Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 37 - Die Suche nach dem Selbst

Der Sohn (Sumati) fuhr fort:
Der rechtschaffende Alarka regierte ordnungsgemäß seine Untertanen, als ob sie seine Söhne wären, die alle mit Heiterkeit erfüllt und in den Aufgaben ihrer jeweiligen Kaste gegründet waren. Er erreichte großen Wohlstand, indem er die Übelgesinnten bestrafte und den Frommen Schutz gewährte. Er befriedigte die Götter mit großen Opfern. Ihm wurden Söhne geboren, die mit großer Kraft und Heldenmut, sowie mit einem edlen und frommen Geist begabt waren und niemals unheilsame Wege beschritten. Selbstbeherrscht, wie er war, erwarb er Reichtum durch Tugend und Tugend durch Reichtum. Er erfreute sich aller weltlichen Dinge ohne äußere Störungen.

So regierte er sein Königreich, der Gerechtigkeit ebenso achtsam hingegeben, wie dem weltlichen Gewinn und seinen Wünschen. Viele lange Jahre gingen über sein Haupt, wie ein einzelner Tag. Manch süße Dinge des Lebens genießend, fühlte er keine Abneigung gegen sie, noch wurde er gesättigt beim Erwerb von Tugend und Reichtum.

Sein Bruder Suvahu, der im Wald lebte, erkannte aber, dass er nicht der Meister seiner Sinne war und sich dem Vergnügen an weltlichen Dingen unbesonnen hingab. Und mit dem Wunsch, ihn zu erwecken, überlegte der Königssohn einige Zeit und beschloss, dass eine Verbindung mit den Feinden des Monarchen das beste Mittel sei. Mit der Absicht, sein Königreich zu bedrängen, suchte der vollendete Suvahu wiederholt die Hilfe des Königs von Kashi, der ein Meister der Kriegsführung und der Kampfelefanten war. Jener stellte seine Soldaten gegen den König auf und sandte Boten zu ihm, um das Königreich für Suvahu einzufordern. Seiner eigenen Aufgaben voll bewusst, sträubte sich Alarka dagegen, aufgrund eines solch fragwürdigen Befehls das Königreich zu übergeben und antwortete dem Gesandten des Königs von Kashi: „Möge mein älterer Bruder selbst zu mir kommen und mit brüderlichen Gefühlen um das Königreich bitten. Ich werde niemals aus Angst vor einem feindlichen Angriff auch nur den kleinsten Teil meines Landes übergeben.“

Der höchst weise Suvahu bat aber nicht um das Königreich seines Bruders. Denn das Betteln sei nicht die Aufgabe eines Kshatriyas. Heldenmut sei sein Reichtum. So rückte der König von Kashi, umgeben von seiner kompletten Armee, zum Kampf vorwärts, um das Königreich des Monarchen Alarka anzugreifen. Verbunden mit dem angeheuerten König und dessen Vasallen griff der Bedränger mithilfe der Diener jenes Königs das Reich von Alarka an und übernahm nach und nach die Kontrolle. Durch klug arrangierte Belagerungen griff er die Verteidigung von Alarka an und brachte die Torwächter der Festungen, sowie die Hüter und Bewohner des Landes unter seine Herrschaft. Unter den Gefolgsleuten von Alarka wurden manche durch Bestechung, manche durch Uneinigkeit und andere durch Versöhnung gewonnen.

So durch die Politik seiner Feinde gequält, wurde der König immer schwächer. Seine Schatzkammern wurden geleert und seine Hauptstadt vom Feind angegriffen. Schwer bedrängt, musste er zusehen, wie sein einstiger Reichtum verschwand, und Tag für Tag wurde der König freudloser und sein Geist immer betrübter. Überwältigt durch diese mächtige Qual dachte er an den Ring, über den seine Mutter Madalasa damals gesprochen hatte. So reinigte er sich durch ein Bad und begleitet von den Segenssprüchen einiger hoher Brahmanen nahm er den Ring und sah deutlich die darauf geschriebenen Zeichen. Als der König diese Inschrift las, da erschien Heiterkeit auf seinem Gesicht, und seine Augen öffneten sich im Übermaß des Entzückens.

