Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 39 - Rat an Sita

Kaum hatte der Vater mit jeder lieben Königin Ramas bittende Stimme vernommen und ihren Liebling in Einsiedlerkleidung betrachtet, da versagten seine Sinne vor Kummer. Durchgeschüttelt von Gram, der seine Seele erzittern ließ, konnte er seinen Sohn nicht anblicken. Und selbst, als er ihn dann mit trübem Auge ansah, da konnte er dem Helden keine Antwort geben. Von den Wogen bitteren Leides ergriffen, weinte und klagte der langarmige Monarch, halbtot für eine Weile, dann wieder tief verstört, und immer kreisten seine Gedanken um Rama. "Diese meine Hand muß wohl bis heute viele Jungtiere von ihren Mutterkühen weggerissen oder lebende Wesen sinnlos geschlagen haben. Daher kommt, so meine ich, diese Stunde der Qual. Bis zur Stunde des Todes kann sich der Geist nicht von seiner Schale lösen. Doch der Tod kommt nicht, und Kaikeyi quält immer noch den armen Wicht, den sie nicht töten kann. Wer muß seinem Sohn ins Antlitz sehen, während der seine feine Kleidung aufgibt und, glorreich wie das brennende Feuer, seine Glieder in die Sachen eines Einsiedlers hüllt. Alle Menschen weinen und stöhnen durch die Tat von Königin Kaikeyi allein, die nach dieser Sünde verlangte, um für sich selbst alles zu gewinnen."

Er verstummte. Und mit Tränen in den trüben Augen verließen ihn die Sinne. Noch einmal rief er "Oh Rama", dann brach er kraftlos zusammen und konnte nicht mehr sprechen. Ohnmächtig lag er da. Nach einer Weile fand er ins Bewußtsein zurück und sprach weinend zum weisen Sumantra: "Spann den leichten Wagen an, und führe die schnellen Pferde der edelsten Rasse herzu. Fahre diesen Erben mit hochragendem Schicksal hinter die Landesgrenzen. Das scheint die Frucht der Tugend zu sein, der Lohn der Würde, wie ihn die Schriften erklären - von Vater und Mutter werden die Guten und Tapferen in den Wald gesandt."

Er hörte den Monarchen und gehorchte. Mit flinken Füßen, die sich niemals verspäteten, brachte er die Pferde und den Staatswagen vor das Palasttor. Dann eilte er zum Sohn des Monarchen und meldete ihm mit gefalteten Händen, daß der leichte Wagen von schönem Golde und die besten Pferde bereitstünden. König Dasaratha rief hastig nach seinem Schatzmeister und übermittelte ihm mit rechten Worten seinen Willen ohne jegliches Vergehen: "Zähle all die Jahre, die sie fern im Walde leben müssen, und gib Sita genügend Kleidung und Schmuck für diese Zeit mit." Dieser befolgte den Befehl und brachte eilends aus der Schatzkammer einen reichen Vorrat, um diesen Sita in des Königs Halle zu übergeben. Die Maithili Dame von hoher Abstammung empfing jede kostbare Robe und jedes reiche Schmuckstück und putzte damit ihre Glieder, deren Form von hohem Schicksal sprach. So reich geschmückt und so lieblich anzusehen, strahlte sie reichen Glanz in der Halle aus. Ganz wie der Herr des Lichtes beim Aufgehen seine Strahlen über den Himmel schweifen läßt.

