Pushpak Mahanirvana-TantraZurück WeiterNews

Kapitel 6 - Rituelle Verehrung der Natur für Fortgeschrittene

Die Göttin sprach:
Oh Herr, du hast erklärt, wie die fünf bindenden Prinzipien der Natur (Pancha-Tattwas) durch Verehrung gereinigt werden sollten. Bitte sei gnädig und erkläre mir diese Verehrung noch ausführlicher.

Und der ewiggütige Shiva sprach:
Äußerlich gibt es drei vorzügliche Arten von Wein, aus Melasse, Reis oder Honig (Gaudi, Paishti oder Madhvi). Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Arten aus Palmensaft oder anderen Säften je nach Land und Gebräuchen. Was auch immer an Getränken der höchsten Göttin gewidmet wurde, kann ihr als vorzüglichster Wein dienen. Und wer auch immer ein Getränk hergestellt oder gegeben hat, egal aus welcher Kaste, wenn es dem Höchsten gewidmet und gereinigt wurde, wird es zum Nektar, der dem Verehrer alle Wünsche erfüllen kann.

Äußerlich gibt es auch drei Sorten Fleisch, das von Tieren des Wassers, der Erde und der Lüfte. Wer auch immer das Tier geschlachtet und das Fleisch gegeben hat, wenn es dem Höchsten gewidmet und gereinigt wurde, wird es zweifellos die Göttin erfreuen. Der Wunsch des Übenden bestimmt, was der Göttin geopfert werden sollte. Alles, was er sich selbst wünscht, sollte er der Gottheit widmen. Im Opferritus für die Göttin solle man aber nur männliche Tiere schlachten. Es ist Shivas Gebot, daß weibliche Tiere dafür ungeeignet sind.

Äußerlich gibt es auch drei vorzügliche Arten von Fischen, nämlich Shala, Pathina (Boal bzw. Wels) und Rohita (Ruhu bzw. Karpfen). Dabei sind die mit vielen Gräten von niederer Qualität. Aber wenn sie mit Wasser gereinigt und wohlzubereitet sind, können sie alle der Göttin dargebracht werden und sie erfreuen.

Äußerlich gibt es auch eine beste, mittlere und niedere Qualität von Samenkörnern. Die besten sind die Körner des mondweißen Shali-Reises, der Gerste oder des Weizens, die im Wind getrocknet und in Opferbutter gereinigt wurden. Die mittlere Qualität ist normaler, gerösteter Reis, und die niedere Qualität sind alle anderen, gerösteten Samenkörner.

Alles, was an Fleisch, Fisch, Körnern, Früchten und Wurzeln der höchsten Göttin zusammen mit dem Wein-Opfer dargebracht wird, gilt als gereinigt. Die Gabe von Wein, die Verehrung und alle Opfergaben ohne Reinigung bleiben fruchtlos, und die Göttin wird damit nicht zufrieden sein. So ist auch das Trinken von Wein ohne Reinigung wie das Trinken von Gift. Der Mensch wird süchtig, krank und stirbt.

Oh große Göttin, wenn die Schwachheit des Kali-Zeitalters herrscht, sollte man das fünfte Prinzip (die Vereinigung von Mann und Frau) nur mit der eigenen Ehefrau als Shakti üben. Damit vermeidet man viele Abwege. Oh Geliebte, diesbezüglich habe ich auch von den Swayambhu und anderen Blüten (wie Kunda und Gola als Symbole für das Menstruationsblut der Frau) gesprochen. Als symbolischen Ersatz gebiete ich jedoch rote Sandelpaste. Doch weder die Tattwas (die Prinzipien der Bindung durch Wein, Fleisch, Fisch, Samen und Vereinigung) noch die Blüten, Blätter und Früchte sollten der großen Göttin ohne Reinigung dargebracht werden. Wer sie zuvor nicht reinigt, geht damit den Weg in die Hölle. (Die rituelle Reinigung wird im folgenden beschrieben.)

6.1. Der Topf des Wohlergehens - Shri-Patra

Im Ritus sollte man das Shri-Patra, den Topf des Wohlergehens, zusammen mit seiner tugendhaften Shakti (Ehefrau) aufstellen. Die Shakti sollte mit geheiligtem Wein aus dem Wasser des allgemeinen Opfers besprenkelt werden. Das Mantra dieser Segnung ist:

aiṁ klīṁ sauḥ tripurāyai namaḥ imāṁ śaktiṁ pavitrīkuru mama śaktiṁ kuru svāhā
(Sarasvati - Kali - Shiva Shakti - Verehrung der Göttin der drei Welten - Reinige die Shakti und vereinige uns - dem Feuer der Gottheit gewidmet!)

