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54 – Rukmini wartet auf Krishna

Sri Shukadeva sagte: − Raja!(1) Sri Krishna Chandra sagte, nachdem er so dem Brahmanen neue Zuversicht eingeflößt hatte: „So wie eine brennende Flamme aus dem Holz hervor kommt, wenn es gerieben wird, genauso werde ich die prachtvolle Rukmini fortnehmen, nachdem ich die Armee der bösen Dämonen zerschlagen habe.“

Als er das verkündet und sich in einen eleganten und gut aussehenden, mit Juwelen geschmückten Anzug gekleidet hatte, ging Krishna zu dem Raja Ugrasena und erklärte: „Maharaja! Bhishmaka, der König von Kundinapuri, hat mir einen Brief geschrieben, den er mir durch seinen Familien-Priester zugeschickt hat und in dem er mir seine Tochter anbietet; er hat mich eingeladen, allein zu kommen, mit Eurer Erlaubnis werde ich fahren und, wenn ich seine Tochter geheiratet haben werde, bringe ich sie mit hierher.“ –

Ugrasena antwortete: „Wie kommt es, dass Du Deine Liebe in einem so fernen Land gefunden hast? Wenn Du allein dorthin fährst, Krishna, vermeide Auseinandersetzungen und Streitereien mit irgend jemandem. Wer wird uns benachrichtigen, wie es um Dich steht?“ – Ugrasena fügte danach noch hinzu: „Gut, wenn Du dorthin gehen musst, dann nimm Deine Armee mit, und Dein Bruder soll Dich begleiten, und kehre nach der Heirat schnell zurück, kämpfe oder streite dort mit niemandem, dann wirst Du lange leben und viele schöne Frauen haben.“ Als er so die Erlaubnis erhalten hatte, sagte Sri Krishna Chandra zu Ugrasena: „Maharaja! Was du sagtest ist wahr, aber ich werde voraus fahren; bitte schicke Balarama Ji mit der Armee hinter mir her.“

Mit diesen Worten verabschiedete Krishna sich von Ugrasena und Vasudeva. Er ging zu dem Brahmanen zurück und ließ seinen Wagen und Daruka, seinen Wagenlenker, kommen. Nachdem Daruka Krishnas Anweisung erhalten hatte, spannte er sofort vier Pferde vor den Wagen. Krishna stieg ein und setzte den Brahmanen neben sich, und so fuhren sie ab in Richtung Kundinapuri. Als sie Dvaraka verlassen hatten, sahen sie zur rechten Hand mehrere Rotwildherden; und brüllende Löwen und Löwinnen rannten ihnen entgegen, mit ihrer Beute.

Während er diese guten Omen beobachtete, sagte der Brahmane nachdenklich zu Krishna: „Maharaja! Weil ich diese Omen sehe glaube ich, dass Deine Wünsche vollständig erfüllt werden, genauso, wie diese Tiere dort ihre Beute erhalten haben.“ Sri Krishna Chandra antwortete: „Möge es durch deine Güte so geschehen.“ Sie fuhren in Sri Krishnas Wagen weiter, nachdem er das gesagt hatte, und durchquerten mehrere Länder, Städte und Dörfer, und erreichten so die Stadt Kundinapuri. Bei ihrer Ankunft sahen sie, dass die Schönheit der Stadt aufgrund der Hochzeits-Vorbereitungen, die überall getroffen wurden, um ein Vielfaches gestiegen war. Alle Straßen waren sauber gefegt, und die Kreuzungen waren mit farbigen Tüchern bedeckt und mit Parfüm und Sandelholz-Öl besprengt worden. Überall gab es Bündel aus Betelnüssen und Gemüse, in deren Mitte vergoldete Kokosnüsse platziert waren. An jedem Haus spannten sich zahlreiche Girlanden, bestehend aus grünen Blättern, Früchten und Blumen. Flaggen, Banner und Wimpel flatterten im Wind. Auf den runden Kuppeldächern der Häuser waren elegante goldene Spitzen zu sehen, die in den strahlenden blauen Himmel zeigten. In allen Häusern wurde gelacht und gefeiert.

