Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 70 - Ein Hund am Tor des Palastes

Eines Morgens saß Rama nach Vollendung seiner morgendlichen Riten auf seinem königlichen Thron und kümmerte sich mit Brahmanen und Untertanen um die Staatsgeschäfte. Die Versammlung setzte sich zusammen aus dem Priester Vasishta, dem Heiligen Kasyapa, in Politik bewanderten Ministern, anderen religiösen Lehrern, Moralisten, Angehörigen und Königen. Diese Gemeinschaft der unermüdlichen Tatkraft um Rama erschien wie die von Mahendra, Yama oder Varuna. Rama sagte zu Lakshmana mit den glücksversprechenden Zeichen: "Oh Bruder mit den langen Armen, begib dich zum Tor der Stadt und empfange diejenigen, die mit einem Anliegen hierher kamen." Auf Ramas Geheiß ging Lakshmana zum Tor und rief nach denen, die zum König wollten. Doch niemand sagte, daß ihn ein Anliegen hergebracht hätte. Denn es gab weder Krankheit noch Armut im Königreich. Während der Regentschaft von Rama war die Erde mit Korn und Asadhis (Kräutern) gefüllt. Kinder, junge Menschen und die im mittleren Alter starben nicht. Die Erde wurde fromm regiert, und daher gab es kein Hindernis. Und so war auch während der Herrschaft Ramas niemand zu sehen, der Gerechtigkeit forderte. So sprach Lakshmana mit gefalteten Händen zu Rama: "Es ist niemand mit einem Anliegen gekommen." Mit erfreutem Herzen antwortete Rama: "Geh noch einmal, oh Lakshmana, und schau, ob jemand etwas will. Wenn königliche Politik angemessen ausgeführt wird, ist kein Platz für Respektlosigkeit. Aus Angst vor dem König beschützen sich die Völker gegenseitig. Und auch wenn die von mir ins Leben gerufenen Gesetze die Untertanen wie viele Pfeile beschützen, oh du mit den langen Armen, verpflichte dich der Herrschaft über die Bürger." So angesprochen ging Lakshmana aus dem Haus und sah einen Hund am Tor warten. Sich immer wieder umblickend bellte er unaufhörlich. Als Lakshmana ihn in seiner Not erblickte, sprach er: "Oh großzügiger Herr, welches Geschäft brachte dich her? Vertraue es mir an." Der Hund erwiderte: "Ich möchte es dem Rama mit seiner unermüdlichen Tatkraft erzählen, denn er ist die Zuflucht aller Wesen und verleiht allen Furchtlosigkeit." Nach diesen Worten des Hundes trat Lakshmana in den schönen Palast ein, um Rama alles zu erzählen. Nachdem dies getan war, kehrte er zum Hund zurück und sprach zu ihm: "Wenn du etwas Wahrhaftes zu sagen hast, dann komm herein und sag es dem König." Der Hund erwiderte: "Wir können nicht in das Heim einer Gottheit, eines Königs oder Brahmanen eintreten. Noch können wir sein, wo Feuer ist, Indra, Sonne oder Wind, denn wir sind niedrig geboren. Ich kann hier nicht eintreten. Denn der König ist die Personifikation der Tugend, und besonders König Rama ist wahrhaft, wohl gelehrt in der Kunst des Kampfes und immer am Wohl aller Wesen interessiert. Er ist sich der sechs Qualitäten voll und ganz bewußt und wo sie anzuwenden sind, ein Meister der Moral, weiß alles, sieht alles und ist der Schönste. Er ist der Mond, der Tod, Yama, Kuvera, der Verteiler von Reichtum, Feuer, Indra, die Sonne und Varuna. Oh Sohn der Sumitra, geh und erzähl dem König, der seine Untertanen beschützt, daß ich ohne seine Erlaubnis hier nicht einzutreten wünsche." Wieder betrat der strahlende Lakshmana mit dem edlen Geist den Palast und sprach zu Rama: "Oh du mit den langen Armen, du Freude der Kausalya, ich habe deinen Befehl ausgerichtet und werde dir alles in Kürze erzählen, was die Sache betrifft. Hör mir zu. Dieser Hund wartet als Bittsteller am Tor auf deine Befehle." Und Rama sprach: "Bring ihn, der am Tor mit einem Anliegen wartet, schnell herein."


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