Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 66 - Die Einbalsamierung

Mit Tränen überströmt und von Qual gebeugt starrte Kausalya auf ihren toten Gatten, der wie das Feuer lag, dessen Macht verbraucht oder wie die große Tiefe, deren Wasser vertrocknet war, oder wie die von Wolken verdeckte Sonne hoch oben. Sie bettete seinen Kopf in ihren Schoß, schaute Kaikeyi an und sprach zu ihr: "Erfreue dich nun im Triumph an deiner Herrschaft ohne einen Stachel an deiner Seite, der stören könnte. Dein einsames Ziel hast du verfolgt und den König eingelullt, oh hinterhältige Dame. Mein Rama lebt fern von mir, und mein verstorbener Gatte hat die Himmel aufgesucht. Kein Freund, keine Hoffnung ist übriggeblieben, mein Leben aufzumuntern. Ich kann den dunklen Pfad hier nicht wandeln. Wer würde den Ehemann verlassen, diesen Gott, dem rechtens alle Liebe gilt, und wünschte sich nur eine Stunde noch zu leben, außer der, deren Herz keine Pflicht kennt, wie du? Der Gierige sieht keinen Fehler, seine blinde Habsucht würde sich sogar von Gift ernähren. Kaikeyi hat durch eine bucklige Magd dieses königliche Haus zum Tode verurteilt. König Janak mit seiner Königin wird wie wir mit zerrissenem Herzen die grausamen Neuigkeiten erfahren, daß Rama vom König verbannt wurde durch ihren respektlosen Rat. Er hat keinen Sohn, und er ist schon alt. Unter der doppelten Last wird er darniedersinken, wegen seinem liebsten Kind vor Gram vergehen und durch Kummer zerstört sein Leben aufgeben. Vom Monarchen Videhas stammend wandert sie durch die Wälder, diese bedauernswerte und liebliche Anhängerin. Leid ist sie nicht gewöhnt und muß nun Mühsal und Plage überstehen. In dunkler Nacht wird sie die Schreie der Tiere und Vögel hören und schlotternd vor Angst, sich an Ramas beschützenden Arm klammern.

Weh, mein pflichtgetreuer Sohn weiß nicht, daß ich verwitwet und verzweifelt bin. Mein Rama mit den Lotusaugen ist gegangen, dahingegangen, wohl um zu sterben. Nun, als eine liebende und treue Ehefrau werde auch ich heute noch mein Leben beenden. Um seinen Körper werde ich meine Arme schlingen und mit ihm ins Feuer gehen."

Den leblosen Körper ihres Ehegatten umklammernd lag die weinende Gefährtin eine Weile, bis die Kammerzofen die von Pein Überwältigte von ihm fortzogen. Dann legten sie ihn, der im Leben eine Welt regierte, in ein Faß mit Öl, und beendeten auf Wunsch aller Adligen die nötigen Riten für dahingegangene Seelen. Die weisen Herren verzichteten darauf, den Monarchen bis zur Heimkehr seines Sohnes zu verbrennen. So balsamierten sie für eine Weile den Leichnam in Öl und warteten. Die Frauen gehorchten, kein Zweifel blieb. Und wild klagten sie um den toten König. Mit strömenden Tränen aus jedem Auge warfen sie ihre Arme heftig in die Luft, und jede bohrte sich ihre zerfleischenden Nägel tief in Kopf, Knie und Brust. "Ohne Rama, der immer die lieblichsten Worte sprach und alle Herzen gewann, der sich fest an die Wahrheit hielt - warum verläßt du uns, mächtiger König? Wie können die Gefährtinnen, die du verwitwet zurückläßt, ohne deinen Sohn nahe bei unserem Feind Kaikeyi leben? Wir fürchten und hassen die hinterhältige Königin. Sie hat den König fortgetrieben, mit ihrer Boshaftigkeit auch Rama und Lakshmana und die zarte Sita. Wie soll sie uns verschonen?"

So klagten die königlichen Damen voller Elend und tränenüberströmt. Wie die Nacht, in der kein Stern erscheint, und wie eine trauernde Witwe in Tränen ertrinkt, lag Ayodhya dunkel und trüb, denn ihr Herr war gegangen. Der König war aus Qual zum Himmel geflohen, und seine lieblichen Frauen waren auf Erden zurückgeblieben. Mit sterbendem Licht eilte die Sonne zur Ruhe, und die Nacht triumphierte herrschend über das Land.


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