Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 124 - Prinz Avikshita und die Entsagung

Markandeya sprach:
Oh großer Muni, es dauerte nicht lange, da hörte König Karandhama im Beisein seiner Frau und den anderen Helden des Reiches von seinem gefangenen Sohn. Und als er davon erfuhr, dass er durch unfaire Mittel von vielen Königen der Erde geschlagen wurde, begann er, sich zu beraten. Einige der versammelten Könige befürworteten den Tod all jener Könige, die ihn durch unfaire Mittel im Kampf gefangen hatten. Sie sprachen: „Mobilisiert die Armee! Wozu warten? Der übelgesinnte Vishala muss mit seinen Verbündeten besiegt werden.“ Andere meinten wiederum, dass hier die Moral durch Avikshita nicht beachtet worden war, weil er die Braut gegen ihren Willen ungerechterweise davongetragen hatte. Bei dieser Gattenwahl, wo zahllose Prinzen anwesend waren, wurde die Prinzessin von ihm geraubt, und daraufhin wurde er von ihnen gemeinsam überwältigt.“

Die heroische Königin, Mutter eines heroischen Sohnes, Frau eines heroischen Mannes und in heroischer Familie geboren, hörte diese Worte mit Wohlgefallen und sprach zu ihrem Mann und den anderen: „Die Könige wurden gerecht von meinem Sohn behandelt, der immer dem Recht zugetan ist. Nachdem er alle Könige besiegt hatte, trug er dieses Mädchen mit seiner Kraft davon und kämpfte um sie. Sein Kampf war fair und entsprach der ritterlichen Tugend. Deshalb sehe ich keine Schuld bei meinem Sohn, die zum Untergang seines Ruhmes führen könnte. Wo sich das Gesetz der Männlichkeit ausformt, werden die gewöhnlichen Sitten nicht immer befolgt. So wie auch ein Löwe nicht dem Gesetz verstößt, wenn er auf der Jagd tötet. Diese Jungfrau, die ihre Gattenwahl feierte, wurde von meinem Sohn in Gegenwart von vielen respektablen Königen davongetragen. Welcher, im Geschlecht eines Kshatriya geborener Held, würde um eine Dame bitten? Das Erbitten ist nicht die Art eines Kämpfers. Ein Kshatriya erreicht sein Ziel durch seine Kraft im Kampf mit anderen Starken. Selbst, wenn er mit Eisenketten gefesselt angegriffen wird, bittet er nicht um Schutz. Sogar die frommen Könige handeln durch ihre eigene Kraft. Deshalb ist es nutzlos, diese Situation zu bedauern. Lobenswert ist es, dass er gefesselt wurde, ebenso gut wie der Kampf an sich.

Selbst wenn bei Nacht und Nebel die Erde, Söhne, Reichtum, Frauen oder Lehrer erobert werden, kann dies für Könige zur Quelle ihres Ruhmes werden. Begebt euch deshalb schnell zum Kampf. Besteigt eure Kampfwagen, holt Pferde, Elefanten und Wagenlenker heran. Oder habt ihr Bedenken wegen der vielen Könige? Wie könnte ein kleiner Kampf zum Ruhm eines Helden führen? Wer nur mit wenigen Gegnern kämpfen kann, den fürchten selbst die Schwachen unter den Feinden nicht. Nur der ist ein Held, der alle Welten besiegt, wie die Sonne die Dunkelheit zerstreut.“

Markandeya fuhr fort:
Oh Muni, durch seine Frau so angetrieben, traf König Karandhama alle Vorbereitungen für den Untergang der Feinde seines Sohnes. Oh großer Heiliger, dann entbrannte ein heftiger Kampf zwischen dem König, dessen Sohn eingesperrt wurde, und den unzähligen Königen um Vishala. Drei Tage dauerte die Schlacht von König Karandhama. Nachdem alle Könige besiegt waren, erschien Vishala mit Arghya in der Hand vor Karandhama. Durch diesen König verehrt und zufrieden mit ihm und der Freilassung seines Sohnes, verbrachte Karandhama eine glückliche Nacht.

Oh Weiser, als Vishala mit seiner Tochter zum König kam, sprach Avikshita zu seinem Vater bezüglich der Heirat: „Oh König, ich werde weder sie, noch eine andere Dame annehmen, die durch andere gewonnen wurde. In diesem Kampf wurde ich besiegt, und so gebe ich sie wieder frei. Möge ein Mächtigerer, dessen Ruhm unbefleckt ist, und der von seinen Feinden nicht beleidigt wurde, um sie werben. Ich wurde von meinen Feinden besiegt und von ihnen wie eine schwache Frau gebunden. Wo ist da noch Männlichkeit? Mein Herz kann ihr nicht gehören. Das Männliche ist das Ungebundene, nur das Weibliche verliert sich in Bindungen. Wo bleibt die Männlichkeit für einen Gebundenen? Wie könnte einer, der vor ihren Augen von den anderen Königen entwürdigt wurde, sie noch anschauen? Wie könnte ich ihr noch gegenübertreten?“

Durch seinen Sohn so angesprochen, antwortete der König: „Ich habe dein Wort vernommen, oh mein Sohn, hochbeseelt, wie du bist. Oh verheißungsvolle Dame, wähle einen anderen Ehemann, den du magst. Oh Schönäugige, ich werde dir eine Wohnstatt schenken, wo auch immer du unter der Sonne möchtest.“

Daraufhin sprach das Mädchen zu ihrem Vater: „Oh König, er ist durch eine Übermacht im Kampf besiegt worden, zerstörend für Ruhm und Heldentum. Aber sie handelten nicht fair. Wie ein einzelner Löwe stand er den vielen Königen gegenüber und zeigte seine ausgezeichnete Heldenkraft. Doch er zog sich von diesem unfairen Kampf nicht zurück. Und obwohl er von den Vielen besiegt wurde, offenbarte sich dennoch seine ritterliche Würde im Kampf. Er ist mit Mut und Kraft ausgestattet. Er kämpfte fair mit allen Königen, aber sie besiegten ihn mit unlauteren Mitteln. Auf welcher Seite ist nun die Schande?

