Markandeya sprach:
Nachdem er besänftigt und verehrt wurde, übergab der Patriarch Visvakarma (der himmlische Architekt) seine Tochter Sajna an den Sonnengott Vivasvat. Und Vivasvat zeugte mit ihr den Manu Vaivaswata. Ich habe dir bereits vollständig sein wahres Wesen und seine wirkliche Form beschrieben. Insgesamt drei Kinder gebar Sajna dem Herrn der Strahlen, zwei mächtige Söhne und die Tochter Jamuna, oh Muni. Sraddhadeva, der Patriarch Manu Vaivaswata war der Älteste, dann wurden die Zwillinge Yama und Yami geboren. Doch der strahlende Martanda quälte mit seinem übermäßig wachsenden Glanz die drei Welten, mit allem Belebten und Unbelebten. Wenn sie die kreisförmige Gestalt von Vivasvat anschaute, war auch seine Gattin Sajna unfähig, seine Strahlen zu ertragen, und sprach zu ihrem eigenen Schatten: „Möge dir Gutes geschehen. Ich gehe zum Haus meines Vaters zurück. Oh verheißungsvolle Dame, nach meinem Willen sollst du in der Nähe der Sonne leben, ohne gequält zu werden. Du sollst mit Sorge meine zwei Söhne und die schöne Tochter erziehen, und dieses Geheimnis niemals dem Sonnengott verraten.“
Der Schatten sprach: „Oh Göttin, so lange der Sonnengott mich nicht am Haar zieht oder einen Fluch auf mich lädt, werde ich ihm nichts davon sagen. Gehe, wohin du wünschst.“ So angesprochen von ihrem Schatten begab sich Sajna mit den verheißungsvollen Augen zum Haus ihres Vaters und lebte dort einige Zeit. Und als sie wiederholt von ihrem Vater gebeten wurde, zu ihrem Mann zurückzukehren, nahm sie die Gestalt einer Stute an und begab sich nach Uttarakuru. Oh großer Muni, diese reine junge Dame enthielt sich dort der Nahrung und begann, ihre fromme Buße fortzusetzen.
Und als sie damals zur Wohnstätte ihres Vaters gegangen war, erschien ihr Schatten in der Gestalt von Sajna vor dem Sonnengott, um ihre Worte zu erfüllen. Und sie als Sajna annehmend, zeugte der Gott auch mit ihr zwei Söhne und eine Tochter. Oh Erster der Zweifachgeborenen, der Erstgeborene von den beiden Söhnen war Savarni und glich den vorhergehenden Manus in seinem Heldenmut. Der zweite wurde der Planet Shani (Saturn), und die Tochter war Tapati, welche der König Samvarana heiratete. Doch der Schatten von Sajna zeigte zu den erstgeborenen Kindern nicht die gleiche Zuneigung wie zu ihren eigenen. Manu verzieh ihr dafür, aber Yama konnte dies nicht tun und wurde diesbezüglich von der Frau seines Vaters wiederholt herausgefordert. Und eines Tages erhob Yama aus Wut, Kinderei und der Kraft des Schicksals seinen Fuß, oh Muni, um sie zu treten. Daraufhin verfluchte die illusorische Sajna ihren Stiefsohn Yama rachsüchtig und sprach: „Ich bin die Frau deines Vaters und deshalb höhergestellt als du. Und weil du mir mit diesem Fuß gedroht hast, soll er zwangsläufig abfallen.“
