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53 – Rukmini - Die Inkarnation der Glücksgöttin

Sri Shukadeva Ji, der Weise, sagte: − Oh großer König! Höre nun den Fortgang der Geschichte. Als Sri Krishna, die Wurzel der Freude, in Begleitung Baladeva Jis nach Dvaraka kam, nachdem er Kalayavana verbrannt, Muchukunda befreit und Jarasandha getäuscht hatte, kehrte die Lebendigkeit zu allen Nachkommen der Yadus zurück, und Freude breitete sich über die ganze Stadt aus, sodass alle Einwohner ein leichtes und glückliches Leben begannen.

Kurz darauf gingen einige Nachkommen der Yadus zu König Ugrasena und sagten: „Oh großer König! Es ist jetzt notwendig, einige Vorbereitungen für Balaramas Heirat zu treffen, denn er ist im heiratsfähigen Alter.“

Als er das hörte, ließ Raja Ugrasena einen Brahmanen kommen und erklärte ihm, worum es ging. Er gab einige besondere Anweisungen und sagte: „Geh’ und verlobe Balarama mit einer jungen Frau aus einer sehr guten Familie.“

Nachdem er das angeordnet hatte, ließ er Ruli,(1) Reis, eine Rupie und eine Kokosnuss bringen und brachte ein Zeichen auf der Stirn des Brahmanen an, dann gab er ihm die Rupie und die Kokosnuss und schickte ihn auf die Reise. Der Brahmane reiste einige Tage und kam in das Reich des Raja Raivata im Lande Anarta. Dort verlobte er Balarama Ji mit der Königstochter Raivati. Dabei ließ er durch den Brahmanen des Rajas ein Zeichen auf ihrer Stirn anbringen, bestimmte für den Tag der Heirat ein günstiges Datum, und reiste anschließend sofort nach Dvaraka zurück, um Raja Ugrasena alles zu berichten, was er im Lande Raja Raivatas erreicht hatte. Raja Ugrasena war mit seinem Bericht sehr zufrieden und verabschiedete den Brahmanen mit einem großen Geldgeschenk. Kurz darauf reiste er selbst zusammen mit den Nachkommen der Yadus in Glanz und Gloria in das Land Anarta, um Balarama Jis Hochzeit zu feiern.

Nachdem er seine Geschichte soweit erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva, der Weise, zu Raja Parikshit: − Oh Herr der Erde! Auf diese Weise feierten die Nachkommen der Yadus die Heirat Balaramas mit Raivati, der Tochter des Raja Raivata, des wohlhabenden Herrschers über das Land Anarta.

Sri Krishna Chandra Ji ging in Begleitung seines Bruders nach Kundinapuri, und nachdem er dort mit üblen Geistern gekämpft hatte, entführte er Rukmini, die Tochter König Bhishmakas, die gerade mit Shishupala verlobt worden war, und heiratete sie in seinem eigenen Hause.

Als er das gehört hatte, erkundigte sich König Parikshit bei Sri Shukadeva Ji: „Oh Herr des Mitgefühls! Wie kam Sri Krishna Chandra dazu, nach Kundinapuri zu fahren, um dort böse Geister zu erschlagen und Bhishmakas Tochter Rukmini zu entführen? Bitte erkläre mir diese Umstände genauer.“ Sri Shukadeva Ji antwortete: − Oh großer König! Höre aufmerksam zu, wie ich dir einen vollständigen Bericht darüber gebe.

Im Lande Vidarbha liegt die Stadt Kundinapuri, dessen König, der Raja Bhishmaka, in aller Welt berühmt war. Sri Sita Ji(2) kam herab auf die Erde in sein Haus. Bei der Geburt seiner Tochter ließ der König Astrologen kommen; als sie gekommen waren, suchten sie nach einem glückverheißenden Moment und gaben dem Kind den Namen Rukmini, und sie sagten: „Oh großer König! Wir sind der Ansicht, dass dieses Mädchen außergewöhnliche Veranlagungen besitzt. Sie ist die Schönheit selbst und gleicht Lakshmi in ihren ausgezeichneten Eigenschaften; und sie wird das erste männliche Wesen, Vishnu, heiraten.“

