Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 60 - Kumbhakarna wird geweckt

Mit gedemütigtem Herzen und gebrochenem Stolz eilte der Gigant durch Lankas Tor. Vernichtet wie ein Elefant unter dem Sprung und mörderischen Zähnen eines Löwen oder wie eine Schlange unter den Schwingen und Klauen des gefiederten Königs, solcherart war des Giganten wilde Bestürzung von den Pfeilen, die Ramas Arm abschoß. Es waren Pfeile, die rotes Licht um ihn wirbelten wie Brahmas Blitzstrahlen, welche die Welt vernichten. Wieder sicher auf seinem goldenen Thron rief er mit brechendem Auge und in beschämtem Ton: "Giganten, die Mühe ist umsonst, fruchtlos Buße und Schmerz, wenn ich, sicher vor Göttern und dem Indra ebenbürtig, einen Sterblichen fürchten muß. Meine Seele erinnert sich nun, leider zu spät, an die Worte, mit welchen Lord Brahma mein Schicksal besprach: 'Zittere, stolzer Gigant, und fürchte deinen Tod von einem geringen Menschen. Lebe sicher vor Göttern, Dämonen und Schlangen durch die Gabe, welche ich dir verleihe. Gegen ihre Kraft ist dein Leben verzaubert, doch gegen Menschen bist du immer noch unbewaffnet.' So flossen seine Worte.

Dieser Rama ist der Mann, den Anaramas (einst König von Ayodhya) Lippen lange vorhersagten: 'Fürchte, Ravana, den Niedrigsten der Niederen. Denn aus meiner imperialen Rasse soll in langer Nachzeit ein Prinz hervorgehen und dir und den deinen den Ruin bringen.' Und Vedavati rief, bevor sie durch meine unbarmherzige Beleidigung starb: 'Ein Abkömmling meiner königlichen Linie soll dich, gemeiner Lump, und die deinen töten.' In einer späteren Geburt wurde sie das Kind des Königs Janak, nun ist sie Ramas Dame(1). Auch Nandisvara sagte dieses Schicksal voraus und Uma, als ich ihren Haß erregte(2). Auch sprachen Rambha und das liebliche Kind des Varuna davon, welche meine Berührung besudelte(3). Ich weiß, die Schicksalsstunde ist nah. Nun, Kapitäne, eilt auf eure Posten. Laßt Wächter auf den Mauern stehen, plaziert eine achtsame Truppe an jedem Tor und laßt den mächtigen Kumbhakarna, den Terror aller unsterblichen Augen, sich erheben. Er schlummerte frei aller Sorgen und Schmerzen und lag durch Brahmas Fluch für viele Monate still. Doch wenn er vom Tode Prahastas hört, von meiner eigenen Niederlage, meinen Zweifeln und Ängsten, wird sich der Krieger erheben, um den Feind zu schlagen und seinen unerreichten Heldenmut zu zeigen. Dann werden Raghus Söhne und alle Vanars unter seiner Macht fallen."

Die Gigantenherren gehorchten seinem Befehl, verließen ihn und gingen zitternd und furchtsam vom königlichen Palast zu Kumbhakarnas weitem Lager. Sie trugen süße und frische Girlanden und stinkende Mengen von Blut und Fleisch. Sie erreichten den Ort, an dem er lag, eine Höhle von drei Meilen Länge und Breite, mit schönen Blüten und lieblichem Duft und strahlend von vielen goldenen Ornamenten. Sein Atem kam so scharf und schnell, daß die Giganten kaum den Windstoß ertragen konnten. Sie fanden ihn auf einem goldenen Bett, auf dem er seine riesigen Glieder der Länge lang ausgestreckt hatte. Sie stapelten ihre Haufen Wildbret dicht bei ihm auf, fette Büffel und Eber und Hirsche. Mit Blumenkränzen fächelten sie sein Gesicht und süßer Duft verbreitete sich am ganzen Ort. Jeder erhob seine mächtige Stimme so laut wie Donner aus ärgerlichen Wolken. Muschelhörner spendeten ihre aufrüttelnden Einladungen, und alles hallte in der Höhle des Giganten wider. Dann ließen sie ihre Schläge auf seine Brust niederprasseln, und ein wilder Tumult erhob sich, als Zimbal mit Trommeln und Hörnern wetteiferte und Kriegsgeschrei von der Brise getragen durch die Lüfte lauten Mißklang verteilte, so daß die Vögel aus Angst tot umfielen. Doch immer noch schlief er und ruhte tief. Da schmetterten sie Keulen, Knüppel und Felsgestein auf seine zottelige Brust. Doch er bewegte sich nicht einmal und spürte nicht den Schock. Noch einmal bemühten sich die Giganten mit Muschelhörnern, Trommeln, Geschrei und Gebrüll. Keulen, Schlagstöcke und Holzhämmer schwangen sie wütend, und es regnete Schläge auf Brust und Seiten. Elefanten wurden zur Hilfe angespornt, Kamele grunzten und Pferde wieherten. Sie durchnäßten ihn mit hunderten Kübeln. Sie zogen seine Ohren mit Zähnen und Nägeln. Sie banden viele Keulen zusammen und schlugen ihn auf den Kopf und ins Gesicht. Dann stampften Elefanten mit schwerem Tritt auf seiner Brust, den Gliedern und dem Kopf. Das ungewohnte Gewicht störte seinen Schlummer, er regte sich, schüttelte sich und erwachte. Und der Wunden und Schläge nicht achtend, erhob er sich gähnend mit Hunger und Durst. Seine Kiefer klafften böse und weit wie die Hölle und so schrecklich wie die Flamme unter den Wellen des Ozeans. So rot wie die Sonne an Merus Bergrücken war das Gesicht des Giganten und zeigte seinen Zorn. Jeder seiner brennenden Atemzüge war wie der Windstoß, der durch die Zedern am Berg rauscht. Er erhob sich, und in seinem furchtbaren Kopf blitzten die Augen wie Kometen, so gräßlich wie der Tod, der die Welten mit Feuer und Sturm bedroht.

