Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 9 - Die Geburt von Dashagriva und seinen Brüdern

"Der mächtige Rakshasa Sumali lebte für lange Zeit und voller Angst vor Vishnu mit seinen Söhnen und Enkelsöhnen in den niederen Bereichen. Und der König des Reichtums residierte in Lanka. Nach einer Weile verließ der Rakshasa Sumali die unteren Bereiche und wanderte über die Erde. Einer dunklen Wolke gleich nahm dieser mit Ohrringen aus poliertem Gold geschmückte Herr der Rakshasas seine Tochter auf seinen Wanderungen mit sich, welche Sri selbst ohne ihren Lotus glich. Dabei sah er den Herrn des Reichtums, wie er in seinem Wagen Pushpak reiste und seinen Vater besuchte. Wie er diesen Unsterblichen und Feuergleichen auf seiner Reise erblickte, staunte Sumali sehr und kehrte in die niederen Bereiche der Erde zurück. Dort überlegte dieser Herr mit dem mächtigen Geist: "Durch welche Maßnahmen kann das Wohl der Rakshasas erreicht werden? Und wie können wir unsere Macht vergrößern?" So begann dieser hochbeseelte Herr der Rakshasas nachzudenken. Schließlich sprach er zu seiner Tochter mit Namen Kaikasi: "Oh Tochter, die Zeit ist gekommen, daß ich dich weggeben sollte. Deine Jugend ist fast vorüber. Aus Angst vor Ablehnung hat sich noch kein Werbender bei dir gezeigt. Doch aus dem Verlangen heraus, uns religiösen Verdienst zu gewinnen, werden wir nach dem Besten in deinem Interesse streben. Meine Tochter, du bist mit allen Perfektionen ausgestattet wie die Göttin Sri selbst. Eine Tochter ist ein Elend für alle Väter, die Ehre suchen. Denn man weiß nie, wer nach der eigenen Tochter fragen wird. Wohin auch eine Tochter übergeben wird, wenn sie bleibt, herrscht diese Ungewißheit in den drei Geschlechtern (von Vater, Mutter, Ehemann), mit denen sie verwandt ist. Such du dir daher, meine Tochter, diesen Besten und Ersten der Asketen als deinen Ehemann aus, der aus der Linie von Prajapati stammt, Pulastyas Sohn, Vishrava (der Vater von Kuvera). Akzeptiere ihn als deinen Gatten. Und wie er, meine Tochter, wirst du zweifellos Söhne bekommen, welche die Energie der Sonne wie der Herr des Reichtums selbst besitzen."

Die Tochter hörte die Rede ihres Vaters, und für Wohl und Würde desselbigen ging sie dahin, wo Vishrava Buße übte und blieb dort stehen. In der Zeit, oh Rama, führte der Zweifachgeborene Vishrava das Agnihotra Opfer durch wie das vierte Feuer selbst. Doch ohne diese besondere Zeit zu beachten, näherte sich Kaikasi, denn sie achtete nur auf die Würde ihres Vaters. Sie trat vor den Großen hin, ließ ihren Kopf zu seinen Füßen hängen und kratzte in der Erde mit ihrer großen Zehe. Der hochbeseelte Asket mit der flammenden Energie erblickte die Schönhüftige mit dem Gesicht wie der volle Mond, und sprach sie an: "Oh du Zarte, wessen Tochter bist du? Warum kommst du hierher? Auf welchem Botengang bist du? Und wen suchst du hier? Oh schöne Dame, erzähl mir alles ganz genau." Das Mädchen antwortete ihm mit gefalteten Händen: "Oh Asket, du bist sicher fähig, meine Absicht mithilfe deiner eigenen Macht zu verstehen. Wisse, oh Brahmarshi, daß ich auf Befehl meines Vaters hierher kam. Mein Name ist Kaikasi. Das Übrige erkenne selbst." Daraufhin versenkte sich der Asket in nachdenkliche Betrachtung und sprach folgende Worte: "Ja, sanfte Dame, ich weiß nun um die Absicht in deinem Herzen. Oh du mit dem Gang eines wilden Elefanten, in dir herrscht ein starkes Verlangen nach Kindern. Aber weil du in dieser schrecklichen Stunde zu mir kamst, so höre, oh du Liebenswerte, welcherart Nachkommen du gebären wirst. Du mit den anmutigen Hüften sollst gräßliche Rakshasas mit grimmigen Gesichtern zur Welt bringen, die sich an fürchterlichen Freunden und grausamen Taten erfreuen." Als sie seine Rede angehört hatte, verbeugte sie sich und sprach: "Oh Verehrter, solcherart außerordentliche Rakshasas erwarte ich nicht von dir, der du den Veden folgst. Daher ziemt es sich für dich, mir Gunst zu erweisen." So von dem Mädchen angefleht, sprach Vishrava, der Beste der Asketen, erneut zu Kaikasi, wie der Vollmond zu Rohini spricht: "Oh du mit dem schönen Gesicht, der Sohn, den du als letzten zur Welt bringst, der soll meinem Geschlecht gleichen. Er soll zweifellos eine gerechte Seele haben."

