Pushpak Ramayana Buch 3Zurück WeiterNews

Canto 14 - Jatayu

Als der Sohn des Raghu auf dem Weg zum Panchavati war, erblickte er einen riesigen Geier, unermeßlich in Größe und Kraft. Als die Prinzen den Vogel sahen, näherten sie sich ihm mit Verehrung und Respekt. Und als sie seine riesenhafte Gestalt wahrnahmen, riefen sie verwundert: "Sag uns, wer du bist." Der Vogel sprach zu ihnen auf sanfteste Weise, um ihre Herzen zu gewinnen: "Seht in mir, liebe Söhne, einen Freund, den euer königlicher Vater einst liebte." Sprach's und Rama wartete nicht lang, seines Vaters Freund zu ehren: Er bat den Vogel, seinen Namen und seine hohe Abstammung zu erklären. Nachdem der Sohn des Raghu gesprochen hatte, begann jener, seinen Namen und seine Herkunft zu erläutern. Ausführliche Worte sprach er, um aufzuzeigen, wie alle Dinge entstanden:

"Höre, während ich über die erstgeborenen Väter erzähle, oh Raghus Sohn, einer nach dem anderen, die großen Herren des Lebens, von denen alles auf Erden und im Himmel seine Geburt ableitet. Als erster führte Kardam die glorreiche Familie an, während Vikrit den zweiten Platz hielt, dann Sesha, Sansray als nächster in der Linie, und der mächtige und göttliche Bahuputra. Dann kamen Sthanu und Marichi, weiter Atri und Kratu von kraftvoller Gestalt. Es folgte Pulastya, ihm nach Angiras, dessen Name niemals verblassen wird. Prachetas, Pulah danach, dann Daksha und der von den Menschen gepriesene Vivasvat. Weiter Arishtanemi und als letzter Kasyap, unerreicht an Glanz. Von Daksha, seinen Ruhm erzählt die Geschichte, stammten einst sechzig schöne Töchter ab. Um acht dieser schönhüftigen Nymphen warb Kasyapa und heiratete sie: Aditi, Diti, Kalaka, Tamra, Danu und Anala, die schnell erregbare Krodhavasa und die wie ihr Herr strahlende Manu. Als der gewaltige Kasyapa entzückt zu jeder seiner zarten Bräute rief: 'Ihr sollt Söhne gebären, welche die drei großen Welten regieren, so mächtig wie ich.', da gehorchten Aditi, Diti, Kalaka und Danu dem Willen ihres Gemahls. Doch die anderen weigerten sich, den Befehl ihres Herrn zu hören. Als erste empfing Aditi und wurde die Mutter der dreiunddreißig Götter. Sie gebar die Vasus und Adityas, die Kudras und das himmlische Paar der Aswins. Von Diti stammen die Daityas ab, und es ist dem Ruhm ein Vergnügen, ihre alten Namen zu lobpreisen. In den Tagen von einst erstreckte sich ihr furchtbares Imperium über die Erde, die Wälder und den Ozean. Danu war die Mutter eines Helden mit Namen Asvagriva. Und von Kalaka, der göttlichen Dame, kamen als nächste Narak und Kalak. Tamra gebar fünf wunderschöne Töchter, die in unsterblichem Glanz ins Licht sprangen. Hoher Ruhm hält die Namen der lieblichen Fünf noch immer aufrecht: Denn unsterbliche Ehre steht ihr unverwandt zu für Kraunchi, Bhasi und Syenis, und die Welt wird niemals Suki und Dhritarashtri vergessen. Kraunchi gebar Kraniche und Eulen und Bhasi alle Arten von Wasservögeln. Die Geier und Falken, die durch die Lüfte jagen auf sturmschnellen Fittichen, gebar Syeni. Die Schwäne und Gänse an Teich und Bach nahmen ihre Geburt von Dhritarashtri, auch die unzählige Schar der flußbewohnenden Enten. Von Suki kam Nala, die ihrerseits die unübertroffen schöne Dame Vinata gebar. Von der feurigen Krodhavasa kamen zehn strahlende Töchter, oh König der Menschen: sie hießen Mrigi und Mrigamada, die berühmte Hari und Bhadramada, die schön anzusehenden Sarduli und Sveta, die helle Matangi und Surabhi, die mit allen schönen Zeichen versehene Surasa und Kadruma, alles göttliche Mädchen. Mrigi, oh Prinz ohne Ebenbürtigen, war die Mutter aller Herden von Hirschen. Bären, Yak und Bergesrehe verdanken ihre Geburt Mrigamada. Bhadramada war glücklich, die Mutter der schönen Iravati zu sein, welche Airavat (den Elefanten Indras) gebar - von riesiger Gestalt ward er unter die Wächter der Erde aufgenommen. Von Hari leiten die herrschaftlichen Löwen und die wilden Affen ihre Abstammung her. Von der großen Dame Sarduli kamen die Leoparden, Languren und wilden Tiger. Matangali gab allen Matangas das Leben, den starken und großen Elefanten. Und Sveta gebar die Tiere, die jedem Wind widerstehen, der Erde Wächter(1). Als nächste brachte damals Surabhi, die Göttin, zwei himmlische Mädchen zu Welt: Gandharvi und ihre schöne Schwester Rohini. Mit Kühen füllte diese Tochter jede Weide, und die schöne Gandharvi gebar die Pferde. Surasa gebar die Vipern, und die Schlangen nennen Kadru ihre Mutter. Dann schenkte Manu, die hochbeseelte Gattin Kasyapas, allen Arten von Menschen das Leben: zuerst den Brahmanen, dann der Kshatriya- Kaste (Krieger), danach kamen die Vaishyas (Handwerker, Händler, Bauern) und zum Schluß die Shudras (Diener). Die Brahmanen kamen aus ihrem Mund, der Geburtsplatz der Kshatriyas war ihre Brust, die Vaishyas kamen von ihren Oberschenkeln, und es wird gesagt, die Shudras von ihren Füßen. Von Anala stammen alle Bäume ab, die ihre schönen früchtebeladenen Zweige hängen lassen. Das Kind der schönen Suki gebar Vinata, wie ich schon erzählt habe. Und von ihr wurden Surasa und Kadru geboren, das edle Paar. Kadru gab zahllosen Schlangen das Leben, die Erde, Wälder und Bäche durchstreifen. Von Vinata erblickten Garuda und Arun, die schnell Fliegenden, das Licht. Als Sohn des Aruna wurde zuerst Sampati geboren, so rot wie der Morgen, dann kam ich zur Welt.

Kenne mich, oh Feindebezwinger, als Jatayu, Sohn der Syeni. Ich werde dein achtsamer Gehilfe sein und dein Haus bewachen, wenn du einverstanden bist. Wenn du und Lakshmana das Wild jagen, werde ich an der Seite von Sita sein."

Mit liebenswürdigem Dank für die angebotene Hilfe erfüllt, verbeugte sich der Prinz tief und erfreut, und in rechter Ehrerbietung umarmte er den herrschaftlichen Vogel. Er hatte oft in vergangenen Tagen seinen Vater über seine Liebe zu Jatayu und die Freundschaft erzählen hören, welche die beiden verband. So vertraute er gern dem treuen Freund seinen Liebling an und nahm seine Schritte durch den Wald in der Nähe des starken Jatayu. Weiter ging er mit Lakshmana zum Wäldchen, damit die angenehmen Schatten von der Furcht befreit und die dämonische Brut vernichtet werde.


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(1) acht Elefanten, die den vier Bereichen und Zwischenpunkten des Kompaß zugeteilt sind, Beschützer und Wächter der Erde