Raja Bhishmaka war sehr erfreut, als die Astrologen ihm das erklärt hatten, und überglücklich verteilte er viele Geschenke an die Brahmanen. Danach nahm das Mädchen täglich an Größe zu, wie ein Lichtstrahl des Mondes; und sie erfreute ihre Eltern durch ihre kindlichen Spiele. Als sie etwas älter war, erfand sie viele ungewöhnliche Spiele für ihre weiblichen Gefährtinnen. Eines Tages ging sie, die Augen wie ein Reh, eine Stimme wie der Kokila, eine Gesichtsfarbe wie die Champa-Blume und ein Antlitz wie der Mond besaß, mit ihren Freundinnen los, um Blinde Kuh zu spielen. Während sie auf diese Art mit ihren Zerstreuungen beschäftigt waren, sagten ihre Freundinnen zu ihr: „Rukmini! Du verdirbst unser Spiel, denn immer, wenn Du Dich mit uns im Dunkeln versteckst, strahlt Dein mondgleiches Angesicht so hell, dass jeder sieht, wo wir sind.“ Als sie das hörte, lächelte sie und schwieg.

Nachdem er soweit berichtet hatte, sagte Sri Shukadeva Ji: − Oh großer König! Auf diese Weise setzte sie mit ihren Gefährtinnen ihre Spiele fort, und ihre Schönheit wurde mit jedem Tag größer. In der Zwischenzeit kam Narada Ji für einen Tag nach Kundinapuri, und nachdem er Rukmini gesehen hatte, ging er zu Krishna nach Dvaraka und erzählte: „Maharaja! Ein junges Mädchen wurde im Hause Raja Bhishmakas geboren. Sie ist ein wahrer Brunnen an Schönheit und Tugend und ausgezeichneten Eigenschaften. Sie gleicht Lakshmi in ihrer Schönheit und ist es wert, Deine Ehefrau zu werden.“

Von der Zeit an, nachdem Narada dies berichtet hatte, dachte Krishna Tag und Nacht nur noch an Rukmini. Auf diese Weise, Oh großer König! hatte Sri Krishna also ihren Namen und von ihren vorzüglichen Eigenschaften gehört, und ich erkläre nun, wie sie vom Ruhm und der Berühmtheit Krishnas erfuhr.

Bei irgendeiner Gelegenheit kamen mehrere Bettler aus verschiedenen Gegenden nach Kundinapuri und berichteten von den Heldentaten Krishnas, von seiner Geburt in Mathura, von seinen kindlichen Spielen mit den Kuhhirten-Kindern in Gokula und Vrindavana. Sie erzälten, wie er die Nachkommen der Yadu-Familie glücklich gemacht hatte, indem er böse Geister tötete, und so die Lasten der Erde beseitigte. Sie erwähnten all diese Begebenheiten. Die Bewohner der Stadt waren sehr erstaunt, als sie diese Erzählungen über Krishnas wundervolle Tätigkeiten hörten, und sie sagten zueinander: „Wann werden wir ihn kennenlernen, von dessen Taten wir erfahren haben?“

Auf irgendeine Weise gelang es den Bettlern, den Hof Raja Bhishmakas zu betreten. Auch dort begannen sie, die berühmten Taten Krishnas und seine Eigenschaften zu beschreiben. Eben in diesen Augenblicken ging die schöne Rukmini auf einen der Balkone, sodass die Stimmen der Bettler, die über Krishnas Abenteuer berichteten, ihre Ohren erreichten. Sie wunderte sich; geistesabwesend wanderte sie umher und schaute sich um, weil sie die Bettler sehen wollte. Die Königstochter, nachdem sie Krishnas Geschichte gehört hatte, weilte mit ihren Gedanken nur noch bei ihm; der Gott der Liebe hatte sie genau in die Brust getroffen, und sie war abwechselnd entzückt und beunruhigt. Krishna beschäftigte von der Zeit an ihre Sinne, ihre Erinnerung und ihren Verstand.

