Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 42 - Maricha verwandelt sich

So sprach Maricha in wilder Unruhe zum König in bitteren Worten. Dann sagte er zu seinem Gigantenherrn voller Angst: "Erhebe dich und laß uns gehen. Weh, ich habe den mächtigen Herrn mit Pfeilen und Bogen bewaffnet schon getroffen, und wenn er erneut seinen Bogen spannt, dann werden unsere Leben in dieser Stunde enden. Denn der Krieger kann niemals denken, daß er nach einer Provokation seinem tödlichen Streich entkommen kann. Er ist wie Yama mit seinen Gaben, und seine furchtbare Hand wird dich schlachten. Was vermag ich mehr? Meine Worte finden keinen Zugang zu deinem störrischen Geist. Ich gehe, großer König, dein Unternehmen zu teilen und mein Erfolg möge dich begleiten."

Mit dieser Antwort und der mutigen Einwilligung war der Dämonenkönig sehr zufrieden. Er zog Maricha an seine Brust und sprach in freudigen Worten zu ihm: "Hier sprach ein immer noch unerschrockener Held, dem Willen seines Meisters gehorsam und wieder der alte und echte Maricha. Jemand anderer nahm zuvor deine Gestalt an. Komm und besteige meinen juwelenbesetzten, fliegenden Wagen, der vom Willen geleitet durch die nachgebenden Lüfte eilt. Diese Esel mit den Koboldgesichtern sollen uns schnell durch die Bereiche des Himmels tragen. Verzaubere die Dame mit deiner Gestalt und fliehe dann durch den Wald, wie es dir beliebt. Und wenn sie keinen Schutz mehr hat, werde ich sie ergreifen und davontragen." Erneut antwortete Maricha und bekräftigte seine Zustimmung und seinen Willen. Mit rasender Geschwindigkeit verließen die beiden Giganten die ruhige Einsiedelei, vom wunderbaren Wagen getragen, der ein prachtvoller Sitz für große Götter war. Von ihrem luftigen Weg schauten sie auf viele Wälder und Städte, auf Teiche und Flüsse, Bäche und Bächlein, Stadt, Land und hohe Hügel hinab. Bald schon entdeckte er, dem die Dämonenheere gehorchten, mit Maricha an seiner Seite die dunkle Weite vom Dandaka Wald, wo Ramas Eremitenhütte stand. Sie verließen den fliegenden Wagen, auf dem der Reichtum von Gold und Edelsteinen funkelte, und der Dämonenkönig sprach zu Maricha, während er seine Hand drückte: "Maricha sieh! Vor unseren Augen erheben sich rund um Ramas Heim die Platanen. Wir sehen nun seine Einsiedelei. Schnell an die Arbeit, um deretwillen wir kamen."

Das sprach Ravana, und Maricha hörte gehorsam auf seines Meisters Wort. Er warf seine Dämonengestalt ab und streifte als prächtiger Hirsch nahe der Hütte herum. Mit magischer Kraft ward seine neue Gestalt in Windeseile schön und wunderbar. Ein Saphir tauchte jedes Horn in ein wunderbares Licht, und sein Gesicht war schwarz mit weiß durchzogen. Türkis und Rubin warfen Glanz auf Ohren und Kopf. Sein gebogener Hals war stolz erhoben, und der Bauch funkelte mit Lapislazuli. Mit rosigem Hauch waren seine Flanken gefärbt, und Lotusfarben verzierten sein Fell. Seine Gestalt war wunderschön, zierlich und leicht, seine Hufe geschnitztes Lapislazuli. Sein Schwanz glühte bei jeder Bewegung in den Farben von Indras Bogen (Regenbogen), und das schimmernde Fell war so wunderbar gefleckt, als ob es mit den Farbtönen der Edelsteine geschmückt wäre. Er sandte ein Licht über Ramas Hütte aus und im ganzen Wald, wo immer er auch ging. Die fremde Form ergriff die Seele mit Lieblichkeit und war dazu gedacht, die Augen der Videha Dame zu bezaubern. Mit vielfachem Reichtum an mineralischen Tönen bewegte sich der Gigant voran, graste auf seinem Weg, zupfte an Gras und Korn und zarten Spitzen, sein Fell glänzte von silbrigen Tropfen, und seine Gestalt war zauberhaft anzusehen. Er hob seinen schönen Hals, als er ausschritt, um sich sogleich anmutig an Knospen und Gräsern zu weiden. Jetzt weilte er im Cassia Hain, dann in den Schatten der Platanen in der Nähe der Hütte. Langsam, ganz langsam kam er näher, um die Blicke der Dame auf sich zu ziehen. Und der große Hirsch mit seiner prächtigen Färbung erschien bald in Sitas Gesichtsfeld. Er wanderte, wohin ihn seine Laune führte, in der Nähe der Laubhütte von Rama. Mal fern, mal nah, in sorgloser Leichtigkeit, kam und ging er unter den Bäumen. Eben floh er auf leichten Füßen ein wenig davon, kam beruhigt wieder näher, dann machte er nahebei Freudensprünge oder lag faul auf dem grasigen Boden. Gerade blinzelte er ohne Angst durch die Tür oder mischte sich unter eine Herde von Hirschen, führte sie eine Weile an und kam dann zutraulich wieder zurück. Hier sprang er davon, dort kehrte er um und wagte sich wieder auf seinen früheren Weg zurück. Er wanderte durch die grüne Weite und versuchte, einen Blick der Dame zu erhaschen. Die sich versammelnden Hirsche des Waldes starrten seine Gestalt verwundert und furchtsam an. Und während sie kurz folgten, wohin er sie führte, beschnüffelten sie die verdorbene Luft und flohen. Obwohl der Gigant die erschrockene Meute gern gejagt hätte, verschonte er die Beute und achtsam der Gestalt, die er trug, enthielt er sich, um seine wahre Natur zu verschleiern.

Sita mit den herrlichen Augen kehrte gerade von ihrer Arbeit zurück, denn sie war im Wald gewesen, um die lieblichen Blumen des zeitigen Frühjahrs zu sammeln. Hier hatte die Dame mit den strahlenden Augen einige treffliche Knospen von schönster Farbe gewählt, dort hatte sie Mangotriebe gesammelt und hier die Blüten des Asokazweiges. Sie, die mit ihrer prächtigen Figur nicht für das Waldesleben und die einsame Zurückgezogenheit gemacht war, erblickte den wunderbar gefleckten Hirsch, so unvergleichlich mit reichen Perlen veredelt. Sie sah sein silbriges Haar, die strahlenden Zähne, Lippen und Kiefer und starrte mit Entzücken, während sie ihre Augen vor freudiger Überraschung weit aufriß. Als die Blicke des falschen Hirsches auf sie fielen, die Rama so sehr liebte, da wanderte er hier und dort und verbreitete dabei seine strahlende Schönheit. Und Janaks Kind konnte nicht aufhören, in wundersamer Verzückung das ungewohnte Bild anzustarren.


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