Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 133 - Prinz Dama und die Gattenwahl

Markandeya sprach:
Der Sohn von Narishwanta war Dama, der Überwinder seiner üblen Feinde. Er hatte die Kraft von Indra und den mitfühlenden Charakter eines Asketen. König Narishwanta zeugte diesen Sohn zusammen mit seiner Frau Indrasena. Dieser Berühmte lebte für neun Jahre im Schoß seiner Mutter. Weil er diese lange Zeit im Mutterleib geduldig ertrug, war der Prinz von Natur aus besonders selbstkontrolliert. Daraufhin gab sein Priester, der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft kannte, diesem Sohn von Narishwanta den Namen Dama (Selbstkontrolle).

Prinz Dama erlernte die vollständige Wissenschaft des Bogenschießens von König Brishaparva. Die ganze Lehre der Waffenkunst erhielt er von Dundubhi, dem Ersten der Dämonen, der in den Wäldern der Asketen lebt. Er erfuhr die Veden mit ihren Zweigen vom Heiligen Shakti, und die Lektionen im Yoga erhielt der Prinz vom königlichen Heiligen Arshtishena. Und als der Vater der schönen Sumana zur Gattenwahl einlud, da akzeptierte sie diesen Prinzen, vollkommen, hochbeseelt, mächtig und ein Meister in der Waffenkunst, vor den Augen aller Anwesenden als ihren Ehegatten. Sumana war die Tochter des starken Charudharma, König von Dasharna.

Doch Mahananda, der sehr mächtige und heroische Sohn von König Madra, war bereits in Sumana verliebt. So ging es auch dem großen Bogenschützen und sehr klugen Prinzen Vapushman, dem Sohn von Sangkrandana, und dem Prinzen von Vidarbha. Als sie erkannten, dass Dama, dieser Bezwinger seiner Feinde, von ihr erwählt wurde, begannen sie, von den Pfeilen der Liebe getroffen, untereinander zu beratschlagen: „Wir sollten ihm dieses schöne Mädchen gewaltsam entführen und nach Hause fliehen. Und wen die Schöne dann aus unserer Mitte freiwillig als ihren Gatten nach den Regeln der Gattenwahl erwählt, der soll ihr rechtens Angetrauter sein. Und wenn sie auch mit ihren trunkenen Augen keinem von uns ihre Liebe schenkt, muss sie doch am Ende den heiraten, der Dama besiegen wird.“

Diesen Entschluss gefasst, raubten die drei Prinzen diese Schöne von Damas Seite. Daraufhin schimpften einige Könige, die auf seiner Seite waren, und andere redeten dagegen. Oh großer Muni, als Dama ihre Bestürzung erkannte, da sprach er zu ihnen: „Oh ihr Könige, solch eine Gattenwahl ist eine übliche und gerechte Tradition. Doch wie denkt ihr darüber, war diese gewaltsame Entführung der Braut eine faire oder unfaire Handlung? Wenn ihr meint, es wäre ungerecht, sie zurückzugewinnen, dann werde ich keine Schritte unternehmen und muss eine andere Frau heiraten. Doch wenn es gerecht wäre, dann möge mein Leben in Schande enden, wenn ich sie nicht beschützen und die Feinde unterwerfen kann.“

Oh großer Muni, daraufhin gebot König Charudharma, der Herrscher von Dasharna, Ruhe und sprach zur ganzen Versammlung: „Oh ihr Könige, bedenkt gut, was Prinz Dama bezüglich gerechter und ungerechter Handlung gesprochen hat, so dass die Tugend dem Verfall nicht preisgegeben wird.“

Daraufhin sprachen einige Könige zu diesem Herrn der Erde: „Die Gandharva-Art der Hochzeit, die aus persönlicher Zuneigung entsteht (ohne formelle Rituale, ohne Wissen der Eltern), ist eine sehr verbreitete und gebilligte Form. Sie ist für Kshatriyas die beste, aber nicht für Vaisyas, Shudras und Brahmanen. In dieser Hinsicht wurde die Hochzeit deiner Tochter mit dem Prinzen Dama bereits gefeiert. Deshalb gehört deine Tochter rechtmäßig Dama. Nur jemand, der von Begierde besessen ist, würde dagegen handeln.“

Darauf entgegneten die anderen hochbeseelten Könige: „Sie haben fälschlicherweise behauptet, dass die Gandharva-Art der Hochzeit für Kshatriyas am besten ist. Es gibt noch eine andere Form der Hochzeit, die sogenannte Rakshasa-Art für Kshatriyas. Wer die Braut entführt, nachdem er alle Rivalen besiegt hat, kann sie gemäß der Rakshasa-Art heiraten. Das ist die beste Form der Hochzeit für Kshatriyas, die andere ist zweitrangig. Das ist die Art der Kshatriyas, wie sie von Mahananda und den anderen Prinzen vertreten wird.“

