Pushpak Ramayana Buch 5Zurück WeiterNews

Canto 20 - Ravanas Werben

Mit liebenden Blicken und sanfter Stimme begann der Unhold, sie mit seinem Antrag zu bedrängen: "Warum versteckst du, oh Dame mit den Lotusaugen, deine Schönheiten vor meinen zärtlichen Blicken? Weise meinen eifrigen Antrag nicht länger zurück, und liebe mich, denn ich liebe dich sehr. Entlasse, süße Dame, entlasse deine Furcht, kein Gigant oder Mann ist in der Nähe. Es ist unser Recht, uns mit Gewalt die Dame zu nehmen, die uns gefällt. Doch ich werde nicht mit groben Händen eine Dame berühren, die ich so sehr liebe. Fürchte dich nicht, liebe Königin, keine Gefahr ist nah. Komm und vertrau der Liebe eines Liebenden. Gib mir ein kleines Zeichen deiner Gunst, und liege nicht gefesselt in deinem Kummer. Diese Glieder, die auf dem kalten Boden liegen, die Locken in einem einzelnen Zopf gewunden(1), das Fasten und das Leiden zermürben deine Gestalt und schicken sich nicht für dich, oh wunderschöne Dame. Für dich sind die schönsten Kränze gedacht, der Duft von Aloe und Sandel, reicher Schmuck und kostbare Perlen und Kleidung, die für das Paradies gemacht sind. Mit köstlicher Nahrung solltest du gespeist werden und auf einem luxuriösen Bett ausruhen. Zu dir gehören festliche Freuden, Musik, Gesang und Tanz. Erhebe dich, du Perle der Frauen, erhebe dich und schmücke deine Arme und deinen Hals mit Juwelen und Ketten. Soll die Dame, die ich liebe, nicht in Kleidern gehen, die einer Königin würdig sind? Ich glaube, nachdem deine liebliche Gestalt geformt wurde, hat der große Schöpfer seine Hand angehalten, denn niemals mehr erschuf er eine Schönheit, die sich mit dir messen kann. Komm, laß unsere Liebe jetzt geschehen, denn die Jugend wird schnell verfliegen und der Zauber bald vergehen. Komm, wirf deine Furcht ab und sei meine Geliebte und erwählte Braut. Die Edelsteine und Juwelen, die meine Hände in allen geplünderten Ländern zusammengerafft haben, gebe ich dir heute und lege dir mein Königreich zu Füßen. Ich will die weite, reiche Erde überrennen und keine Stadt unbesiegt lassen, keine. Dann übergebe ich das Ganze als Opfer deinem Vater Janak, meine Teure, um deiner Lieblichkeit willen.

Ich sehe in allen Welten keine Macht an Göttern oder Menschen, die gegen mich ankämpfen könnte. Einst formten die Götter und Asuras eine schreckliche Armee, und wir trafen uns. Ich schmetterte ihr zerschlagenes Heer zu Boden und zertrat ihre Banner mit meinen Füßen. Komm, koste vom Glück, trink dich satt und herrsche über den Sklaven, der deinem Willen dient. Denke nicht an den armen Rama, er ist nun weniger als nichts für dich. Ohne seine Pracht, in Armut und ohne Thron, ein Vagabund und ohne seine Freunde ist er. Seinen Kopf legt er auf die kalte Erde, oder er ist vor lauter Plage und Elend schon tot. Und wenn er auch vielleicht noch unter den Lebenden weilt, sollen seine Augen dich nie wieder erblicken. Denn kann der mächtige Monarch mit Namen Hiranyakashipu, der einst goldene Kleidung trug, sich seine Herrlichkeit aus Indras Griff zurückgewinnen?(2) Oh Dame mit dem lieblichen Lächeln, deren Augen auch das strengste Herz verleiten, in all deine strahlende Schönheit gekleidet, würdest du mir Herz und Seele rauben. Obwohl deine Kleidung schmutzig und abgenutzt ist und keine hellen Juwelen deine Glieder zieren, bist du mir ungeschmückt weit lieber als alle meine lieblichsten Gefährtinnen. Mein königliches Heim ist hell und schön, und tausende Schönheiten gibt es dort. Doch komm, meine herrliche Liebe, und sei die Königin von allen diesen Damen und mir."



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(1) Der einzelne Zopf ist das Zeichen für eine um ihren abwesenden Ehemann klagende indische Frau.
(2) Hiranyakashipu war ein König der Daityas, bekannt für seine respektlose Gottlosigkeit. Als sein frommer Sohn Prahlâda den Vishnu pries, versuchte sein Vater ihn zu töten. Doch der Gott erschien in Form eines Löwenmenschen und riß den Tyrannen in Stücke.