Sein Geist wurde durch diesen Fluch hart getroffen, und der hochbeseelte Yama berichtete zusammen mit Manu alles seinem Vater. Yama sprach: „Oh Herr, unsere Mutter behandelt uns nicht gleich. Sie vernachlässigt uns Ältere und bemüht sich nur um die Jüngeren. Ich erhob meinen Fuß gegen sie, aber er berührte ihren Körper nicht einmal. Sei es nun aus Kinderei oder aus Unwissenheit geschehen, sie sollte es mir verzeihen. Oh Vater, obwohl ich ihr Sohn bin, wurde ich dennoch von meiner Mutter verflucht. Deshalb, oh Erster der Asketen, betrachte ich sie nicht als unsere Mutter. Oh Vater, eine wahrhafte Mutter wird ihre Söhne niemals hassen, selbst wenn die Söhne zu ihr feindlich werden. Wie konnte sie dann zu ihrem Sohn sprechen: „Dein Bein soll abfallen!“? Oh Herr, oh Sonnengott, bedenke bitte die Mittel, so dass durch deine Gnade mein Fuß wegen des Fluchs der Mutter nicht abfallen möge.“
Die Sonne sprach: „Oh Sohn, wenn du mit deiner ehrlichen und frommen Natur wirklich zornig geworden bist, dann gibt es zweifellos eine gewichtige Ursache dafür. Für jeden Fluch gibt es ein Heilmittel, aber nicht für den Fluch einer Mutter. Deshalb bin ich außer Stande, die Worte deiner Mutter ungeschehen zu machen. Aber dennoch sollst du die Gunst meiner väterlichen Liebe erfahren. Die Würmer, die am (faulenden) Fleisch deines Fußes nagen, mögen zur Erde hinabfallen. Damit werden ihre Worte wahr, und du sollst gerettet werden.“
Dann sprach der Sonnengott zum Schatten von Sajna: „All meine Kinder sind gleich, warum zeigst du solche Parteilichkeit? Wie kann eine Mutter ihre Kinder verfluchen, selbst wenn sie ungehorsam heranwachsen? Du bist wahrlich nicht ihre Mutter, aber wer sonst ist an meine Seite gekommen?“ Doch um der Antwort auszuweichen, schwieg sie gegenüber dem Sonnengott. Daraufhin begab er sich in konzentrierte Meditation und sah alles in seiner wahren Form. Oh Brahmane, als dann der illusorischen Sajna bewusst wurde, dass sie der Fluch treffen wird, begann sie zitternd, aber aufrichtig, der Sonne alles zu berichten. Als er das hörte, wurde der Sonnengott ärgerlich und ging zu seinem Schwiegervater. Der besänftigte und verehrte ihn, der in seinem Zorn alles verbrennen wollte.
Visvakarma mit den heilsamen Gelübden sprach: „Das ganze Weltall ist von deinem übermäßigen Glanz erfüllt worden. Unfähig, deine Wirklichkeit zu ertragen, die so unerträglich ist, setzt Sajna ihre fromme Buße im Wald fort. Du sollst noch heute deine fromme Frau erblicken, die harte Askese in der Waldeinsamkeit übt, um deine Erscheinung zu besänftigen. Ich erinnere mich an die Worte von Brahma: 'Oh Gott, oh Herr des Tages, wenn du von den Wesen verehrt wirst, werde ich deine Erscheinung angenehm machen.'“
Auf diese Worte hin sprach der Sonnengott, der damals in Gestalt der Sonne beständig im Zentrum war, zum (himmlischen Architekten) Visvakarma: „So sei es. (Vollbringe das Werk!)“. Nachdem er die Erlaubnis erhalten hatte, ließ er die Sonne im Inselkontinent von Saka (Sakadvipa) umherreisen und begann, ihren Glanz abzumildern. Doch als die Sonne als Nabel (bzw. Zentrum) der endlosen Welt zu kreisen begann, erhob sich plötzlich die Erde mit ihren Ozeanen, Bergen und Wäldern in den Himmel. Und, oh Brahmane, wie die Erde stieg, so fiel der Himmel mit Mond, Planeten und Sternen hinab. Damit entstand ein heilloses Durcheinander. Das Wasser der Ozeane wurde aufgepeitscht, die großen Berge brachen auseinander und ihre Gipfel wurden zerschmettert. Die riesigen Wolken wurden durch den schnellen Lauf der Sonne hin- und hergetrieben, bewegten sich mit großem Lärm und wurden überall verstreut. Oh Erster der Munis, durch die Bewegung der Sonne hart bedrängt, gerieten Erde, Himmel, Unterwelt und das ganze Weltall aus den Fugen. Oh Brahmane, während die drei Welten so herumwirbelten, begannen die himmlischen Heiligen und die Götter zusammen mit Brahma die Sonne zu preisen:
