Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 62 - Ramas Klage

Als alles Plagen und Suchen umsonst war, ging er zurück zu seiner Laubhütte. Immer noch war dort alles leer, und die Lager aus Gras lagen verstreut in Unordnung herum. Er hob seine wohlgeformten Arme hoch und sprach laut mit bitterem Ruf: "Wo ist die Maithili Dame? Wohin ist mein Liebling geflohen? Wer kann meine Dame fortgetragen oder sich an ihrem zarten Fleisch genährt haben? Wenn du, Sita, hinter einem Baum versteckt dich daran erfreust, mich zu verspotten, dann hör jetzt auf damit, hör auf mit dem grausigen Spiel. Habe Mitleid oder mein Herz zerbricht. Bedenke der sanften Rehkitze, mit denen du auf der Wiese gespielt hast. Sie warten ungeduldig auf dein Kommen, untröstlich und mit überströmenden Augen. Meiner Liebe beraubt muß ich dahin gehen, wo die Totengeister von Leid niedergedrückt werden. Der König, unser Herr, wird mich dort treffen und rufen: 'Oh du, einen Meineid schwörender Rama, wo ist deine Treue, daß du dein Exil verläßt bevor die beschlossene Zeit vorüber ist?' Ach Sita, wohin bist du geflohen und hast mich hier verstört zurückgelassen? Ein glücklos Klagender, aller Hoffnung beraubt, und zu schwach, um dieses Elend zu ertragen. Geradeso verlassen die empörten Götter den Lump, dessen Seele mit Lügen befleckt ist. Wenn du, meine Liebe, dem Blick entschwunden bist, dann muß ich in meinem Leid auch vergehen." So weinte Rama bitterlichst um seine Gattin, die er vergebens gesucht hatte.

Und Lakshmana, dessen brüderliche Brust sich nach seinem Wohl sehnte, sprach den Prinzen an, dessen Seele unter dem Schmerz nachgegeben hatte, nachdem all sein eifriges Suchen umsonst gewesen war, wie ein großer Elefant, der in trügerischem Sand untergeht: "Verzweifle jetzt nicht, oh weisester Prinz, erneuere deine Anstrengungen mit größter Sorge. In diesen edlen Bergen, wo die Bäume grün sind, gibt es viele Höhlen und dunkle Schluchten. Die Maithili Dame erfreute sich Tag für Tag am Wandern in den Wäldern. Vielleicht wandert sie immer noch im tiefen Hain, oder läuft am blütenbedeckten Flüßchen entlang oder am Fluß, der von Fischen geliebt sich durch große Büschel des dunklen Bambus schlängelt. Oder die Dame liegt mit schelmischer Absicht, deine Stimmung und die meine zu prüfen, oh Prinz, in einem weit entfernten geschützten Dickicht, uns zu erschrecken, bevor unsere Augen sie finden. Nun komm, erneuere deine Anstrengung, spüre die Dame auf in ihrem lauernden Versteck und durchsuche den Wald in ganzer Länge und erkenne, wo Sita gerade wartet. Sammle deine Gedanken, oh königlicher Prinz, aber klammere dich nicht an unnütze Trauer." So sprach Lakshmana voller Aufmerksamkeit und spornte seinen Bruder zu frischen Taten an. Und Rama, als jener geendet hatte, begann mit Lakshmanas Hilfe erneut jeden Winkel abzusuchen. Sie machten sich eifrig auf den Weg durch den Dschungel, über die Berge, an den Teichen und Bächen und erklommen jeden Gipfel. Auch sparten sie bei ihrer Suche nicht die Gebirgskämme, die Felsenspitzen und die turmhohen Berge aus. Sie suchten die Dame überall, doch vergebens, sie fanden sie nicht. Darüber, darunter und von allen Seiten bewegten sie sich um den Berg, und Rama rief: "Oh Lakshmana, oh meine Bruder, immer noch keine Spur von Sita in den Bergen!"

Lakshmana stand neben seinem glorreichen Bruder, und während furchtbarer Kummer seine Brust aufwühlte, antwortete er dem Prinzen: "Oh Rama, du wirst nach viel Mühe und Schmerz die Maithili Dame wiedersehen, wie Vishnu nach dem Sieg über Balis Macht seine Herrschaft auf Erden erneuerte." Da weinte Rama in klagendem Ton, und sein Geist war von Leid überschwemmt: "Der Wald ist von allen Seiten durchsucht, kein ferner Ort bleibt mehr übrig, der unbesehen, kein Lilienteich und kein Bächlein, wo die Lotusknospen frisch und schön sind. Unsere Augen haben den Hügel mit allen seine Höhlen abgesucht und jeden Wasserfall. Doch weh, ich finde meine Frau nicht, die mir lieber als der Lebensatem ist." Als er so seine verschwundene Gemahlin beklagte, da überkam seine Gestalt ein mächtiges Zittern, und von übergroßem Kummer angegriffen, schwankten und schwanden seine verstörten Sinne. Sein Elend wuchs ins Unermeßliche, und er seufzte lang und heiß. Dann weinte und schluchzte und seufzte er und rief: "Oh Sita, oh meine Liebe!". Lakshmana suchte mit gefalteten Händen auf jede Art, sein Leid zu besänftigen. Doch Rama hörte nichts in seiner Qual und achtete auf keines der beruhigenden Worte. Immer weiter weinte er um seine Gemahlin, und schrill erklangen seine Klagen.


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