Sri Shukadeva fuhr fort: − Oh Herr der Erde! Auf diese Weise also erfuhr Sri Rukmini Ji vom Ruhm und dem Ansehen Sri Krishnas, und von dem Tage an dachte sie Tag und Nacht nur noch an ihn, und zwar rund um die Uhr, ganz gleich ob sie schlief oder wachte, saß, stand, ging, aß, trank, oder mit einer Vergnügung beschäftigt war, und sie rühmte seine guten Eigenschaften mit Liedern. Sie machte es sich zur Gewohnheit, täglich früh aufzustehen, und nachdem sie gebadet hatte, formte sie aus Erde eine Bildgestalt der Göttin Parvati; gab ihr mit Ruli-Paste ein Zeichen auf die Stirn und schmückte sie mit Reis und Blumen. Dann breitete sie Parfüm, Lampen und geweihte Speisen vor ihr aus, um sie günstig zu stimmen, und mit gefalteten Händen und niedergeschlagenem Blick richtete sie an die Bildgestalt folgende Worte: „Habe Mitleid mit mir, Oh Parvati! Gib’ mir den Herrn der Yadus zum Ehemann, und beseitige so meine Sorgen.“ Auf diese Art und Weise verbrachte Rukmini die Zeit.

Eines Tages vergnügte sie sich wieder einmal mit ihren Freundinnen, als Raja Bhishmaka sie beobachtete und nachdenklich feststellte: „Sie ist in dem Alter, in dem sie heiraten sollte. Wenn wir sie nicht bald an jemanden verheiraten, dann fangen die Leute an zu Lachen. Es wird gesagt, dass es für einen Mann nutzlos sei, Geschenke zu machen oder gute Taten zu vollbringen, oder Gebete oder religiöse Entsagungen auszuführen, solange eine erwachsene unverheiratete Tochter in seinem Hause ist, denn so erhält er keine Vorteile durch diese Handlungen; und zwar solange nicht, bis er seiner Tochter gegenüber die Schuld beglichen hat.“ Nachdem er dies bedacht hatte, ging Raja Bhishmaka in seinen Hof, ließ all seine Minister und Angehörigen dorthin kommen und sagte: „Brüder! Meine Tochter ist heiratsfähig, es ist notwendig, für sie nach einem Bräutigam zu suchen, aus guter Familie, und der eine Quelle guter Eigenschaften, ein Wohnsitz der Schönheit und guter Veranlagungen ist.“

Als sie dies gehört hatten, begannen sie, die Familien, die Tugenden, die persönlichen Erscheinungen und Stärken der Rajas aus vielen verschiedenen Ländern zu nennen, aber Raja Bhishmaka konnte keinem dieser Vorschläge zustimmen. Da meldete sich Rukmi, sein ältester Sohn, zu Wort und erklärte: „Vater! Shishupala, der König der Stadt von Gandhara, ist sehr mächtig, und Euch in jeder Hinsicht ebenbürtig; verlobt Rukmini mit ihm, und vergrößert so Eurer Ansehen in der Welt.“

Oh großer König! Der Raja wollte dieser Meinung nicht zustimmen; da sagte sein jüngerer Sohn mit Namen Rukmakesha: „Vater! Gib’ Rukmini an Krishna, und die Verlobung vermittelt Vasudeva.“ Dadurch zeigte sich Bhishmaka hocherfreut und er lobte, was sein Sohn gesagt hatte: „Du bist nur ein Kind, aber viel intelligenter als alle anderen. Ich stimme dem, was du sagtest, vollkommen zu. Es gibt ein Sprichwort: Erkundige dich bei Personen von hohem und von niedrigem Stand, um dem eigenen Urteil Gewissheit zu geben; entnehme der Ansicht jedes einzelnen das Wertvolle, das ist in aller Welt Brauch.“

Danach bestätigte der Raja: „Rukmakesha hat einen guten Rat gegeben. Unter den Nachfahren des Yadu ist der Raja Shurasena sehr bekannt und sehr berühmt; sein Sohn ist Vasudeva, in dessen Haus der unsterbliche Vishnu, der Gott der Götter, als Sri Krishna Chandra Ji geboren wurde. Der tötete den mächtigen Kansa und all seine bösen Geister; und als er so die Last der Erde verringert hatte, schüttete er Glanz über die Yadu-Familie aus und machte sie und auch die vielen anderen Bürger glücklich. Wir werden in der Welt Ruhm und Größe erlangen, wenn wir Rukmini einer solchen Persönlichkeit wie Sri Krishna Chandra Ji, dem Herrn von Dvaraka, zur Frau geben.“

