Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 14 - Rama wird gerufen

Die böse Königin wiederholte nur ihre Forderung, als sie den sich am Boden wälzenden König von Ayodhya voller Trauer um seinen lieben Rama erblickte: "Warum liegst du am Boden hingestreckt wegen eines einfachen Versprechens? Als ob eine bittere Sünde deinen Geist bestürmt. Warum so fürchterlich verwundet? Halte dein Wort! Die Aufrechten halten die Wahrheit unter allen Pflichten für die höchste. Und nun bitte ich dich im Namen der Wahrheit und der Ehre: bekenne dich zu dem dich bindenden Schwur. Saivya, ein König, dem die Erde gehorchte, gab einem Falken ein Versprechen und daraufhin dem Vogel das eigene Fleisch samt Knochen. Durch diese Wahrhaftigkeit gewann er sich den Himmel. Alarka riß sich seine blutenden Augen ohne jeden Widerwillen aus dem Kopf, als ein für seine Schriftkenntnisse berühmter Brahmane sein Versprechen einmahnte. Innerhalb seiner engen Grenzen bleibt der Herr der Flüsse, der mächtige Gott, denn obwohl seine Wasser sieden und rasen, bleibt er seinem gegebenen Wort treu. Wahrheit umfaßt alle Religion, sie erstreckt sich über alle Welten. Nur in der Wahrheit allein findet Gerechtigkeit ihren Platz, und auf Wahrheit gründen sich alle Worte der Götter. Ein Leben unveränderlich in Wahrheit verbracht, bringt am Ende die höchste Glückseligkeit. Wenn du das Rechte weiterhin verfolgen willst, dann sei deinem Wort und der Wahrheit treu. Laß mich dein Versprechen erfüllt sehen, oh König, und zwar durch dich. Um nun deinen rechtmäßigen Ruhm zu bewahren und an meiner ernsten Forderung festzuhalten, wiederhole ich es zum dritten Mal: Schicke dein Kind, deinen Rama in den wilden Wald. Aber wenn du mir den Wunsch immer noch abschlägst, dann sterbe ich verzweifelt vor deinem Angesicht."

Solcherart war der hilflose Monarch von Kaikeyis furchtloser Zunge verbrannt, ganz wie Bali vergebens versuchte, seine Glieder aus Indras tödlicher Schlinge zu lösen. Bis in die Seele erschüttert und blaß vor Angst, wie ein zitternder Ochse zwischen Wagenrad und Joch, wandte er sich erneut an Königin Kaikeyi, seine trüben Augen starrten dabei ins Leere und mit dem Mut der Verzweiflung sprach er: "Diese Hand, die ich ergriff, du sündige Dame, während ich die Texte vor der heiligen Flamme sprach, sowie dich und deinen Sohn hasse und verachte ich, und ich weise alle drei gleichzeitig zurück.

Die Nacht geht vorüber, der Morgen naht. Bald werden die heiligen Priester hier sein, um mich zur Vorbereitung der heiligen Zeremonie zu bitten, damit ich mit meinem Sohn den Thron teile. Die Vorbereitungen, die getroffen wurden, damit Rama seinen königlichen Platz ziere; mit diesen soll mein Liebling die Begräbnisriten für meinen Tod ausführen. Du und dein Sohn sollen sich zurückhalten, die Opfergaben für meine Ruhe darzubringen, denn durch die Tücke, die deiner Verschwörung zugrunde lag, wird seine Weihe aufgehalten werden. Wie kann ich nur an diesem Tag die veränderten Blicke jedes Untertanen ertragen? Wie kann ich die traurigen und freudlosen Gesichter ansehen, die bis heute so strahlend und glücklich waren?"

