Da fragte Rama den Asketen: "Oh Brahmane, wie übten diese äußerst mächtigen Brüder Enthaltsamkeit im Wald? Und welche Art der Buße wählten sie?" Daraufhin sprach Agastya zu Rama mit dem befriedeten Geist: "Die Brüder folgten der Tugend, welche für jeden geeignet war. Kumbhakarna nützte seine beste Kraft und folgte stetig dem Pfad der Gerechtigkeit. Er verbrachte die Sommer in der Mitte von fünf Feuern und übte Buße. In der Regenzeit ließ er sich vom Wasser aus den Wolken durchnässen und saß in heroischer Haltung. Im Winter blieb er immer im Wasser. So vergingen zehntausend Jahre für den sich in religiöser Anstrengung Mühenden und in Wahrheit Begründeten. Der tugendhafte Vibhishana, der immer aufmerksam der Tugend und dem reinen Geist folgte, stand für fünftausend Jahre auf einem Bein. Nachdem er diese Aufgabe der Enthaltsamkeit vollendet hatte, tanzten ganze Schwärme von Apsaras, es regnete Blüten, und die Götter lobten ihn. Für weitere fünftausend Jahre verehrte er die Sonne. Mit auf das Studium der Veden konzentriertem Geist hielt er ständig seinen Kopf und die Hände hoch erhoben. So verbrachte der weise Vibhishan wie eine Gottheit in Nandana die zehntausend Jahre und übte Enthaltsamkeit. Der Zehnköpfige blieb die zehntausend Jahre ohne Nahrung. Nachdem tausend Jahre vergangen waren, opferte er einen seiner Köpfe dem Feuer als Gabe. So ging es neuntausend Jahre, und neun seiner Köpfe gingen ins Feuer ein. Als er entschlossen den zehnten Kopf abschlagen wollte, zeigte sich der Große Vater selbst an diesem Ort. Sehr zufrieden kam der Große Vater Brahma mit den Göttern und sprach: "Oh Zehnköpfiger, ich bin höchst zufrieden mit dir. Frage nun, oh du um Gerechtigkeit Wissender, nach der Gabe, die du begehrst. Welchen deiner Wünsche soll ich erfüllen? Denn deine Mühe darf nicht umsonst sein." Daraufhin beugte der Zehnköpfige sein Haupt vor dem Gott und sprach mit entzücktem Herzen und vor Ekstase stockenden Worten: "Oh Verehrter, die Wesen haben die größte Angst vorm Sterben. Es gibt keinen anderen Feind als den Tod. Ich flehe dich um Unsterblichkeit an." So angesprochen antwortete Brahma dem Zehnköpfigen: "Du kannst nicht unsterblich sein. Bitte um einen anderen Segen." Also sprach der Zehnköpfige vor Brahma, dem Schöpfer, mit gefalteten Händen: "Oh Herr der Wesen, dann soll es für Vögel und Schlangen, Yakshas, Daityas, Danavas, Rakshasas und die Götter unmöglich sein, mich zu töten. Denn, oh du Ewiger, der du von den Göttern verehrt wirst, vor anderen Wesen habe ich keine Furcht. Tatsächlich halte ich andere Wesen wie die Menschen nur für Stroh." Auf diese Bitte antwortete der gerechte Große Vater zusammen mit den Göttern dem Zehnköpfigen: "Oh Erster der Rakshasas, worum du bittest, das soll geschehen." Nachdem er dies ausgesprochen hatte, oh Rama, hob er nochmals an: "Höre! Befriedigt gewähre ich dir noch einen anderen Segen. Oh sündenloser Rakshasa, die Häupter, die du opfertest und die ins Feuer sanken, sollen dir wieder angehören. Und, du Gelassener, hier ist noch eine Gabe, welche schwer zu bekommen ist. Die Gestalt, welche du zu tragen wünschst, soll sofort dein sein." Und sogleich erhoben sich die dem Feuer geopferten Häupter wieder.
