Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 7 - Die Schlacht zwischen Vishnu und den Rakshasas

"Wie Wolken einen Berg mit Schauern bestürmen, so griffen die Rakshasas mit Gebrüll Narayana an. Mit seiner leuchtenden, braun-blauen Färbung und vom Blütenkranz der dunkelgesichtigen Wanderer der Nacht umgeben sah Vishnu aus wie der Berg Anjana, über dem sich die Wolken ausschütten. Wie Heuschrecken ein Feld überfluten, Mücken um die Flamme schwirren, Fliegen sich um einen Topf mit Honig scharen und Makaras durch die Tiefe wandern, so bohrten sich die von den Bögen der Rakshasas abgeschossenen Pfeile mit der Energie des Blitzes und der Geschwindigkeit von Wind oder Gedanken in Hari, als ob die Auflösung des Universums bevorstünde. Die auf Streitwagen Fahrenden griffen ihn von ihren Wagen aus an. Diejenigen, welche Elefantenrücken bestiegen hatten, bestürmten ihn mit ihren Elefanten. Wer auf Rossen ritt, griff ihn auf seinem Pferd an. Und auch die Fußsoldaten attackierten den im Himmel Stehenden. Die Besten der Rakshasas, welche Bergen ähnelten, ließen Hari mittels Pfeilen, Rishtis (Schwerter oder Pfeile) und Tomaras (Lanze, Speer oder Eisenstange) den Atem anhalten, gerade wie es das Pranayama bei den Zweifachgeborenen tut. Von den Wanderern der Nacht schwer bedrängt, so wie der große Ozean von den in ihm wohnenden Fischen, nahm er seinen Bogen Sarnga und ließ Pfeileschauer auf die Rakshasas niedergehen. Vishnu spannte seinen Bogen zum Äußersten, und mit scharfen Pfeilen wie Donnerschläge und schnell wie der Wind mähte er Hunderte, ja Tausende Rakshasas nieder. Mit seinen Pfeileschauern zerschmetterte er die Reihen der Rakshasas, gerade wie der sich erhebende Wind einen Platzregen davonfegt. Dazu blies dieser Beste der männlichen Wesen sein Muschelhorn Panchajanya. Von Hari mit größter Macht geblasen, schmetterte dieser König der dem Meer entsprungenen Muscheln sein wundervolles Donnern heraus, als ob er die drei Welten angreifen wolle. Der Klang dieses Muschelkönigs ließ die Herzen der Rakshasas vor Angst erzittern, gerade wie das Brüllen eines Löwen in einem mächtigen Wald die Herzen von brünstigen Elefanten mit Terror erfüllt. Die Pferde gingen durch. Den Elefanten trocknete der Schläfensaft aus. Durch das Donnern der Muschel wurden Helden ihrer Tugend beraubt und kippten von ihren Streitwagen. Mit kunstvollen Federn und Köpfen versehen spalteten die vom Bogen Sarnga abgeschossenen und Blitzen ähnelnden Pfeile die Rakshasas, um dann in der Erde zu versinken. Wie vom Blitz getroffene Berge fielen die Rakshasas zu Boden, durchbohrt von den Pfeilen, die von Narayanas Arm abgeschossen wurden. Die Wunden der Feinde, die Vishnus Diskus riß, ließen Ströme von Blut fließen, wie Berge Ströme von roter Kreide absondern. Der Klang des Königs der Muscheln und auch der Klang des Bogens Sarnga, vermischt mit dem Gebrüll von Vishnu selbst, verschluckte das Geschrei der Rakshasas. Mit seinen Pfeilen durchschnitt Hari ihre Hälse, Pfeile, Standarten, Bögen, Wagen, Flaggen und Köcher. Wie die heftigen Strahlen der Sonne entströmen, wie Güsse in den Ozean stürzen, Elefanten einen Berg hinunterstürmen oder wie Regenschauer aus den Wolken rauschen, so verfolgten Narayanas Pfeile die Feinde zu Hunderten und Tausenden. Und wie ein Elefant einen Tiger verfolgt, ein Tiger einen Wolf, ein Wolf einen Hund, ein Hund eine Katze, eine Katze eine Schlange oder eine Schlange eine Ratte, so verfolgte der mächtige Vishnu die Rakshasa Heere und viele maßen, von ihm hingestreckt, ihre Größe auf dem Boden aus. Nachdem er Tausende getötet hatte, blies der Zerstörer des Madhu auf seiner dem Meer entstammenden Muschel, gerade wie der Herrscher der Himmlischen die Regenwolken füllt. Von den Pfeilen des Narayana durchgeschüttelt und mit verwirrten Sinnen durch das Schmettern der Muschel flohen die gebrochenen Rakshasa Kräfte zurück gen Lanka.