Oh großer König! So habe ich den schönen Anblick der Stadt beschrieben, aber die Festlichkeiten innerhalb des Palastes können nicht beschrieben werden. Du hättest sie sehen müssen, um den richtigen Eindruck davon zu bekommen. Nachdem Sri Krishna Chandra und der Brahmane die Stadt gesehen hatten, ließen sie sich in einem abseits gelegenen Garten nieder, der dem Raja Bhishmaka gehörte. Sie setzten sich in den Schatten eines der Bäume. Nachdem sie sich so etwas von der Reise erholt hatten, sagte Krishna zu dem Brahmanen: „Oh Heiliger! Bitte geh’ du nun zuerst zu Rukmini Ji und melde ihr meine Ankunft, damit ihre Sorgen verschwinden und ihre Zuversicht zurückkommt. Hinterher unterrichte mich über alles, was dort passiert ist, damit ich richtig planen kann.“ Der Brahmane sagte: „Oh gnädiger Herr! Die Hochzeit soll morgen stattfinden; und deswegen herrschen im Palast Aufregung und ein großes Durcheinander aufgrund der Vorbereitungen. Ich gehe jetzt und benachrichtige Rukmini Ji über Deine Ankunft, sobald ich sie allein antreffe.“ Mit diesen Worten begab sich der Brahmane auf den Weg.

Oh großer König! Auf diese Weise erreichte Krishna die Stadt allein und in aller Ruhe. Auf der anderen Seite traf zur gleichen Zeit der Raja Shishupala ein, begleitet von Raja Jarasandha. Ihre Armeen bestehend aus Dämonen boten eine glänzende Schau; es handelte sich um solche Heerscharen, dass der König der Schlangen, Sri Shesha, der die Weltkugel auf einem seiner Köpfe trägt, durch das hohe Gewicht zu schwanken begann und dadurch die Erde erschütterte. Raja Bhishmaka erhielt die Nachricht von ihrer Ankunft und beeilte sich, beide Rajas mit allen seinen Ministern und Angehörigen zu empfangen. Er begrüßte den Bräutigam mit allen Ehren und Würden, kleidete die ganze Gesellschaft in neue würdevolle Gewänder, beschenkte jeden mit Waffen, die mit Juwelen und Ornamenten verziert waren, die Elefanten und Pferde darstellten, und geleitete sie auf diese Weise in die Stadt. Im Hause der Braut hatte er einen Platz für den Empfang des Bräutigams und seiner Gefolgschaft hergerichtet, und dort bewirtete er alle mit ehrerbietigem Respekt.

Nachdem er die Geschichte soweit erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva, der Weise, zu dem Raja Parikshit: – Oh Herr der Erde! Ich werde die Geschichte jetzt aus der Sicht in Dvaraka weiter erzählen; bitte sei so gut und höre aufmerksam zu. Als Sri Krishna Chandra Dvaraka verließ, gingen all die Nachkommen des Yadu zu Raja Ugrasena und sagten: „Oh großer König! Wir haben gehört, dass Raja Shishupala und Raja Jarasandha mit ihren Armeen bestehend aus bösen Dämonen nach Kundinapuri kamen. Krishna hat sich allein auf den Weg dorthin gemacht. Deswegen halten wir es für sicher, dass es zwischen ihnen und Sri Krishna Ji zu einem Kampf kommen wird. Das ist unsere feste Überzeugung, wie könnten wir also hier bleiben und so tun, als wüssten wir von nichts, und Krishna dadurch im Stich lassen? Unsere Wünsche stehen dem entgegen, und darum sind wir nun bereit, deinen Anweisungen gemäß zu handeln.“

Durch diese Worte wurde der Raja Ugrasena sehr unruhig und aufgeschreckt. Er ließ sofort Balarama Ji kommen, erklärte ihm die Lage und befahl: „Geh’ so schnell wie möglich mit meiner Armee nach Kundinapuri, so dass Du die Stadt noch vor Sri Krishnas Ankunft erreichst, und bringe ihn mit Dir zurück.“ Als er diesen Befehl des Rajas erhalten hatte, bildete Baladeva aus den Nachkommen der Yadus sechsundfünfzig Armeen, mit denen er nach Kundinapuri aufbrach. Die schwarzen, weißen und violetten Elefanten dieser vielfarbigen Armee erschienen wie Wolken, und ihre weißen Stoßzähne sahen aus wie die Reihen fliegender Kraniche. Die großen Kesselpauken klangen wie Donner, und ihre Schlegel leuchteten wie Blitze. Überall erschienen berittene Truppen, deren Reiter in Rot und Gelb gekleidet waren. Lange Reihen von glänzenden Streitwagen bewegten sich majestätisch vorwärts. Die Devas saßen in ihren Luftfahrzeugen; sie waren sehr erfreut über diesen Anblick und ließen mit größtem Vergnügen Blumen vom Himmel herabregnen. Sie alle drückten ihren Wunsch aus, Krishna möge Erfolg haben und siegreich sein. Baladeva Ji erreichte Kundinapuri ungefähr zu der Zeit, als Krishna dort ebenfalls eintraf.

