Pushpak Shiva-Purana Buch 10Zurück WeiterNews

Kapitel 36 - Der Stamm des Vaivaswata Manu

Suta sprach:
Dem Vaivaswata Manu wurden neun Söhne geboren, die ihm ebenbürtig waren, und die später hochgeistig, stolz und den Pflichten der Krieger treu waren. Sie hießen Ikshvaku, Shibi, Nabhaga, Dhrishta, Sharyati, Narishyanta, Nabhaga (oder Kurusha), Karusha und Priyavrata. Doch zuvor führte er ein Opfer zu Ehren von Varuna und Mitra aus, bei dem er um Kinder bat. Doch keine Söhne kamen aus dem Opfer hervor, sondern eine schöne und wohlgestaltete Jungfrau, die mit himmlischen Ornamenten und duftenden Blumen geziert war.

Manu nannte sie Ila und sprach zu ihr:
Folge mir!

Doch die Dame erwiderte dem Patriarchen:
Oh bester Wortgewandter, ich wurde auch aus Varuna und Mitra geboren. Ich werde sie zuerst aufsuchen, und sie um der Tugend willen befragen.

So trat die keusche Ila von die beiden Götter und sprach mit respektvoll gefalteten Händen:
Ihr großen Heiligen, ich wurde in einem Opfer des Manu geboren, was euch gewidmet war, und daher komme ich zu euch. Was soll ich tun? Wie können Söhne in die Welt kommen?

Mitra und Varuna antworteten ihr achtungsvoll:
Oh tugendhafte und schöne Dame, wir sind mit deiner Zügelung, Bescheidenheit und Wahrhaftigkeit sehr zufrieden. Du wirst ruhmreich sein, gesegnete Dame. Denn du wirst zu einem Sohn des Manu werden, der sein Geschlecht fortsetzt. Dann wirst du Sudyumna heißen, ruhmvoll und geliebt im ganzen Universum, tugendhaft und der Stammhalter deiner Familie.

Da kehrte die Dame zu ihrem Vater zurück, doch unterwegs begegnete sie Budha, dem Sohn des Mondes. Dieser bat sie um ihre Hand, und aus der Vereinigung der beiden ging ein Sohn namens Pururavas hervor, ein gutaussehender und gescheiter König, der später die himmlische Nymphe Urvasi heiraten sollte. Doch nachdem Pururavas geboren war, verwandelte sich die Dame Ila dank Shivas Gunst in den König Sudyumna. Sudyumna hatte drei tugendreiche Söhne namens Utkala, Gaya und den starken Vinatashwa. Utkala wurde ein Land übergeben, was nach ihm Utkala benannt wurde. Vinatashwa bekam die Länder des Westens, und Gaya das nach ihm benannte Gaya im Osten. Und als dann später Manu in die höheren Sphären aufstieg, wurde das Land unter seinen Söhnen aufgeteilt. Dabei bekam Ikshvaku, der älteste Sohn, das mittlere Reich, und Sudyumna gab auf den Rat Vasishtas die Stadt Pratishthana seinem Sohn Pururavas. Nun, ihr Weisen, Sudyumna vereinte sowohl Mann als auch Frau in sich.

Von den anderen Söhnen Manus wird folgendes berichtet: Die Söhne von Narishyanta wurden Shakas genannt. Nabhagas Sohn Ambarisha bekam das Land Bahlaka und wurde somit auch als Bahleya bekannt.

Sharyati hatte sowohl einen Sohn als auch eine Tochter. Der Sohn hieß Anarta und die Tochter Sukanya, welche später die Gattin von Chyavana wurde. Anartas Sohn war Raibhya, auch als Raivata bekannt. Im Land Anarta bewohnte er die Stadt Kushasthali, welche außerordentlich strahlend war und die siebte unter den sieben Städten. Er hatte hundert Söhne, von denen der älteste und beste Kakudmin hieß. Er war strahlend, stark, tugendhaft und ein großer Beschützer der Brahmanen. Ihm wurde Töchterchen Revati geboren, die so schön war, daß sie als zweite Lakshmi galt.

Einst begab sich der große König Kakudmin mit seiner Tochter ins Reich Brahmas, um sich nach einem passenden Bräutigam für sie zu erkundigen. Und während Musik und Tanz erklang, stand er in der Nähe von Brahma und wartete für einen Moment. Doch ein Moment in Brahmas Reich bedeutet viele Zeitalter auf der Erde, was Kakudmin aber nicht bedachte. Als der rechte Augenblick gekommen war, verbeugte sich der König demütig vor Brahma, dieser großen Seele, und erzählte ihm sein Anliegen.