Darauf antworteten die anderen Könige, ihre Kaste und Religion in Ehren haltend: „Wahr ist es, dass die Rakshasa-Art der Hochzeit auch für Kshatriyas gebilligt wird. Aber der Prinz wurde unter all den Bewerbern von dieser Jungfrau als ihr passender Ehemann bereits ausgewählt. Als Rakshasa-Art wird jene Hochzeit bezeichnet, wo eine Jungfrau entführt wird, nachdem man die ganze Verwandtschaft ihres Vaters besiegt hat. Aber dies trifft nicht zu, wenn sie einen Mann bereits akzeptiert hat. In Gegenwart von allen Königen wählte sie Dama aus. Warum sollte man hier nicht von einer Gandharva-Art der Hochzeit reden? Der Status der Jungfrau geht mit der Hochzeit verloren. Durch die Feier der Hochzeit werden die Mädchen mit den Königen verbunden. Sie haben die Braut gewaltsam von Dama geraubt, und diese Gewalttat ist wahrlich nicht als gerecht anzusehen.“

Als Dama diese Worte hörte, röteten sich seine Augen vor Zorn. Er ergriff seinen Bogen und sprach: „Wenn ich zuschaue, wie meine Braut durch diese mächtigen Männer davongetragen wird, was wäre dann der Nutzen meiner Waffen, wenn ich keine Männlichkeit zeige? Das wäre Schande auf mich, Schande auf meine Kraft, Schande auf meinen Mut, Schande auf meine Pfeile und den Bogen, und Schande auf meine Geburt in der Familie des hochbeseelten Marutta. Wenn diese unwissenden und gewalttätigen Männer unbeschadet meine Braut rauben können, dann wäre meine Kunst im Gebrauch des Bogens wahrlich nutzlos.“

Dann begab sich der starke Dama, der Bezwinger seiner großen Feinde, zum Kampf und sprach zu seinen Rivalen, den von Mahananda angeführten Prinzen: „Wie kann diese vollkommen schöne Jungfrau mit den trunkenen Augen, die in einer ehrbaren Familie geboren wurde, gegen ihren Wunsch die Frau von einem anderen sein? Bedenkt dies, oh Könige, und kämpft dann so, dass ihr diese edle Dame auch zu eurer Ehefrau machen könnt, nachdem ihr mich besiegt habt.“

Nach diesen Worten begann er seine Pfeile zu entsenden, die alle Prinzen wie eine Dunkelheit bedeckten. Und die heroischen Prinzen entluden ebenfalls ihre Pfeile, Speere und andere Wurfgeschosse. Doch Dama zerschnitt mit Leichtigkeit all ihre Waffen. Aber auch sie, oh Muni, wehrten die von ihm geschossenen Pfeile in gleicher Weise ab, wie der Sohn von Narishwanta die ihrigen. Als dieser Konflikt zwischen Dama und den Prinzen hin und her wogte, da näherte sich Mahananda mit einem Schwert in der Hand. Als Dama ihn mit dem Schwert in diesem großen Getümmel erkannte, da entlud er einen Platzregen von Pfeilen, wie Indra seine Gewitterwolken. Doch dieses Netz von Pfeilen zerschlug Mahananda sofort mit seinem Schwert. Dann sprang der höchst starke Mahananda wütend auf den Wagen von Dama und begann mit ihm einen Zweikampf. Mahananda kämpfte auf verschiedene Weisen, doch Dama schlug ihn zurück und entsandte leichthändig einen Pfeil auf sein Herz, der wie das Feuer der Auflösung brannte. Aber Mahananda zog ihn aus seinem verwundeten Herzen heraus und warf ein hell leuchtendes Schwert gegen Dama. Doch Dama wehrte das lodernde Schwert mit seiner Lanze noch im Fluge ab und enthauptete Mahananda mit seinem Doppelschwert. Und als Mahananda geschlagen war, flohen alle anderen davon. Nur Vapushman, der Prinz von Kundina, blieb standhaft. Er war der Sohn des Königs von Deccan und stürzte sich nun im Stolz auf seine Kraft in die Schlacht, um mit Dama zu kämpfen. Doch Dama, der leichthändige Held, zerstörte im Kampf sein schreckliches Schwert, enthauptete seinen Wagenlenker und fällte seinen Fahnenmast. Ohne sein Schwert, ergriff dieser nun eine Keule mit vielen Dornen. Aber auch diese wurde ihm in der Hand zerschnitten. Und als Vapushman nach einer anderen starken Waffe greifen wollte, da durchbohrte ihn Dama mit einem Pfeil, so dass er augenblicklich zur Erde fiel. Auf dem Boden begann er an allen Gliedern wie verrückt zu zittern, und daraufhin gab dieser Prinz den Kampf auf. Und als der selbstbeherrschte Dama dessen Kapitulation erkannte, ließ er ihn zurück, nahm seine Braut Sumana wieder an seine Seite und ging ebenfalls davon.

Dann feierte Charudharma, der König von Dasharna, mit den entsprechenden Riten die Hochzeit zwischen Dama und seiner Tochter Sumana. Danach lebte Prinz Dama noch für einige Zeit in der Stadt des Königs von Dasharna, um dann mit seiner Frau zu seiner eigenen Stadt zurückzukehren. Der König von Dasharna entließ ihn mit reichen Geschenken, wie Elefanten, Pferde, Kampfwagen, Kühe, Esel, Kamele, Dienstmägde, Diener, Kleidung, Schmuck, Waffen und viele Behälter, die mit Reichtum gefüllt waren.


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