Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 40 - Ramas Abreise

So beugten sich Rama, Sita und Lakshmana zu des Königs Füßen und umrundeten ihn traurig und langsam mit ehrenden Schritten. Nachdem Rama mit dem pflichtgetreuen Herzen von seinem Vater die Zustimmung zur Abreise gewonnen hatte, verabschiedete er sich mit Sita an seiner Seite von der bestürzten Königin. Lakshmana verbeugte sich vor lauter Zuneigung und berührte die Füße seiner Mutter. Sumitra sah in an, als er ihre Füße ergriff und sprach zu ihrem Sohn: "Vernachlässige den Rama niemals bei euren Wanderungen. Sorge für ihn mit treuer Aufmerksamkeit. Erkenne in ihm, ob in Stunden des Reichtums oder in Zeiten des Kummers, deine Zuflucht, mein sündloser Sohn. Die Gerechten weichen nicht von diesem guten Gesetz ab, daß der jüngere Sohn dem älteren diene, und zu dieser rechten Tradition haben sich alle Kinder deines uralten Geschlechtes bekannt - freigebig, auf die Riten bedacht, und nie haben sie ihre Körper im Kampf geschont. Laß Rama Dasaratha sein, schau auf Sita wie auf mich und laß die Hütte, in der ihr lebt, dein Ayodhya sein. Lebe wohl." So gab Sumitra ihren Segen dem, dessen Seele an Rama hing. Und als sie ihre Rede beendet hatte, rief sie noch: "Geh nun, mein Sohn, geh Lakshmana. Geh hinfort und erringe dir Erfolg, hohen Sieg und Glück. Geh, deine Feinde zu vernichten, und kehre heim voller Freude."

Wie Matali als Wagenlenker sprach, auf daß der Gott der Götter ihn hören möge, so rief Sumantra, Hand an Hand gelegt und in Demut geübt, zu Rama: "Oh berühmter Prinz, besteige meinen Wagen. Möge Segen deinen Weg begleiten. Schnell sollen dich meine Pferde davontragen, zu jedem Ort, um den du mich bittest. Deine vierzehn Jahre, die du im Walde bleiben sollst, beginne sie heute. Denn Königin Kaikeyi ruft: Hinfort!"

Dann bestieg Sita, die Beste der Frauen, mit ruhigem Geist den wie die Sonne strahlenden Wagen, nachdem ihre Toilette beendet war. Auch Rama und Lakshmana, treu und kühn, sprangen auf den Wagen aus Gold. Der König hatte Sita, die ihrem Ehemann folgte, gemäß der Jahre im Wald reichlich Kleidung und Schmuck mitgegeben. Die Brüder fanden auch Platz im Wagen für Netze und Waffen für die Jagd, auch Waffen für den Kampf und die Rüstungen, und für einen ledernen Korb und einen Spaten. Als Sumantra sah, daß die drei Platz genommen hatten, trieb er die edlen Rassepferde an, die dem Wind vergleichbar schnell waren. So begann der Sohn des Raghu seine furchtbare Verbannung.

Die Stadt selbst war noch wie gelähmt vor Trauer, alle Kraft war vergangen und die Geister müde. Ayodhya war in ganzer Ausdehnung ein Platz von wildem Lamentieren und Tumulten. Die Pferde wieherten und schüttelten die Glocken, die sie trugen. Die Elefanten antworteten mit Brüllen. Dann stürmte die Stadt in unkontrollierter Sorge zum Wagen, als ob lechzende Herden aus der Sonne nach Wasser rennen. Sie hingen sich vor und hinter den Wagen und riefen laut, während Ströme von Tränen aus ihren Augen rannen: "Höre Sumantra, zieh die Zügel an, fahr langsam und zügele deine Pferde. Wir wollen noch einmal den Rama schauen, der nun für viele Tage verloren sein wird. Die Königin, seine Mutter, hat mit Sicherheit ein Herz aus Eisen, da sie es ertragen kann, ihren gottgleichen Rama fortziehen zu sehen, und ihr Herz erzittert nicht von diesem Schlag. Sita, gut gemacht! Wie ein Schatten an seiner Seite jubelt sie in Ausübung ihrer Pflicht, wie die Sonnenstrahlen sich ihren Weg zum Berge Meru bahnen. Auch du Lakshmana, hast wohl getan, nicht vom Pfade der Pflicht abzuweichen und dem Ebenbürtigen der Götter zur Seite zu stehen, dessen Lippen nur Worte der Liebe sprechen. Dein fester Beschluß ist groß und edel, und hoher Ruhm wird dich erwarten. Ja, du sollst einen unvergleichlichen Lohn gewinnen, der Weg mit ihm wird dich zum Himmel führen." Als sie so sprachen, konnten sie den Tränen nicht Einhalt gebieten, die über ihre Gesichter liefen, während sie für eine Weile ihren Liebling des Ikshvaku- Geschlechts begleiteten.