Die Giganten zeigten auf den reichen Vorrat an Büffeln, Ebern und Hirschen, und schnell schlang er alles hinunter mit Mark, Fleisch und Blut und einem Strom von Wein. Dann wurde er still. Die Giganten wagten sich näher und beugten furchtsam und tief ihre Häupter. Da starrte sie Kumbhakarna schläfrig von der gestörten Ruhe mit Augen an, die immer noch schwer von ihrer ersten Überraschung waren, und sprach: "Wie konntet ihr es wagen, meinen Schlaf zu stören? Keine Lappalie sollte mich wecken. Sagt, ist alles wohl? Oder sprecht zu mir von der Not, welche euch mit ungebärdiger Schnelligkeit trieb, mich aufzuwecken. Merkt die Worte, die ich spreche. Der König sollte im Schrecken zittern, die Feuer ertränkt werden und Indra sterben, bevor ich meine Ruhe ohne Grund unterbreche." Yupaksha antwortete: "Anführer, höre. Kein Gott oder Unhold erregt unsere Angst. Doch Menschen in Waffen stürmen unsere Mauern. Wir zittern, weil ihre Macht siegen könnte. Denn der rächende Rama schwor, den Feind zu töten, welcher seine Königin stahl. Und unerreicht in kampferfahrenen Taten führt er eine mächtige Armee von Vanars an. Zuvor kam ein monströser Vanar und machte Lanka mit unbarmherziger Flamme zur Einöde. Und Aksha, Ravanas Sohn, starb mit all seinem Gefolge. Sogar unser König, der niemals bisher zitterte, als er sich den himmlischen Heeren in der Schlacht stellte, mußte letztendlich das allgemeine Grauen teilen. Er wurde von Ramas Arm erst besiegt und hinterher verschont." Dann schwieg er. Und Kumbhakarna sprach: "Ich werde hingehen und Rache üben, werde deren Heere unter meine Füße zwingen und triumphüberströmt unserem König begegnen. Unsere Gigantentruppen sollen sich an Vanars satt essen, welche dieser Arm töten wird. Der Prinzen Blut soll mein Trank sein, und das der Anführer soll von euch verschlungen werden." Sprachs und eilte mit begierigem Schritt, welcher die Erde erbeben ließ, zu Ravana.


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(1) Tochter des Königs Kusadhwaja, sie wurde Asketin, von Ravana im Walde geschändet, als sie Buße ausübte, zerstörte sich selbst im Feuer und wurde als Sita wiedergeboren, um im Gegenzug nun zur Zerstörung von ihm beizutragen, der sie gedemütigt hatte.
(2) Nandisvara, der Diener Shivas, wurde von Ravana verlacht und verachtet, als er in Gestalt eines Affen erschien. Er verfluchte Ravana und sagte ihm seine Zerstörung durch Affen voraus. - Ravana hob und schüttelte einst den Berg Kailash, die bevorzugte Wohnstatt von Shiva und seiner Gefährtin Uma, und wurde von der beleidigten Göttin verflucht.
(3) Rambha, eine Nymphe, und Punjikasthala, beide von Ravana geschändet.