Doch obwohl die Armee durch die Schläge Narayanas zerstreut war, widerstand Sumali mit Pfeileschauern dem Hari in der Schlacht. Und wie Nebel die Sonne verhüllt, so umhüllte er ihn mit seinen Pfeilen. Daraufhin sammelten sich die Rakshasa Kräfte erneut. Dieser Rakshasa, voller Übermut im Vertrauen auf seine Stärke, stieß ein gewaltiges Gebrüll aus, zielte auf seinen Gegner im Kampf, und schien dabei die Rakshasa Heere wieder zu beleben. Und wie ein Elefant seinen Rüssel schwenkt, so erhob dieser Rakshasa seinen mit Schmuck verzierten Arm und begann mit Entzücken zu brüllen, wie eine Menge von Wolken mit Blitzen erleuchtet wird. Da trennte Vishnu den mit Ohrringen geschmückten Kopf seines Wagenlenkers vom Rumpf, und die Pferde rannten ziellos hin und her. Mit seinen haltlosen Pferden irrte Sumali herum, wie eine ungeduldige Person, deren Sinne halluzinieren. Als Sumalis Wagen von seinen führerlosen Pferden zufällig herumgezogen wurde, ergriff Mali seinen Bogen. Er stürzte auf Vishnus Wagen los und griff den Mächtigen an, wie er sich auf das Schlachtfeld niederließ. Wie Vögel sich auf dem Berg Krauncha niederlassen, so trafen die goldverzierten Pfeile von Malis Bogen auf Hari und verletzten ihn. Wie ein Wesen, welches seine Sinne unter Kontrolle hält und daher nicht aus der mentalen Balance geworfen wird, so war Vishnu in diesem Zweikampf kein bißchen verstört, obwohl ihn tausend von Mali abgeschossene Pfeile bestürmten. Dann spannte dieser Schöpfer aller Wesen, der verehrte Gadadhara(1), seine Bogensehne und ließ ganze Pfeilehagel auf Mali niedergehen. Malis Körper treffend, tranken diese mit dem Leuchten von Blitzen versehenen Pfeile sein Blut, wie Schlangen Nektar trinken. Malis Angriff vereitelnd stürzte der Träger von Muschel, Diskus und Keule Malis Krone und seine Standarte, zerbrach den Bogen und schickte die Pferde zu Boden. Ohne seinen Wagen sprang dieser Erste der Wanderer der Nacht mit seiner Keule in der Hand vorwärts wie ein Löwe von der Kuppe eines Hügels. Mit seiner Keule schlug er auf die Stirn dieses Besten der Vögel ein, gerade wie der Zerstörer Ishana schlug(2), oder wie Indra mit seinem Donnerschlag einen Berg spaltet. Unter dem schweren Schlag von Malis Keule krümmte sich Garuda qualvoll und trug den Gott vom Schlachtfeld fort. Als nun der Gott wegen Mali und Garuda das Feld verließ, erhob sich ein gewaltiges Getöse von dem Gebrüll der Rakshasas. Wie Indras jüngerer Bruder(3), der verehrte Hari, nun auf dem Herrn der Vögel saß, fälschlicherweise sich vom Schauplatz des Konfliktes entfernte und das Frohlocken der Rakshasas hörte, da wurde er zornig und mit dem Wunsch, Mali zu töten, schleuderte er seinen Diskus auf ihn. Mit dem Glanz der Sonnenscheibe ausgerüstet, dem Rad der Zeit (Kala) ähnelnd und alle Himmel mit Leuchtkraft überflutend, brachte der Diskus Malis Kopf zu Fall. So fiel dieses Haupt des Rakshasa Herren zu Boden: wunderbar anzusehen, von Vishnu abgetrennt und Blut verströmend. Es fiel vor die Rakshasas wie einst das Haupt Rahus fiel. Die Götter erfuhren große Freude und sandten mit aller Kraft jubelndes Löwengeschrei aus: "Hervorragend, oh Gott!"

Malyavan und Sumali erblickten ihren getöteten Bruder. Vor Trauer brennend flohen sie mit ihren Truppen überstürzt nach Lanka. Garuda hatte sich wieder erholt, kehrte um und trieb wütend wie zuvor die Rakshasas mit dem Wind seiner Flügel vor sich her. Manchen wurden die Lotusgesichter mit dem Diskus abgetrennt, manchen wurde die Brust mit der Keule zerschmettert, anderen wurde der Nacken von Garudas Krallen durchtrennt, einige verloren ihren Kopf durch das Schlagholz, manche wurden vom Schwert niedergemäht und wieder andere von Pfeilen durchbohrt - so fielen die Rakshasas schnell aus dem Himmel in die Wasser des Ozeans. Wie Donner und Blitz eine mächtige Wolkenansammlung durchschneiden, so machte Narayana mit den Blitzen seiner Pfeile, die sein Bogen entließ, die Wanderer der Nacht mit verwirrtem Haar und im Wind treibend nieder. Die Schirme des Heeres waren zerrissen, die Waffen heruntergefallen, die schöne Kleidung zerstört, die Eingeweide quollen heraus und ihre Augen rollten, so daß sie nicht mehr unterscheiden konnten zwischen ihren eigenen Leuten und dem Feind. Und so heftig wie Elefanten brüllen, wenn sie von einem Löwen angegriffen werden, so wild schrien die Wanderer der Nacht mit ihren Elefanten, als sie vom Höchsten Löwen(4) angegriffen wurden. Von Haris Netzen aus Pfeilen getrieben und selbst ständig Pfeileschauer absendend, wurden diese Wanderer der Nacht davongeblasen wie die Wolken am Tag der Auflösung des Universums vor dem Wind treiben werden. Von Schwertern entzwei gehauen fielen die Rakshasas wie bröckelnde Felsen von einem Berg. Die Erde war bedeckt mit Juwelen verzierten und Ohrringe und Halsketten tragenden Wanderern der Nacht, die dunklen Wolken ähnelten, als ob sie mit schwarzen, heruntergefallenen Bergen bedeckt wäre."



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(1) Träger der Keule, ein Name Vishnus
(2) im einstigen Kampf zwischen Yama und Rudra.
(3) Vishnu in seiner Inkarnation als Zwerg Vamana
(4) Anspielung auf eine Gestalt, die Vishnu einst angenommen hatte: halb Löwe, halb Mensch