Pushpak Prem SagarZurück WeiterNews

60.1 – Krishnas Kampf mit Bhaumasura, dem Sohn der Erde

Sri Shukadeva Ji sagte: − Raja! Eines Tages hatte die Erde eine sterbliche Gestalt angenommen und begann, eine sehr schwierige Entsagung auszuführen. Als sie davon erfuhren, kamen die drei Devas Brahma, Vishnu und Rudra (Shiva) zu ihr und erkundigten sich: „Warum vollbringst du eine solch äußerst schwere Entsagung?“ Die Erde in Person antwortete: „Oh ihr mitleidigen Herren! Ich habe den großen Wunsch, einen Sohn zu bekommen, darum führe ich diese große Entsagung aus; bitte habt Mitleid und erlaubt mir, einen sehr starken, berühmten und glorreichen Sohn zu haben, der in dieser Welt nicht seinesgleichen trifft, und der niemals stirbt.“ – Die drei Devas waren sehr erfreut, diese Worte zu hören; sie gewährten der Erde in Person den Segen, um den sie gebeten hatte, und sagten: „Dein Sohn wird den Namen Narakasura tragen und sehr mächtig sein. Sein Ruf wird großartig sein, und in der Schlacht wird niemand ihn besiegen können. Stattdessen wird er alle Könige der Welt besiegen und unter seine Befehlsgewalt bringen. Er wird in himmlische Gegenden ziehen und die Devas töten oder in die Flucht schlagen. Sogar die Ohrringe Aditis, der Mutter der Götter, wird er mitnehmen, um sie selbst zu tragen. Danach wird er auch noch Indras Baldachin stehlen und über seinem eigenen Thron anbringen. Ohne sie zu heiraten, wird er sechzehntausend und einhundert Töchter der verschiedensten Rajas entführen. – Sri Krishna Chandra wird anschließend ihn und seine Armee angreifen, und du selbst wirst Krishna auffordern, deinen Sohn zu töten, was er dann auch tun wird, um all die Königstöchter mit nach Dvaraka zu nehmen.“

Nachdem er die Geschichte soweit erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva Ji zu dem Raja Parikshit: − Oh großer König! Nachdem die drei Devas den Segen gewährt und ihr dies alles erzählt hatten, fragte die Erde sich selbst: „Warum sollte ich jemals jemandem sagen, er solle meinen Sohn töten?“ Dann schwieg sie. − Nachdem einige Tage vergangen waren, wurde der Sohn der Erde mit Namen Bhaumasura geboren. Er wurde auch Narakasura genannt und wohnte in Pragjyotishapura. Diese Stadt wurde von allen Seiten durch Berge geschützt, und nachdem er zusätzliche Festungswälle aus Wasser, Feuer und Luft erbaut hatte, verschleppte er mit List und Gewalt die kleinen und jungen Töchter aller Rajas der Welt, zusammen mit ihren Kindermädchen, um sie im Inneren seines Palastes in Pragjyotishapura einzusperren. Nachdem ihm dies gelungen war, beschäftigte er sich Tag und Nacht unaufhörlich damit, Lebensmittel und Kleidung für die Töchter und ihre Kindermädchen herbeizuschaffen. Auf diese Weise zog er sie mit höchster Sorgfalt groß.

Eines Tages geriet Bhaumasura in große Aufregung; er setzte sich in seinen mit Blumen geschmückten Wagen, den er aus Lanka (Ceylon) mitgebracht hatte, und reiste in die höheren Gegenden. Dort begann er, die Devas zu plagen. Er stahl die Ohrringe der Mutter der Devas, Aditi, sowie den Baldachin von Indras Thron und begann, allen Göttern, Sterblichen und Weisen auf der Welt großen Kummer zu verursachen. Durch den Ärger, den Bhaumasura verursachte, rannten die Götter um ihr Leben; sie verließen ihre himmlischen Residenzen und flohen in alle Richtungen.

Nachdem Sri Krishna Chandra, der Bruder der Welt, von Bhaumasuras Aktivitäten erfahren hatte, sagte er zu sich: „Ich werde ihn töten und all die jungen Frauen befreien; Indras Baldachin gelangt zurück in die himmlische Gegend, und Aditi bekommt ihre Ohrringe zurück; und ich sorge dafür, dass Indra frei und furchtlos regieren kann.“