Wenn seine Ehefrau noch nicht initiiert wurde, dann sollte ihr die Maya-Keimsilbe („hrīṁ“) ins Ohr geflüstert werden. Andere Frauen sollte er zwar verehren, aber sich nicht mit ihnen vereinigen. Nun sollte der rituelle Verehrer vor sich ein Dreieck (als Symbol der Göttin) mit der Maya-Keimsilbe („hrīṁ“) im Zentrum zeichnen und darum ein Hexagon (Doppeldreieck für männlich und weiblich), einen Kreis (der Verbundenheit) und ein Quadrat (als äußere Welt mit vier Eingangstoren zum inneren Wesen).

Dann verehrt der gelehrte Schüler in den vier Ecken des Quadrats die vier Stützen (Pithas) der Welt mit den Mantras:

pūṁ pūrṇaśailāya pīṭhāya namaḥ
um uḍḍīyānāya pīṭhāya namaḥ
jāṁ jālandharāya pīṭhāya namaḥ
kāṁ kāmarūpāya pīṭhāya namaḥ

Dann sollten die sechs Glieder (Herz, Kopf, Scheitel, Oberarme, Augen, Hände) in den sechs Ecken des Hexagons mit folgenden Mantras verehrt werden:

hrāṁ hr̥īdayāya namaḥ
hrīṁ śirasē svāhā
hrūṁ śikhāyai vaṣaṭ
hraiṁ kavacāya hum
hrauṁ nētra-trayāya vauṣaṭ
hraṁḥ kara-tala-pr̥ṣṭhābhyāṁ phaṭ

Dann wird das innere Dreieck mit dem Wurzelmantra verehrt und die innere Shakti mit der Maya-Keimsilbe und Namah:

hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā
hrīṁ ādhāra-śaktayē nama

Dann reinige den Träger (Dreifuß) mit dem Mantra „namaḥ“, plaziere ihn auf dem Kreis und verehre darin die zehn Künste des Feuers (Glut, Flamme, Strahlung, Verborgenheit, Brennen, Funkenlodern, Schönheit, Wohlgestaltung, Unergründlichkeit und Opferträger für Götter und Ahnen) mit dem ersten Buchstaben ihres Namens als Keimsilbe, ihren Namen und Namah am Ende:

dhūṁ dhūmrāyai namaḥ
am arciṣē namaḥ
jvaṁ jvalinyai namaḥ
sūṁ sūkṣmāyai namaḥ
jvāṁ jvālinyai namaḥ
viṁ viṣphuliṅginyai namaḥ
suṁ suśriyē namaḥ
suṁ surūpāyai namaḥ
kaṁ kapilāyai namaḥ
haṁ havyakavyavahāyai namaḥ

Dann verehre den Feuerkreis unter dem Dreifuß mit dem Mantra:

maṁ vahni-maṇḍalāya daśa-kalātmanē namaḥ
(Mam - Verehrung dem Feuerkreis mit seinen zehn Künsten!)

Dann nimm den Opfertopf, reinige ihn mit dem Mantra phaṭ“, stelle ihn auf den Dreifuß und verehre darin die zwölf Künste des Sonnenkreises (Wärme, Licht, Schatten, Strahlend, Brennend, Glänzend, Feuerrot, Freudenquell, Allerfüllend, Sichtbarmachend, Erleuchtend, Wasserziehend) mit den Keimsilben von Ka-Bha bis Tha-Da:

kaṁ bhaṁ tapinyai namaḥ
khaṁ baṁ tāpinyai namaḥ
gaṁ phaṁ dhūmrāyai namaḥ
ghaṁ paṁ marīcyai namaḥ
ṅaṁ naṁ jvālinyai namaḥ
caṁ dhaṁ rucayē namaḥ
chaṁ daṁ sudhūmrāyai namaḥ
jaṁ thaṁ bhōgadāyai namaḥ
jhaṁ taṁ viśvāyai namaḥ
ñaṁ ṇaṁ bōdhinyai namaḥ
ṭaṁ ḍhaṁ dhāriṇyai namaḥ
ṭhaṁ ḍaṁ kṣamāyai namaḥ

Dann verehre den Sonnenkreis im Opfertopf mit dem Mantra:

aṁ sūrya-maṇḍalāya dvādaśa-kalātmanē namaḥ
(Am - Verehrung dem Sonnenkreis mit seinen zwölf Künsten!)