Durch diese Worte waren alle Leute am Hof begeistert und riefen: „Oh großer König! Sie haben richtig entschieden, denn Sie treffen sonst nirgendwo solch einen Bräutigam aus einer so guten Familie. Darum ist es höchst ratsam, Rukmini an Sri Krishna Chandra Ji als Ehefrau zu vergeben.“

Nachdem, oh großer König! all die freundlichen Hofleute dies bekräftigt hatten, sahen sie, dass Raja Bhishmakas ältester Sohn, Rukmi, äußerst zornig geworden war. Er begann zu schimpfen: „Diese dummen, unwissenden Leute sprechen ohne Überlegung und verstehen Krishnas Herkunft nicht. Er hat sechzehn Jahre bei dem Kuhhirten Nanda verbracht und wird landläufig als Kuhhirt angesehen. Er hütet die Kuhherden und ist mit einem Tuch bekleidet; er verzehrt, was ihm sein Arbeitgeber übrig lässt, während er auf einem Feigenbaum sitzt. Also ist er nur ein Cowboy aus dem Dorf, ohne Kaste und Stellung. Und woher sollen wir wissen, wessen Sohn er ist? Weil wir sehen und hören, dass niemand etwas Genaues über seinen Vater oder seine Mutter weiß, halten ihn die einen für den Sohn des Kuhhirten, Nanda, und die anderen für den Sohn Vasudevas; aber niemand hat mit Sicherheit herausgefunden, wessen Sohn Krishna ist, und darum redet jeder über ihn so, wie es ihm gefällt. Oh großer König! Alle Leute ehren und respektieren uns, und kennen unsere Familie, aber seit wann wurden die Nachfahren des Yadu zu Königen? Was bedeutet es, dass sie in der letzten Zeit Größe erworben haben; denn der erste Fleck lässt sich nie beseitigen! − Krishna wird als Diener Ugrasenas angesehen, wie soll es also für uns möglich sein, einen guten Namen in der Welt zu erhalten, wenn wir Rukmini mit ihm verloben? Es wird gesagt, es sei passend, Ehen, Feindschaften und Freundschaften mit Gleichgestellten zu pflegen. Wenn wir Rukmini an Krishna vergeben, wird mich die Welt als den Schwager eines Kuhhirten ansehen, und damit wären mein guter Name und Ruf vollständig ruiniert.“

Oh großer König! Rukmi fügte noch hinzu: „Raja Shishupala aus der Stadt Gandhara ist ein sehr mächtiger und starker Prinz. Alle Welt zittert aus Furcht vor ihm, und seit unvordenklichen Zeiten hält seine Familie den Thron. Dein bester Plan wäre demnach, Rukmini an ihn zu vergeben. Und bitte erwähne Krishnas Namen nie wieder in meiner Gegenwart.“

Nachdem sie diese Rede gehört hatten, fühlten all die Leute des Hofes tiefes Bedauern, und sie schwiegen angstvoll, sogar der Raja Bhishmaka sagte kein Wort mehr. Rukmi ließ einen Astrologen kommen, der einen glücklichen Tag und einen glückverheißenden Augenblick für die Hochzeit berechnete. Sodann besorgte er Hochzeitsgeschenke für den Raja Shishupala und beauftragte einen Brahmanen, sich damit auf die Reise nach Gandhara zum Hof Raja Shishupalas zu machen.

Als Raja Shishupala den Brahmanen sah, salutierte der Raja und erkundigte sich bei ihm: „Sag’ an, Brahmane! Woher kommst du, und warum bist du hierher gekommen?“ Der Brahmane gab ihm daraufhin seinen Segen und erklärte ihm den Grund seines Kommens. Raja Shishupala war sehr erfreut und ließ den Familien-Priester kommen. Dann nahm er die Hochzeitsgeschenke entgegen und verabschiedete den Brahmanen, nachdem er ihm viele Geschenke gegeben hatte. Später lud er Jarasandha und noch weitere Rajas ein, die mit ihren Armeen aufmarschierten, und er selbst stellte für seine Heirat ebenfalls seine Truppen auf.