Sri Krishna Chandra ging zu Satyabhama und sagte: „Liebe Ehefrau! Wenn du nun mit mir kommst, werde ich Bhaumasura töten können, denn du bist eine Erweiterung der Erde und bist so gesehen seine Mutter. Als die Devas der Erde den Segen gewährten, einen Sohn zu bekommen, sagten sie zu ihr: ‘Dein Sohn wird sterben, wenn du dazu die Anweisung erteilst; andernfalls wird niemand in der Lage sein, ihn zu töten.’“ − Satyabhama hörte dies und dachte darüber nach, dann fragte sie: „Maharaja! Mein Sohn ist auch Dein Sohn. Warum willst Du ihn töten?“ Krishna wich dieser Frage aus; er erzählte stattdessen: „Ich bin nicht sehr interessiert daran, ihn zu töten, aber bei irgendeiner Gelegenheit habe ich dir ein Versprechen gegeben, dass ich nun einlösen möchte.“ – „Welches Versprechen?“ erkundigte sich Satyabhama. Krishna antwortete: „Narada Ji besuchte mich einmal und gab mir eine Blume vom Kalpa-Baum, die ich Rukmini schenkte. Du wurdest ärgerlich, als du das hörtest. Darum sagte ich, wenn du einverstanden bist, würde ich dir eines Tages den Kalpa-Baum mitbringen. Deswegen nehme ich dich nun mit, damit ich mein Versprechen einlösen kann, und auch, um dir Vishnus Paradies zu zeigen.“

Satyabhama freute sich sehr, als sie das hörte, und sie machte sich bereit, Krishna zu begleiten. Krishna rief nach Garuda, dem König der gefiederten Lebewesen und Träger Vishnus. Sie nahmen auf seinem Rücken Platz, und ihre Reise begann. Nachdem sie bereits eine weite Strecke zurückgelegt hatten, sagte Krishna zu Satyabhama: „Sag’ einmal, warum wurdest du ungehalten, als ich die Angelegenheit das erste Mal erwähnte? Erkläre mir das, damit ich in dieser Hinsicht Bescheid weiß.“ Satyabhama antwortete: „Maharaja! Nachdem Du Bhaumasura getötet hast, wirst Du seine sechzehntausend und einhundert jungen Mädchen mitbringen, und mich dann als eine von ihnen ansehen. Aus dem Grunde war ich beleidigt.“ Sri Krishna sagte zu ihr: „Du brauchst dir keine Sorgen wegen irgendetwas zu machen. Ich bringe dir den Kalpa-Baum, den wir in dein Haus stellen. Du könntest ihn als Geschenk von dir und von mir für Narada Ji verwenden. Wenn du mich auf diese Weise erfreut haben wirst, werde ich immer bei dir sein und für dich tun, was ich tun kann. Auf diese Art und Weise überreichte Indrani ein Geschenk von Indra, eben diesen Baum; und auch Aditi überreichte eines von Kashyapa, dem Weisen. Wenn du dieses Geschenk machst, wird dir keine andere meiner Ehefrauen gleichen.“

Oh großer König! Auf diese Weise unterhielten sich Satyabhama und Krishna, während sie Pragyotishapura erreichten. Sie erblickten dort eine Festung auf einem der umliegenden Berge die von Wasser, Feuer und Luft beschützt wurde. Krishna gab dem Herrn der gefiederten Rasse, Garuda, einige Anweisungen, und auch seinem strahlenden Feuerrad, dem Sudarshana Chakra, welches sich mit Leichtigkeit in Bewegung setzte und den Reisenden mit lautem Brausen, leuchtenden Blitzen und durchdringender Kraft in sekundenschnelle einen breiten Weg durch diese Elemente bahnte.

Als sie auf diese Weise in der Stadt landen wollten, kamen dämonische Wächter der Festung und der Stadt, um zu kämpfen; doch Krishna erschlug sie kurzerhand mit einer Keule. Als er hörte, dass seine Soldaten getötet worden waren, erschien Mura, der wachhabende Offizier für die Stadt und die Festung, ein Dämon mit fünf Köpfen. Er war sehr zornig und griff Krishna mit einem Dreizack an; seine Augen glühten, er knirschte mit den Zähnen und stieß hervor: „Wer, um alles in der Welt, ist stärker als ich? Den will ich sehen!“ Mit diesen Worten, oh großer König! rannte der Dämon Mura Sri Krishna entgegen, so, wie Garuda eine Schlange angreift. Er verteilte Stöße mit seinem Dreizack, die Krishna jeweils mit dem Chakra parierte. – Auf diese Art setzte Mura in seiner Wut noch zahllose Waffen gegen Krishna ein, die dieser allesamt mit Leichtigkeit abwehrte. Schließlich rannte der Dämon in großer Verwirrung auf Krishna zu und begann, mit ihm zu ringen. Dieser Kampf dauerte eine ganze Weile; nach einiger Zeit bemerkte Krishna, dass Satyabhama sehr in Unruhe geraten war, deswegen schnitt er Muras fünf Köpfe mit seinem Sudarshana-Chakra ab.