Sri Shukadeva Ji fügte hinzu: – Oh großer König! Sri Krishna Chandra, der Ozean der Schönheit und das Licht der Welt, hatte so Kundinapuri erreicht, aber Rukmini, die über seine Ankunft noch nichts gehört hatte, war sehr missgestimmt. Sie schaute sich in alle Richtungen um, wie der Mond, der beim Kommen des Morgens verblasst. Ihr königliches Gemüt war vollkommen überlastet von zu vielen besorgten Gedanken, während sie von einem hohen Balkon des Palastes über die Stadt blickte. Sie schaute in Fenster und Türen, dabei strömten ihr die Tränen aus den Augen. Unzufrieden und in niedergedrückter Stimmung seufzte sie schwer. Sie weinte vor Aufregung und äußerte ihre traurigen Gedanken: „Warum ist Krishna noch nicht gekommen, von dem gesagt wird, er kennt die Geheimnisse aller Herzen? Welchen Fehler habe ich gemacht, dass er noch nicht an mich gedacht hat? Hat der Brahmane ihn nicht erreicht; oder hält er mich für hässlich, so dass er meine Zuneigung nicht erwidern will; oder wurde er durch die Ankunft Jarasandhas aufgehalten? Schon morgen ist der Tag der Hochzeit, und der Dämon ist gekommen. Wenn Shishupala morgen meine Hand nimmt, wie soll diese sündige Seele das ohne Krishna überleben? Gebete, Entsagungen, Gelübde, und wohltätige Handlungen sind für mich anscheinend kein Schutz gewesen. Was soll ich tun? Wohin soll ich gehen? Shishupala ist mit seinem Hochzeitsumzug bereits angekommen. Warum wartet der barmherzige Krishna mit seiner Ankunft so lange?“

Als Rukmini so geklagt hatte, sagte eine ihrer Gefährtinnen zu ihr: „Wie könnte Krishna aus solch einem entfernten Land kommen, ohne die Erlaubnis seines Vaters und seiner Mutter zu haben?“ Eine andere sagte: „Der, von dem es heißt, er kenne die Geheimnisse des Herzens und sei gnädig zu den Armen, er wird bestimmt bald kommen. Sei zuversichtlich, Rukmini, und sei nicht aufgeregt; ich glaube ganz sicher, dass gleich jemand kommt, der Krishnas Ankunft ankündigt.“ – Oh großer König! Während ihre Dienerinnen so zu Rukmini sprachen, hörten sie schon den Brahmanen kommen. Nachdem er eingetreten und einen Segen gesprochen hatte, sagte er: „Sri Krishna Chandra ist angekommen und hat sich in einem abgelegenen königlichen Hofgarten niedergelassen; und Baladeva Ji folgt ihm mit seiner Armee.“

Rukmini sah den Brahmanen und hörte seine Worte, dabei kehrten ihre Lebensgeister zurück. Sie wurde so glücklich wie eine Verehrerin, die die Früchte ihrer Entsagungen erhält. Nachdem sie die gute Nachricht verinnerlicht hatte, faltete sie die Hände, neigte ihren Kopf und sagte zu dem Brahmanen: „Weil du heute gekommen bist, um Krishnas Ankunft zu melden, hast du mir das Leben zurückgegeben. Wie kann ich dir dafür danken? Selbst wenn ich dir alle Güter des Universums gäbe, bliebe ich in deiner Schuld.“

Ein wenig Angst kehrte zurück, als sie das gesagt hatte, und sie schämte sich. Aber der Brahmane war sehr zufrieden und sprach einen Segen aus; danach verabschiedete er sich und ging zu Raja Bhishmaka, um all die näheren Umstände von Krishnas Ankunft zu beschreiben. Raja Bhishmaka erkannte den Bericht als wahr und erhob sich, um Krishna und Balarama aufzusuchen. Er fand den Garten, wo die zwei Brüder, die Überbringer der Freude, sich aufhielten, und warf sich bei seinem Kommen vor ihnen flach auf den Boden, sodass seine acht wichtigen Körperteile die Erde berührten. Danach erhob er sich, faltete die Hände und sagte zu Krishna: „Du bist die Quelle meines Geistes, Hari; wie könnte ich Dir nun beschreiben, was unsere bösen Feinde taten? Durch Deine Ankunft hier hast Du meine Wünsche erfüllt.“

