Pushpak Shiva-Purana Buch 11Zurück WeiterNews

Kapitel 3 - Über das OM und die Initiation eines Entsagenden

Lord Shiva sprach:
So höre, oh Göttin, ich werde dir erklären, wonach du gefragt hast. Und schon, wer genau hinhört, wird zu Shiva. Wer die Bedeutung vom OM verstehen will, der muß mich verstehen. Das OM ist der Samen aller Traditionen. Und so sollte man auch mich verstehen. Zwar bin ich subtil und fein, doch von großer Bedeutung, wie der Samen vom Banian-Baum winzig ist und doch einen riesigen Baum enthält. OM ist das urerste Mantra und die Essenz der Veden, wobei es mich als Form hat. Ich bin der Herr jenseits der Eigenschaften, allwissend und allmächtig. Ich bin Shiva, alles durchdringend und doch in der einen Silbe OM enthalten. Es ist ganz gleich, ob man Teile zu einem Ganzen zusammenfügt, oder ein Ganzes trennt, um die Einzelteile zu untersuchen - die Bedeutung ist immer OM, dank der Eigenschaften, ihrer Bedeutung und Kombination. OM ist das unvergängliche Brahman, das Mittel, um alles zu erreichen. Das Universum wurde geschaffen, indem ich OM sang. Es gibt kaum einen Unterschied zwischen dem Sinn und dem Klang von OM. Shiva ist OM, und OM ist Shiva. Die Brahmanen und Schüler, die das erkennen, wissen, daß ich das einsilbige OM bin. Wer sich also die Befreiung wünscht und frei von jeglicher Anhaftung ist, wird OM als die Ursache von allem verstehen und mich als den großen Herrn ohne Eigenschaften. Nun Göttin, ich werde dieses Kronenjuwel unter den Mantras zur Erlösung der individuellen Seele Varanasi übergeben.

Doch laß mich zuerst von Pranavoddhara sprechen, dem Wissen, welches größten Erfolg verspricht (prana = Atem, uddhara = Stärkung, Anhebung, Rettung und ebenso Aufhebung, Tilgung…). Erst sollte der geistig Suchende das Nichthandeln, den Antrieb, die Zeit, die Herrschaft und den Herrn herausziehen. Und ebenso kann man aus OM fünf Teile herausziehen, nämlich die drei Buchstaben (AUM), Bindu und Nada. Wer das OM singt, indem er dies bedenkt, kann erlöst werden. OM ist der Lebensatem aller Wesen vom göttlichen Brahma bis zum kleinsten Ding. Versteht man den Atem auf diese Weise, ist das Pranava, also OM. In der Mitte wirken AUM, und Bindu und Nada folgen nach. Verbinde alles, und es ist das heilige OM. Der erste Buchstabe A ist wie das Wasser im Süden, der zweite Buchstabe U (welches Element wird nicht erwähnt) im Norden, der dritte Buchstabe M ist Feuer in der Mitte, vor Nada und Bindu. Das sind die drei Buchstaben in der rechten Reihenfolge, jenseits davon ist der halbe Buchstabe. Der halbe Buchstabe ist Bindu und Nada, kann nicht direkt erklärt, sondern nur durch Weisheit erkannt werden, oh Göttin.

Nun Geliebte, die Veden Texte, die mit „Ishana Sarvavidyanam“ beginnen, stammen von mir (sarvavidya= allwissend). Ja, die Veden sprechen die Wahrheit. Ich bin die Quelle der Veden, und die Silbe OM spricht von mir, und daher heißt sie auch Vedadi.

Der Buchstabe „A“ ist der große Bija (Samen), die Eigenschaft der Leidenschaft (Rajas) und der vierköpfige Schöpfer Brahma. „U“ ist die unentfaltete Natur (Prakriti), die Quelle, die Eigenschaft der Güte (Sattwa) und der Beschützer Vishnu. „M“ ist der höchste Geist (Purusha), der tragende Samen (Bijin, auch Vater, Sonne, Zeuger…), die Eigenschaft der Trägheit (Tamas) und der Vernichter Shiva. Bindu ist der große Herr, das Verschwinden. Und Nada ist Sadashiva, der allen Segen verteilt. Und auf der Spitze von Nada ist Shiva, der Größte vom Größten. Dies ist Allwissenheit, Schöpfung, Herrscher, Reinheit, Unvergänglichkeit, das unaussprechbare, große Brahman, jenseits von Existenz und Nichtexistenz.