Bhaumasura hörte das Poltern der fallenden Köpfe aus der Ferne und erkundigte sich: „Was war das für ein lautes Geräusch?“ Einer seiner Offiziere kam und berichtete, dass Sri Krishna den Dämon Mura getötet hatte. Darüber war Bhaumasura zuerst sehr bestürzt, doch dann gab er seinem diensthabenden Kommandanten den Befehl zu kämpfen. Der brachte die Streitkräfte in Stellung und wartete kampfbereit am Tor der Festung. – Die sieben Söhne Muras, alles sehr starke und mächtige Krieger, erfuhren vom Tode ihres Vaters. Sie kamen, ausgerüstet mit Waffen aller Art, um Krishna zu treffen und mit ihm zu kämpfen. Bhaumasura schickte seinem Kommandanten und den Söhnen Muras die Anweisung, umsichtig zu kämpfen, weil er selbst am Kampf teilnehmen wollte. Nachdem sie den Befehl zum Angriff erhalten hatten, stürmten Bhaumasuras Kommandant und Muras Söhne vorwärts, begleitet von ihrer Armee übler Geister, um mit Sri Krishna Ji zu kämpfen, und im Nu hatten sich die Truppen wie Wolken um Krishna herum ausgebreitet. Die Krieger Bhaumasuras ließen von allen Seiten Geschosse aller Art auf Krishna herabregnen und setzten auch noch alle möglichen anderen Sorten von Waffen gegen Krishna ein, die dieser allesamt mit großem Schwung und großer Leichtigkeit abschmetterte. Schließlich bemerkte Krishna erneut, dass Satyabhama in höchster Unruhe zusah, darum holte er sein Feuerrad, Sudarshana, und schlug damit in sekundenschnelle die vollständige dämonische Armee in Stücke, einschließlich der sieben Söhne Muras, genauso, wie ein Gärtner mit der Sense die Wiese mäht.

Nachdem er soweit mit seiner Geschichte gekommen war, sagte Sri Shukadeva Ji zu dem Raja Parikshit: − Oh großer König! Als Bhaumasura erfuhr, dass seine vollständige Armee und die Söhne Muras getötet worden waren, wurde er zunächst sehr nachdenklich und verwirrt, doch nach reiflicher Überlegung erlangte er seine Zuversicht zurück. Er ließ einige sehr starke dämonische Soldaten zu ihm kommen; seine Augen begannen zu glühen, er schnallte seinen Hüftgürtel enger, bereitete seine Pfeile vor, fluchte vor sich hin und bereitete sich so auf einen Kampf mit Sri Krishna Ji vor. – Er wurde schrecklich zornig, als er Krishna sah. Er schnappte nach einer Handvoll Pfeilen, legte sie alle gleichzeitig in seinen Bogen und ließ sie fortfliegen. Krishna schlug sie in Stücke. Bhaumasura zückte ein Schwert und heulte Krishna ärgerlich an; mit Donnerstimme brüllte er: „Du wirst mir nicht entkommen, Du Dorftrottel!“ Als er diese harten Worte gebrüllt hatte, begann er, sich auf einen wilden Kampf einzustellen.

Oh großer König! Bhaumasura griff gewaltig mit einer Keule an; seine Schläge machten auf Sri Krishnas Körper soviel Eindruck wie ein Blumenstrauß, mit dem ein Elefant geschlagen wird. Er bekämpfte Krishna mit Waffen der verschiedensten Arten, die Krisna allesamt in Stücke schlug. Bhaumasura rannte in seinen Palast, um einen besonderen Dreizack zu holen; kampfbereit kam er zurück, als Satyabhama aufschrie: „Wann wird der Herr der Yadus ihn töten?“ Als er das hörte, zielte Krishna mit seinem Feuerrad und schnitt Bhaumasuras Kopf ab. Sein Kopf polterte zu Boden, zusammen mit den Ohrringen und der Krone. Die Schlange Shesha, die die Erdkugel auf ihrem Haupte trägt, erzitterte, als Bhaumasuras Körper umstürzte. In allen drei Welten ertönte der Jubel der Bewohner, und die Sorgen und Kümmernisse von allen waren verschwunden. Bhaumasuras winzige spirituelle Seele erhob sich aus dem umgestürzten Körper und flog wie ein leuchtender Funken in hohem Bogen auf Krishna zu. Krishna fing sie mit der Hand, die er auf sein Herz legte.

All diejenigen, die das beobachtet hatten, ließen Siegesrufe hören. Die Devas trugen Lobeshymnen aus den Veden vor und feierten die Heldentaten Krishnas. Sie ließen aus ihren Wagen Blumen herabregnen, die von den fröhlichen Bewohnern der Stadt eingesammelt wurden.


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