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52 – Die Geschichte von Muchukunda

Sri Shukadeva, der Weise, sagte: − Oh großer König! Sri Krishna Chandra kam allein nach Vrajabhumi, weil Balarama Ji in Mathura bleiben wollte. Krishna ging und stellte sich vor Kalayavanas Armee. Er sah aus wie das Meer der Schönheit, das Licht der Welt, gekleidet in gelbe Seide, mit einem Schal derselben Farbe, und von Kopf bis Fuß geschmückt. Als er ihn sah, sagte Kalayavana: „Das wird Krishna sein, er trägt alle Merkmale, die Narada der Weise erwähnte. So hat er Kansa und alle seine üblen Geister vernichtet, und die Armeen Jarasandhas niedergemetzelt.“ Mit diesem Gedanken brüllte Kalayavana laut auf und rief: „Warum rennst Du fort, Krishna? Komm her, jetzt musst Du mit mir zurechtkommen. Steh’ auf und kämpfe! Ich bin nicht Jarasandha und auch nicht Kansa. Ich werde die Rasse der Yadus vollständig ausrotten.“

Raja! Als Kalayavana so gesprochen hatte, begann er, Sri Krishna zu verfolgen, dabei ließ er seine Armee zurück. Aber dieser Narr verstand Krishnas Natur nicht. Krishna rannte los, und Kalayavana verfolgte ihn in kurzer Entfernung. Nachdem sie eine Strecke zurückgelegt hatten, lief Krishna in eine Berghöhle, wo er einen schlafenden Mann liegen sah. Über diesen warf er seinen gelben Schal, dann versteckte er sich in einer Ecke der Höhle. Kurz darauf kam Kalayavana schnaufend herbeigerannt und lief ebenfalls in die finstere Höhle. Als er den schlafenden Mann mit dem übergeworfenen gelben Schal erblickte, dachte er, dies sei Krishna, der sich schlafend stellte. Oh großer König! Weil er dies dachte und sehr ärgerlich war, gab er dem Schlafenden einen Tritt und rief: „Du Schwindler! Welchen Trick zeigst Du hier, indem Du so tust, als ob Du wie ein Unschuldiger schläfst? Steh’ auf, ich will Dich sofort töten!“ Mit diesen Worten fegte er den gelben Schal fort, unter dem der Mann lag. Aber der erhob sich, warf Kalayavana einen zornigen Blick zu, der darauf sofort mit einer laut zischenden hellgelben Stichflamme zu Asche verbrannte.

An dieser Stelle der Geschichte fragte der Raja Parikshit: „Erkläre mir, Shukadeva, wer war der Mann, der in der Höhle lag und bei dessen Blick Kalayavana zu Asche verbrannte, und warum dies ein großer Segen für ihn war?“ Sri Shukadeva, der Weise, sagte: − Oh Herr der Erde! Das war Muchukunda, der Sohn von Raja Mandhata, ein Kshatriya aus der Familie des Ikshvaku. Er war sehr stark und berühmt; sein Ruf, Feinde und ihre Armeen zerstören zu können war auf allen neun Teilen der Erde bekannt. Bei einer Gelegenheit, als die Devas einmal von bösen Geistern heimgesucht wurden, kamen sie in höchster Aufregung zu Muchukunda und sagten in sehr flehentlichem Ton: „Oh großer König! Böse Geister haben sich unglaublich vermehrt, sodass wir nirgends mehr vor ihnen sicher sind; bitte komm’ schnell und beschütze uns!“ – Es ist seit unvordenklichen Zeiten die Gewohnheit der Kshatriyas, den Göttern, Heiligen und Weisen beizustehen, wenn sie ihre eigene Kraft im Stich lässt.

Sobald er diese Worte gehört hatte, begleitete Muchukunda die Devas und begann, mit den bösen Geistern zu kämpfen. − Dieser Kampf dauerte schon viele Zeitalter, als die Devas zu Muchukunda sagten: „Oh großer König! Du hast großartige Arbeit für uns geleistet; ruhe dich nun etwas aus, gönne deinem Körper etwas Ruhe. Du hast viele Tage für uns gekämpft, sodass dein Reichtum, deine Residenz und deine Familie fortgegangen sind; keiner von deinen Angehörigen ist noch hier, deswegen suche nicht dein Zuhause auf. Geh’ nach Belieben woanders hin.“ Muchukunda antwortete den Göttern: „Oh Herren der Erde! Zeigt mir freundlicherweise einen abgelegenen Ort, an dem ich ausschlafen kann, frei von Sorgen und Angst, und wo mich niemand aufweckt.“ Die Devas waren sehr erfreut über diese Antwort und sagten zu Muchukunda: „Oh großer König! Geh’ und schlafe in der Höhle des Großen Weißen Berges. Niemand wird dich dort wecken, und sollte zufällig jemand kommen, der das doch tut, dann reicht ein einziger Blick von dir, um ihn zu Asche zu verbrennen.“