Nachdem er so gesprochen und Krishna und Balarama in einem gemütlichen Gästehaus untergebracht hatte, ging Bhishmaka in seinen Palast zurück. Er dachte nach und sagte zu sich: „Jeder kennt die Taten Krishnas. Wer sagt mir jetzt, wie es kommt, dass Krishna nun hier eingetroffen ist?“

All die Einwohner der Stadt Kundinapuri, Männer und Frauen, besuchten Sri Krishna und Balarama in ihrem Quartier, sprachen über ihre allseits bekannten Heldentaten, sangen Loblieder, und sagten zueinander: „Rukmini ist eine gute Braut für Sri Krishna. Möge Brahma ihre Ehe zustandebringen, sodass sie lange hält.“ – In der Zwischenzeit folgten die zwei Brüder einer plötzlichen Eingebung und gingen, um die Stadt zu besichtigen. An allen Märkten, Straßen und Kreuzungen, die Krishna und Balarama besuchten, wurden sie sofort von Männern und Frauen umringt, die ihnen Parfüm, Sandelholzöl und Rosenwasser darbrachten. Aus den oberen Stockwerken der Häuser regneten Blumen auf sie herab; überall wurden Arme ausgestreckt, die auf die zwei Brüder zeigten, und die Leute riefen: „Balarama ist in blaue Seide gekleidet und Krishna in gelbe Seide, sie haben Kronen auf dem Kopf, und klingende Ohrringe; und mit ihren lotusförmigen Augen wollen sie unsere Herzen stehlen.“ – Auf diese Weise fuhren sie fort, die Stadt zu besichtigten. Schließlich, nachdem sie die ganze Stadt und auch die Streitkräfte des Raja Shishupala gesehen hatten, kehrten die zwei Brüder zu ihrer eigenen Armee zurück.

Als Raja Bhishmakas ältester Sohn, Rukmi, von ihrer Ankunft hörte, geriet er in eine entsetzliche Wut. Damit eilte er zu seinem Vater und stellte ihn zur Rede: „Sag’ die Wahrheit! Auf wessen Einladung ist Sri Krishna hergekommen? Ich kann nicht verstehen, wieso er herkommen konnte, ohne eingeladen worden zu sein. Eine Heirat ist ein Anlass und eine Gelegenheit zur Freude, also was hat er hier zu suchen? Ganz gleich, wo diese zwei hinterhältigen und abartigen Ganoven hingehen, sie verursachen Wunden. Wenn dir dein Wohlergehen lieb ist, dann rede jetzt! Von wem wurden sie eingeladen?“

Oh großer König! Nachdem Rukmi auf diese Art erfolglos versucht hatte, seinen Vater unter Druck zu setzen, erhob er sich und ging, in rastloser und aufgeregter Stimmung, zu den Quartieren Shishupalas und Jarasandhas und berichtete: „Balarama und Krishna sind hergekommen; unterrichtet all Eure Leute darüber, damit sie auf der Hut sind!“

Raja Shishupala hörte die Namen der zwei Brüder und dachte zurück an Krishnas Taten und seine Geschichte; dabei ließ er den Mut sinken und wurde sehr nachdenklich; und Raja Jarasandha erzählte: „Wo auch immer diese zwei hingehen, es kommt zu Gewalt und Verderben. Sie sind sehr mächtig und gefährlich. In Vraja haben sie mit der größten Leichtigkeit Kansa und andere mächtige Dämonen erschlagen. Glaubt bloß nicht, das wären Kinder; sie wurden noch nie besiegt, bei keinem Zwischenfall. Sri Krishna zerstörte meine Armeen siebzehn Mal; als ich ihn das achtzehnte Mal angriff, rannte er einfach weg und kletterte auf einen Berg, den ich in Brand setzte, aber er entkam mit irgendeinem Trick und floh nach Dvaraka. Krishnas Natur versteht niemand; nur dies: Er ist hierher gekommen, um Gewalt anzuwenden. Er ist ausgesprochen listig und wendet unglaubliche Täuschungen an, und keiner wird ihn jemals durchschauen. Also richtet Eure Pläne so ein, dass Ihr Euer Gesicht wahren könnt.“

