Pushpak Prem SagarZurück WeiterNews

46.2 – Krishna bleibt in Mathura

Sri Shukadeva Ji sagte: − Oh großer König! Alle Einwohner der Stadt waren hocherfreut, als sie hörten, dass Raja Ugrasena auf den Thron in Mathura zurückgekehrt war und begannen, fröhliche Ausrufe hören zu lassen; und die Devas ließen vom Himmel Blumen herabregnen. –

Nachdem sie auf diese Art und Weise Raja Ugrasena wieder eingesetzt hatten, nahmen Krishna und Baladeva viele schöne Kleider und Juwelen und begaben sich auf den Weg zu Nanda Raja Ji, der immer noch im Zeltlager vor der Stadt wartete. Sie stellten sich mit gefalteten Händen vor ihn und fragten mit der größten Bescheidenheit: „Wie können wir mit angemessenen Worten deine Größe beschreiben? Selbst wenn wir tausend Zungen hätten, könnten wir deine vielen ausgezeichneten Eigenschaften nicht erklären. Du hast uns mit der größten Zuneigung großgezogen, und du zeigtest uns liebevolle Güte; und auch unsere Mutter Yashoda liebt uns sehr, und richtete ihre freundliche Aufmerksamkeit auf uns und sie behandelte uns stets wie ihre eigenen Kinder. Sie erlaubte sich nie, uns zu vernachlässigen.“

Sri Krishna fügte hinzu: „Vater! Hoffentlich bist du durch meine folgenden Worte nicht beleidigt. Ich werde ehrlich zu euch sprechen. Ich nenne euch beide meine Eltern, aber ich werde jetzt für einige Tage in Mathura bleiben. Sobald ich all meine Brüder aus derselben Kaste besucht haben werde, um die Geschichte der Yadu-Dynastie zu hören, werde ich anschließend meine Mutter Devaki und meinen Vater Vasudeva treffen, denn sie haben wegen uns sehr gelitten und hatten großen Kummer. Wenn sie mich nicht in dein Haus gebracht hätten, dann hätten sie nicht solche großen Schwierigkeiten gehabt.“ – Mit diesen Worten breitete Krishna die Kleider und Juwelen vor Nanda aus und sagte, wobei er selbst alle Zuneigung aufgab: „Überbringe meiner Mutter Yashoda meine freundlichsten Grüße, wobei du ihre Lotosfüße küsst, und fahre fort, mich mit Zuneigung zu lieben und in der Erinnerung zu behalten.“

Als er diese Worte aus Krishnas Mund hörte, wurde Nanda Raja sehr traurig und begann, schwer zu atmen; und auch die Kuhhirten-Kinder dachten darüber nach, was Krishna da gesagt hatte, und sie sagten zueinander: „Das war aber sehr seltsam, was Krishna da gesagt hat; daraus können wir nur hören, dass er uns betrügen und fortgehen möchte, sonst hätte er nicht so herzlos gesprochen.“

Oh großer König! Nach einiger Zeit sagte einer der Gefährten mit Namen Sudama: „Bruder Krishna! Welches Geschäft gibt es in Mathura zu erledigen, dass Du so herzlos Deinen Vater verlassen willst? Es ist gut, dass Du Kansa getötet hast, und so die Aufgabe vollendetest, wegen der Du gekommen bist. Aber nun schließe Dich Nanda an und komme mit, um über Vrindavana zu regieren; habe Du doch nicht unnötigerweise den Wunsch, hier zu regieren. Du wirst hier nicht so glücklich sein wie in Vrindavana. Dummköpfe, die königliche Macht erhalten, vergessen sich selbst, und erfreuen sich mit dem Anblick von Elefanten und Pferden. Gib’ Vrindavana nicht auf, nur um woanders zu leben. In Vrindavana herrscht immerwährender Frühling. Das Bild von der Schönheit der dichten grünen Wälder und der hinreißenden Yamuna mit ihren klaren Wellen, die in der Sonne glitzern, wird niemals aus dem Gedächtnis entfernt. Bruder! Wenn Du Dich aber entschließen solltest, hier in Mathura Deinen Wohnsitz zu nehmen, um die Vergnügungen in Vrindavana aufzugeben, und meinen Rat in den Wind schlägst, um die Zuneigung Deiner Eltern aufzugeben: welchen Zuwachs an Größe bekommst Du dadurch? – Du wirst Raja Ugrasena assistieren und Tag und Nacht Sorgen haben. Du musst demjenigen dienen, dem Du die Regierung übertragen hast. Wie willst Du mit dieser Schande fertig werden? – Darum wäre es äußerst ratsam, dass Du Nanda Raja keinen Kummer verursachst, sondern bei ihm bleibst. Denke an die Wälder, die Flüsse und die Tätigkeiten in Vraja. Und denke an die Kuhherden! Wir lassen Dich niemals allein, oh Herr von Vraja! Wir werden Dich begleiten.“

Als er mit seiner Erzählung soweit gekommen war, sagte Sri Shukadeva, der Weise, zu dem Raja Parikshit: − Oh großer König! Nachdem sie mehrere Reden dieser Art mit demselben Zweck gehalten hatten, wollten zehn oder zwanzig der Gefährten bei Krishna und Balarama bleiben, und sie schlugen vor, Nanda Raja solle schon ohne Sorgen vorausreisen, mit all den anderen Bewohnern von Vraja; und sie würden mit Krishna und Balarama später nachkommen. Aber als sie diesen Vorschlag hörten, gerieten die Kuhhirten in große Aufregung, als ob sie von Schlangen gebissen worden wären; sie starrten Krishna an und verloren ihre Fassung; und sahen dabei aus wie die leblosen Bilder ihrer selbst.

Baladeva Ji bemerkte, dass Nanda Raja sehr traurig geworden war, darum versuchte er, ihn aufzuheitern: „Vater! Warum bist du so bekümmert? Wir werden in ein paar Tagen nach Vrindavana zurückkehren, nachdem wir hier in Mathura erledigten, was wir zu tun haben. Wir lassen dich schon vorausreisen, genau wie auf dem Wege hierher, weil unsere Mutter schon sehr unruhig sein wird, da sie so lange alleingelassen wurde. Sie wird ein wenig beruhigt sein dadurch, dass du zurück nach Hause kommst.“ Nanda Ji antwortete: „Sohn! Komm’ doch mit uns.“

Nachdem er das gesagt hatte, wurde Nanda noch unruhiger. Er sah betreten auf seine Füße hinunter. Sein glänzender Verstand ließ ihn im Stich, aber weinen konnte er nicht. – Oh großer König! Als Sri Krishna Chandra sah, dass Nanda Ji und die Kuhhirten-Kinder so sehr beunruhigt waren, ohne von der Kraft der Illusion beeinflusst zu sein, dachte er sich, dass sie so nicht weiter leben könnten, wenn sie von ihm getrennt wären. Deswegen beauftragte er seine besondere Kraft der Illusion, Mayadevi, die ihm gehorcht und die die ganze Welt täuscht. Mayadevi nahm Nanda und den Kuhhirten ihr Verständnis fort. – Anschließend fragte Krishna: „Vater! Warum gibst du dich solch einem Bedauern hin? Denke nur an die kurze Entfernung zwischen Mathura und Vrindavana. Wir sind nicht so weit fort von euch, müsst ihr nicht bekümmert sein. Aber die Frauen in Vrindavana sind betrübt ohne euch, deswegen schicken wir euch voraus.“

Nandas Zuversicht war wiederhergestellt, und er antwortete: „Krishna! Wenn dies Deine Ansichten sind, möchte ich nicht widersprechen. Ich werde jetzt fahren, da ich Deinen ausdrücklichen Wünschen nicht widersprechen kann.“ – Als Nanda Ji das gesagt hatte, erlaubte Krishna ihm, den Kuhhirten und ihren Kindern, sich zu verabschieden, um nach Vrindavana zu fahren; und die zwei Brüder blieben mit ein paar ihrer Gefährten in Mathura.

Die Kuhhirten in Nandas Begleitung waren während der ganzen Heimreise wie gelähmt und voller schwerer Gedanken, genauso wie Spieler, die alles verloren hatten. Einige blieben bei klarem Verstand, aber andere verloren ihre Sinne und wurden ohnmächtig. Sie fielen vom Wagen auf den staubigen Weg, sodass die Nachfolgenden über sie stolperten. Obwohl sie auf dem Wege nach Vrindavana waren, sahen sie sich ständig um und blickten nach Mathura, wo sie Krishna zurückgelassen hatten, und waren durch den Schmerz der Trennung sehr verwirrt. Trotz ihres ungewöhnlichen Zustands schafften sie es irgendwie, in Vrindavana anzukommen. – Als Rani Yashoda ihre Ankunft bemerkte, kam sie in großer Erregung herbeigerannt; sie war sehr angespannt und als sie Krishna und Balarama nirgends entdecken konnte, fragte sie Nanda Ji: „Mann! Wo hast du unsere Söhne verloren; und warum hast du nur Kleider und Juwelen mitgebracht?“

Nanda wollte die Situation erklären, doch Yashoda schimpfte: „Du hast Gold fortgeworfen und Glas behalten. Du hast in törichter Weise Nektar abgelehnt und Gift genommen. Wie ein Blinder, der den Stein der Weisen besitzt und wegwirft, und sich später gegen die Stirn schlägt, wenn er über die wertvollen Eigenschaften hört.“ Yashoda fuhr fort: „Du hast Edelsteine von hohem Wert weggegeben. Du hast unsere Söhne verloren und stattdessen Kleider und Klunker mitgebracht! Was willst du ohne die Brüder mit Reichtum und kostbaren Sachen anfangen? Du dummer Ehemann! Wie sollen wir das Leben fortsetzen ohne die, deren Abwesenheit uns tiefe Trauer verursacht, selbst wenn sie nur für einen Moment weg sind? Wie hast du dich gefühlt, als sie ihre Trennung von uns ankündigten?“