Während so der hochbeseelte Monarch zur unbewegten Königin sprach, graute der Morgen, und die heilige Nacht mit Sternen und Mond bekränzt war langsam vorübergezogen. Und immer noch beharrte die grausame Königin auf ihrer teuflischen Absicht und entließ fürchterliche und eifrige Worte in wilder Wut und ganz geschickt: "Was für eine Rede ist das? Solch Worte scheinen mir von giftgesäter Krankheit zu fließen! Sende schnell nach deinem edlen Rama und bitte ihn zu deiner Verfügung. Wenn Rama zum Dschungel fortgesandt wurde und kein Rivale mir gewachsen ist, dann bist du von den Ketten der Pflicht befreit." So angestachelt, wie ein üppiges Pferd von Sporen zu doppeltem Tempo getrieben, rief er: "Meine Sinne sind verwirrt, und die Bande der Pflicht halten meine Hände gefesselt. Ich will meinen ältesten Sohn sehen, meinen tugendhaften und geliebten Sohn."

Nun, die Nacht war vorüber, der Schöpfer des Tages zeigte sich und brachte die planetarische Stunde von außergewöhnlicher Kraft. Vasishta, tugendhaft, weit berühmt und von seinen jungen Schülern umgeben, lenkte seine Schritte, unverzüglich und mit heiligen Dingen beladen, durch die schöne Stadt. Er durchquerte die versammelten Volksmassen, die alle auf Ramas Kommen warteten. Die Stadt war schön in ihrem festlichen Schmuck wie die von Indra, der stolze Städte zerstören kann. Er erreichte den Palast, wo er den vermischten Gesängen vieler Vögel zuhörte und wo sich Gruppen von hochgeehrten Wächtern mit Waffen in ihren Händen versammelten. In Hochstimmung erreichte Vasishta das königliche Tor mit vielen Weisen in seinem Gefolge, um dort Sumantra an der Tür stehend anzutreffen, den berühmten Wagenlenker des Königs, sein edler Berater und Gefolgsmann. Zu ihm sprach Vasishta, wohl geübt in seiner althergebrachten Art: "Oh Wagenlenker, informiere den König, daß ich hier bin, und erblicke an meiner Seite die heiligen Gefäße aus Gold, die die Wasser der Ganga und jedes fernen Stromes für den Ritus enthalten. Hier ist der aus Feigenholz erbaute Stuhl für die Inthronisierung, alle Arten von Samen und kostbaren Düften, viele Juwelen und Ornamente, Korn, heiliges Gras, die Früchte des Gartens, Honig und Quark und Milch und Öl, acht strahlende Jungfern und die Besten von allen Kriegselefanten aus dem Stall, ein vierspänniger Wagen samt Bogen und Schwert. Dann eine Sänfte, Männer zum Tragen ihres Herrn, ein weißer Schirm, der strahlend schön sich mit dem Mond messen kann, zwei Chouries (Wedel) aus dem weißesten Haar, ein goldener Becher, kostbar und selten, ein Stier mit fettem Buckel und schön anzusehen, mit goldenen Bändern gegürtet und von weißer Farbe, ein Pferd mit guten Zähnen und wallender Mähne, ein Thron mit geschnitzten Löwen, ein Tigerfell, das heilige Feuer frisch angezündet, wie es die Riten vorsehen, die besten Musiker geschickt im Spiele und tanzende Mädchen in farbiger Kleidung. Kühe, Brahmanen und Lehrer füllen den Hof und Vögel und Tiere der reinsten Sorte. Aus Stadt und Land, von fern und nah, sind die edelsten Männer hier versammelt. Es gibt Händler, denen die Menge folgt und Menschen, die sich laut und fröhlich unterhalten, auch Könige von fernen Ländern stehen bereit, die Weihung anzuschauen. Der Morgen ist gekommen, der glückliche Tag. Geh und bitte den Monarchen hinzuzueilen, auf daß nun Prinz Rama das Königreich erhalten möge und seine Regentschaft beginne."