Als Jarasandha so gesprochen hatte, tat Rukmi ganz ahnungslos und fragte: „Über welche Dinge sprichst du, dass du so besorgt bist? Ich kenne die zwei Cowboys gut; sie wandern im Dschungel umher, singend und tanzend, wobei sie auf der Flöte spielen und die Kühe hüten. Was bitteschön könnten solche Dorfkinder von der Kriegswissenschaft verstehen? Verbannt alle Sorgen aus Euren Gemütern! Ich werde Krishna und Balarama in sekundenschnelle abwehren und erschlagen, und dazu alle Nachkommen des Yadu.“

Sri Shukadeva sagte: Oh großer König! Rukmi ging an dem Tage erst nach Hause, nachdem er Jarasandha und Shishupala von seiner Sicht der Dinge überzeugt hatte und es ihm so gelungen war, sie mit Zuversicht zu erfüllen. Trotzdem verbrachten sie eine unruhige Nacht. Am nächsten Morgen setzten die Rajas Shishupala und Jarasandha ihre Vorbereitungen fort, da sie diesen Tag als Hochzeitstag ansahen; außerdem gab es schon viele festliche Zusammenkünfte im Palast Raja Bhishmakas. – Unterdessen verschickte Rukmini durch einen Brahmanen eine weitere Nachricht an Sri Krishna Chandra, die besagte: „Oh Herr der Güte! Heute ist der Hochzeitstag, und sobald nur noch zwei Stunden des Tages übrig bleiben, werde ich für die Verehrung Ambika Devis zu ihrem Tempel gehen, der östlich der Stadt liegt. Ich habe Dir meine Tugend und meinen guten Namen anvertraut; bitte handle so, dass diese erhalten bleiben!“

Etwas später an diesem Tage kamen ihre Freundinnen und Gefährtinnen, und auch weitere Angehörige zu ihr. Sie markierten unten im Hof mit großen Perlen einen quadratischen Platz, in den sie einen mit Ornamenten geschmückten goldenen Stuhl brachten. Anschließend wurde Rukmini durch die Hände von sieben verheirateten Frauen mit Öl eingerieben. Nachdem sie auf diese Art auch mit Parfüm und duftender Sandelholzpaste versorgt worden war, wurde ihr ein mit Juwelen besetztes rotes Brautkleid angelegt, und sie konnte auf dem Stuhl Platz nehmen. – Als noch ungefähr vier Stunden des Tages verblieben, begann die jugendliche Rukmini mit ihren Freundinnen und Gefährtinnen einen von Musikern begleiteten Umzug, um der Göttin Ambika Devi in ihrem Tempel eine Verehrung darzubringen; und der Raja Bhishmaka schickte zu ihrem Schutz einige Soldaten mit auf den Weg.

Raja Shishupala hörte, dass die Königstochter die Stadt verlassen hatte um Devi zu verehren, und aus Furcht vor Sri Krishna Chandra ließ er einige seiner mächtigsten Helden und stärksten Krieger kommen. Er gab ihnen einige sehr genaue Anweisungen, bevor er sie schickte, um Rukmini zu beschützen. Für diese Begleitung der Königstochter nahmen die Krieger die verschiedensten Waffen mit. Rukmini erschien in diesen Augenblicken, in denen sie verschleiert inmitten ihrer zahlreichen Gefährtinnen voranschritt und sich dabei unter der Aufsicht und dem Schutz der schwarzen Dämonen befand, so schön wie der von vielen hellen Sternen umgebene Mond vor dem Hintergrund einer schwarzen Wolke. Schließlich, nachdem sie in dieser Prozession einige Zeit gegangen waren, erreichten sie den Tempel Ambikas. Rukmini betrat den Tempel, wusch ihre Hände und Füße, trank aus der Handfläche etwas Wasser und wurde so gereinigt. Die Königstochter brachte der Göttin Sandelholzöl, Reis, Blumen, Parfüm, Lampen und geweihte Speisen dar und vollzog die Zeremonie der Verehrung Ambika Devis mit großer Aufmerksamkeit und den Anweisungen der Veden entsprechend. Anschließend bereitete sie verschiedene Mahlzeiten für die weiblichen Brahmaninnen des Tempels zu und beschenkte sie mit eleganter Kleidung; danach brachte sie bei jeder Priesterin auf der Stirn die religiösen Zeichen an, gab ihnen dazu den ungebrochenen Reis aus der Opferung und verteilte weitere Geschenke an sie. Dafür erhielt sie den Segen der Brahmaninnen. Danach brachte sie der Göttin Ambika eine weitere Verehrung dar, indem sie ihre Bildgestalt rechtsherum umrundete; und schließlich nahm diese liebliche Prinzessin, die ein Gesicht wie der Mond mit der Farbe der Chumpa Blume, Augen wie ein Reh, eine Stimme wie der Kokila und einen Schritt wie ein Elefant hatte, ihre Gefährtinnen mit und dachte nur daran, Krishna zu treffen. Und als sie gerade den Heimweg antrat, nachdem sie all die notwendigen Rituale und Zeremonien beendet hatte, traf Sri Krishna allein auf seinem Wagen ein, genau an der Stelle, wo die kriegerischen Begleiter Rukminis in voller Bewaffnung Wache standen.

