Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 58 - Ramas Botschaft

Nachdem der König eine Weile bewußtlos gelegen hatte, brachte endlich die Sorge sein Gedächtnis zurück. Sofort bat er den Wagenlenker, die Neuigkeiten von Rama zu erzählen, welcher die ganze Zeit mit ehrfürchtig gefalteten Händen an der Seite des alten Mannes gewartet hatte, dessen Geist von Angst zermartert war wie der eines jüngst gefangenen Elefanten. Der König sprach also in bitterstem Schmerz zum treuen Wagenlenker, der mit trauriger Miene, feuchten Augen und staubbedeckten Gliedern neben ihm stand: "Wo wird mein Rama nun leben, am Fuße eines Baumes und unter Zweigen? Was wird seine Nahrung im Exil sein, der mit solch freundlicher Fürsorge erzogen ward? Kann er, der lange im Schoße der friedlichen Ruhe verweilte, der nie Schmerz gekannt oder von ihm überwältigt war, der Sohn des Erdenkönigs, kann er die Nacht auf dem Boden gebettet schlafen, wie einer, der keine Freunde hat? Wenn er reiste, wurden ihm Wagen, Elefanten und Fußsoldaten nachgesandt. Wie kann Rama nun weit entfernt in der Wildnis wohnen, wo keine Menschenseele ist? Sage mir, wie sind die Prinzen mit der guten, zarten und schönen Sita vom Wagen abgestiegen, und wie wandern sie jetzt durch die sie umgebenden wilden Wälder? Dir ist ein glückliches Los, so denke ich, deine Augen haben meine beiden lieben Söhne gesehen, wie sie zu Fuß die Waldesschatten aufsuchten, ganz wie die strahlenden Zwillinge, die himmlischen Aswins, wenn sie in die Wälder unterhalb des Mandar Berges gehen. Schnell Sumantra, sage mir die Worte, die Rama, Lakshmana und Sita dir auftrugen! Was hat Rama im Wald gegessen? Was war sein Bett und was sein Stuhl? Gib mir die volle Antwort auf meine Frage, denn von deinen Worten hängt mein Leben ab, so wie Yayati, der vom Himmel verstoßene, süße Konversation mit den Heiligen hielt."

Vom Herrn der Menschen gedrängt, dessen schluchzende Stimme schwach und matt war, begann Sumantra dem Monarchen zu antworten, während Tränen seine Rede hin und wieder unterbrachen: "So höre denn die Worte, die Rama sprach, als er beschloß, dem Pfad der Tugend zu folgen. Mit gefalteten Händen und gebeugtem Haupt gab er folgende ehrenvolle Botschaft: 'Sumantra, geh zu meinem Vater, dessen erhabenen Geist alle Menschen kennen. Verbeuge dich vor ihm und rühre an meiner Statt grüßend seine Füße. Dann wende dich an die Königin, meine Mutter und übermittle ihr die Grüße, die ich sende. Mögen ihre Schritte niemals in der Pflicht irren und möge mit ihr alles gut sein. Und füge diese Worte hinzu: Oh Königin, verfolge deine Gelübde mit treuem und wahrhaftem Herzen und wende dich immer zur rechten Zeit dahin, wo die heiligen Opferfeuer brennen. Und Dame, laß unserem Herrn solch Ehre angedeihen, wie wir sie den Göttern schulden. Sei freundlich zu jeder Königin und laß Stolz und selbstsüchtige Gedanken beiseite. Erhebe in des Königs freundlicher Meinung die Kaikeyi durch Respekt und Lob. Laß dem jungen Bharata immer Liebe zuteil werden, durch dich geehrt wie der König. Vergiß niemals die dem König gebührende Pflicht. Denn hoch über allen ist der Monarch gestellt.

Und wende dich auch an Bharata für mich. Bete, daß Gesundheit sein Leben segnen möge. Laß jede königliche Dame seine Liebe und Fürsorge gleichermaßen teilen, wie es die Gerechtigkeit gebietet. Sprich zu Bharata, diesem starkarmigen Führer, der dem königlichen Geschlecht der Ikshvakus Freude bringen wird: 'Zeige ihm, unserem Herrn, der den Thron innehat, als herrschender Prinz deine ganze Achtung. In viele Jahre verstrickt fühlt er ihr Gewicht, aber laß ihn im königlichen Status. Begnüge dich als regierender Thronerbe, und sei seinem Willen unterwürfig.' Und dann erneuerte Rama seine Bitte, während heiße Tränen seine Wangen benetzten: 'Betrachte meine Mutter als die deine, denn sie vergießt für mich viele sehnsuchtsvolle Tränen.'

Dann sprach Lakshmana mit feuriger Seele schnell atmend diese wütenden Worte: 'Sag, für welche Sünde, welch Vergehen ward der königliche Rama solcherart verbannt? Der König ist der eigentliche Grund, Kaikeyi gab nur dem armen Sklaven einen leichten Anlaß. Ob das Motiv nun recht oder schlecht war, er ist der Verursacher unseres Leids. Und ob nun das Exil durch närrisches Vertrauen oder schuldige Habsucht beschlossen ward, für ein Versprechen oder das Königreich - so hat doch der König qualvolles Übel verschuldet. Der Herr von allen stimmte schnell der Tat zu. Ich sehe keinen Grund in Ramas Leben, für welchen der König ihm befehlen sollte zu gehen. Seine verblendeten Augen wollten nicht die Schande und Narrheit des Planes erkennen, und von der Schwachheit des Königs kommt alles Leid, jetziges und künftiges. Er ist nicht mehr mein Herr, die Bande, die mich dem König verbanden, sind gelöst. Mein Bruder Rama ist für mich Herr, Freund und Vater in einem. Wie kann er die Liebe der Menschen gewinnen, wenn er ihnen durch grausame Sünde ihre Freude nimmt, ihn, dessen Herz fest an die Zufriedenheit und das Wohl des Volkes gebunden ist? Soll er, dessen Auftrag den tugendhaften, so geliebten Rama vertrieb, an dem die Herzen seiner Untergebenen hängen, soll er an seiner statt weiterhin der König sein?'

Auch Janaks Kind, mein Herr, stand nahebei und seufzte oft. Sie schien von dumpfem und zerstreutem Sinn, wie von einem Geist besessen. Die noble Prinzessin vergoß in ihrer tiefen Aufregung und ihrem Kummer, den sie nie zuvor erfahren, so manche Träne, doch sie sprach kein Wort zu mir. Sie erhob ihr von Gram gezeichnetes Gesicht und sah zärtlich ihren Ehemann an. Nur ihn starrte sie an, während er sich zum Gehen wandte, und eine Träne jagte die andere in schnellem Fluß."


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter