Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 70 - Dasarathas Abstammung

Mit der Rückkehr der Morgensonne, und als alle seine Riten getan waren, wandte sich König Janak geübt in zauberhafter Rede an den weisen Satananda: "Mein glanzvoller jüngerer Bruder Kusadhwaj, dessen tugendhaftes Leben ihm Ruhm einbrachte, hat sich in der lieblichen Stadt Sankasya niedergelassen, welche in göttliche Anmut eingehüllt ist, und deren Herrlichkeit so hell wie der himmlische Wagen Pushpak strahlt, während Ikshumati ihre Wellen schickt, um ihre stolzen Wälle am Fuße zu netzen. Ihn, heiliger Priester, verlangt es, mich zu sehen: Er ist der Segen meines Ritus. Ich möchte, daß mein lieber Bruder nicht seinen Anteil an meinem zu erwartenden Glück verpaßt." So sprach der königliche Janak in Anwesenheit des Brahmanen und verstummte. Prompt erschienen seine tapferen Diener. Sobald sie seinen Willen vernommen hatten, eilten sie auf schnellsten Pferden davon, um den Herrn der Könige herzuzubringen, so wie Indras Ruf Vishnu herbeiholt. Bald schon erreichten sie die Mauern von Sankasya und bekamen eine Audienz beim König. Sie überbrachten dem Bruder die Neuigkeiten über die geschehenen Wunder und Janaks Gedanken. Als der König die Geschichte dieser treuen und schnellen Boten angehört hatte, gab er seine Zustimmung zu Janaks Wunsch und reiste sofort nach Mithila. Er begrüßte Janak und auch den heiligen Satananda und setzte sich nieder auf einen herrlichen Sitz, der für Könige oder Götter gemacht war. Und als die Brüder, das edle und unvergleichlich mächtige Paar, dort so beieinander saßen, gaben sie dem weisen Sudaman, dem Besten der Berater, ihren hohen Beschluß kund: "Geh, edler Berater," sprachen sie, "und führe Ikshvakus Sohn, Ayodhyas Herrscher, den durch der Feinde Schwert Unbesiegbaren, zu uns mit seinen beiden Söhnen, samt den heiligen Brahmanen und allen Ministern und Angehörigen."

Sudaman eilte durch den Palast und traf den mächtigen König, welcher neuen Glanz auf des Raghus strahlendes Geschlecht warf, verbeugte sich vor ihm in schicklicher Anmut und sprach: "Oh König, der du Ayodhya beherrschst, meinen Herrn, dem ganz Mithila gehorcht, bewegt der Wunsch, dich mit deinen heiligen Begleitern und den Priestern zu sehen, wenn du gestattest." Kaum hatte der Berater ausgesprochen, da begab sich schon Dasaratha mit all seinem Gefolge zur königlichen Halle hinter den Toren des Palastes, wo Janak Hof hielt. Dort, von all seinen Edlen umgeben, sprach er zu Videhas Herrscher: "Du weißt, oh König, wessen göttliche Hilfe das Geschlecht der Ikshvakus beschützt. In jeder Lage, was auch immer geschieht, der Heilige Vasishta spricht für uns alle. Wenn Vishvamitra einverstanden ist, und all die Heiligen rund um mich, wird der Weise auf meinen Wunsch hin sprechen wie es Ordnung und Wahrheit erfordern." Des Königs Lippen verstummten und Vasishta, der geübte Redner und heilige Mann, erhob sich, um zum König von Videha in fließenden Worten zu beginnen:

"Aus absichtsloser Natur erhob sich Brahma, er kennt keine Veränderung, kein Ende und keine Verschwendung. Er hatte einen Sohn namens Marichi, und Kasyapa war Marichis Kind. Von ihm stammt Vivasvat ab und von ihm wiederum Manu, dessen Ruhm niemals verblassen wird. Manu, der den Sterblichen das Leben gab, bekam den guten und tapferen Ikshvaku zum Sohn. Er war der erste König von Ayodhya, der Stolz der berühmten Dynastie. Ihm folgte der glorreiche Kukshi nach, dessen Ruhm durch alle Länder klang. Als Rivale dieses alten Ruhmes erwies sich sein Nachfolger, der große Vikukshi. Sein Sohn war Vana, ein mächtiger Herr, und dessen Sohn war Anaranya, stark im Kampfe. Der nächste Sohn hieß Prithu, ein ruhmreicher Name. Von ihm stammt Trisanku, der einen weithin berühmten Sohn hinterließ, bekannt unter dem Namen Dhundhumar. Dessen Sohn Yuvanasva fuhr den mächtigen Streitwagen und war gefürchtet im Krieg. Als er starb, folgte ihm sein Sohn Mandhata, der König der Menschen. Sein Erbfolger war gesegnet durch ein hohes Ziel, Susandhi, der glückliche und weise. Er hatte zwei edle Söhne, Dhruvasandhi und Prasenajit. Bharat war Dhruvasandhis Sohn, und herrlichen Ruhm gewann der Monarch. Er bekam den Krieger Asit. Asit führte viel Krieg, gar wild und grimmig, und kämpfte gegen viele Könige an vielen Orten: Haihayas, Tálajanghas und Sasivindus genannt, alle wild und stark. Lange zog er umher, doch als er gezwungen war nachzugeben, floh er sein Königreich und das Schlachtfeld. Mit seinen beiden Gattinnen zog er fort in die luftigen Höhen des Himalaya und ließ all seinen Reichtum und Ruhm hinter sich, um letztendlich den Preis für sein Schicksal zu zahlen. Die Frauen, die er zurückließ, hatten beide empfangen und - so wird die alte Geschichte erzählt - die eine, welche die frohe Hoffnung ihrer Nebenbuhlerin fürchtete, gab der anderen Gift ins Essen.

Es begab sich, daß Chyavan, Bhrigus Kind, durch die weglose wilde Landschaft wanderte. Die lieblichen Höhen des Himalaya riefen in ihm eine seltsame Freude hervor. Da traf er die andere verwitwete Königin mit Lotusaugen und wunderschönem Gesicht, die sich danach verzehrte, einen edlen Sohn zu bekommen, worum sie den Heiligen klagend bat. Als so Kalindi, die schöne Dame, sich dem Heiligen mit demütiger Verehrung näherte, antwortete ihr der heilige Weise: 'Aus deinem Leib wird bald ein glücklicher und starker Säugling mitsamt dem Gift geboren werden. Weine nicht mehr und halte ein mit Seufzen, du liebliche Dame mit den Lotusaugen.' Die Königin, die ihren verstorbenen Gatten immer noch liebte, verehrte den Heiligen für seine rührende Antwort, und, lange nachdem ihr der Gatte genommen ward, gebar sie den Sohn, den sie von ihm empfangen hatte. Da ihre Nebenbuhlerin ihr das Gift gemischt hatte, um ihre Empfängnis zu verhindern und das ungeborene Leben zu zerstören, nannte sie ihren Liebling Sagar (mit Gift). Asamanj war Sagars Thronfolger, und ihm gebar seine Gemahlin den strahlenden Ansuman. Ansumans Sohn, der berühmte Dilipa, bekam einen Sohn namens Bhagirath. Ihm wiederum folgte der große Kakutstha auf den Thron, weiter ging es mit Raghu, den die Feinde fürchteten, und dem tapferen Purushadak, dem schrecklichen Held mit gigantischem Körperbau. Er trug auch den Namen Kalmáshapá, weil seine Füße ganz gefleckt waren. Ihm folgte Sankan nach, und ihm dann Sudarsan, der schön an Gesicht und Gliedern war. Vom schönen Sudarsan entsprang Prinz Agnivarna, so hell wie eine Flamme. Sein Sohn war Sighraga, unübertroffen an Schnelligkeit, und sein Nachfahr war Maru. Prasusruka war des Marus Kind, und seinen Sohn nannte man Ambarisha. Nahush war Ambarishas Thronerbe und ein starker Herrscher über schöne Lande. Nahush bekam Yayati, und ihm verdankt Nabhag sein glückliches Schicksal. Der Sohn von Nabhag war Aja, und von ihm stammt der glorreiche Dasaratha ab, dessen edle Kinder sich Rama und Lakshmana rühmen können, die wir hier vor uns sehen. So führen diese Könige des reinsten Geschlechtes ihre Linie zurück auf Ikshvaku, deren heldenhaftes Leben die Gerechtigkeit verfochten und deren Lippen niemals mit Falschheit befleckt wurden.

So halte ich in Ramas und Lakshmanas Namen um die Hand deiner Töchter an, so daß mit gleichen Banden ein jeder einzigartige junge Mann mit einer einzigartigen Braut verbunden sei."


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