Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 38 - Dattatreyas Belehrung über das Selbst

Der Sohn (Sumati) fuhr fort:
Dann verneigte sich Alarka tief und voller Demut vor dem hochbeseelten Brahmanen Dattatreya, grüßte ihn und sprach erneut: „Aus dieser Sicht, oh Brahmane, erkenne ich, dass ich kein Leiden habe. Wer die Dinge nicht wahrhaft durchschauen kann, der versinkt überall im Ozean des Leidens. An welche Erscheinung auch immer der Geist einer Person anhaftet, Leiden entspringt daraus und belastet dessen Eigentümer. So ist die Größe des gefühlten Schmerzes unterschiedlich, wenn zum Beispiel ein Haushuhn von einer Katze aufgefressen wird, oder die Katze einen Spatzen oder eine Maus auffrisst, weil weniger Anhaftung vorhanden ist. Doch jenseits der äußeren Formen bin ich weder leidend noch glücklich. Wer auch immer den äußeren Formen verhaftet ist, der ist der Freude und dem Leiden unterworfen.“

Dattatreya sprach: „Oh Erster der Menschen, es ist so, wie du sagst. Die Vorstellung von 'das ist mein' ist die Wurzel des Leidens, und das Freisein davon führt zur Erlösung. Im Moment meiner Frage hast du solch subtiles Verständnis erworben, wodurch der Gedanke 'das ist mein' wie Baumwollfasern zerstreut wird.

Der mächtige Baum der Unwissenheit wächst aus dem Herzen. Der Egoismus ist seine Wurzel. Er hat das Bewusstsein als seinen Stamm, Haus, Land und Eigentum als seine starken Äste, und Kinder, Frau usw. als seine Zweige. Luxus und Vorräte sind seine großen Blätter, die nur langsam wachsen. Tugend und Sünde sind seine Blüten. Glück und Leiden sind die mächtigen Früchte. Die aus der Unwissenheit gebildeten Konzepte sind das Wasser, das den Baum ernährt. Er wird von vielen Bienen umsummt, in Form der Wünsche nach Handlungen.

Dieser Baum blockiert den Pfad zur Erlösung. Wie könnten jene zur Befreiung gelangen, die, erschöpft vom Wandern auf den Straßen der Welt und von der strahlenden Illusion des Glücks geblendet, den Schatten dieses Baumes suchen? Nur jene, die diesen Baum der Befangenheit mit der scharfen Axt der Weisheit, die achtsam an einem heilsamen Glauben geschliffen wurde, an der Wurzel abschlagen, können diesen Pfad gehen. Den Wald Brahmans erreichend, kühl, von Staub und Dornen frei, gelangt der Weise über alle Gefühle hinaus zur höchsten Erlösung.

Keiner von uns, oh König, weder du noch ich, ist mit den Elementen oder den Sinnen identisch, noch sind wir stofflich, noch sind wir geistig, noch sind wir das, was wir wahrnehmen. Niemanden unter uns, oh Herrscher, betrachte ich als identisch mit einer äußeren Gestalt oder einer geistigen Form. Das eine Selbst (Kshetrajna) ist jenseits aller Formen, wohingegen die vielfältigen Gestalten als Kombination der Elemente mit den verschiedenen Qualitäten (Gunas) in ihm erscheinen.“

Alarka sprach: „Durch deine Gunst, oh ehrwürdiger Herr, bin ich zu diesem hohen Wissen gelangt, und ich ahne bereits den Unterschied zwischen egoistischer Befangenheit und alldurchdringender Größe. Aber meinen Geist zieht es zu den Objekten der Sinne, und Zufriedenheit kann ich nicht finden. Ich sehe keinen Weg, wie ich mich von den Fesseln der Natur befreien könnte. Belehre mich, oh Brahmane, wie ich nicht mehr der Wiedergeburt unterworfen sein kann, frei von den Gunas und mit dem Ewigen vereint. Belehre mich, oh Weiser, über diesen Yoga. Ich bitte dich mit Demut. Die Verbindung mit dem Heilsamen ist langfristig für alle Wesen von großem Nutzen.“

Baum des Lebens [Rajasthan, ca. 18.Jahrhundert]
Baum des Lebens [Rajasthan, ca. 18.Jahrhundert]


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