn man kann sie überall beobachten. Er schöpft mit zum Shankha Mudra geformten Händen Wasser, spricht das OM zwölf-, sechs- oder dreimal und gießt es sich über den Kopf (Abhisheka). Wird das Lendentuch gewaschen, dann wird zweimal Wasser genippt, OM gesprochen und dabei Wasser über das Tuch und den Körper gespritzt. Dann trocknet er sich erst das Gesicht, dann den Kopf und dann den Rest des Körpers, während er neben dem Lehrer steht. Ein sauberes Lendentuch wird mit einem Band zugebunden, wobei der Knoten an der linken Seite gemacht wird.

Dann wird der Körper mit Asche eingerieben. Das werde ich dir etwas ausführlicher erklären, oh Tochter des Berges. Nach dem zweimaligen Nippen an Wasser nimmt er die Asche in die Hand und spricht das Sadyadi Mantra. Während er die Agniriti Mantras spricht, streicht er die Asche wie folgt über seinen Körper. Mit „Apo Vai…“ mischt er die Asche mit Wasser, und mit „OM Apo Jyoti…“ und „Ma Nastoke…“ macht er zwei kleine Kugeln aus der Paste. Dann teilt er eine Kugel in fünf Teile und reibt je einen Teil auf Stirn, Gesicht, Brust, die verdeckten Körperteile und auf die Füße. Dabei spreche er das Mantra, das mit „Ishana“ beginnt und mit „Sadya“ endet. Nach dem Auftragen der Asche berühre er jedes Körperglied und wiederhole die Silbe „OM“. Dann wasche er seine Hände und Füße und ergreife die andere Kugel. Er ehre die Paste wie zuvor und zeichne damit drei Linien auf die Stirn, während er die Mantras „Tryayusa“ und „Tryambaka“ spricht. Dann zeichne er drei Linien auf die Brust mit „OM“ und auf die Schultern mit „Om Namah Shivaya“.

Danach wiederhole er das Panchikarana Mantra und denke an seinen Lehrer. Und dann kommen sechs Atemübungen (Pranayama), die später genauer erklärt werden. Als nächstes berühre er den Nabel, die Armgelenke und den Rücken, wasche die Hände und nippe zweimal Wasser. Er halte etwas Wasser in der rechten Hand, bedecke es mit der linken und spreche 12 mal „OM“. Das Wasser wird dann dreimal über den Kopf gesprenkelt und über OM-Shiva meditiert, Shiva mit dem reinen Geist, wie er inmitten der Sonnenscheibe ist, der Gott voller Glanz mit acht Armen, vier Gesichtern, halb männlich und halb weiblich, mit wunderbaren Eigenschaften und Formen und mit Ornamenten geziert. Dann wird dreimal das Gastgeschenk angeboten, das Gayatri 108 mal gesungen und zwölfmal geopfert (Tarpana). Noch zweimal am Wasser nippen und dreimal „OM“ murmeln, und dann geht der Asket zum heiligen Ort der Verehrung, während er an Shiva denkt. An der Tür wasche er still seine Füße, nippe zweimal Wasser und übertrete die Schwelle mit dem rechten Fuß zuerst. In der Säulenhalle (Mandapa) angekommen, zeichne der kluge Asket das mystische Diagramm (Yantra) auf rechte Weise.


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