Dann sprach der Große Herr aller Wesen zu Vibhishana: "Oh Vibhishan, ich bin mit dir zufrieden, denn deine Vernunft gründet sich in Gerechtigkeit. Dafür, oh mein Kind mit der gerechten Seele und den hervorragenden Gelübden, frage nach der Gabe, die du haben möchtest." Mit gefalteten Händen antwortete Vibhishan: "Oh Verehrungswürdiger, da der spirituelle Lehrer aller Wesen selbst mit mir zufrieden ist, erachte ich mich als mit allen Vollkommenheiten ausgestattet, wie der Vollmond von Strahlen umgeben ist. Wenn du mir mit Vergnügen einen Segen verleihen willst, dann höre die Gabe, um die ich bitte. Möge mein Geist immer fest in Gerechtigkeit ruhen, auch wenn ich einmal in größter Gefahr sein sollte. Und möge ich Brahma Wissen ohne jegliche Instruktionen erlangen. Mögen alle meine Sinne während der Einhaltung verschiedener Lebensweisen mit der Gerechtigkeit vereint sein, so daß ich fähig bin, die Religion in Harmonie mit allen Lebenslagen auszuüben. Oh äußerst Edler, es ist dieser Beste aller Segen, den ich suche. Denn nichts in der Welt ist unmöglich von denen erlangt zu werden, die der Gerechtigkeit verbunden sind." Erneut zutiefst entzückt erwiderte der Herr der Wesen: "Weil du tugendhaft bist, soll dies für dich geschehen. Und weil du zwar in einer Rakshasa Familie geboren wurdest, doch deine Gedanken, oh du Feindezerstörer, nicht von Sünde herrühren, verleihe ich dir Unsterblichkeit."
Danach wandte er sich an Kumbhakarna mit der Absicht, auch ihm Segen zu bringen. Doch da regten sich alle Himmlischen gleichzeitig mit gefalteten Händen und sprachen zum Herrn der Wesen: "Dem Kumbhakarna solltest du keine Wünsche gewähren, denn du weißt, auf welche Weise dieser mit dem niederen Geist die Wesen ängstigt. Oh Brahma, sieben Apsaras in Nandana, zehn Diener Mahendras und viele Weise und Menschen hat er bereits verschlungen. Bedenke, was dieser Rakshasa tat, als ihm noch keine Gaben verliehen waren. Wenn er nun von dir gesegnet wird, ißt er die drei Welten auf. Wenn du vorhast, ihm einen Wunsch zu gewähren, oh Herr mit der unermeßlichen Macht, dann gib ihm lieber Betäubung. Damit sicherst du das Wohl der Wesen und bewahrst gleichzeitig seine Ehre." Über diese Worte der Himmlischen dachte Brahma, der Lotusgeborene, eine Weile nach. Auch die Göttin Sarasvati an seiner Seite war von Angst bewegt. In seiner Nähe bleibend äußerte Sarasvati mit gefalteten Händen: "Oh Gott, ich kam hierher. Welche Aufgabe soll ich vollbringen?" Der Herr der Wesen sprach zu ihr: "Oh Vani, sei du die Göttin der Rede dieses hervorragenden Rakshasas, damit sie den Göttern günstig sei." Sie antwortete: "So sei es." und ging in die Kehle von Kumbhakarna ein. Dann sprach Prajapati: "Oh Kumbhakarna, du Held mit den mächtigen Armen, frage du nun nach der Gabe, die du haben möchtest." Die Worte hörend sprach Kumbhakarna: "Oh Gott, mein Wunsch ist es, daß ich für viele Jahre schlafen möge." Mit der Antwort: "So sei es." verließ Brahma mit den Himmlischen den Ort. Auch die Göttin Sarasvati verließ den Rakshasa wieder. Während also die Götter mit Brahma in die himmlischen Bereiche zurückgingen und auch Sarasvati sich zurückzog, gewann Kumbhakarna sein Bewußtsein wieder. Und kummervoll dachte Kumbhakarna mit dem gemeinen Geist: "Was für eine Rede floß nur heute von meinen Lippen? Mir scheint, ich wurde von den anwesenden Göttern verwirrt." Nachdem die mit flammender Energie ausgestatteten Brüder ihre Gaben erhalten hatten, gingen sie zum Sleshmataka Wald und lebten dort in Frieden."