Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 63 - Ramas Klage

Nachdem er solchermaßen vergebens nach seiner Frau gesucht hatte, erfüllte der Held mit den Lotusaugen und der traurigen, schmerzerfüllten Seele die Luft mit seinen verzweifelten Schreien. Durch der Liebe starken Einfluß überwältigt, schien er seine abwesende Frau überall zu erblicken und mit schwacher und schwindender Stimme erneuerte er seine wilde Klage, in Tränen aufgelöst: "Du, meine Gemahlin, schöner als diese Blüten, bist versteckt hinter den Zweigen des Asoka. Die Blüten haben sonst die Kraft, die Sorge zu bannen. Doch nun treiben sie mich in die Verzweiflung. Deine Arme sind wie die Stämme der Platanen. Warum verdecken sie dich? Du bist nicht weg, Liebes, deine Füße betrügen dich im dunklen Rückzugsort. Du rennst in deinem mädchenhaften Spiel zu blühenden Bäumen, deinem liebsten Aufenthaltsort. Doch hör auf damit, meine Liebe, ich bitte dich, hör auf, mich unter deinem grausamen Spiele leiden zu lassen. Solch Neckerei an einem heiligen, von Einsiedlern bewohnten Ort, das ziemt sich nicht für dich. Ach, nun sehe ich, wie sich dein unsteter Geist zu sehr einer verächtlichen Laune hingibt. Komm, großäugige Schönheit, ich flehe dich an. Die einst so liebe Hütte ist ohne dich so einsam.

Nein, sie ward von Giganten erschlagen. Sie haben sie gestohlen oder ihre Beute verspeist, denn sonst würde doch mein Liebling auf meine klagenden Rufe hin sofort zu ihrem Herrn eilen. Oh Lakshmana, sieh nur diese Herden von Rehen. In jedem traurigen Auge erglänzt eine Träne. Dieser leidvolle Anblick sagt mir deutlich, daß meine Gemahlin die Beute von Giganten wurde. Oh Edelste, Schönste der Schönen, wo bist du, Beste der Frauen, wo? An dem Tage wird die dunkle Kaikeyi frischen Triumph in ihrem teuflischen Geist erfahren, da ich mit meiner Sita loszog und nun allein heimkehre, ohne meine Dame. Doch niemals kann ich heimkehren, und die Gemächer ansehen, wo meine Königin sein sollte. Und dann höre ich die Leute von Rama wie von einem schwachen Feigling sprechen. Denn mein ist die Schande eines Feiglings, der einen Feind seine Dame stehlen ließ. Wie kann ich meine Heimat aufsuchen oder es wagen, dem König von Videha in die Augen zu schauen? Wie kann ich zuhören, wenn meine Wanderungen vorüber sind, und er mich bittet zu erzählen, ob alles wohl ist? Und wenn mich sein aufmerksamer Blick trifft, wird er merken, daß Sita nicht da ist. Wenn er dann die beklagenswerte Geschichte hört, werden seine verwirrten Sinne schwinden und versagen. 'Oh Dasaratha!' wird er rufen, 'Gesegnet bist du in deiner Wohnstatt im Himmel!' Niemals kann ich zur Stadt meine Schritte nehmen, die von Bharatas Armen beschützt wird. Denn sogar die gesegneten Orte dort droben scheinen nur Verschwendung zu sein ohne meine Liebste. Verlaß mich hier, Bruder, ich bitte dich, und kehre heim zum schönen Ayodhya. Ohne meine Liebe kann ich in blanker Verzweiflung nicht eine Stunde das Leben ertragen. Schlinge deine zärtlichen Arme um Bharatas Nacken und grüße ihn mit diesen Worten von mir: 'Lieber Bruder, erhalte dir die Macht und regiere weiter über das Land als Monarch.' Dann begib dich mit Grüßen vor deine, seine und meine Mutter. Befolge immer meine Worte, Bruder, und sei mit aller Sorgfalt jeder Dame behilflich. Und erzähle dem Ohr meiner lieben Mutter meine beklagenswerte Geschichte und Sitas Schicksal."

So machte Rama seiner Sorge Luft und beklagte mit trauerndem Herzen und lautem Lamentieren seine Gattin mit dem herrlichen Haar. Auch Lakshmanas Wangen verließ nun die Farbe, und über sein Herz kam plötzliche Furcht. Krank, schwach und schwer verstört war er vor Leid, das zu groß war, es zu ertragen.


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