Nanda Ji wurde sehr traurig durch Yashodas Vorwürfe, und antwortete mit niedergeschlagenem Blick: „Es ist wahr, dass Krishna uns diese Kleider und Juwelen gab, aber ich weiß nicht, wer von uns sie mit hierher­brachte. Wie soll ich wiedergeben, was Krishna zu mir sagte? Du wirst dann auch traurig. Er kam zu mir, nachdem er Kansa getötet hatte, und benutzte sehr herzlose Ausdrücke. Krishna und Balarama sind die Söhne Vasudevas geworden, und sie haben uns verlassen, nachdem sie unsere volle Zuneigung bekommen hatten. Als ich mein Erstaunen äußerte über das, was sie sagten, sprachen sie von einer Belohnung dafür, dass wir sie großgezogen hätten. Also nenne Krishna nicht Nandas Sohn; sondern betrachte und verehre ihn als die Gottheit. Ich dachte von Anfang an, er ist Narayana, aber unter der Kraft der Illusion sah ich ihn als meinen Sohn.“

Oh großer König! Nanda Ji berichtete alles wahrheitsgemäß, was Sri Krishna zu ihm gesagt hatte. Yashoda war auf der einen Seite traurig und aufgewühlt und vergoss Tränen, wenn sie unter dem Einfluss der Illusion stand und glaubte, Krishna wäre ihr Sohn. – Andererseits konnte sie, wenn sie wieder bei Verstand war, Krishna als die Gottheit ansehen, über ihn meditieren und sich mit Lobliedern seine ausgezeichneten Eigenschaften vergegenwärtigen. So konnte sie ihre Traurigkeit verbannen. Und auf diese Art und Weise konnten auch alle anderen Einwohner von Vraja, Männer und Frauen, die von tiefer Liebe zu Krishna erfüllt waren, ihn auf so viele Arten verehren, die ich gar nicht alle ausführlich beschreiben kann.

Sri Shukadeva sagte: − Raja! Aus diesem Grund fahre ich jetzt mit der Erzählung von Krishnas und Balaramas Taten in Mathura fort; bitte höre aufmerksam zu. Als die zwei Brüder sich von Nanda Raja verabschiedet hatten und zu Vasudeva und Devaki kamen, waren diese sehr erfreut, sie zu sehen, und vergaßen all ihren früheren Kummer, genauso, wie ein Verehrer erfreut ist, wenn er die Ergebnisse seiner Entsagungen erhält. Vasudeva sagte zu Devaki: „Krishna und Balarama haben bei Fremden gewohnt, aßen und tranken mit ihnen, und sind daher mit den Gewohnheiten ihrer eigenen Kaste nicht vertraut. Deswegen ist es nun richtig, den Familien-Priester kommen zu lassen und nach dessen Rat zu handeln.“ Devaki stimmte zu. – Vasudeva schickte nach Garga, dem Weisen, das war der Familien-Priester der Yadus, und bei seiner Ankunft beschrieben sie ihm die Situation, die sich ergeben hatte. Anschließend fragten sie: „Oh großer Weiser! Sei so gut und erkläre uns, was nun zu tun ist.“ – Garga der Weise antwortete: „Zuerst verschickt Einladungen an all ihre Brüder derselben Kaste; danach nehmt Krishna und Balarama mit einer Zeremonie in eure Kaste auf, wobei ihr ihnen die heilige Schnur überreicht.“

Als der Familien Priester so gesprochen hatte, verschickte Vasudeva Einladungen an alle Brahmanen in der Stadt und an alle Nachkommen der Yadus. Die Eingeladenen kamen und wurden mit größtem Respekt empfangen, und es wurden ihnen Sitzplätze angeboten. Vasudeva war der erste gewesen, der lange Zeit vorher durch alle Zeremonien der Einweihung in ihrer Kaste gegangen war, und er ließ nun die Urkunden schreiben. Dann verschenkte er an die Brahmanen zehntausend in seidene Gewänder gekleidete Kühe mit goldenen Hörnern, kupfernen Rücken und silbernen Hufen. Schon bei Krishnas Geburt hatte er versprochen, diese Kühe zu verschenken. – Danach ließ Vasudeva eine festliche Zeremonie veranstalten, bei der er alle Anordnungen der heiligen Veden befolgte und Krishna und Balarama die heiligen Schnüre überreichte. Nachdem er den zwei Brüdern Geschenke gemacht hatte, schickte er sie fort, damit sie einen spirituellen Lehrer annehmen und bei ihm vedisches Wissen erwerben konnten.


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