Der Brahmane, mit einem neuen Zeichen auf seiner Stirn, sagte bei seiner Rückkehr zu dem Raja Bhishmaka: „Oh großer König! Ich habe dem Raja Shishupala die Geschenke überreicht, und er kommt zu seiner Hochzeit mit einem prachtvollen Aufmarsch. Bitte bereiten Sie dafür alles ordnungsgemäß vor.“

Raja Bhishmaka war zuerst sehr traurig, als er das gehört hatte. Später, nachdem er die Angelegenheit bedacht und reiflich überlegt hatte, ging er in seinen Palast und erzählte seiner Frau, der Rani, die ganze Geschichte. Diese ließ sofort die Musiker kommen und ludt all ihre weiblichen Angehörigen ein, um eine große festliche Unterhaltung zu beginnen, damit die Hochzeit in der richtigen Form und mit allen vorgeschriebenen Zeremonien gefeiert werden konnte. Auch der Raja informierte all seine Minister und Ratgeber. Sie sollten alle notwendigen Dinge für eine Hochzeit in die Wege leiten, was sie gewissenhaft ausführten. Sie kümmerten sich um alles Wichtige und jede Kleinigkeit. Das Volk sah und hörte, was vor sich ging, und in der Stadt verbreitete sich die Nachricht, dass „Rukmini zuerst mit Sri Krishna Chandra verheiratet werden sollte, jedoch der böse Rukmi dies nicht erlaubte; statt dessen sollte sie nun mit Shishupala verheiratet werden.“

Nachdem er soviel der Geschichte erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva Ji zu dem Raja Parikshit: − Oh Herr der Erde! So ging das Gespräch der Bewohner von Kundinapuri in allen Häusern der Stadt, während die Frauen im Palast sangen und spielten, und alle notwendigen Vorbereitungen trafen. Die Brahmanen lasen aus den Veden und achteten darauf, dass all die Regeln für die Heirat genau befolgt wurden. Kesselpauken dröhnten an vielen Stellen der Stadt, Säulen aus Bananenstauden wurden in die Erde gebracht, vor allen Hauseingängen wurden goldene Wassertöpfe aufgestellt, überall wurden Blumengirlanden befestigt, und die Einwohner der Stadt schmückten die Marktplätze, Straßen und Kreuzungen mit großen bunten Tüchern. Während diese Vorbereitungen innerhalb und außerhalb der Häuser stattfanden, kamen einige ihrer Freundinnen zu Rukmini und sagten: „Rukmi hat Dich an Shishupala vergeben, deswegen, Rukmini, wirst Du nun Königin.“ Da wurde sie sehr nachdenklich, sie ließ den Kopf hängen und antwortete: „Meine Zuneigung, Worte und Gelübde gehören dem Herrn der Erde, Sri Krishna.“

Als sie das gesagt hatte, verdüsterte sich ihr Gemüt und sie wurde sehr traurig. Sie schickte nach einem Brahmanen, dem sie ihre Lage und ihren Wunsch darlegte. Sie faltete achtungsvoll die Hände und flehte: „Oh großer Weiser! Bitte bringe meine Nachricht nach Dvaraka, und sobald du sie Dvarakanatha, Krishna, überbracht hast, bringe Ihn mit dir hierher; dafür werde ich dir immer zu Dank verpflichtet sein; und immer in deiner Schuld stehen dafür, dass du Sri Krishna als meinen Bräutigam hierher geholt hast.“ Der Brahmane antwortete: „Sage mir, welche Botschaft ich mitnehmen soll, und wenn er freundlicherweise einwilligt zu kommen, dann bringe ich ihn sofort mit.“

Sobald der Brahmane dies gesagt hatte, übergab Rukmini Ji ihm einen Brief, den sie selbst mit höchst zuneigungsvollen Worten geschrieben hatte, und sagte: „Gib’ ihn Sri Krishna Chandra persönlich, der die Wurzel aller Freude ist, und richte Ihm aus, dass seine Dienerin mit gefalteten Händen und größter Ehrerbietung ihn als jemanden ansieht, der die Geheimnisse des Herzens und die innersten Gedanken eines jeden kennt. Was sollte ich sonst noch sagen? Ich habe seinen Schutz gesucht, alles, was ich bin liegt in seiner Hand. Trage ihm auf, mich zu beschützen; und dann kommt beide schnell hierher zurück, um mich zu sehen.“

Oh großer König! Rukmini Ji verabschiedete den Brahmanen mit diesen Worten. Er machte sich auf den Weg nach Dvaraka, meditierte und dachte dabei an Krishna, wiederholte seinen Namen, und durch seine Liebe zu Hari war er auf der Stelle dort.

