Pushpak Ramayana Buch 5Zurück WeiterNews

Canto 27 - Trijatas Traum

Da ihre Drohungen keine Furcht einflößten und ihr Ratschlag abgewiesen ward, brannten die Dämoninnen vor Zorn. Einige suchten den Gigantenkönig auf und trugen ihm die Geschichte von Sitas entschlossener Verzweiflung zu. Der Rest erneuerte mit Drohungen und Spott seinen Druck auf Sita und umzingelte die weinende Dame. Doch Trijata, von sanfterer Art, eine alte und erfahrene Rakshasa Frau, ward von Mitleid mit der Gefangenen bewegt und tadelte mit Worten wie diesen die anderen Unholde: "Mich, mich, verschlingt mich, doch verschont die Gemahlin von Dasarathas Erben. Letzte Nacht sah ich einen Traum, und immer noch lassen Angst und Scheu meinen Busen frösteln. Denn in diesem Traum sah ich voraus, wie unsere Rasse von der Hand Ramas besiegt wird. Ich sah den Streitwagen von Elfenbein außerordentlich schön und hoch in der Luft. Hundert Rosse zogen den Wagen, und als er schnell durch die Wolken flog, da saßen die Söhne Raghus darin, ganz in weiß gekleidet und mit strahlenden Kränzen. Ich schaute und sah diese Dame hier, ebenfalls in reinstes Weiß gekleidet, und sie erschien auf dem schneeweißen Berg, an dessen Füße die ärgerlichen Wellen des Ozeans schlagen. Sie und Rama trafen sich zum Schluß wie Licht und Sonne, wenn die Nacht vorüber ist. Ich sah sie noch einmal Seite an Seite, und sie schienen in Ravanas Wagen zu fahren. Mit dem prinzlichen Lakshmana flogen sie zu den nördlichen Bereichen jenseits der See davon. Da erschien Ravana, rasiert, geschoren und mit Öl von Kopf bis Fuß beschmiert. Er schnappte, er tobte, seine Roben waren rot, sein Auge furchtbar und sein Haupt kahl. Ich sah ihn von seinem Streitwagen gestoßen, ich sah ihn im Staube rollen. Eine Frau kam und schleppte den am Boden liegenden Giganten davon. Sie warf den Monarchen unseres Geschlechts auf einen Wagen, der von Eseln gezogen wurde. Er setzte sich auf, er tanzte und lachte, und schluckte mit durstigen Lippen das Öl. Dann eilte er auf dem Wagen mit wilden Augen und fürchterlichem Mund gen Süden davon(1). Dann, mit öltropfenden Gliedern, folgten ihm seine Söhne, die Prinzen. Auch Kumbhakarna (Ravanas Bruder), rasiert und geschoren, wurde von einem Kamel gen Süden getragen. Und das königliche Lanka wankte und fiel, mit Tor und Turm und Zitadelle. Diese alte, weitberühmte Stadt: Alles Leben innerhalb ihrer Mauern war ertränkt, und die wilden Wellen des Meeres rollten über Lanka und ihre goldenen Straßen. Von diesen Zeichen gewarnt bitte ich euch, flieht oder sterbt durch Ramas Hand, dessen Rache kein Leben verschonen wird von einem, der seine treue Frau beleidigt hat. Laßt euren bitteren Spott und die Drohungen, tröstet die Dame in ihrem Kummer und bittet sie demütig, euch zu vergeben, denn so könnt ihr vielleicht euer Leben retten."


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(1) Der Süden ist die Region Yamas, des Todesgottes, und der Ort für die verstorbenen Seelen.