Nach diesen Worten, oh Rama, brachte das Mädchen nach einer Weile einen Sohn zur Welt. Er hatte die Gestalt eines gräßlichen und abscheulichen Raksha. Mit seinen zehn Köpfen und großen Zähnen erschien er wie ein Berg Collyrium(1). Er hatte kupferfarbene Lippen, zwanzig Arme, riesige Gesichter und flammendes Haar. Bei seiner Geburt fingen Schakale mit brennenden Mäulern und andere grimmige Tiere an, sich links herum zu drehen. Der Gott ließ Blut regnen, und die Wolken stießen rauhe Laute aus. Die Sonne verlor ihren Glanz, und Meteore fielen zur Erde. Der Boden bebte, und die Winde bliesen gewaltsam. Der Ozean, dieser zuvor ruhige Herr der Ströme, wurde aufgewühlt. Und der seinem Großvater ähnelnde Vater gab dem Kind folgenden Namen: "Da dieser mit zehn Köpfen geboren wurde, soll er der Zehnköpfige (Dashagriva) heißen." Nach ihm wurde Kumbhakarna geboren, der mit erstaunlicher Kraft versehen war und dessen Proportionen niemand sonst auf Erden besaß. Dann kam eine Tochter zur Welt, Shurpanakha mit dem gräßlichen Gesicht. Und der gerechte Vibhishan war der jüngste Sohn der Kaikasi. Als dieser mit großer Kraft Ausgestattete geboren wurde, regnete es Blumen aus dem Himmel, die göttlichen Kesselpauken erklangen in den himmlischen Regionen, und es erhoben sich Stimmen: "Exzellent! Exzellent!"

In jenem weiten Wald wuchsen also diese außerordentlich Starken, Kumbhakarna und der Zehnköpfige, heran und wurden zur steten Quelle der Angst für die Menschen. Der höchst wahnsinnige Kumbhakarna verschlang mächtige Weise, die sich der Religion hingegeben hatten, und durchwanderte ununterbrochen die Welten mit unbefriedigtem Geist. Der gerechte Vibhishana lebte auch dort. Er widmete sich der Frömmigkeit, studierte die Veden, reduzierte seine Nahrung und kontrollierte seine Sinne. Dann begab es sich nach einer Weile, daß der Gott Vaishravana, der Herr des Reichtums, mit Pushpak seinen Vater besuchte. Als sie diesen in Energie Entflammten erblickte, rief die Rakshasi Kaikasi den Zehnköpfigen zu sich und sprach zu ihm: "Oh Sohn, sieh deinen Bruder Vaishravana, wie er mit Glanz umhüllt ist. Und sieh dich in deiner Lage an, obwohl ihr Brüder und gleich seid. Oh Zehnköpfiger mit der unermeßlichen Tapferkeit, strebe du danach, mein Sohn, wie Vaishravana selbst zu werden." Die Worte seiner Mutter lösten im mächtigen Zehnköpfigen ein außerordentlich großes Übelwollen aus, und er sprach folgenden Schwur: "Ich verspreche dir aufrichtig, daß ich meinem Bruder an Kraft gleichen oder ihn sogar übertreffen werde. Wirf du daher die Sorge ab, die in deinem Herzen ist." Von dieser Leidenschaft beeinflußt begann der Zehnköpfige, mit seinen jüngeren Brüdern strenge Buße zu tun mit einem auf Askese gerichteten Geist. Fest entschlossen war er: "Ich muß durch Askese meinen Wunsch erfüllen." Um dieses Ziel zu erreichen, ging er in das heilige Asyl Gokarna. Dort führte der Rakshasa von unerreichtem Heldenmut mit seinen jüngeren Brüdern seine Enthaltsamkeit fort und stellte damit den Großen Vater zufrieden. Und weil sich der Gott so über ihn freute, gewährte er ihm Segen, der viele Siege brachte."


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(1) Indra stach Vritra ein Auge aus, und dieses wurde zu einem Berg aus Collyrium, ein Mineral, welches in der traditionellen Medizin für Augensalbe benutzt wird.