„Du bist die ursprüngliche Gottheit, das ist den Göttern wahrlich bekannt. Du bestehst in deiner dreifachen Form zur Zeit der Schöpfung, der Bewahrung und des Unterganges. Möge dir Gutes geschehen, oh Herr des Universums. Oh Quell von Hitze, Regen, Tau und Schnee, oh Gott der Götter, oh Schöpfer des Tages, gib der Menschheit ihren Frieden zurück.“
Auch Indra kam herbei und besang den Ruhm der kreisenden Sonne: „Verehrung dem Gott, der das ganze Weltall durchdringt und sich in Allem manifestiert. Mögest du, oh Herr des Weltalls, allen Wesen nützlich sein.“
Die sieben Rishis, angeführt durch Vasishta und Atri, sprachen: „Möge dir Gutes geschehen! Möge sich alles zum Guten neigen!“ Und sie erfreuten ihn mit dem Gesang vieler Lobeshymnen.
Auch die hochbeseelten Balakhilyas (Verehrer der Sonne) erfreuten die kreisende Sonne durch Rezitationen aus dem ursprünglichen und höchst heilsamen Rigveda: „Du bist, oh Herr, die Glückseligkeit der Vollendeten. Du bist der Gegenstand der Meditation von denen, die auf dem Weg dahin sind. Du bist die Zuflucht aller handelnden Wesen. Du bist der Herr der Götter, möge durch deine Gnade den Wesen Gutes geschehen. Du bist der Herr des Weltalls, mögest du uns Glück, Frieden und Wohlergehen bringen. Möge allen Wesen Heilsames geschehen, sowohl den Zweibeinigen, als auch den Vierbeinigen.“
Daraufhin begannen sich die Vidyadharas, Rakshasas, Yakshas und Nagas mit gefalteten Händen zu verneigen und folgende Worte an die Sonne zu richten, für Geist und Gehör angenehm: „Du bist der Beschützer der Wesen. Mögen sie deinen Glanz ertragen können.“
Dann begannen auch Haha und Huhu, Narada und Tumbura, die in Sharaja, Madhyama, Grandhara und anderen Künsten der Gandharvas wohlgeübt sind, entzückende Melodien unter der Begleitung verschiedener Rhythmen zu singen. Und die führenden Apsaras Visvachi, Ghritachi, Urvasi, Tilottama, Menaka, Sahajanaya, Rambha und manch andere zeigten ihre Künste mit bezaubernden Gesten und begannen zu tanzen, als die Sonne ihre Kreise zog. In jener Zeit erklangen Hunderte und Tausende von Flöten, Vinas, Darduras, Panavas, Pushkaras, Mridangas, Patahas, Anakas, himmlische Trompeten und Muschelhörner. Als die Gandharvas sangen, die Apsaras tanzten und Trommeln, Pauken und andere Musikinstrumente erklangen, wurden alle Bereiche von dieser himmlischen Musik erfüllt.
Daraufhin verbeugten sich alle Götter mit gefalteten Händen in Demut vor der kreisenden Sonne mit ihren tausenden Strahlen. Und aufgrund der enormen Kraft dieser Versammlung aller Himmlischen, konnte Visvakarma allmählich den übermäßigen Glanz der Sonne vermindern. Auf diese Weise wurde der Sonnengott zur Ursache für den Ablauf der Jahreszeiten, für Sommer, Regen und Tau. Und selbst Hari, Hara und Brahma besangen seinen Ruhm.
Wahrlich, wer diese Geschichte aufmerksam hört, wie der Glanz der Sonne gemäßigt wurde, kann nach seinem Tode den Bereich des Sonnengottes erlangen.