Nachdem er soweit erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva Ji: – In dem Augenblick, als sie den Tempel verließ und zurückkehren wollte, nachdem sie der Göttin ihre Verehrungen dargebracht hatte, sagte eine ihrer Gefährtinnen aufgeregt zu ihr: „Oh schöne Rukmini! Krishna ist da, sieh sein fliegendes Banner!“ Die Tochter des Raja hörte, was ihre Freundin gesagt hatte, sie sah die Flagge an Krishnas Wagen, und darüber wurde sie so überglücklich, dass sie es beinahe nicht aushalten konnte. Sie nahm ihre Freundin bei der Hand und schritt zwischen ihnen allen voran, in der Hoffnung, Krishna zu treffen. Dabei sah sie so faszinierend aus, lächelnd, mit solch einem leichten Gang, dass die Schönheit ihres Aussehens unmöglich beschrieben werden kann. Die Wachen sahen Sri Krishna Chandra auch, dabei schienen sie all ihre Sinne zu verlieren und blieben still stehen. Sie sahen das schöne und faszinierende Gesicht Rukminis und wurden dadurch noch mehr abgelenkt; sie gerieten so aus der Fassung, dass sie Gedächtnis und Erinnerung verloren. – Rukmini hob ihre Augenbrauen, welche die Form von Bögen hatten; sie schoss einige Blicke wie Pfeile aus ihren dunklen Augen ab, so, als ob sie die Wachen töten wollte, aber natürlich überlebten sie.

Oh großer König! In diesen Augenblicken standen die Dämonen da wie die Standbilder ihrer selbst und starrten sie an. Sri Krishna Chandra fuhr seinen Wagen zwischen sie und hielt neben Rukmini; sie fühlte, als sie den Herrn ihrer Seele sah, wie ihr die warme Röte ins Gesicht stieg. Sie streckte Krishna ihren Arm entgegen; der hob sie einfach mit der linken Hand hoch und setzte sie neben sich in den Wagen. Rukmini zitterte, sie schämte sich furchtbar und, indem sie all die Anwesenden einfach so verließ, fuhr sie mit Krishna in seinem Wagen davon, genauso wie ein religiöser Asket, der sein Heim verlässt und seine Zuneigung auf Krishnas Lotosfüße richtet.

Oh großer König! Rukmini Ji erreichte so die Frucht all ihrer Gebete, Entsagungen, Fastenzeiten und wohltätigen Handlungen, die sie ausgeführt hatte, und vergaß all ihre früheren Sorgen. Ihre Feinde packten sich bei den Armen und starrten hinter ihr her. Krishna hatte Rukmini aus ihrer Mitte herausgenommen, genauso wie ein Löwe zwischen eine große Gruppe von Schakalen springt, seine Beute ergreift und dann furchtlos brüllend fortgeht. Nach Sri Krishnas Abfahrt ließ Balarama die Kesselpauken dröhnen und begleitete ihn mit seiner Armee.


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(1) Zur Erinnerung: Der Weise, Sri Shukadeva Gosvami, und Raja Parikshit, der aufgrund eines über ihn verhängten Fluches nur noch wenige Tage zu leben hat, sitzen am Strand in der Nähe vom Gangesufer, umringt von mehr als achttausend weisen Brahmanen, Sadhus, Swamis und Rishis. Alle verfolgen gespannt und aufmerksam die Lebensgeschichte Sri Krishnas, die von dem sechzehnjährigen Shukadeva erzählt wird; in erster Linie für Raja Parikshit, aber selbstverständlich auch für alle anderen Anwesenden.