Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 61 - Ramas Klage

Rama hatte seine Laubhütte aufgesucht. Durch sein linkes Auge schoß ein scharfes Pochen, seine gewohnte Stärke verließ seine Gestalt, und sein ganzer Körper wankte und zitterte. Er dachte immer noch an die furchtbaren Omen, die traurigen Vorzeichen mit Desaster beladen, und rief aus vollem Herzen: "Oh, möge meiner Gemahlin nichts Übles geschehen!" Er eilte zu seinem Wohnsitz und sank unter der Last von Elend zusammen. Er schaute und fand alles verlassen. Mit eifrigen Augen suchte er nach ihr und warf seine mächtigen Arme hoch in die Luft. Von Ort zu Ort rannte er wie wild und untersuchte jede Ecke seines Heimes. Er suchte überall, doch Sita war nicht da. Die Hütte war verlassen und leer, wie ein Flüßchen im Winterfrost ohne die Pracht seiner Lilien. Die traurigen Bäume weinten blättrige Tränen, als ein wilder Wind ihre Zweige durchschüttelte. Es klagten Vogel und Hirsch, und jede Blume in der Nähe der einsamen Hütte sank welkend dahin. Die Waldesgötter hatten den Ort verlassen, an dem alles Licht gestorben war, wo Felle für Einsiedlerkleidung hingen und Berge von heiligem Gras lagen. Er schaute, und verrückt vor Sorge brach er immer wieder in Klagen aus: "Wo ist sie? Tot oder entführt, verloren oder die Beute eines hungrigen Giganten? Oder wandert mein Liebling nur zufällig früchte- oder blütensammelnd durch den Hain? Oder hat sie einen Teich oder Bach aufgesucht, ihren Krug mit Wasser zu füllen?" Mit eifrigen, vor Schmerz feurigen Augen wanderte er umher mit verstörtem Geist. Sorgfältig suchte er jeden Hain und jede Lichtung ab. Er suchte und suchte und fand sie nicht. Aufgeregt stürmte er von Berg zu Berg, von Baum zu Baum und von Bach zu Bach. Da zerriß bitteres Leid seine Brust, und mit zärtlichen Klagen wanderte er immer weiter: "Oh süße Kadamba, sag, hast du sie gesehen, die deine Blüten liebt? Wenn du ihr schönes Antlitz gesehen hast, sag mir wo, guter Baum, ich bitte dich. Oh Bel Baum mit den goldenen Früchten so rund wie ihre Brüste, sei nicht länger stumm. Wo ist mein strahlender Liebling, fröhlich in Seide gekleidet, die deine glänzenden Zweige neckte? Oh Arjun, sag, wo ist sie nur, die es liebte, deine duftenden Äste zu berühren? Vergiß nicht deine anmutige Freundin, und sage mir, lebt sie noch? Sprich Basil, du mußt es sicher wissen, denn ihre Glieder sehen wie deine Zweige aus, so lieblich in schöner Reihe von windenden Pflanzen und zarten Ästen. Süße Tila, Schönste der Bäume, melodisch mit dem Summen der Bienen, wo ist mein Liebling Sita, sprich. Wo ist die Dame, die deine Blüten so sehr liebte? Asoka, spiel deine Rolle und gewähre mir, was dein Name verspricht - Herzensruhe (a= nicht, soka= Trauer). Zeige diesen trauernden Augen meinen Liebling und befreie mich von der Last des Kummers. Oh Palme, in reiche und reife Früchte gekleidet, so rund wie die Schönheiten ihrer Brust, wenn du ein Herz hast zu wissen und zu fühlen, dann eröffne mir das Schicksal meiner unvergleichlichen Gefährtin. Hast du, Rosenapfel, zufällig meinen Liebling mit der goldenen Haut gesehen? Wenn du sie gesehen hast, dann sprich schnell, wo ist die Dame, die ich verzweifelt suche? O herrliche Cassia, du bist voll von den lieblichsten Blüten. Wo ist meine Liebste, die gern in ihrem vollen Schoß dein blumiges Gold hielt?" So sprach er zu vielen Pflanzen und Bäumen am Wege, zu Jasmin, Mango und Salbaum.

"Sag, oh sanfter Hirsch, hast du die braunäugige Sita hier wandern sehen? Vielleicht hat meine Liebe hier im Schatten mit den Rehkälbchen gespielt? Wenn du, großer Elefant, meinen Liebling mit dem süßen Gesicht gesehen hast, deren runde Glieder so weich und fein sind wie dieser geschmeidige Rüssel von dir, oh Edelster der wilden Tiere, zeige mir, wo die Dame ist. Du mußt es wissen. Ach Tiger, hast du vielleicht meinen Liebling gesehen? Sie ist sehr schön. Wirf alle Furcht von dir und sage mir, wo ist mein mondgesichtiger Liebling? Dort, Liebling mit dem Lotusauge, ich sehe dich, aber es ist vergebens. Willst du nicht reden, teure Liebe? Ich sehe deine Gestalt halb hinter dem Baum versteckt. Bleib stehen, wenn du mich liebst, Sita, halt ein. Hör auf mit dem herzlosen Spiel, sei barmherzig. Warum mich verspotten? Deine sanfte Brust neigte niemals zu grausamen Scherzen. Es ist vergebens, sich hinter dem Busch zu verstecken, deine schimmernde Seide enthüllt deinen Pfad. Lauf nicht weg, meine Augen verfolgen deinen Weg. Habe Mitleid, liebe Sita, und bleib stehen. Weh mir, weh mir, die Worte sind umsonst, meine sanfte Liebe ist verloren oder erschlagen. Wie könnte sonst ihr zarter Busen ihren Ehemann verschmähen, wenn er nach Hause zurückkehrt? Oh weh, meine Liebe ist sicher tot. Schreckliche Unholde haben sich an ihrem Fleisch gelabt und die weichen Glieder ihres Opfers zerrissen, als ihr Herr weit entfernt war. Dieses mondhelle Gesicht, die glänzende Stirn, die roten Lippen und die strahlende Zähne - was sind sie noch? Ach, und meines Lieblings wohlgeformter Nacken, den sie gern mit goldenen Ketten bedeckte. Diesen Hals, der den Sandelduft neckte, haben nun die unbarmherzigen Unholde ergriffen und gebrochen. Weh, es war vergebens, diese weichen Arme wie die zarten Triebe der jungen Bäume zu erheben. Ach, Arme und Fingerspitzen waren wohl ein köstliches Mahl für Dämonenlippen. Weh, sie, die so viele Freunde zählte, war den Dämonen zum Töten und Reißen überlassen. War von mir ohne Schutz vor der Gefahr der hungrigen Giganten zurückgelassen. Oh Lakshman, mit dem mächtigen Arm, sag, ist meine teure Liebe in Sicht? Oh liebste Sita, wo bist du nur? Wo ist meine liebe Gefährtin jetzt?" So weinte er in wilden Klagen und lief von Hain zu Wäldchen. Hier sank er für einen Moment der Ruhe zu Boden, dann sprang er wieder auf und suchte weiter. So wanderte er wie ein Wahnsinniger und suchte immer weiter nach seiner verschwundenen Liebe. Er suchte die Hügel, Wälder und Lichtungen ab und spürte Felsen, Bäche und wilde Wasserfälle auf. Mit ruhelosem Schritt durcheilte er die Haine und ließ keinen Ort aus. In Wiesen und weiten Wäldern suchte er seine Liebe mit eifrigen und schnellen Schritten. Viele schwere Stunden mühte er sich ab, immer ward sein zärtliches Bestreben vereitelt, doch er hoffte bis zuletzt.



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