Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 67 - Lob der Könige

Die kummervolle Nacht ging vorüber, und der Gott des Tages erhob sich erneut. Da versammelten sich alle zweifachgeborenen Ebenbürtigen für eine hohe Debatte. Javali, der Herr von mächtigem Ruhme, und Gautam und Katyayan kamen, auch Markandeya in ehrwürdigem Alter und Vamadeva, der glorreiche Heilige, der Mudgalyas Samen entsprungen war, dem anderen Sohn des alten Kasyapa. Ein jeder der Brahmanen disputierte erst mit den Adligen. Dann wandten sie sich an Vasishta, dem Besten der Palastpriester: "Die Nacht ward in schlimmem Leid verbracht, welches hundert Jahre anzudauern scheint. Unser König hat sich die Vereinigung mit den fünf Elementen gewonnen aus Kummer um seinen Sohn. Seine Seele ist bei den Gesegneten, während Rama in den fernen Wäldern weilt. Lakshmana, strahlend an herrlichen Taten, geht dahin, wohin ihn sein geliebter Bruder führt. Bharata und Shatrughna, die ihre Feinde in der Schlacht bezwingen, wohnen im fernen Reich von Kekaya, wo die Sorge ihres Großvaters mütterlicherseits die schöne Stadt Rajagriha bewahrt. Laß einen aus der alten Linie der Ikshvakus in den nächsten Tagen die Herrschaft über Ayodhya antreten, oder Verwüstung und Zerstörung wird geradewegs unser königloses Land überkommen.

In einem Land ohne König erfreut sich kein Herz an des Donners Stimme und an blitzenden Wolken, auch kommt nicht Parjanyas himmlischer Regen über die brennende Ebene. Wenn niemand König ist, sät keine Hand den Samen aus, der Sohn kämpft gegen den Vater, und die Ehemänner leiten ihre Ehefrauen nicht an. In Reichen ohne König rufen die Prinzen ihre Freunde nicht zusammen, um sich mit ihnen in der gefüllten Halle zu treffen. Keine fröhlichen Bürger kümmern sich um die Pflege der Gärten oder der heiligen Höfe. In einem Land ohne König sorgen sich die Zweifachgeborenen nicht um die Opfer mit Text und Gebet. Und keine Brahmanen, die ihre Gelübde einhalten, weihen die großen Feierlichkeiten. Die Freuden der glücklicheren Tage werden vergehen, keine Zusammenkünfte, Festivals oder Feiern rufen die Menge zu lustigem Gesang und Spiel. In Reichen ohne König ist es um die Söhne des Handels beim Kaufen und Verkaufen nicht wohl bestellt. Niemand, der angenehme Geschichten erzählt, erfreut die entzückte Menge mit süßen Legenden. In solchen Landen erblickt man nirgends junge Mädchen mit Juwelen und Gold bedeckt, die sich in den Gärten treffen und lustig und ausgelassen die Abendstunden mit Spielen verbringen. Kein Liebender fährt mit seinem schnellen Wagen und seiner Liebsten in ferne Wäldchen. Kein wohlhabender Bauer, der die Herden hütet und das Korn erntet, liegt schlafend, mit reichem Vorrat gesegnet, sicher neben der geöffneten Tür. Auf den königlichen Straßen sehen wir keine sechzigjährigen Elefanten mit ihren Stoßzähnen frei herumlaufen, Kopf und Nacken mit süß klingenden Silberglöckchen bedeckt. Wir hören nicht mehr den frohen Beifall, wenn die Kämpfer ihre kräftigen Bögen spannen, kein Händeklatschen und keine aufgeregten Rufe, die jede kriegerische Übung begleiten. In Landen ohne einen König gibt es keine Händlerkarawanen, die in ferne Länder reisen mit kostbaren Waren auf den Wagen und dabei nicht die Gefahren der Straße fürchten. Und die Weisen voller Selbstkontrolle, die in Geist und Seele über Gott nachdenken, finden keine Unterkunft auf ihren einsamen Wanderungen, wo auch immer sie ihre Füße des Abends hintragen werden. In königlosen Reichen ist kein Mann sicher, sein Leben oder seinen Reichtum zu bewahren. Denn dann streiten die Krieger nicht in glorreicher Schlacht mit der Armee des Feindes. Die Weisen sind nicht länger geübt im Lesen der heiligen Schriften und treffen sich nicht mehr in schattigen Hainen und Gärten, um sich im Debattieren in ihren ruhigen Zufluchtsorten zu üben. In religiösem Eifer werden keine köstlichen Leckerbissen und keine Blumenkränze mehr als Opfer den himmlischen Kräften von denen dargebracht, die fromme Eide ehren. Die Kinder des Königs erscheinen nicht mehr strahlend mit Aloeholz und Sandeltönung in den Augen des Volkes wie die hellen Bäume im Frühling.

Ein Bach, wo einstens Wasser floß, ein Hain, wo das Gras nicht mehr grünt, eine Herde ohne des Schäfers führende Hand - so verwahrlost ist ein Land ohne König. Ein Streitwagen hißt sein wehendes Banner, und als Banner des Feuers erscheint der Rauch. Unser König, ist das Banner unseres Stolzes und wird als Gott mit den Göttern verherrlicht. In Ländern ohne König gibt es kein Gesetz, und niemand kann seinen Reichtum sein eigen nennen. Jeder macht Jagd auf jeden in jeder Stunde, wie große Fische die kleinen verschlingen. Dann überspringen furchtlos die Gottlosen die Grenzen des Rechts, welche die Göttlichen bewahren. Und gewinnen sich Vorzüge und Herrschaft, wenn nicht die königliche Macht sie zurückhält. Wie in der menschlichen Gestalt das Auge als achtsamer Spion Wache hält, so beschützt der Monarch in seinem weiten Reich die Wahrheit und bewahrt das Recht. Er ist das Recht und die Wahrheit. Die Wohlgeborenen sehen in ihm ihre Hoffnung. Von ihm hängt das Leben seines Volkes ab, er ist Mutter und Herr und Freund. Die Welt wäre in blinde Nacht gehüllt, und niemand könnte das Rechte sehen oder wissen, wenn da kein König regieren würde auf jede Weise und die Guten von den Schlechten trennte.

Wir werden deinem Wort und Willen gehorchen, als ob unser König immer noch leben würde. Wie die treue See in ihren Grenzen bleibt, so beachten wir deinen hohen Beschluß, oh Bester und Erster der Brahmanen. Unser königloses Land liegt trostlos. Weihe du einen Abkömmling des Ikshvaku Geschlechts zum Monarchen."


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