Bei seiner Ankunft sah er die Stadt mitten im Ozean, an allen Seiten umgeben von ausgedehnten Wäldern und Bergen und wunderschönen Hainen, wo die Schreie von Tieren und die Gesänge von Vögeln aller Art zu hören waren. Er sah elegante Wasserspeicher, die mit kristallklarem Wasser gefüllt waren, in denen die Lotusblumen in voller Blüte standen. Die Bienen summten in Schwärmen umher, an den Stränden tollten Gänse, Kraniche und andere Vögel über den Sand. Gärten mit Früchten, blühenden Blumen und Betelpflanzen an den Rändern breiteten sich über viele Kilometer aus. Gärtner standen an Brunnen und sangen schöne Melodien, wobei sie Wasser schöpften und dies aus Eimern in alle Richtungen versprengten. An den Kaimauern drängten sich zahllose Wasserträgerinnen. Der Brahmane ging weiter, nachdem er diesen wunderschönen Anblick mit großer Freude gesehen hatte, und erblickte an allen Seiten der Stadt schöne Schlösser mit vier Toren und Türen, die mit Juwelen geschmückt und mit Gold ausgelegt waren. Innerhalb der Stadt gab es Häuser mit fünf und sieben Stockwerken, die ebenfalls aus Gold und Juwelen zu bestehen schienen. Sie glitzerten prächtig und reichten bis zum Himmel. Die Spitzen ihrer Dachtürmchen glänzten wie Blitze. Flaggen und Banner in allen möglichen Farben wehten überall; süße Düfte kamen aus Türen, Luftschächten, Fenstern und vergitterten Kaminen. Vor jeder Haustür standen Säulen aus Bananen-Bäumen, daneben standen überall gefüllte goldene Wassertöpfe, Blumenkränze und Girlanden, und aus jedem Hause ertönten die Klänge musikalischer Darbietungen. An zahlreichen Plätzen wurde aus den Puranas vorgelesen, und die Leute sprachen über Hari. Die achtzehn verschiedenen Stände lebten auf diese Weise glücklich und in Frieden, und das strahlende Sudarshana-Chakra schwebte am blauen Himmel und beschützte die Stadt.

Nachdem er soviel dieser Geschichte erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva Ji: − Raja! Der Brahmana sah sich die schöne und elegante Stadt an und erreichte dabei den Hof des Raja Ugrasena. Als er dem Raja seinen Segen erteilt hatte, erkundigte er sich: „Wo wohnt Sri Krishna Chandra Ji?“ Jemand zeigte ihm daraufhin das Gebäude, und als er dort ankam, stand er vor einem Tor. Die Wachsoldaten salutierten, als sie ihn sahen, und einer fragte: „Woher kommst du, und aus welchem Lande hast du einen Brief mitgebracht?“ Er antwortete: „Ich bin ein Brahmane und Einwohner von Kundinapuri, und ich bin hierher gekommen, um an Sri Krishna Chandra einen Brief von Rukmini, der Tochter des Raja Bhishmaka, zu übergeben.“ Der Torwächter antwortete: „Sei so gut und gehe in das Haus; Sri Krishna Chandra sitzt dort auf einem Thron.“ Bei diesen Worten betrat der Brahmane das Haus. Als Krishna ihn sah, stieg er augenblicklich von seinem Thron herunter und begrüßte ihn würdevoll und mit höchstem Respekt.

Nachdem er den Brahmanen auf den Thron gesetzt und ihm die Füße gewaschen hatte, bediente Krishna ihn mit derselben Gewissenhaftigkeit, die einer Gottheit zukommen würde. Schließlich rieb er ihn mit einer duftenden Salbe ein, und nachdem er so die Waschung beendet hatte, bewirtete er ihn mit zahlreichen Delikatessen, einschließlich Nachtisch, und besprenkelte ihn mit Safran und Sandelholzöl. Er legte ihm eine Blumengirlande um den Hals und brachte ihn in eine schön eingerichtete Kammer, wo er ihm ein mit Juwelen besetztes Bett zeigte. − Oh großer König! Der Brahmane war müde und erschöpft von seiner Reise und fiel bald in einen sehr angenehmen Schlaf.

