Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 40 - Hanumans Kindheit

Neugierig faltete Rama seine Hände und fragte Agastya, den im Süden Beheimateten, demütig und bedeutungsvoll: "Du sagtest, daß Ravana und Bali ungleich an Stärke waren. Doch ich meine, daß beide sich nicht mit Hanuman vergleichen konnten. Heldentum, Großzügigkeit, Stärke, Geduld, Verstand, das Wissen um Gesetze und Mittel, heroischer Mut und Energie - dies alles zusammen lebt in Hanuman. Als die Affenarmee ihr Herz verlor beim Anblick des Ozeans, beruhigte sie Hanuman, indem er die sich über dreihundert Meilen erstreckende Tiefe überquerte. Er überwand die über Lanka herrschende Göttin und erspähte Sita, welche er besänftigte. Was soll man mehr sagen, als daß Hanuman ganz allein Ravanas obersten Kommandeur schlug, seine Minister, Diener und seinen Sohn. Von der Brahma Waffe erlöst widersetzte er sich Ravana und legte Lanka in Asche, wie Feuer die Erde verbrennt. Ich habe selbst die Taten Hanumans in der Schlacht gesehen, und sie übersteigen die Kraft Kalas, Vasavas und selbst die des Herrn des Reichtums. Durch die starken Arme vom Sohn des Windgottes gewann ich Lanka, Sita und Lakshmana zurück, den Sieg, das Königreich und meine Freunde. Wenn nicht Hanuman, der Freund des Sugriva, in meiner Begleitung gewesen wäre, wer hätte Sita Nachricht bringen können? Hanuman ist immer um das Wohl Sugrivas besorgt. Warum hat nicht er den Bali wie einen Busch zu Asche verbrannt wegen seines Streites mit Sugriva? Ich denke, Hanuman war sich seiner Kraft damals nicht bewußt. Und darum beugte er sich als Zeuge unter das Elend Sugrivas, denn er war ihm lieber als sein Leben. Oh du von den Himmlischen Verehrter, erzähle mir alles über die Taten Hanumans."

Der Asket Agastya lauschte diesen wohlgemeinten Worten von Rama und antwortete ihm in Gegenwart von Hanuman: "Oh Erster der Raghus, was du über Hanuman gesagt hast, ist alles wahr. Niemand gleicht in Kraft, Schnelligkeit und Verstand dem Hanuman. Oh Feindebezwinger, vor langer Zeit wurde Hanuman von einem Asketen verwünscht, dessen Fluch niemals fruchtlos war, daß er sich seiner ganzen Stärke nie bewußt sein würde. Ich kann dir dieses wunderbare kindliche Meisterstück erzählen, welches Hanuman in seiner Knabenzeit ausführte. Wenn du sehr begierig bist, es zu hören, dann werde ich erzählen. Hör mir zu mit stillem Geist.