Der klagende König stand inmitten seiner weinenden Frauen und rief: "Noch einmal will ich meinen eigenen lieben Sohn sehen!" und lief davon. Dicht bei ihm erhob sich Tumult von den Klagen der Damen, die ihn umringten. So trauern Elefantenkühe, wenn ihr großer Gott und Führer geschlagen ist. Kakutsthas Sohn, der König der Menschen, der glorreiche Herr, schaute verstört, wie der volle Mond vor der drohenden Dunkelheit der Eklipse erschreckt. Da trieb Dasarathas Sohn, mit dem hochragenden Geist für das höchste Schicksal versehen, den Wagenlenker um mehr Tempo an: "Davon, davon! Warum trödelst du? Treibe die Pferde an!" rief Rama und das Volk seufzte: "Oh bleibe, halte ein!" Sumantra trieb zu schneller Fahrt und hörte nicht auf den Ruf der Bürger. Und als der langarmige Held davonzog, wurde der Staub, den die Räder seines Wagens aufwirbelten, von den Tränenströmen aus traurigen Augen gleich wieder zum Erliegen gebracht. Von den Augen der Frauen fielen Tränen zu Boden, als ob springende Fische von jedem Lotus im See die Wassertropfen abschütteln.

Als er, der König von hohem Ruhme, sah, wie ein Gedanke die ganze Stadt beherrschte, fiel er wie ein hoher Baum, dessen Wurzel die Axt abgehauen hatte, zu Boden. Sofort durchlief ein gewaltiger Schrei die Menge, die Ramas Wagen folgte, als sie ihren Monarchen wegen seines übermächtigen Kummer so ohnmächtig werden sahen. Alles schrie: "Oh Rama, Rama" und "Weh, seine Mutter" ertönte es schrill, als alle laut weinten und sich um die klagenden Frauen geschart hatten. Rama warf einen Blick zurück. Sah seinen Vater mit verstörten Sinnen und versagenden Gliedern am Boden liegen und die traurige Königin ihm folgen, wie ein Junges im Netz, das in seinem Elend nicht die Augen von der Mutter lassen kann. So, von den Banden der Pflicht gefesselt, konnte er seiner Mutter Blick nicht begegnen. Er sah sie auf ihren schwachen Füßen, die Glückseligkeit und das Fahren in Wagen gewohnt waren und die niemals einer Mühe ausgesetzt waren, und rief: "Fahr zu, Sumantra, schnell!" Denn wie der quälende Haken des Treibers den Elefanten anstachelt, so konnte Ramas Herz nicht den Anblick der verzweifelten Eltern ertragen. Wie die Mutterkühe zum Stall drängen, indem die rufenden Kälber sind, so versuchte Ramas Mutter den Wagen zu erreichen. Noch einmal suchten des Helden Augen seine Mutter, wie sie mit Schmerzensschreien und wilden Gesten rief: "Oh Sita, Lakshman, oh mein Kind!" Auch der König schrie: "Halt, halte den Wagen an!" Doch Rama rief: "Weiter, weiter, schnell!" Und zwischen zwei Herren gefangen konnte sich Sumantra nicht entscheiden. Aber Rama sprach weiter: "Ein langer Kummer ist bitterste Pein. Fort, fort, und wenn der Zorn dich trifft, dann sprich: 'Ich hörte dich nicht." Auf des Ramas Befehl vertrieb Sumantra die Menge, die sich um ihn scharte und trieb die willigen Pferde zu schnellstem Lauf an.

Des Königs Diener trennten sich nun weinend und zollten ihm herzliche Verehrung. Im Geiste und mit jeder Träne, die sie weinten, behielten sie ihren Platz nahe bei Rama bei. Schnell eilten die Pferde von dannen und die Edlen sprachen zu Dasaratha: "Es ist vergebens, dem zu folgen, den du bald wieder heimkehren siehst." Mit versagenden Gliedern und erschlaffter Miene hörte er ihren weisen Rat. Doch mit den Augen hingen der König und die Königin fest an ihrem Sohn.



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