Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 39 - Bali klemmt sich Ravana unter den Arm

"Gerade von Arjuna entlassen empfand Ravana dennoch keine Scham und begann erneut, die Erde zu überqueren. Von wem auch immer Ravana hörte, daß er mächtig war, ob Rakshasa oder Mensch, reiste er zu ihm und forderte ihn zum Kampf. Nach einiger Zeit gelangte er zur Stadt Kishkinda, welche von Bali regiert wurde. Auch ihn, der eine goldene Kette trug, lud er zum Kampf ein. Doch Tara, ihr Vater Sushen und Prinz Sugriva sagten zum König der Rakshasas: "Oh Herr der Rakshasas, er, der imstande ist, dir zu widerstehen, ist gerade nicht da. Und welch anderer Affe ist in der Lage, dir entgegenzutreten? Doch Bali wird bald zurückkehren, oh Ravana, nachdem er die Sandhya Riten am Zusammenfluß der vier Ozeane durchgeführt hat. Daher warte hier für eine Weile. Und schau auf die Knochen all derer, die hier wie Muscheln liegen. Sie kamen, um mit dem mächtigen Affenkönig zu kämpfen. Oh Rakshasa Ravana, auch wenn du vom Nektar getrunken hast, wirst du in dem Moment dein Leben verlieren, in dem die Schlacht mit Bali beginnt. Oh Ravana, betrachte dir jetzt das vielfarbige Universum und genieße diesen Moment, denn später wird es schwer für dich sein, dein Leben zu bewahren. Doch wenn du es wünschst, dem Tod gleich zu begegnen, dann eile zum südlichen Ozean und dort wirst du Bali sehen, der dem Feuer auf Erden gleicht." Nachdem Ravana diese Worte vernommen hatte, beschimpfte er Tara, bestieg seinen blumigen Wagen und fuhr in die südliche Richtung, bis er Bali erspähte, der mit seiner roten Erscheinung wie die aufgehende Sonne mit ganzer Achtsamkeit in die Sandhya Riten vertieft war. Er stieg von seinem Wagen Pushpak ab und näherte sich mit leisen Schritten dem Bali, um ihn zu packen. Doch Bali ließ gerade seine Blicke schweifen und erblickte ihn. Obwohl er dessen böse Absicht erkannte, war er nicht im mindesten erregt. Bali beachtete ihn einfach nicht, wie ein Löwe sich nicht aufregt, wenn er einen Hasen sieht oder Garuda eine Schlange. Er dachte für sich: "Dieser übelgesinnte Ravana schleicht sich an, um mich zu fangen. Ich werde ihn mir unter die Achsel klemmen und über die drei großen Meere reisen. Jeder wird den Feind Ravana unter meiner Achsel sehen mit hängenden Armen, Beinen und Kleidern, wie eine Schlange im Griff von Garuda." Dies überlegend blieb Bali still, und Formeln rezitierend wartete er wie ein Berg. So versuchten beide, auf ihre Kraft stolzen Könige sich gegenseitig zu fangen. Bali saß mit dem Rücken zu Ravana, doch vom Geräusch seiner Schritte erkannte er, daß Ravana in Reichweite gekommen war. Mit einem Griff packte er ihn wie Garuda die Schlange. Er hielt Ravana, den Herrn der Rakshasas, fest, klemmte ihn sich unter die Achsel und erhob sich in den Himmel. Dann flog Bali davon, wie der Wind, der die Wolken zerstreut, obwohl Ravana ihn wieder und wieder mit seinen Nägeln kratzte.

Als der zehnköpfige Dämon so davongetragen wurde, schrien seine Begleiter laut auf und verfolgten Bali, um Ravana zu befreien. Sie folgten ihm, und Bali erschien wie die Sonne inmitten von Wolken. Doch die Rakshasas konnten Bali nicht fangen. Schnell waren sie erschöpft von den Hieben seiner Arme und Oberschenkel. Da sogar die Berge den Weg frei machten, wenn Bali kam, was soll man da von Wesen aus Fleisch und Blut sagen, die um ihr Leben fürchten? So erhob sich der mit großer Schnelligkeit gesegnete Bali, der Herr der Affen, in die Himmel, welche selbst die Vögel nicht erreichen, und beendete dort nach und nach den Sandhya Ritus über den Ozeanen. Die Luftgeister ehrend sprang Bali mit Ravana weiter zum westlichen Ozean. Nachdem er dort seine Sandhya Gebete beendet und die Formeln gesprochen hatte, ging es weiter zum nördlichen Ozean. Dieser riesige Affe reiste viele tausend Meilen mit seinem Feind, sprach seine Gebete und ging weiter zum östlichen Ozean. Nachdem er auch dort seine Gebete rezitiert hatte, kehrte Bali, der Sohn des Indra und König der Affen, zurück nach Kishkinda. Dabei trug er die ganze Zeit Ravana mit sich herum. Ermüdet durch die Sandhya Riten in den vier Ozeanen und das Tragen von Ravana landete Bali in den Gärten von Kishkinda. Dieser Beste der Affen entließ Ravana aus seiner Klemme, lachte lange und sprach: "Woher kommst du?" Völlig überrascht und mit zitternden Augen vor Erschöpfung antwortete Ravana: "Oh König der Affen, der du Mahendra gleichst, ich bin Ravana, der König der Rakshasas. Ich kam, mit dir zu kämpfen, und wurde von dir besiegt. Oh, welche Kraft ist dein! Welch Heldenmut! Welche Ernsthaftigkeit! Mich wie ein wildes Tier tragend reistest du über die vier Ozeane. Oh Held! Welcher Heroe wäre nicht erschöpft, nachdem er mich so heftig an sich geklammert hat? Oh Affe, Geist, Wind und Garuda - dies sind die drei, die mit Schnelligkeit gesegnet sind. Doch unzweifelhaft bist du ebenso schnell. Deine heldenhafte Macht hast du ausreichend bewiesen. Und ich wünsche, oh König der Affen, mit dir vorm Feuer Freundschaft zu schließen. Von heute an, oh König der Affen, werden wir Ehefrauen, Söhne, Städte, Königreiche, Vergnügen, Kleider und Nahrung teilen." Es ward ein Feuer entfacht, die beiden Könige umarmten sich und wurden Freunde. Sich an den Händen haltend betraten sie die Stadt Kishkinda wie zwei Löwen, die vergnügt eine Höhle betreten. Wie ein zweiter Sugriva verbrachte Ravana dort einen Monat. Doch dann sehnten sich seine Berater wieder nach Zerstörung in der dreifachen Welt und führten Ravana fort. Oh Lord Rama, ich habe dir nun die alte Geschichte erzählt, wie Bali und Ravana erst miteinander rangen und dann vorm Feuer Freunde wurden. Oh Rama, Bali hatte unvergleichlich große Kraft. Doch wie ein Feuer eine Heuschrecke verbrennt, so verbranntest du Bali."


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