Pushpak Shiva-Purana Buch 10Zurück WeiterNews

Kapitel 41 - Die sieben Brüder

Sanatkumar erzählte weiter:
Nun du Askesereicher, es gibt sieben Arten von Ahnen im Himmel. Vier davon haben Körper, und drei sind körperlos. Die höchsten Götter und Brahmanen ehren sie und stärken und erfreuen dank der Kraft ihres Yoga den Mondgott Soma. Daher sollten die Menschen das Ahnenopfer vor allem Yogis anbieten. Die Ahnen freuen sich über ein silbernes Gefäß oder eins mit Silber darin, und ein Opfer, welches in Feuer oder, wenn kein Feuer da ist, in Wasser dargeboten wird solange die Sonne auf dem nördlichen Pfad läuft. Man besänftige den Feuergott, den Mondgott oder Yama. Und wer die Ahnen mit Hingabe erfreut, den erfreuen die Ahnen mit Nahrung, Kindern, Gesundheit, dem Himmel oder anderen, schönen Dingen. Die Riten der Ahnen, oh Weiser, sind besser als die der Götter. Und da du ein Verehrer der Ahnen bist, wirst du von Alter und Tod befreit. Das Ziel, welches man durch hingebungsvolle Verehrung der Ahnen erreicht, läßt sich nicht mit Yoga erreichen. Und daher sollte man immer achtsam die Ahnen ehren.

Da sprach Markandeya (eigentlich zu Shantanu, dem Vater Bhishmas):
Nachdem er so gesprochen und damit die vollkommene Sicht des Größten dargelegt hatte, verschwand der Göttliche. Höre weiter, oh Bhishma. Vor langer Zeit, folgten die Söhne Bharadwajas einem üblen Pfad, nachdem sie den Yoga gelehrt bekommen hatten, und mußten die bitteren Folgen ertragen. Ihre Namen zeigen schon ihre Neigungen an: Vadgusta - von übler Rede, Krodhana - zornig, Himshra - gewalttätig, Pishuna - Verleumder, Kavi - Poet, Svashrisha - selbsterschaffend und Pitravartin - die Ahnen ehrend. Die Söhne der Kausika wurden als Schüler zu Garga gegeben, und als ihr Vater gestorben war, gingen sie zu ihrem Lehrer ins Exil. Dort hatten sie die Kuh des Lehrers und ihr Kalb zu hüten. Doch sie waren ungerecht in ihren Taten, und als sie eines Tages im Wald großen Hunger bekamen, hatten sie die grausige Idee, die Kuh zu töten. Kavi und Svashrisha wollten sie davon abhalten, doch erfolglos. Pitravartin führte täglich hingebungsvoll das Ahnenopfer aus und sprach ärgerlich zu seinen Brüdern:
Wenn ihr schon nicht von eurem Entschluß abzuhalten seid, dann denkt wenigstens an die Ahnen. Führt achtsam den Ahnenritus aus, dann wird die Kuh Frömmigkeit erlangen, und wir werden keine Sünde ansammeln.

So besprenkelten sie alle die Kuh mit geheiligtem Wasser, widmeten sie den Ahnen und aßen die Kuh auf. Später sagten sie zu ihrem Lehrer:
Die Kuh wurde von einem Tiger erlegt, doch hier ist wenigstens das Kalb.

Der Weise nahm das Kalb mit großer Trauer zu sich, doch die Brüder besudelten sich mit der Sünde der falschen Verehrung und des falschen Dienstes am Lehrer. Als sie dann ihr Leben gelebt hatten und gestorben waren, da wurden sie aufgrund ihrer grausamen Taten und ihres schändlichen Verhaltens zum Lehrer als Söhne eines Jägers im Lande der Dasharnas wiedergeboren. Sie waren stark, klug und fromm, hielten sich an die heiligen Riten und jagten keine Tiere. Auf dem schönen Berg Kalanjara lebten sie enthaltsam und erinnerten sich an ihre vorhergehenden Leben. Sie wurden nachsichtig, frei von Gegensätzen und nahmen keine Geschenke an. Die Jäger führten glücksverheißende Riten durch, übten heilige Taten und hielten sich von den Hinterhältigen und Üblen fern. Dank der Macht ihres Erinnerungsvermögens wußten sie noch alle heiligen Riten, von denen sie in der Einsiedelei ihres Lehrers im vorangegangenen Leben gehört hatten. Und auch vom großen Ziel, in diese Welt nicht mehr zurückkehren zu müssen. So folgten sie der Askese, zügelten ihre Nahrung und legten schließlich auf diesem Berg ihre Körper ab. Und noch heute kann man auf dem Berg Kalanjara die Orte sehen, an denen sie starben, oh König. Da ihre Taten weder gut noch böse waren, kamen sie auch in ein Leben, das weder gut noch böse war. Sie wurden in einem Wald als Wasservögel wiedergeboren und lebten wie Heilige, die ihren Riten folgen. Sie mieden den Kontakt mit Weibchen, blieben ruhig und still, waren frei von Gegensätzen, Vorstellungen und selbstsüchtigen Gefühlen und nahmen keine Gaben an. Nur äußerlich waren sie Vögel, im Inneren jedoch keusch und enthaltsam. Auch als Vögel konnten sie sich an ihre früheren Leben erinnern, und so blieben sie ohne Anhaftung. Damals, als sie als Brahmanen geboren waren, da hintergingen sie ihren Lehrer. Doch nun als Vögel erlangten sie Weisheit als Resultat ihres Ahnenritus, den sie damals ausgeführt hatten. Denn das Wissen um Brahma, welches damals von den Alten oder heute in den Familien der Lehrer praktiziert wird, hat bis heute von seiner Kraft nichts eingebüßt. Als Vögel hießen die Brüder Swatantra („unabhängig“), Suyajna, Sumanas („schön“), Suvakshuddha, Chitradarshaka und Sarvasattva. Nun höre, was weiter geschah. Eines Tages kam der König der Nipas mit all seinem Pomp und Gefolge in die Gegend, in der die sieben Vögel ihre harte Askese übten.

Einer der Brüder, Swatantra war es, sah die Pracht und Freude des königlichen Lebens, und seufzte schwer:
Ich bin des harten Lebens so müde, all das Fasten und die Buße. Wenn aus Enthaltsamkeit irgendein Verdienst hervorgeht, dann möge ich ein König sein im Reich von Glück und Wohlstand.

Zwei seiner Brüder stimmten ein:
Und wir wollen dann deine Minister sein, dich erfreuen und segnen.

Zwar sprachen die drei Brüder nicht über ihren Entschluß, doch ihre vier anderen Brüder wußten wohl Bescheid, und Sumanas sprach zu ihnen:
Warum habt ihr nur nach so langer Zeit auf dem Yoga-Weg einen solchen Entschluß gefaßt? Ihr werdet nun sicherlich König und Minister in der vorzüglichen Stadt Kapila werden und den Yoga vergessen. Doch wenn die rechte Zeit gekommen ist, dann werdet ihr euch wieder anhand eines Verses von uns erinnern, wie wir die Kuh mit einem Ahnenritus weihten, uns damit Verdienst gewannen und tapfer unseren Yoga verfolgten. Das wird euch in eurer Geburt als Menschen Erkenntnis bringen.

Dann schwieg Sumanas, der kluge Vogel. Und das war die Geschichte bis hierher. Möchtest du noch mehr hören?


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