Als Brahma alles vernommen hatte, lachte er und sprach zum König:
Oh König und Sohn von Raibhya, lieber Kakudmin, höre aufmerksam auf meine Worte, denn ich sage dir die Wahrheit. Alle Männer, die du als Bräutigam in Erwägung gezogen hast, hat die Zeit schon längst getötet. Und sogar ihre Familien sind bereits vergangen, denn die Zeit verschlingt alles. Auch deine Stadt wurde schon lange von Rakshasas zerstört. Auf Erden herrscht das 28. Dwapara Zeitalter, und deine Stadt wurde von Krishna wieder aufgebaut. Die Bhojas, Vrishnis und Andhakas beschützen nun die schöne Stätte mit vielen Toren. Geh zurück und übergib deine Tochter Balarama, dem Sohn von Vasudeva.

Da verbeugte sich der König und tat, wie ihm der Gott geheißen. Er und seine Tochter waren sehr überrascht, als sie erkannten, wieviel Zeit auf Erden verflossen war. So wurde die schöne Revati mit Balarama, dem Bruder von Krishna, nach allen Riten rechtens vermählt, und Kakudmin ging zum Gipfel des Meru, um dort Shiva mit frommer Buße zu verehren.

Da fragten die Weisen:
Wie kann es sein, daß der König viele Zeitalter bei Brahma verbrachte, und doch als junger Mann in die Welt der Sterblichen zurückkehrte? Das wundert uns sehr.

Und Suta gab zur Antwort:
Nun ihr Weisen, in der Nähe von Brahma gibt es weder Alter, noch Hunger, Durst, Ablenkung oder vorzeitigen Tod. Darum alterte und starb der König nicht, genau wie seine Tochter. Nachdem er mit Brahma gesprochen hatte, kehrte er als junger Mann zurück. In der himmlischen Stadt, die Krishna wieder erbaut hatte, übergab er seine Tochter Balarama. Den beiden wurden hundert Söhne geboren. Und da sein Bruder Krishna viele Frauen hatte, zählte auch er viele, viele Söhne sein eigen. Die Familien dieser beiden edlen Seelen waren sehr zahlreich, und die daraus hervorgehenden Krieger waren tugendhaft und erfolgreich. Damit habe ich dir das Geschlecht von Sharyati aufgezählt.

Höre nun mehr von dessen Brüdern. Nabhaga hatte einen Sohn namens Dhristha, der erst sein Kriegergeschlecht rechtens etablierte, doch dann brahmanische Riten ausführte und sogar zum Brahmanen wurde. So wurde auch sein Kriegergeschlecht zu einer Brahmanenfamilie auf Erden, die Karushas, welche unbezwingbar waren in der Schlacht.

Ein anderer Sohn Manus war Nriga, der ein großzügiger Verteiler von Reichtum und Kühen an die Brahmanen war. Einmal machte er einen Fehler beim Schenken einer Kuh, denn seine Sünden und sein verschlagener Intellekt verleiteten ihn dazu, so daß er verflucht wurde, ein Chamäleon zu sein. Später hat ihn Krishna dann erlöst. Ihm wurde ein vorzüglicher Sohn namens Prayati geboren, der alle Tugenden kannte. So habe ich es von Vyasa gehört und nur kurzgefaßt erzählt.

Manus Sohn Prishadhra sollte auf Gebot seines Lehrers die Kühe hüten. In Heldenmanier bewachte er gewissenhaft die Kühe des Nachts, als einmal ein Tiger in das Gatter kam und die Kühe angriff. Durch den Tumult und die Schreie der Kühe erwachte der Held, packte das Schwert und stürzte kühn voran. Der Tiger sprang ängstlich davon, doch der Held verwechselte eine dunkelbraune Kuh mit dem Tiger und schlug zu. Es war dunkel, stürmisch und regnete, und so bemerkte Prishadhra nichts, dachte, der Tiger sei tot und kehrte zu seinem Platz zurück. Erst am Morgen sah er die tote Kuh und weit und breit keinen Tiger und bereute seine Tat sehr. Sein Lehrer, der Familienpriester, erkannte wohl, daß er die Kuh nicht mit sündiger Absicht getötet hatte, und sprach dennoch folgenden Fluch: „Sei kein Krieger mehr, sondern ein Diener!“ Prishadhra verließ sogleich den Ort und ging in den Wald. Das Leiden ließ ihn Yoga üben und die Anhaftung verlieren, so daß er sich eines Tages einem Flächenbrand übergab und das höchste Ziel erreichte.

Manus Sohn Kavi war äußerst klug dank Shivas Segen. Schon hier erfreute er sich eines paradiesischen Lebens und erlangte hernach die Befreiung.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter