Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 61 - Die Vanars alarmiert

Der Sohn des Raghu in der Nähe der Mauer sah den alles überragenden Giganten mit einer begleitenden Kriegerschar vorbeiziehen, hörte Kumbhakarnas schwere Füße, welche das Echo in den Straßen erweckten, und auf Kampf begierig wandte er sich um und erkundigte sich: "Vibhishan, sag mir den Namen dieses Anführers, dessen Gestalt so hoch aufragt wie ein Berg, mit glänzendem Helm und Löwenaugen, der Allererste an Macht und Größe von dem ganzen Rest der als Giganten Geborenen. Er überragt die Standarte der Erde. Alle Vanars, die den mächtigen Krieger sehen, wenden sich ab und fliehen." Vibhishan antwortete: "Erkenne in ihm Visravas Sohn, den Feind der Unsterblichen, den grimmigen Kumbhakarna, weit mächtiger als Götter, Dämonen und Giganten. Er besiegte Yama im Kampf, und Indra gestand zitternd seine Macht ein. Sein Arm besiegte Götter und Unholde, Gandharvas und alle Schlangenbrut. Der Rest seines gigantischen Geschlechts ist wunderlich stark durch gottgegebene Gnade. Ihm wurden seine unvergleichliche Macht und Kraft der Glieder bei der Geburt durch die Natur gegeben. Kaum war er, das schreckliche Monster, geboren, da tötete er tausend Menschen und aß sie auf. Das zitternde Menschengeschlecht rief entsetzt den Indra zu Hilfe. Und der wirbelte seinen Donner gen Kumbhakarna, um die leidende Welt zu retten. Des Monsters Schrei war so gräßlich, das alle Nationen von Furcht gepackt wurden. Und er stürmte mit wütendem Gebrüll los, riß dem Airavat einen Stoßzahn aus und schlug den Gott so heftig, daß Indra wankend seinen Feind verließ und mit den Göttern und Sterblichen mutlos zu Brahmas Thron floh. 'Oh Brahma,' riefen die Bittsteller, 'gewähre uns Zuflucht vor diesem Leid. Wenn der Gigant weiterhin so seinen Magen füllt, wird die Welt bald vereinsamt sein.' Der Selbstexistente beruhigte ihre Not und sprach ärgerlich zu ihrem Feind: 'Seit du geboren bist, Paulastyas Sohn, weinen die Welten wegen dir. Du sollst ab nun wie ein Toter sein. Dies ist der Fluch, den ich dir auferlege.' Ohnmächtig lag er da, sprach und rührte sich nicht. Denn dies war die Macht von Brahmas Wort. Doch Ravana sorgte sich um ihn und sprach zum Selbstexistenten Gott: 'Wer fällt den Baum, den seine Sorge wachsen ließ, wenn sich die goldene Frucht zum ersten Male zeigt? Behandle so, oh Brahma, nicht einen, der von deinem eigenen lieben Sohn abstammt(1). Doch du, oh Herr, mußt dein Wort halten. So mag er nicht sterben, doch laß ihn schlafen. Und setze eine Zeit fest, in der er die Ketten des Schlummers zerreißt und erwacht.' Er verstummte, und Brahma gab die Antwort: 'Sechs Monate soll er schlafen und dann für einen Tag erwachen und die lähmenden Bande abwerfen.'

Nun hat Ravana in Zweifel und Angst das Monster aus seinem Bett aufgerüttelt. Und er kommt in der Stunde der Not, sich vom Fleisch geschlachteter Vanars zu nähren. Jeder Vanar, dessen ängstliche Augen den monströsen Anführer erblicken, rennt davon. Täusche ihren Geist mit hoffnungsvollen Worten und laß die zitternden Heere glauben, daß dies kein Gigant ist, den sie sehen, sondern eine geschickt gebaute, leblose Maschine." Da rief Rama dem Nila zu: "Eile und laß mit Bäumen und Felstrümmern bewaffnete Truppen an jedem Tor sich aufstellen. Blockiere jede Spur und Straße." So sprach Rama. Der Anführer gehorchte und flugs standen die Vanars in Aufstellung, als ob schwarze Wolken sich zur Schlacht formen, um den Gipfel eines Berges zu stürmen.


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(1) Pulastya war der Sohn Brahmas und Vater von Visrava/Paulastya, der wiederum Vater von Ravana und Kumbhakarna war.