Pushpak Ramayana Buch 5Zurück WeiterNews

Canto 48 - Hanuman gefangen

Da gab der Giganten König seinen Befehl an den mutigen und tapferen Indrajit(1): "Oh du in Kriegskünsten Geübter, du Bester in Waffen von all unseren Mächtigen, dessen Heldenmut sich im Kampf zwischen Göttern und Dämonen gezeigt hat. Die Kinkars, die ich sandte, sind geschlagen, auch Jambumali und sein Gefolge. Die Herren, die unsere Gigantenarmee anführten, fielen durch die Hand des Affen. Der Boden ist mit zerschmetterten Wagen bedeckt, und Aksha liegt unter den Toten. Du bist mein Bester und Tapferster, geh, du in Kraft Unvergleichlicher, und schlag den Feind."

Er hörte den Befehl, beugte sein Haupt und eilte kampfesdurstig davon. Seinen Wagen zogen vier wilde Tiger von gelbbrauner Farbe und mit fürchterlichen Zähnen. Hanuman hörte den starken Klang seines Bogens und sprang schnell vom Boden auf, während schwach und unwirksam die Pfeile des Bogenschützen von ihm abfielen, obwohl sie gut gezielt waren. Der Rakshasa sah, daß nichts den wundersamen Feind töten würde, der seiner Fähigkeiten spottete, und schoß einen magischen Pfeil ab, um damit einen Zauber über den Feind zu legen. Fort flog der Pfeil, und der mystische Bann stoppte die schnellen Füße von Hanuman und lähmte seinen Arm. In seinem ganzen Körper fühlte er den Zauber und fiel bewegungslos zur Erde. Doch niemals hätte der ehrwürdige Vanar die Bande gelöst, die ihn wie eine Schlinge banden. Er wußte, daß Brahma selbst die Waffe verzaubert hatte, welche seine Macht entwaffnete.

(M.N.Dutt übersetzte etwas ausführlicher:
Während er darüber nachdachte, daß er von einer Brahma Waffe gefesselt war, fühlte er nicht den geringsten Schmerz dank Brahmas Segen. Und der heroische Affe begann über die Gaben nachzudenken, die ihm der Große Vater der Himmlischen gewährt hatte. Er wußte, daß die Waffe einst vom Selbsterschaffenden übergeben und mit heiligen Mantras geweiht wurde, und so reflektierte er über die Gaben des Großen Vaters. "Wegen der Macht des Herrn der Schöpfung bin ich unfähig, mich selbst aus diesen Banden zu befreien." Dies wußte er durch innige Meditation, und er dachte weiter: "Dies wurde von Ihm so beschlossen, und so muß ich diesen Schmerz für eine Weile ertragen." Die Kraft der Waffe, die Gaben des Großen Vaters und die eigene Stärke, sich aus den Banden zu befreien, wohl überdenkend, folgte der Affe dem Befehl des Großen Vaters. "Ich fürchte mich nicht, obwohl ich durch diese Waffe gebunden bin, denn ich werde von Brahma, Indra und dem Windgott beschützt. Es ist wohl besser, wenn mich die Rakshasas wegtragen, denn ich werde großen Nutzen durch ein Gespräch mit dem Herrn der Rakshasas ernten. Also, laß die Feinde mich ruhig tragen." So beschlossen, blieb der Feindebezwinger bewegungslos liegen.)

Sie sahen ihn hilflos am Boden liegen, und alle Giganten umringten ihn. Hanf und Bast wurden um seine Glieder geworfen, um ihn festzubinden. Auch um Füße und Handgelenke wurden die Seile gewickelt. Dann schlugen sie ihn mit Händen und Fäusten und zogen ihn mit angezogener Leine unter Triumphgeschrei zu ihrem Herrn.

(M.N.Dutt nochmals:
Und er erlaubte sich selbst freudig, gefesselt und von seinen Feinden beschimpft zu werden. Denn er dachte, daß er vielleicht mit dem Herrn der Rakshasas reden könnte, falls dieser ihn aus Neugier sehen wollte. Einmal in Bast gebunden, wurde der kraftvolle Affe von den Fesseln der Waffe befreit, denn die bindende Kraft der Brahma Waffe verschwand durch andere Bande. Und auch Indrajit beobachtete, wie der Beste der Affen durch andere Fesseln gebunden wurde und wußte, daß ihn diese von den Banden der Brahma Waffe befreiten..."Weh, diese Rakshasas ließen meine mächtige Tat fruchtlos werden. Sie wissen nicht um die Wirkungsweise von Mantras. Wenn einmal die Wirkung der Brahma Waffe durchkreuzt wurde, kann eine andere Waffe nichts mehr ausrichten. Und so wurden wir alle in eine kritische und mißliche Lage gebracht." Wieder von der Waffe erlöst, verriet Hanuman kein Zeichen seiner Befreiung, obwohl ihn die Rakshasas zerrten, und die Seile ihn schmerzten... Wissend, daß Hanuman von der Wirkung der Brahma Waffe befreit war, führte Indrajit den höchst starken und heroischen Affen vor seinen König und dessen Gefolge. Die Rakshasas erzählten ihrem Herrscher alles, was diesen Auserlesendsten der Affen betraf, der wie ein wilder, doch gebundener Elefant war. "Wer ist er? Wessen Sohn? Woher kommt er? Und was ist sein Auftrag? Von wem wird er unterstützt?" So unterhielten sich die Rakshasas über ihn. Andere sagten: "Tötet ihn. Verbrennt ihn. Eßt ihn auf." So sprachen sie zornig zueinander. Nach einigen Schritten sah der Großmütige alte Diener zu Füßen des Herrn der Rakshasas sitzen, und er betrachtete das Haus, welches mit zahllosen Edelsteinen verschönert war. Der außerordentlich kraftvolle Ravana sah zu, wie die Rakshasas mit ihren gräßlichen Körpern den Besten der Affen hin- und herzerrten. Und der hervorragende Affe schaute auf den Herrn der Rakshasas, wie er mit Stärke und Energie versehen war und wie die strahlende Sonne ausschaute. Der Zehnköpfige starrte mit roten, rollenden Augen auf den Affen, und befahl seinen obersten Räten, die sich einer hohen Abstammung und eines edlen Charakters rühmten, den Ankömmling zu vernehmen. Sie befragten ihn zu Mission, Absicht und auch Anlaß. Und der Vorzüglichste der Affen erwiderte: "Ich bin ein Bote und komme von Sugriva.")


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(1) = Sieger über Indra, ein anderer Sohn Ravanas