Jeder Buchstabe von „A“ beginnend durchdringt den vorhergehenden. Die fünf Brahmas (Pancha Brahma) sind in jeweils einem der Buchstaben: Sadhya Brahma in „A“, (Agora Brahma in „U“, Vamadeva Brahma in „M“, Thatpurusha in Bindu) und Ishana Brahma in Nada. Das sind meine Gestalten in der rechten Reihenfolge.

(aus Yoga Wiki:
Die Pancha Brahma (Pañcabrahma) - Upanishad gehört zum schwarzen Yajurveda und ist Nummer 93 im Muktika - Kanon.

Sie gibt eine Beschreibung der fünf Brahmans: Das Para Brahma nahm Gestalt in Stadien von Sathyojatha (der mit Erde, Sonne, Lakshmi und Brahma verknüpft wird), Aghora (Wasser, Mond, Parvati), Vamadeva (Feuer, Sama Veda, weisse Farbe, Feuer-Yajna, Wissensvermittler, Zerstörer von Sünden), Thathpurusha (Funktionen des Brahman, höchste Wahrheit, Luft, Atharvaveda, Farbe rot, Basis von Stärke) und Ishana (Gehörtes und Gesehenes) an. Diese Form umfasst erstere vier Formen.

Mit diesen Namen werden anderweitig auch die fünf Gesichter Shivas benannt.

Nach einem anderen Konzept des Pancha Brahma - wie im Lalithopakyanam und im Brahmana Purana zu finden - sind diese fünf Formen Brahma, Vishnu, Rudra, Ishana und Sadashiva.)

Im A“ sind die acht Kalas in Form von Sadhya, im „U“ die dreizehn Kalas in Form von Vamadeva, im „M“ die acht Kalas in Form von Agora, im Bindu die vier Kalas in Form von Purusha und im Nada die fünf Kalas in Form von Ishana.

(Zum Vergleich, aus der Pranava Upanishad, Übersetzung Paul Deussen:
Das Brahman erschuf in einer Lotosblume den Brahma. Dieser erwog: "Welches ist das eine Wort, durch das alle Wünsche erlangt, und alle Welten, Götter, Veden, Opfer, Opferlohne, alles Bewegliche und Unbewegliche gewußt wird?" - Und er übte Tapas. Nachdem er Tapas geübt, sah er jene Silbe, welche aus zwei Schriftzeichen und vier Moren besteht, welche allbefassend, allbeherrschend, allezeit neu, das Brahman ist. Da erlangte er alle Wünsche, alle Welten, Götter, Veden, Opfer, Reden, Opferlöhne, alles Bewegliche und Unbewegliche.

Durch das erste Schriftzeichen erkannte er das Wasser (Apas) und die Befassung (Apti); durch das zweite das Feuer und das Licht.

Die erste Mora, der A-Laut, ist die Erde und das Feuer, die Pflanzen, der Rigveda, Bhur, die Gayatri, das neunfache Saman, der Osten, der Frühling, und in bezug auf das Selbst die Sprache, die Zunge und das Reden.

Die zweite Mora, der U-Laut, ist der Luftraum und der Wind, [der Yajurveda], Bhuvar, die Trishtubh, das fünfzehnfache Saman, der Westen, der Sommer, und in bezug auf das Selbst der Odem, die Nase und der Geruch.

Die dritte Mora, der M-Laut, ist der Himmel und die Sonne, der Samaveda, Svar, die Jagati, das siebzehnfache Saman, der Norden, die Regenzeit, und in bezug auf das Selbst das Licht, das Auge und das Sehen.

