Als Rama das südliche Ufer erreicht hatte, versank König Guhas Herz in Trauer. Er sprach noch mit Sumantra über seinen Schmerz, dann ging er nach Hause.
Sumantra spannte auf Befehl von Rama die edlen Pferde an und fuhr mit schwerem Herzen zurück nach Ayodhya. Seine Blicke fielen auf See und Bach und duftende Haine auf dem Wege, und auch kamen Stadt und Dorf in Sicht, als seine Pferde die Straße entlang flogen. Am dritten Tag, als die Abendstunde nahte, erreichte er Ayodhyas Tore und fand die ganze Stadt in Kummer ertränkt. Ihm, dessen Geist schon nahezu entmutigt war, schien die schweigende Stadt wie verlassen, und in einem Ansturm von Trauer erwog er folgendes in seiner klagenden Brust: "Ist denn ganz Ayodhya von Gram verbrannt, Pferde, Elefanten, Männer und Adlige? Leiden sie denn feurige Qualen unter dem Exil ihres geliebten Rama?" Als er so sann, flogen seine Pferde schnell durch das Tor, und gleich kamen hunderte, ja tausende Menschen von allen Seiten zu seinem Wagen gerannt und riefen: "Rama? Wo ist Rama?" Sumantra sprach: "Mein Wagen trug den pflichtgetreuen Prinzen zum Ufer der Ganga. Auf seinen Befehl hin verließ ich ihn dort und eilte zurück nach Ayodhya." Als die besorgten Leute vernahmen, daß Rama schon übergesetzt war, da seufzten sie tief und weinten "Rama, Rama" und jammerten, und große Tränen flossen. Er hörte immer wieder klagende Worte, als das Volk sich hier und da versammelte: "Weh und Leid uns! Verlassen und verloren, können wir nicht mehr Raghus Sohn anschauen. Jemanden wie ihn, mit wahrhaftem Herzen und freigebiger Hand, werden wir nie wieder sehen, weder in den Versammlungen zum Debattieren, noch wenn wir den Hochzeitspomp feiern. Was sollen wir tun? Welch irdenes Ding kann nun noch Ruhe, Hoffnung oder Zufriedenheit bringen?" So weinte und klagte die trauernde Stadt, die Rama wie ein freundlicher Vater bewahrt hatte. Aus jedem Haus kam ein lauter und bitterer Schrei, als der Wagen vorüberfuhr, wenn die Damen zum Fenster kamen und um den verbannten Rama weinten. Die traurigen Augen mit Tränen übervoll fuhr Sumantra die königliche Straße entlang zu Dasarathas hoher Wohnstatt. Dort brachte er den Wagen zum Stehen und ging durch das Tor. Durch sieben weite Höfe schritt er hindurch und überall drängten sich die Menschen. Von jeder hohen Terrasse strömten die königlichen Adligen zusammen, und er hörte sie in sanftem Flüstern um Rama weinen: "Was wird der Wagenlenker der erwartungsvollen Frage von Königin Kausalya erwidern? Mit Rama verließ er die Tore, heimwärts nimmt er seine Schritte allein. Schwer ist ein Leben voller Gram! Und schwer ist es, Ruhe zu gewinnen, wenn sie unter der drückenden Last der Verbannung ihres Sohnes leben muß."
Solcherart waren die Reden, die Sumantra von jenen hörte, die echtes Leid bewegte. Von quälenden Feuern verbrannt, eilte er schnell zur Halle des Monarchen, durchquerte den achten Hof und erblickte ihn, den Herrscher in seinem strahlenden Palast, immer noch um seinen Sohn weinend, verloren, blaß, schwach und von Kummer überwältigt. Sumantra verbeugte sich, zollte ihm Verehrung und berichtete dem König die Nachrichten, die ihm Rama aufgetragen. Der Monarch hörte und fast brach ihm das Herz, aber immer noch sprach er kein Wort. Ohnmächtig und dumpf fiel er zu Boden, von Sorge um Rama überwältigt. Durch die Halle gellte ein bestürzter Schrei, und die Arme der Frauen wurden hoch in die Luft gewirbelt, als der Monarch bar aller Sinne am Boden lag. Kausalya richtete mit Hilfe von Sumitra ihren erschreckten Herrn wieder auf und rief: "Herr von hohem Ruhme, oh warum erwiderst du nicht ein einziges Wort dem Boten von Rama, der Neuigkeiten von seiner leidvollen Reise bringt? Das große Unrecht ist getan, schämst du dich nun deines Entschlusses? Erhebe dich und tue deinen Teil: tröste uns und hilf uns in unserem Leid. Sprich frei heraus, König, verbanne deine Angst, denn Königin Kaikeyi ist nicht hier, vor der du keine Nachrichten von Rama hören möchtest. Sprich frei!"
Nachdem die traurige Königin geendet hatte, sank auch sie kummerbeladen zu Boden, und ihre schwache Stimme wurde von Schluchzern ganz erstickt. Als nun die anderen verzweifelten Damen Königin Kausalya so weinen sahen, dazu den König ganz überwältigt von Schmerz, da strömten sie zusammen und weinten erneut.