Nachdem er soweit mit seiner Geschichte gekommen war, sagte Sri Shukadeva, der Weise, zu dem Raja Parikshit: − Oh großer König! Als er diesen Segen von den Göttern erhalten hatte, ging Muchukunda fort und zog in die Höhle ein; und deswegen wurde Kalayavana durch einen Blick seiner Augen verbrannt. – Kurz darauf erschien Krishna, der Ozean des Mitgefühls, der Wohltäter seiner Verehrer, mit der Hautfarbe dunkler Wolken, mit einem Gesicht wie der Mond, lotusäugig, mit vier Händen, in denen er eine Muschel, ein Feuerrad, eine Keule und eine Lotusblume hielt, mit einer Krone in Gestalt eines Pfaues, und Ohrringen geformt wie das Zeichen Capricorn, und mit einer Girlande, die ihm bis zu den Füßen reichte, und in gelbe Seide gekleidet, bei Muchukunda. Als dieser ihn sah, warf er sich vor Krishna auf den Boden, sodass er mit den acht wichtigsten Teilen des Körpers den Boden berührte. Als er wieder aufstand, faltete er die Hände und sagte: „Oh gnädiger Herr! Da Du nun in diese große dunkle Höhle gekommen bist und durch Dein Licht alle Dunkelheit vertreibst, bitte ich Dich: Habe Mitleid mit mir und erkläre mir Deinen Namen und Deine Natur, und vertreibe damit meine Zweifel.“ Sri Krishna antwortete: „Meine Geburten, Bestimmungen und Eigenschaften sind vielfältig und können von niemandem aufgezählt werden, ganz gleich, welche Betrachtungen er anstellt. Aber ich werde dir die Geheimnisse meines gegenwärtigen Lebens offenbaren, also hör’ zu. Ich wurde im Hause Vasudevas geboren, also heiße auch ich Vasudeva. Und in der Stadt Mathura habe ich Kansa mitsamt allen seinen bösen Geistern getötet, und so die Lasten der Erde beseitigt. Auch den Raja Jarasandha habe ich geschlagen, der mich siebzehn Mal mit dreiundzwanzig Armeen angriff. – Hier liegt die Asche von Kalayavana, der aus einem Mob aus unsauberen Männern drei Truppen aufstellte, um mit mir zu kämpfen.“

Während Krishna ihm dies alles erzählte, erlangte Muchukunda göttliches Wissen, und er antwortete: „Maharaja! Deine täuschende Kraft ist ungeheuerlich groß; sie hat die ganze Welt bezaubert, und unter ihrem Einfluss kann niemand seinen Verstand und seine Sinne behalten. Jeder beschäftigt sich mit Illusionen, um glücklich zu werden, und rennt dabei ins Unglück, wie ein Hund, der an einem Knochen nagt, dabei sein eigenes Blut leckt und glaubt, den Saft des Knochens zu schlucken, und so das Unglück als Vergnügen ansieht; und, Maharaja! wer auch immer in diese Welt kommt, die wie eine Wohnstatt aussieht, jedoch ein tiefer Brunnen ist, kann sie ohne Deine Zustimmung nicht verlassen, deswegen möchte ich unbedingt erfahren, wie ich aus ihr befreit werde.“ Sri Krishna Ji sagte: „Hör’ zu, Muchukunda! Die Dinge sind so, wie du sie beschrieben hast, aber ich erkläre dir jetzt einen Plan, mit dem du befreit werden wirst. – Du hast königliche Autorität erworben, und um Land, Reichtum und Frauen zu bekommen, begingst du anschließend zahlreiche Ungerechtigkeiten. Ohne die Ausführung von Entsagungen lässt sich das nicht wieder gut machen. Darum gehe in das Land im Norden und vollziehe dort religiöse Entsagungen. Wenn du später deinen Körper aufgibst, wirst du im Hause eines heiligen Mannes wiedergeboren werden, und anschließend die Erlösung erlangen.“