Sri Krishna saß lange Zeit in der Nähe und wünschte sehnlichst, das zu hören, was der Brahmane mitzuteilen hätte, und sagte ständig zu sich selbst, dass er bald aufwachen möge. Als er jedoch feststellte, dass dies nicht geschah, wurde er unruhig, deshalb setzte er sich an das Fußende und begann, seine Füße zu massieren. Davon erwachte der Brahmane und erhob sich. Hari war sehr erfreut und begann sich zu erkundigen: „Deine Regierung, dein Heimatland und deine Erscheinung sind vielversprechend! Erkläre mir die Umstände, aus welchem Grunde bist du hergekommen und hast mir durch deine Ankunft Glück gebracht?“ Der Brahmane erwiderte: „Oh gnädiger Herr! Sei so gut und höre aufmerksam zu, und ich erkläre die Ursache meines Kommens. − Maharaja! Die Tochter Bhishmakas, des Rajas von Kundinapuri, hörte von Deinem großen Namen und Deinen vielen ausgezeichneten Eigenschaften, deshalb richtete sie ihre Gedanken fortwährend auf Dich, Tag und Nacht, und wünscht sich, nur noch Deinen Lotosfüßen zu dienen. Eine gute Gelegenheit ergab sich, aber die wurde abgewehrt.“

Krishna fragte: „Welche Gelegenheit war das?“ Der Brahmane erzählte: „Oh Herr der Armen! Eines Tages hatte der Raja Bhishmaka all seine Hofleute und seine Angehörigen versammelt und sagte zu ihnen. ‘Brüder! Meine Tochter ist im heiratsfähigen Alter, wir sollten nun einen Ehemann für sie bestimmen.’ Als der Raja das verkündet hatte, erwähnten sie die Familien, Tugenden, das Ansehen und die Stärken vieler großer Rajas, aber Bhishmaka konnte sich für niemanden davon erwärmen. Dann erwähnte Rukmakesha Deinen Namen, und der Raja war sofort sehr erfreut und stimmte dem Vorschlag zu. Er sagte zu allen: ‘Brüder! Dieser Name hat sich in meine Seele eingraviert, als ob er in Stein gemeißelt wäre; wie lautet Eure Meinung?’ Sie antworteten: ‘Oh großer König! Selbst wenn du dich in allen drei Welten auf die Suche begibst, Du findest keinen solchen Bräutigam, und solch eine Familie wie seine; aus diesem Grunde beeile dich und vergib Rukmini an Sri Krishna Ji.’ − Maharaja! Dies wurde damit beschlossen, aber Rukmi erhob Einspruch, sodass es nicht umgesetzt werden konnte; statt dessen verlobte er Rukmini mit Shishupala; und der ist bereits zu ihrer Hochzeit in der Stadt eingetroffen, wobei er seine vollständige Armee bestehend aus bösen Geistern mitgebracht hat.“

Nachdem er seine Geschichte soweit erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva Ji: − Oh Herr der Erde! Als der Brahmane Krishna mit diesen Worten informiert hatte, übergab er ihm Rukminis Brief, den Krishna mit höchstem Wohlwollen entgegennahm und an seine Brust drückte. Nachdem er ihn gelesen hatte, sagte er hocherfreut zu dem Brahmanen: ‘Gottgleicher Herr! Sei unbesorgt, ich begleite dich, und nachdem ich die üblen Geister erschlagen habe, werde ich Rukminis Wünsche erfüllen.“ − Durch diese Worte wurde die Zuversicht des Brahmanen wieder hergestellt, aber Krishna begann, sich Sorgen wegen Rukmini zu machen.


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(1) Der Übersetzer benutzte das Wort „roolee“ für die Paste, mit der sich die Hindus farbige Zeichen auf der Stirn anbringen.
(2) Sita ist die Gefährtin Ramas, des 7. Avataras von Vishnu; und selbst ein Avatara Lakshmis, der Glücksgöttin.