Hanumans Vater Kesari regierte in den Bergen Sumeru, welche Gold gleichen, wenn die Sonne darauf scheint. Kesari hatte eine wohlbekannte Gattin namens Anjana, die er herzlich liebte. Der Windgott zeugte mit Anjana einen hervorragenden Sohn. Als sie auf der Suche nach Früchten in einen dichten Wald eintrat, gebar die hervorragende Dame Hanuman, der wie die Spitze eines Salbaumes war. Dann ging sie für eine Weile davon. In Abwesenheit der Mutter und von Hunger geplagt, schrie der eben geborene Hanuman wie Kartikeya, der Oberbefehlshaber der himmlischen Streitkräfte, damals im Saras Wald. Zu dieser Zeit erhob sich die Sonne und glich einer Yava Blume. Hanuman sprang zu ihr hinauf, denn er wollte diese Frucht pflücken. Er wollte die eben aufgehende Sonne erhaschen und sprang mitten ins Himmelsgewölbe hinein. Als das Kind Hanuman solchermaßen im Himmel erschien, wunderten sich die Götter, Danavas und Yakshas sehr: "Weder der Wind, oder Garuda, noch der Geist haben diese Schnelligkeit, mit der sich Maruts Sohn bewegt. Wenn er schon als Knabe so heftig ist, wie stark muß er erst als Jüngling werden." Als sein eigener Sohn solcherart sprang, berührte der Windgott Schnee, wurde kühl und folgte ihm durch den Himmel, damit die Strahlen der Sonne ihn nicht verbrennen würden. Aus kindlichem Übermut sprang Hanuman hoch hinauf, reiste viele tausend Meilen mit Hilfe seines Vaters und näherte sich der Sonne. Da er erst ein Kind war und daher nicht von Sünde befleckt, und weil er ein großes, göttliches Werk in der Zukunft vollbringen würde, verbrannte die Sonne ihn nicht. An dem Tag, als Hanuman sprang, um die Sonne zu ergreifen, versuchte auch Rahu, die Sonne zu packen. Auf der Spitze des Sonnenwagens berührte Hanuman den Rahu, so daß der Unterdrücker der Mondstrahlen sich zurückzog und die bereits beherrschte Sonne betrachtete. Zornig und mißbilligend begab sich Rahu, Sinhikas Sohn, zum Hause Indras und sprach zu ihm, der von den Göttern umgeben war: "Oh Indra, du Sieger über Bali und Vitra, um meinen Hunger zu stillen, gabst du mir einst sowohl Sonne als auch Mond. Doch warum hast du sie nun einem anderen überlassen? Zum Zeitpunkt des Parva kam ich, um die Sonne zu verschlingen, doch es kam ein anderer Rahu und beherrschte sie." Der eine goldene Kette tragende König der Götter war von den Worten Rahus verwirrt. Er bestieg seinen Elefanten Airavat, der so riesig wie der Gipfel des Kailash war, dem immerzu der Saft die Schläfen hinabrann, der vier Stoßzähne hatte, allseits brüllte und mit goldenen Glocken verziert war. Mit Rahu vorauseilend ritt er dahin, wo Sonne und Hanuman waren. Rahu ließ zwar Indra hinter sich, doch als er den riesigen Körper Hanumans erblickte, floh er davon. Und wieder dachte Hanuman, der fliehende Rahu wäre eine Frucht. Die Sonne nicht mehr beachtend sprang er erneut in den Himmel. Rahu, von dem nur der Kopf sichtbar war, sah Hanuman die Sonne verlassen und auf sich zukommen. Er rannte zurück zu Indra, den er als seinen Retter erachtete, und rief unaufhörlich: "Indra! Indra!" Die mitleidigen Worte Rahus voll und ganz verstehend, sprach Indra: "Keine Furcht, bald werde ich ihn schlagen." Doch das Kind Hanuman erblickte mittlerweile den gewaltigen Airavat, und ihn für die größere Frucht haltend, änderte er seinen Kurs. Stürmisch erhob er sich über Indras Haupt und schaute für einen Moment so furchtbar aus wie das Feuer der Auflösung. Nicht allzu aufgeregt schlug der tausendäugige Herr Sachis mit dem Blitz in der Hand den stürmischen Hanuman. Getroffen fiel Hanuman hinunter und brach sich seinen linken Kiefer. Als er so von Indras Hieb überwältigt am Boden lag, ärgerte sich der Windgott über den König der Himmlischen sehr und beschloß, Elend über die erschaffenen Wesen zu bringen. Der alles umfassende Wind hörte auf sich auszubreiten und ging mit seinem Sohn in eine Höhle. Wie Indra alle Wesen quält, wenn er die Regenschauer aufhält, so schickte der Wind alle Wesen in unerträgliches Leiden, denn er versperrte ihre Ausscheidungen. Weil der Windgott verstimmt war, konnten sie nicht mehr atmen, und ihre Gelenke wurden so hart wie Holz, als ob sie durchbohrt wären. Sadhya Vasatkar und alle religiösen Dienste kamen wegen des verärgerten Windgottes zum Stillstand in der dreifachen Welt. Die Welten waren von Kummer geprägt. Sehr besorgt deswegen gingen die Himmlischen, Gandharvas, Asuras und Menschen zum Patriarchen Brahma mit dem Ziel, das Wohl der geschaffenen Wesen wiederherzustellen. Mit geschwollenen Bäuchen wegen des blockierten Windes sprachen die Himmlischen mit gefalteten Händen: "Oh Herr der erschaffenen Wesen, du hast vier Klassen von Wesen gebildet, und du gabst uns den Wind, um unsere Leben zu erhalten. Aber wir wissen nicht, warum der Wind, der Herr unserer Leben, uns leiden läßt, denn er verhindert unsere Bewegungen, als ob wir Frauen wären, die auf die inneren Gemächer beschränkt sind. Vom Wind geplagt kamen wir zu dir und suchen bei dir Zuflucht. Oh du Beseitiger von Elend, erlöse uns von unseren Beschwerden, die aus dem Anhalten des Windes herrühren." Brahma antwortete den Worten der Wesen: "Hört, warum der zornige Wind den Kurs aller Wesen hindert: Nachdem er Rahus Worte vernommen hatte, strafte Indra, der König der Götter, den Sohn des Windgottes. Das hat ihn beleidigt. Der Wind, welcher keinen Körper hat, durchquert die Körper und erhält sie damit. Ohne Wind wird der Körper wie Holz. Der Wind macht das Leben aus, das Glück und das ganze Universum. Ohne Wind kann die Welt nicht fröhlich sein. Vom Wind verlassen und ohne Atem - schaut, die Welt sieht heute wie vertrocknetes Holz aus. Laßt uns daher dorthin gehen, wo der Wind, die Ursache unserer Leiden, verweilt. Wenn wir den Sohn der Aditi nicht zufriedenstellen, dann werden wir alle der Zerstörung begegnen." So begaben sich Brahma, die Götter, Gandharvas, Schlangen, Guhakas und alle andere Wesen dahin, wo der Wind mit seinem vom König der Götter verletzten Sohn wartete. Als sie den Jungen auf dem Schoß des Windgottes erblickten, der Gold und Baisvanar glich, da war sowohl der viergesichtige Brahma als auch alle Gottheiten, Rishis, Yakshas und Rakshasas von Mitgefühl bewegt."


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