Es stand geschrieben: „Auf jegliche Identifikation sollte mit ganzem Herzen verzichtet werden. Solang die Identifikation aber nicht grundlegend überwunden ist, möge man sich mit einem heilsamen Glauben identifizieren, weil die Verbindung mit dem Frommen ein starkes Heilmittel ist. Auf jegliche Begierde sollte mit ganzem Herzen verzichtet werden. Solang die Begierde aber nicht grundlegend überwunden ist, möge man sich zur Erlösung führen lassen, weil die Erlösung dafür eine starke Medizin ist.“

Der König las diese Worte viele Male und begann, darüber nachzudenken, was zum Wohlergehen der Menschheit führen könnte. Angenommen, dass dies durch Erlösung erreicht werden kann und angenommen, dass Erlösung aus der Verbindung mit einem heilsamen Glauben entspringt, begann der König über das Wesen eines heilsamen Glaubens zu grübeln.

Mit einem zunehmend verwirrten Geist suchte er dann Zuflucht beim höchst seligen Dattatreya. Als er sich selbst vor diesem Hochbeseelten und Sündelosen sah, da grüßte er ihn und nach Verehrung mit den gebührenden Riten, sprach er: „Oh Brahmane, gewähre mir deine Gunst. Du bist die Zuflucht von allen, die Zuflucht suchen. Entferne meinen Kummer, der mich unerträglich bedrängt, und den Wahn der Begierde.“

Dattatreya sprach: „Ich werde, oh König, deinen Kummer noch an diesem Tag entfernen. Doch erzähle mir aufrichtig, oh Monarch, was für Sorgen dich bedrängen.“

So angesprochen durch diesen höchst weisen Rishi begann der König nachzudenken, inwiefern das Selbst der Wohnsitz von den vielfältigen Arten des Leidens sein kann. Der weise und hochintelligente König reflektierte lange und wiederholt mithilfe vom Selbst über das Selbst und sprach dann lächelnd: „Ich selbst bin weder Erde, noch Wasser, noch Feuer, noch Wind, noch Raum. Aber mit dem Körper vereinigt greife ich nach den Freuden. In diesem Körper, der aus den fünf Elementen zusammengesetzt ist, erscheint Freude und Leiden in wechselndem Maße. Solang diese mir (persönlich) angehören, kann kein beständiges Wohlergehen sein.

Das Selbst, das in jeglichem Wesen lebt, hat zahllose Körper, die es im Laufe der Zeit durchläuft und so wie es eben kommt, geht es bergauf und bergab aufgrund der Verringerung oder des Wachstums von Freude und Leiden. Erst wenn das Selbst vom Egoismus befreit ist, erscheint es im wahren Licht. Die Sicht auf das Selbst durch die Filter der Wahrnehmung formt die Qualitäten (Gunas) der Natur, welche mir Freude oder Leiden bringen, der ich mit einem Körper aus den fünf Elementen umhüllt bin.

Leiden entsteht im Geistigen. So strömt auch die sogenannte Freude aus dem Geistigen. Wenn ich aber selbst nicht mein Geistiges bin, wie könnte ich dann Freude oder Leiden mein Eigen nennen? Wenn ich nicht mein Bewusstsein bin, wenn ich nicht mein Denken bin, wenn ich nicht mein Verstand bin, wie könnte dann das Leiden, welches durch körperliche Ansammlung erzeugt wird, mein Eigen sein?

Wenn ich aber weder mein Körper noch mein Geist bin, dann könnte ich mich unabhängig, sowohl von diesem Geist als auch von diesem Körper betrachten. Dann gibt es weder eigene Freude noch eigenes Leiden im Geist oder im Körper. So habe ich weder mit diesem noch mit jenem etwas zu schaffen.

Derjenige, der vor diesem Körper geboren wurde, wünschte dieses Königreich. Doch wenn dieser Körper wegen der Tendenz der natürlichen Qualitäten (Gunas) nur eine Ansammlung der fünf Elemente ist, wer bin dann Ich? Er ist in allem. Er, wer auch immer, ist ohne Körper, so wie auch ich ohne Körper bin. Er, der keine Hände oder andere Glieder hat, der kein Fleisch hat, keine Knochen, keine Nerven und Arterien, was hat Er mit Elefanten, Pferden, Wagen oder Schätzen zu tun? Er hat nichts damit zu tun.

So habe auch ich keinen eigenen Feind, kein eigenes Leiden, keine eigene Freude, keine Stadt, keine Schatzkammer, keine Armee, die aus Pferden und Elefanten besteht oder sonst irgendetwas. Auch Er hat solches nicht. Niemand hat etwas, auch ich nicht.

So wie der eine Raum (Akasha) vielfältig erscheint, wenn er in bauchige Flaschen, Gläser oder andere Behälter eingeschlossen wird, so erscheint das eine, überall gleiche Selbst als Suvahu, als König von Kashi oder als ich in verschiedenen Körpern wegen der unterschiedlichen Umhüllungen.“


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