Endlich ergriff Königin Kausalya das Wort, umarmte Sita mit liebenden Armen und küßte lange ihr Haupt, während sie zur hochbeseelten Dame sprach: "In dieser untreuen Welt hier unten, wenn dunkles Mißgeschick kommt und Leid, dann verlassen täglich geliebte und geehrte Ehefrauen ihre Ehemänner und sind ihnen ungehorsam. Ja, die Natur der Frauen ist so, daß nach langen Tagen von Glück und Ruhe sich ihre Liebe verändert oder ganz verliert, wenn sich ein wenig Trauer in ihren Geist einschleicht. Junge Frauen sind undankbar, falsch und mit unsteten Herzen, die Kontrolle von sich weisen. Sie brüten über der Sünde, verändern sich schnell, und in einer kurzen Stunde hat sich ihre Liebe entfremdet. Keine glorreiche Tat oder wunderbare Abstammung, kein Wissen, keine Gabe oder zärtliche Sorge in Banden von anhaltender Liebe kann den leichten und unsteten Geist einer schwachen Frau binden. Aber die guten Damen, die immer aufrechterhalten, was Wahrheit, Recht, Schriften und Traditionen vorgeben - in ihren reinen Augen gibt es keine heiligere Sache als mit ihrem geliebten Ehemann zu wetteifern. Verurteile nie deinen zum Exil verdammten Herrn, meinen Sohn, sei er arm oder reich. Er ist für dich, mein liebes Kind, ein Gott."

Als Sita Kausalyas Rede hörte, die ihr Pflicht und Gewinn lehrte, da faltete sie ihre Hände mit ehrender Grazie und gab ihr Auge in Auge Antwort: "Alles will ich tun und nichts vergessen, was du, oh verehrte Königin, mich gelehrt hast. Ich weiß um die Regeln der Pflicht gegenüber meinem Herrn, habe sie vernommen und bewahre sie tief in mir. Schließ nicht mich, gute Königin, in die Menge der Untreuen ein. Eher soll der Mond sein süßes Licht verlieren, als daß ich aufhöre, meiner Pflicht zu folgen. Die Laute ohne Saiten kann nicht klingen. Der Wagen ohne Räder wird umsonst angetrieben. Eine Frau ohne Herrn kann keine Freude kennen, auch wenn sie mit hundert Söhnen gesegnet ist. Von Vater, Bruder und vom Sohn kann sie wohl etwas Freude gewinnen. Doch wer würde nicht seinen Herrn verehren, lieben und segnen, dessen Gaben zahllos sind? So wurde es mich gelehrt. Ich halte die Lehren der Schriften und das Gesetz der Pflicht in Ehren. Wie könnte ich ihn nur gering achten? Der Frauen Gott ist ihr Mann, das weiß ich."

Als Kausalya ihre Antwort hörte, da drangen ihr die Worte mitten ins Herz. Und mit reinem Geist gab sie den Tränen der Freude und des Kummers freien Lauf. Dann trat der pflichtgetreue Rama vor die verehrte Dame hin und sprach mit demütig gefalteten Händen zur Höchsten der anwesenden Damen: "Oh Mutter, unterlaß diese Tränen. Sorge für meinen Vater, der immer noch leidet. Dir sollen meine Tage in der Ferne schnell verfliegen, als ob ein süßer Schlummer deine Augen schließe. Und die vierzehn Jahre im Exil werden dir, liebe Mutter, wie ein Traum sein. Richte deine Augen auf meine sichere und gute Rückkehr von Freunden umgeben."

So sprach der Held zu seiner Mutter um ihrer tiefen Zuneigung willen. Auch den dreihundertfünfzig versammelten Hofdamen seines Vaters zeigte er seine Verehrung und sprach zur Menge der Schönen: "Wenn von diesen meinen Lippen, während ich hier wohnte, je achtloser Spott auf euch fiel, dann bitte ich euch, vergebt mir. Und nun bitte ich um euren Abschied." Sofort erhoben sich ihre Stimmen in lautem Klagen wie Vogelgeschrei, und während er sich verabschiedete, weinten die königlichen Damen laut, so daß es durch die weite Halle schallte. Wo sich sonst der Klang von Musik und laute tönende Trommeln in fröhlichem Konzert erhoben, da erschallte nun lautes Weinen, Klagen und Geschrei, nebst ersticktem Schluchzen, Kreischen und Seufzen, das vom Leid der Damen zeugte.


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