Sobald der Wagenlenker den hohen Befehl vernommen hatte, eilte er in die Gemächer des Königs, um seinen Herrn mit Gebeten zu ehren. Und keiner der Wächter hinderte seinen Eintritt, denn sie hatten großen Respekt vor ihm, den sie so gut kannten, vor seinem hohen Rang, und weil er immer gern das Beste für ihren König suchte. Er stand neben seinem königlichen Herrn, ahnte nichts von dessen tödlicher Trauer, und begann mit süßen Worten seinen Herrn und König zu preisen: "Wie, wenn die Sonne sich erhebt und die funkelnde See unsere Augen erfreut, so erwache, ruhig und mit sanfter Seele, und schenke uns Entzücken, mächtiger König. So wie Matali (Indras Wagenlenker) in genau dieser Stunde Lobeshymnen von einst über Indras Kraft sang, als er die Armee der Titanen besiegte, so preise ich dich mit Gebeten. Die Veden mit ihrem verwandtem Wissen verehren Brahma, ihren seelengeborenen Herrn und mit allen Lehren der Weisen bitten sie ihn, so wie ich dich bitte, sich zu erheben. So erweckt der Herr des Tages mit dem Glanz seiner Strahlen zusammen mit dem Mond die fruchtbare Erde, die unter ihm liegt, und so, mächtiger König, bitte ich, erhebe dich. Erhebe dich mit glückseligen Worten, oh Herr der Menschen, strahlend in deiner Gestalt, ganz wie die Sonne ihre Lichtpfeile von Merus immerwährendem Gipfel aussendet. Mögen Shiva, Agni, Sonne und Mond dir jeden gewählten Wunsch erfüllen und Kuvera, Varuna und Indra den Sohn des Kakutstha mit Erfolg segnen. Erwache, die heilige Nacht ist vorüber, das fröhliche Licht verbreitet sich überall. Erwache, oh Bester der Könige, und verübe die glorreiche Tat, die deine Aufmerksamkeit erfordert. Der heilige Weise Vasishta wartet mit all den Brahmanen am Tor. Erteile deinen Befehl ohne Zögern, auf daß dein Sohn heute gesalbt wird. Wie Armeen ohne Anführer, wie Viehherden ohne Schäfer, so desolat ist das Schicksal eines Landes ohne König."

Die Worte, die der Sänger dem König widmete, waren mit dem Gewicht von Weisheit versehen, und als der freudlose König sie hörte, fühlte er nur tiefer den Stich der Verzweiflung. Letztendlich, aller Frohsinn und Trost waren von ihm gewichen, erhob er seine vom Weinen geröteten Augen und um Rama klagend sprach der gute und glorreiche Monarch: "Wozu das sinnlose Gebet als Gruß für den Wicht, den kein Gebet mehr erfreuen kann. Deine Worte zerreißen meine schmerzende Brust und stürzen mich noch tiefer in Verzweiflung." Sumantra hörte die traurige Antwort und blickte in seines Herren tränenreiche Augen. Mit demütig gefalteten Händen zog er sich ein wenig zurück. Dann, als der König in seiner erbärmlichen Schwäche vergebens zu sprechen versuchte, ergriff Kaikeyi geschickt das Wort und sprach zum weisen Sumantra: "Der König hat, versunken in fröhliche Gedanken für seinen lieben Sohn, keine Ruhe gesucht. Schlaflos ist ihm die Nacht vergangen und nun sinkt er übermüdet nieder. Geh, Sumantra, und eile, den herrlichen Rama hierher zu geleiten. Geh, wie ich dich bitte, und warte nicht länger. Es ist nicht die Zeit zu zögern."

"Wie kann ich gehen, oh schöne Dame, bevor mein Herr nicht seinen Willen erklärt?"

"Gern will ich ihn sehen," rief der König, "schnell, schnell, bring meinen wunderbaren Rama her." Da erhob sich folgender glückliche Gedanke in des Wagenlenkers Herzen: "Der fromme König, so denke ich, hat die Weihung befohlen." Und Sumantra, für seine Weisheit berühmt, verließ zufrieden mit diesem Gedanken die ruhige Kammer, wie eine Bucht am tosenden Ozean, und machte sich auf den Weg. Er sah sich nicht um und eilte geradewegs voran, nur ein wenig weilten seine Augen auf der Garde, welche die Tore bewachte. Vor sich erblickte er die versammelte Menge von Menschen aller Schichten, die sich teilte und dem Wagenlenker erlaubte zu passieren.


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