Die vierte Mora, der Anusvara, ist das Wasser und der Mond, der Atharvaveda, Janas, die Anushtubh, das siebenundzwanzigfache Saman, der Süden, der Herbst, und in bezug auf das Selbst das Herz, das Wissen und das Gewußte.

Der Nachhall ist die Vedangas, Schöpfung und Vergang, die Vedagespräche, die großen Sprüche, die Upanishaden, die Vedavorschriften, die sieben Vyahritis, die sieben Töne, und Kunst, Tanz, Rede und Musik; und die Lieder des Citraratha und der übrigen [Gandharven]; der Blitz, die Brihati, das dreiunddreißigfache Saman, die obere Himmelsrichtung, die vier Monate der übrigen Jahreszeiten, und in bezug auf das Selbst das Ohr, die Stimme und das Hören.

Dieser Pranava, die eine Silbe, entstand vor dem Tapas, ist das Brahman, der Same des Veda; aus diesem Pranava sind alle Mantras entsprungen.)

Folgendermaßen erkennt man die sechsfache Identität der Seele des Universums. Die 6 Objekte sind Mantra, Yantra (Diagramm, Mandala), Gott, Universum, Lehrer und Schüler. Höre mehr über sie, Geliebte. Das Mantra OM besteht aus 5 Teilen, und die bilden auch ein Mandala. Ich werde die Einzelheiten dieses mystischen Bildes erklären. Das Mandala hat die Form der Gottheit, die Gottheit ist die Form des Universums, und der Schüler ist die Form des Lehrers. OM ist alles, alles ist Brahman (OM Itadam Sarvam Iti Sarvam Brahma). So etablieren die Veden die Verbindung zwischen Wort und Sinn.

Die Orte der Artikulierung sind Adhara (Unterstützung), Manipura (Nabel, das Nachfüllen des Juwels), Hradaya (Herz), Visuddhi (Reinheit, Tugend), Ajna (Ordnung), Shakti (Kraft) und Shanti (Frieden). Jenseits von Shanti ist der Herr, der größer als das Größte ist. Wer das erreichen kann, verfügt über eine beständige Nichtanhaftung. Das Ziel bin ich, oh Göttin, und der Verehrer sollte die individuelle Seele mit der Höchsten Seele und mir vereinen. Höre mehr darüber, oh Göttin.

Ein Brahmane sollte sich einen Lehrer mit folgenden Eigenschaften suchen: Er sollte regelmäßig heiligen Riten folgen, friedlich und still sein, Buße üben, über Selbstkontrolle verfügen, die Veden gut kennen, ein reines und gutes Betragen zeigen, an den Freuden dieser Welt, der nächsten und der Welt der Götter nicht hängen und die heiligen Riten von Shiva ausüben. Darüber hinaus sollte er noch die Bedeutung der Lehren und heiligen Texte verstanden haben, alle Regeln kennen und ein kluger und asketischer Mensch sein. Der Schüler sollte vor den Lehrer treten, sich vor ihm verbeugen und ihn mit ehrfürchtigem Dienst erfreuen. Der beste Schüler ist der, der gutes Verhalten an den Tag legt und nach innerer Stille strebt. Der Schüler sollte erkennen, daß der Lehrer Shiva ist und Shiva der Lehrer, und dann kann er sich ihm anvertrauen.

