Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 60 - Lakshmana wird getadelt

Doch Rama hörte nicht auf, seinem Bruder für die unpassende Hilfe bittere Vorwürfe zu machen. Und so, während Zorn seine Brust umklammert hielt, bedrängte der Prinz seinen Bruder mit schnellen Fragen: "Warum, Lakshmana, bist du fortgeeilt und hast meine Frau ohne Schutz alleingelassen? Ich habe sie im Wald zurückgelassen mit dir und wähnte sie sicher vor Gefahr. Als ich dich zuerst erblickte, da merkte ich sofort, daß Sita nicht bei dir war. Meine verstörte Seele war vor Kummer zerrissen, das böse Ereignis vorausahnend. Deine nahenden Schritte erspähte ich von Ferne und sah Sita nicht an deiner Seite. Und fühlte plötzlich einen pochenden Schmerz in meinem linken Auge, dem Arm und dem Herzen."

Lakshman, von den Zeichen des Schicksals geprägt, erwiderte seinem Bruder klagend: "Nicht aus freier Eingebung meines Herzen habe ich deine Gattin verlassen und bin an deine Seite geeilt. Ihre scharfen Vorwürfe trieben mich davon, oh Rama, dir zu helfen. Sie hörte von Ferne einen klagenden Schrei: 'Oh rette mich, Lakshman, oder ich sterbe.' Die Stimme, die in bewegendem Ton erklang, erreichte ihr Ohr und schien die deine zu sein. Als diese Worte ihr Ohr berührten, da hing sie sich an Leid und Furcht, weinte von Kummer überwältigt und schrie: 'Eile, Lakshmana, an Ramas Seite.' Obwohl sie mich viele Male darum bat, befolgte ich ihre drängenden Befehle nicht. Ich bat sie, in deine Stärke zu vertrauen und antwortete ihr mit sanften Worten: 'Kein Hüne wandert durch die Waldesschatten, vor dem dein Herr bestürzt zurückschrecken würde. Keine menschliche Stimme sprach diese Worte, glaube mir, die deine grundlose Angst erweckte. Kann der, dessen Macht die himmlischen Götter im Leid retten könnte, sich so tief herablassen und wie ein feiger Knecht mit solch mitleidvollen Rufen um Beistand schreien? Warum wohl würden wandernde Giganten die Stimme deines Herrn benützen, um in fremdartigen Tönen meine Hilfe zu erbetteln? Warum sollten sie laut rufen: Oh Lakshmana, rette? Ach laß meine Worte deinen Geist aufheitern, besänftige deine Gedanken und verbanne die Angst. In der Hölle, auf Erden oder in den Himmeln kann sich kein Sieger erheben, dessen starker Arm deinen Rama in der Schlacht schlagen könnte. Auch den himmlischen Heerscharen würde er sich nie ergeben, selbst wenn Indra sie ins Feld führen würde.' Doch vergebens suchte ich sie zu beruhigen. Ihr Herz war immer noch vor Kummer verstört. Und während von ihren Augen die Wasser strömten, begann sie ihre bittere Rede: 'Zu gut sehe ich die dunkle Absicht: deine zügellosen Gedanken sind auf mich gerichtet. Du hoffst, meine Liebe zu gewinnen, wenn dein Bruder erschlagen ist. Doch deine Hoffnung ist vergebens. Nicht Liebe, sondern Bharatas übler Beschluß hat dir geraten, das Exil mit deinem Bruder zu teilen. Denn sonst würdest du ihm sicher zu Hilfe eilen, da du seinen schmerzvollen Schrei hörst. Aus Wollust zu mir, du heimlicher Feind, wolltest du an seiner Seite sein. Und nun sehnst du dich danach, daß mein Herr stirbt und willst ihm nicht helfen.' Dies waren die Worte, welche die Dame sprach. Meine Augen wurden rot vor zornigem Feuer, und meine bleichen Lippen zitterten vor Wut. So rannte ich von der Einsiedelei fort." Er verstummte.

Doch Raghus Sohn sprach erneut außer sich vor Schmerz: "Oh Bruder, ich trauere wegen deines Fehlers, die Maithili Dame allein zu lassen. Du weißt, daß mein Arm stark ist, mich vor der Dämonenschar zu bewahren. Und doch verließest du die Hütte, weil ihre bitteren Worte dich zu Torheit verleiteten. Für diese Tat lobe ich dich nicht, daß du sie hilflos in der Hütte und wegen der wilden Worte einer Frau deinen geheiligten Schützling im Stich ließest. Ja, alle Schuld liegt hier bei dir, und deine Sünde ist schmerzlich. Daß Zorn deine treulose Brust eroberte und dich meinen Befehl verraten ließ. Ein Pfeil von meinen Bogen hat den betrügerischen Dämon lahm gelegt, der mich fernab meiner Einsiedlerhütte eifrig zur Jagd lockte. Ich spannte die Sehne mit leichter Hand, der Pfeil flog wie im Spiel davon, und die verwundete Beute blutete. Die geborgte Hülle streifte er ab, und vor meinen Augen lag der Dämon mit strahlend goldenen Armreifen. Mein Pfeil traf ihn in die Brust. Vor Schmerz erhob er seine laute Stimme und der klagende Schrei ertönte weithin. Es schien meine eigene Stimme zu sein, die dich dazu verleitete, meine Gemahlin allein zu lassen und zu meiner Rettung zu eilen."


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