Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 56 - Sitas Verachtung

Die Maithili Dame hörte seine Worte, zwar von Kummer niedergedrückt doch unerschrocken. Alle Furcht vorm Feind warf sie beiseite und erwiderte in edler Verachtung: "Der nobel regierende König Dasaratha befleckte niemals seine ehrenvollen Worte, die Brücke des Rechts, der Freund der Wahrheit. Sein ältester Sohn ist Rama, ein edler Jüngling, der Tugend treuester Freund, dessen Herrlichkeit sich durch die Welten erstreckt. Er hat lange Arme und große, volle Augen. Ja, mein Ehemann ist ein Gott für mich. Mit Schultern wie der König des Waldes stammt er vom Geschlecht der Ikshvakus ab. Mit Hilfe seines Bruders Lakshmana wird er dich mit rächender Klinge erschlagen. Wenn du es gewagt hättest, vor seinen Augen deine Hand an den Preis zu legen, dann würdest du bereits vor ihm ausgestreckt liegen, wie der erschlagene Khara in Janasthan. Die Wanderer der Nacht mit ihren abscheulichen Gestalten und den riesigen Kräften, mit denen du prahltest, werden, wenn Ramas mächtige Arme angreifen, wie die Schlangen umsonst ihren Giftzahn wetzen, wenn der gefiederte König mit seinen gewaltigen Schwingen hinabstößt. Die schnellen Pfeile aus strahlendem Gold, von seinem geliebten Bogen abgeschossen, werden deinen Körper von einer Seite zur anderen spalten, wie Gangas Wellen die Ufer zerfressen. Vielleicht haben weder Gott noch Dämon die Kraft, dich in der Stunde der Schlacht zu schlagen, doch von seiner Hand soll dich dein Schicksal ereilen, niedergestreckt von seinem rächenden Haß. Dieser mächtige Herr wird kämpfen und dein Leben beenden. Deine Tage sind verdammt, und dein Leben rast hinfort, wie man Opfer zum Galgen führt. Ja, wenn der Blick des strahlenden Rama mit Zorn auf dich fällt, dann verbrennst du am selben Tag, fällst und stirbst, wie Kama durch Rudras Blick fiel. Er könnte den Mond aus dem Himmel werfen oder seine hellen Strahlen darum bitten, mit dem Leuchten aufzuhören. Er, der den mächtigen Ozean austrocknen könnte, wird seinen Liebling Sita befreien. Dein Leben ist vorbei, deine Herrlichkeit vertan, hinfort deine Stärke und Macht, jeder Sinn tot. Bald wird Lanka verwitwet sein durch deine Schuld, und das Blut der Giganten wird fließen. Diese böse Tat, oh grausamer König, wird keinen Triumph und kein Entzücken bringen. Du hast mit außerordentlicher Macht und Verachtung eine Frau ihrem Ehemann entrissen. Mein glorreicher Gatte, dessen Halt heroische Stärke ist, lebt weit entfernt, allein und entschlossen im Dandaka Walde mit seinem furchtlosen Bruder. Verlasse dich nicht länger auf die Kraft der Waffen. Deine überhebliche Stärke, deine Kraft und deinen Stolz wird mein Held mit Pfeileschauern aus allen deinen blutenden Gliedern vertreiben, wenn durch des Schicksals schrecklichen Befehl erzwungen die festgelegte Todesstunde kommt. Deine Augen sind blind und in der Todesschlinge verfangen. Torheit bestimmt über deinen wandernden Geist. Für deine getane Greueltat ist das Schicksal bereit und nah, du kannst es nicht vermeiden, dieses Verhängnis, was über dich, deine Stadt und alle deine Dämonen kommen wird.

Ich verschmähe dich! Kann der Altar, geschmückt mit Gefäßen für den heiligen Ritus und über welchem der Priester seine Gebete gesprochen hat, vom Fußtritt eines Ausgestoßenen besudelt werden? Niemals soll mich liebe und treue Gefährtin von Rama, der sich an die Tugend hält, deine verhaßte Berührung beschmutzen, du gemeiner Tyrann der Insel Lanka. Kann der weiße Schwan, der stolz an der Seite des Gemahls durch die Lilien schwebt, nur für einen Moment im Vorüberschwimmen auf den armen Taucher im Gras schauen? Dieser sinnenlose Körper erwartet deinen Willen, sei es zu quälen, in Ketten zu legen, zu verwunden oder zu töten. Ich werde nicht danach streben, König der Giganten, diese vergängliche Seele am Leben zu erhalten. Niemals soll jemand den Namen Sita zusammen mit Vorwurf und Schande nennen."

So erwiderte die Dame ihre bittere Rede, und ihre Brust brannte vor Zorn. Die letzten gemurmelten Worte, die sie auf den Unhold warf, waren voller Wut und Zorn. Der Gigant hörte ihre höhnische Rede, und jedes Haar stand ihm vor Ärger zu Berge. Mit Zorn in seinen Augen setzte er mit Drohungen zur furchtbaren Antwort an: "Höre, Maithili Dame, höre meine Worte und denke über jedes sorgfältig nach. Wenn du in zwölf schnell vorüberfliegenden Monaten mir immer noch deine Liebe verweigerst, dann sollen meine Köche dein Fleisch mit dem Stahl zubereiten und mir als Morgenmahl servieren." So sprach Ravana, der grausam Tobende, seine schreckliche Drohung aus. Verrückt vor Zorn, den ihre Antwort erweckt hatte, rief er sein dämonisches Gefolge zu sich und sprach: "Nehmt sie unter eure Obhut, ihr Rakshasa Damen, die ihr mit scheußlicher Gestalt und Miene die Augen erschreckt und die ihr Menschenfleisch zu eurer Nahrung macht. Und laßt ihren Stolz bald besiegt sein." Er sprach. Auf sein Wort erhoben alle im dämonischen Gefolge ihre Hand in Verehrung für ihren König und drängten sich um Sita in einem Kreis. Ravana wandte sich noch einmal mit ernstem Befehl an die Dämoninnen, während er zornig mit dem Fuß aufstampfte und die Erde unter seinen Tritten erzitterte: "Tragt die Dame zum Asoka Garten und bewacht sie dort sicher, bis ihr eigensinniger Stolz gebeugt ist durch Drohungen vermischt mit Schmeichelei. Seht, daß ihr sie gut beobachtet, und zähmt die Dame wie einen Elefanten."

Sie führten sie in den Garten, wo die süßesten Blumen die Luft parfümierten, heitere Bäume die seltensten Früchte trugen und verzauberte Vögel niemals verstummten. Die hilflose Dame lag niedergebeugt aus Angst und Verzweiflung und von jeder grausamen Dämonin bewacht, wie ein armes, einsames Reh, wenn die ausgehungerte Tigerin in der Nähe ist. Wie ein wildes, gerade gefangenes Tier fand sie keinen Trost und keine Erleichterung von der lähmenden Furcht und dem Kummer. Nicht für einen Moment konnte sie jedes furchtbare Wort und die Drohung vergessen, noch die schrecklichen Augen ihrer sie umgebenden Wächterinnen. Sie dachte an ihren weit entfernten Rama und klagte um Lakshmana, als sie furchtsam und halb bewußtlos am Boden lag.


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