Mit der Erlaubnis des Lehrers sollte der Schüler für zwölf Tage am Ufer des Meeres, an einem Fluß, auf einem Berg oder in einem Tempel Askese üben, indem er nur von Milch lebt und heilige Riten ausführt. Am fünften oder elften Tag der hellen Monatshälfte nehme er dann sein Bad am frühen Morgen und erledige mit reinem Geist seine täglichen Pflichten. Dann lade er den Lehrer ein und führe das Nandisraddha (das Anlegen der heiligen Schnur, oder ein Gebet für die Ahnen zu bestimmten Anlässen) aus. Dann schere er sich die Haupthaare und den Bart, die anderen Körperhaare können bleiben, auch kürze er sich die Nägel und führe konzentriert die rituelle Reinigung durch. Nur geröstetes Mehl sei seine Nahrung bis zum Abend, wo er wieder bade und die Aupasana Riten im Beisein seines Lehrers ausführe. Dazu sammle er alle nötigen Dinge für das Feueropfer ein und plaziere alles neben dem heiligen Feuer nach den Regeln des Grihya Sutra und spreche die rechten Mantras aus den Veden. Dem Lehrer als Shiva gebührt ein Geschenk, wie es die Schriften beschreiben. Dann heilige der Schüler das vedische Feuer in seiner Seele und entsage formell der Welt. Was an Nahrung geopfert wird, sollte mit Feuerholz zubereitet werden und aus gekochtem Reis mit geklärter Butter bestehen. Während des Rituals wird das Purusha Sukta gesprochen, und geklärte Butter wird am Ende jeder Strophe dem Feuer übergeben. Das Sauvistakriti sollte nach den eigenen Regeln durchgeführt werden. Nach dem Opfer sollte er sich Tantra Übungen widmen, nördlich vom Feuer auf einem Stück Stoff, einem Hirschfell oder Kusha-Gras sitzen, bis zum Brahma Muhurta (zwischen 3:30 und 6:30 Uhr morgens) still das Gayatri Mantra rezitieren und dabei seine Gedanken beruhigen. Dann bade er und koche die Milchspeise. Dann führe er das Opfer aus von den Purusha- bis zu den Viraja-Hymnen. Die Prozedur kann Vamadeva oder auch Sanaka folgen, doch Vamadeva ist besser, denn er war schon im Mutterleib eine befreite Seele. Nachdem alle restlichen Riten erledigt sind, sollte der Schüler den Aupasana Ritus am Morgen wiederholen, wobei er die eigene Seele in der Höchsten Seele erkennen und die Morgengebete sprechen soll. Wenn die Sonne aufgegangen ist, rezitiere er das Gayatri Mantra, meide die drei Begierden und wiederhole das Presha Mantra. Dann lege er den Haarschopf, die heilige Schnur und den Gürtel ab und marschiere in nördliche oder östliche Richtung los. Nur ein Stab und ein Lendentuch sei mit ihm, also das Allernötigste zum Leben. Falls er schon völlig ohne Anhaftung ist, kann er auch ohne diese Dinge loslaufen.

Vor dem Lehrer verneige er sich dreimal und setze sich zu dessen Füßen nieder. Der Lehrer nehme dann Asche vom Viraja Feuer und schmiere es über den Körper des Schülers, rezitiere dreimal das Agniriti Mantra und zeichne ihm dabei das Tripundra auf die Stirn. Der Schüler denke dabei an mich, Shiva, wie ich im Lotus des Herzens mit dir, meiner Göttin, lebe. Dann lege der Lehrer die Hand auf des Schülers Haupt, murmele dreimal mit Freude das OM ins rechte Ohr des Schülers und erkläre ihm die Bedeutung. Dann werfe sich der Schüler 12 mal vor dem Lehrer auf den Boden, bleibe ihm dienstbar und studiere eifrig die Veden. Er sollte immerzu über die reine Höchste Seele meditieren und nachsinnen und sich nicht von mir, dem unvergänglichen Meister der Veden und Zeugen aller Brahmanen, ablenken lassen. Nur ein Mensch, der immer in fromme Handlungen eingebunden ist, sich zügeln kann, keiner Feindschaft folgt und zum Meister der Veden wird, ist hier gefragt.

Der Lotus des Herzens ist ohne Staub, kennt kein Leiden und ist klar und groß. Mit seinen acht Blütenblättern und den Staubfäden erhebt er sich strahlend über das Blüteninnere. Man konzentriere sich auf die Region der Adhara Shakti (die grundlegende Kraft) bis zu den drei Tattwas, stelle sich das feinstoffliche Herz vor und empfange es in der Mitte. Dann singe man OM und meditiere mit achtsamem Geist über mich und dich in der Mitte. Wer auf diese Weise den Ritus ausführt, wird in meine Welt gelangen, oh Göttin. Und wer mein Wissen verinnerlicht hat, wird die Sayujya Befreiung erlangen.


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