Oh großer König! Während Muchukunda diese Worte hörte, wurde ihm klar, dass das Kali-Yuga, das Schwarze Zeitalter angebrochen war. Mit diesem Gedanken verabschiedete er sich von Krishna; er salutierte und umrundete ihn zur Verehrung dreimal rechtsherum, um dann nach Badarikashrama aufzubrechen. Sri Krishna ging nach Mathura zurück und sagte zu Balarama Ji: „Ich habe Kalayavana erledigt und Muchukunda nach Badarikashrama geschickt. Die Armee, mit der Kalayavana Mathura umstellt hat, ist riesig. Komm’ mit, wir besiegen all diese unsauberen Kerle und beseitigen so die Lasten der Erde.“

Nachdem er das gesagt hatte, ging Sri Krishna Chandra in Begleitung Balaramas vor die Stadt Mathura und traf die Armee Kalayavanas, die dort in Schlachtordnung wartete, und sofort bei ihrer Ankunft begannen die beiden mit ihr zu kämpfen. Als Krishna im Verlaufe dieser Schlacht schließlich die vollständige Armee aus Barbaren niedergemetzelt hatte, sagte er zu Baladeva Ji: „Bruder! Wir sammeln jetzt den ganzen Reichtum Mathuras ein und schicken ihn nach Dvaraka.“ Balarama Ji war einverstanden, und Krishna ließ die Reichtümer Mathuras herbringen. Er ließ sie auf Büffel, Wagen, Kamele und Elefanten laden und schickte sie nach Dvaraka.

In der Zwischenzeit unternahm Jarasandha einen erneuten Angriff auf Mathura, wieder mit dreiundzwanzig vollständigen Armeen. Sri Krishna und Balarama kamen aus der Stadt und zeigten sich entsetzt; als Jarasandha sie sah, flohen sie, um Jarasandhas aufgewühltes Gemüt zu besänftigen. Ein Berater sagte zu ihm: „Oh großer König! Wer ist mächtig genug, um vor Ihrer Majestät standzuhalten? Sehen Sie dort die zwei Brüder, Krishna und Balarama, die aus Furcht vor Ihnen fliehen, wobei sie ihren Reichtum und ihr Heim aufgeben, mit bloßen Füßen, um ihr nacktes Leben zu retten.“

Nachdem er diese Worte seines Ministers gehört hatte, folgte Jarasandha ihnen mit seiner Armee und brüllte: „Warum habt Ihr Angst und flieht? Bleibt stehen und tut etwas! Warum zittert Ihr so heftig? Ganz gleich, was Ihr tut, Euer Tod ist nah!“

Nachdem Sri Shukadeva, der Weise, soviel erzählt hatte, sagte er: − Oh Herr der Erde! Als Sri Krishna und Baladeva Ji auf diese Weise wie Sterbliche flohen, verschwanden Jarasandhas verheerende Gedanken, die er vorher gehabt hatte, und er freute sich unbeschreiblich. Sri Krishna und Balarama rannten weiter und erklommen einen Berg namens Ghotum, der viertausendundvierhundert Meter hoch war, und stellten sich auf dessen Spitze. Jarasandha sah sie und rief: „Balarama und Krishna haben sich auf die Bergspitze gestellt. Wie wollen sie mir jetzt noch entkommen? Wir setzen den Berg in Brand!“

Als Jarasandha das angeordnet hatte, umstellten die üblen Geister seiner Armee den Berg; sie holten Holz und Holztüren aus den umliegenden Dörfern herbei und verteilten es um den Berg herum, dann warfen sie alte Kleidung darüber, die sie mit Butter und Öl tränkten, bevor sie das Ganze anzündeten.

Als das Feuer mit gewaltigen Flammen die Bergspitze einhüllte, schafften es die zwei Brüder, auf die Straße nach Mathura zu kommen, ohne gesehen zu werden, während der Berg zu Asche verbrannte. Jarasandha nahm an, dass Krishna und Balarama ein Opfer der Flammen geworden seien, genauso wie der ganze Berg. Darüber freute er sich sehr. Er sammelte seine Armee ein und ging zurück nach Mathura, dort riss er die Regierung an sich und gab eine Bekanntmachung heraus, in der er seine Regierungsgewalt über die Stadt Mathura verkündete. Dann ließ er Raja Ugrasenas und Vasudevas alte Regierungsgebäude abreißen und ließ für sich neue Gebäude errichten.

Als er die Geschichte soweit erzählt hatte, sagte Sri Shukadeva Ji zu dem Raja: − Oh großer König! Nachdem sie Jarasandha getäuscht hatten, gingen Sri Krishna und Balarama Ji nach Dvaraka. Auch der Raja Jarasandha verließ Mathura mit seiner Armee und kehrte mit allerbester Laune und ohne Furcht nach Hause zurück.


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