Oh Vater, nicht nur wegen seiner Schönheit geschah es, dass ich mich in ihn verliebte. Mein Geist ist auch durch sein Heldentum, seine Kraft und seine Geduld angezogen worden. Wozu noch mehr Worte? Oh König, bitte ihn in meinem Namen. Rette diesen Hochgesinnten, kein anderer soll mein Ehemann sein.“

König Vishala sprach: „Oh Prinz, meine Tochter hat wahrlich höchst ausgezeichnete Worte gesprochen. Es gibt keinen anderen Prinzen wie dich auf der ganzen Erde. Unvergleichlich ist dein Heldenmut und groß sind deine Taten. Nimm diese Tochter von mir an, und reinige damit meine Familie von ihrer Schuld.“

Doch der Prinz antwortete: „Oh König, ich werde weder sie, noch eine andere Dame annehmen. Der Wunsch nach einer Frau soll in mir verschlossen bleiben.“

Daraufhin sprach Karandhama: „Oh mein Sohn, nimm sie an. Die schöne Tochter von Vishala ist dir eng in Liebe verbunden.“

Da antwortete der Prinz: „Oh Herr, ich habe nie zuvor deinen Befehl verletzt. Deshalb, mein Vater, befiehl mir, und ich werde deinen Wunsch erfüllen.“

Als Vishala erkannte, dass der Prinz fest gegen seine Tochter war, sprach er mit Bedauern zu ihr: „Wende deinen Geist, oh Tochter, von ihm ab. Wähle einen anderen Ehemann. Es gibt viele Prinzen auf der Erde.“

Doch das Mädchen sprach: „Oh Vater, wenn er mich wirklich zurückweist, dann werde ich Buße üben und um diesen Segen beten, dass ich selbst in den folgenden Geburten keinen anderen Ehemann annehmen möge.“

Daraufhin verbrachte König Karandhama hier noch drei Tage in Freude und begab sich dann zu seiner eigenen Stadt zurück. Ihm folgten sein Sohn Avikshita, der durch seinen Vater befreit worden war, und die anderen Könige und Gefolgsleute. Und die Dame begab sich in die Wälder. Dort übte sie, getrennt von ihrer Familie, ohne Nahrung und durch außergewöhnliche Entsagung von der Welt ihre Buße. Nach drei Monaten des Hungerns und Leidens, war sie völlig abgemagert, und ihre Lebensströme wurden immer schwächer. All ihre Energie verloren, und den Tod vor Augen, fasste sie den Entschluss, diesen ausgezehrten Körper zu verlassen. Doch als die Himmlischen gewahrten, dass sie entschlossen war, sich selbst ein Ende zu setzen, da sandten sie ihren Boten herab. Und er näherte sich der Prinzessin und sprach:
„Höre, wofür ich von den Göttern zu dir gesandt wurde. Du solltest diesen Körper nicht verwerfen, der so schwierig zu erlangen ist. Du wirst die Mutter eines universalen Herrschers (eines Königs der Könige) sein. Oh große Dame, nachdem er alle seine Feinde besiegt und seinen Herrschaft unschlagbar geworden ist, wird er noch lange diese ganze Erde genießen, die aus sieben Inselkontinenten besteht. Als erstes wird er Tarujit, den Feind der Götter, schlagen, sowie den schrecklichen Ayas-Shanku. Er wird sein Volk gerecht führen und die Moral achten. Er wird die Räuber, Barbaren und alle anderen übelgesinnten Leute richten. Oh Dame, er wird verschiedene Opfer, sechzigtausend an der Zahl, unter anderem auch Pferdeopfer durchführen, die mit reichen Geschenken beendet werden.“

So sprach der Götterbote, in der Luft schwebend, geschmückt mit himmlischen Girlanden und Düften. Die Prinzessin sah ihn an und antwortete freundlich: „Es ist wahr, oh Götterbote, dass du aus den himmlischen Bereichen herabgekommen bist. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber wie könnte mir ein Sohn geboren werden ohne einen Mann? Ich habe dieses Gelübde in Gegenwart meines Vaters genommen, dass kein anderer als Avikshita mein Mann sein möge, selbst in kommenden Geburten. Er hat mich jedoch abgewiesen, obwohl er von meinem Vater, durch Karandhama und sogar durch mich selbst darum gebeten wurde.“

Der Götterbote sprach: „Wozu die vielen Worte, oh große Dame? Dir wird ein Sohn geboren werden. Begehe niemals diese Sünde, dein eigenes Leben wegzuwerfen. Lebe in diesem Wald und ernähre deinen schwachen Körper. Durch die Tugend der Askese soll es dir gut ergehen.“

Nach diesen Worten zog sich der Götterbote wieder zurück, und die Dame mit den schönen Augen ernährte von nun an täglich ihren Körper.


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