Dann sollte der Verehrer den Opfertopf dreiviertel mit Wein aus dem (Wasser-) Krug füllen und währenddessen die punktierten Buchstaben in umgekehrter Reihenfolge mit dem Wurzelmantra murmeln:

kṣaṁ ḻaṁ haṁ saṁ ṣaṁ śaṁ vaṁ laṁ raṁ yaṁ maṁ bhaṁ baṁ phaṁ paṁ naṁ dhaṁ daṁ thaṁ taṁ ṇaṁ ḍhaṁ ḍaṁ ṭhaṁ ṭaṁ ñaṁ jhaṁ jaṁ chaṁ caṁ ṅaṁ ghaṁ gaṁ khaṁ kaṁ aṁḥ aṁ auṁ ōṁ aiṁ ēṁ l̥̄ṁ l̥ṁ r̥̄ṁ r̥ṁ ūṁ uṁ īṁ iṁ āṁ aṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā

Den Rest des Topfes füllt er mit Opfergaben (Arghya) und verehrt mit wohlgezügeltem Geist die sechzehn Künste des Mondes (Nektar, Leben, Fruchtbarkeit, Zufriedenheit, Nahrung, Liebe, Beständigkeit, Mann im Mond, Strahlung, Glanz, Mondlicht, Wohlstand, Glück, Verkörperung, Fülle, Vollkommenheit), die alle Wünsche erfüllen können, mit den Keimsilben der sechzehn Vokale und dem Mantra Namah:

aṁ amr̥tāyai namaḥ
āṁ mānadāyai namaḥ
iṁ pūṣāyai namaḥ
īṁ tuṣṭayē namaḥ
uṁ puṣṭayē namaḥ
ūṁ ratayē namaḥ
r̥ṁ dhr̥tayē namaḥ
r̥̄ṁ śaśinyai namaḥ
l̥ṁ candrikāyai namaḥ
l̥̄ṁ kāntayē namaḥ
ēṁ jyōtsnāyai namaḥ
aiṁ śriyai namaḥ
ōṁ prītayē namaḥ
auṁ aṅgadāyai namaḥ
aṁ pūrṇāyai namaḥ
aṁḥ pūrṇāmr̥tāyai namaḥ

Dann verehrt er den Mondkreis im Wein mit dem Mantra:

ūṁ sōma-maṇḍalāya ṣōḍaśa-kalātmanē namaḥ
(Uum - Verehrung dem Mondkreis mit seinen sechzehn Künsten!)

Nun sollten Durva-Gras, sonnengetrockneter Reis, rotes Pulver (z.B. Kumkum oder Sindur) und rote Blüten wie Hibiskus oder Rosen mit dem Mantra „hrīṁ” hineingegeben und das heilige Wasser darin erweckt werden.

Beispiel für Kalasha ohne Dreifuß

Dann beschirmt er den Opfertopf mit beiden Händen, spricht das Schutzmantra „huṁ phaṭ“, wandelt es mit dem Dhenu-Mudra (der Kuh-Geste) in den Nektar der Unsterblichkeit und bedeckt es mit dem Matsya-Mudra (der Fisch-Geste). Schließlich murmelt er zehnmal das Wurzelmantra, ruft die große Göttin an und verehrt sie mit Blüten in seinen gefalteten Händen. Dann weiht er den Wein mit folgenden fünf Gebeten:

Oh allumfassende Göttin, durchdringe mit deiner natürlichen Seligkeit diesen vorzüglichen Wein, daß er zur Quelle von Einung und grenzenloser Glückseligkeit werde.
Oh reine Erkenntnis und Wesen der Liebe, wandle diese Flüssigkeit in den Nektar der Unsterblichkeit, der die Seligkeit des Brahman ist.
Oh höchstes Sein, vereine diese Opfergaben mit dem All-Einen, dem reinen So-Sein, daß sie zum Nektar der Einheit werden und mich erfüllen.
Oh Mutter Natur, fülle diesen Topf mit dem Nektar der Unsterblichkeit, der die Essenz von allen weltlichen Dingen ist und alle Eigenschaften vereint.
Oh ewige Gottheit, ich opfere den Nektar des Ich-Bewußtseins im Topf des So-Seins im Feuer des Höchsten Selbst.

Nachdem der Wein mit diesen Gebeten geweiht wurde, werde dir der Einheit von Gott und Göttin bewußt und schwenke zum Segen Lichter und Räucherstäbchen. Damit habe ich dir die Reinigung des Shri-Patra in der Kula-Verehrung der Einheit erklärt. Wer diesen Weg kennt, der sammelt ohne diese Reinigung Sünde an und seine Verehrung bleibt fruchtlos.

6.2. Der Ritus der neun Töpfe - Puja

Der Gelehrte sollte dann entsprechend den Regeln für die Aufstellung allgemeiner Opfergaben zwischen dem Wasserkrug (den er am Morgen gefüllt hat) und dem Shri-Patra die Töpfe für Lehrer, Freude, Shakti, Yoginis, Vira, Geister, Fußwaschung und Mundspülung aufstellen. Das sind insgesamt neun Töpfe (Shri-Patra, Guru-Patra, Bhoga-Patra, Shakti-Patra, Yogini-Patra, Vira-Patra, Vali-Patra, Padya-Patra und Achamana-Patra). Dann füllt er die Töpfe dreiviertel mit dem Wein aus dem Wasserkrug und gibt jeweils ein erbsengroßes Stück der zu reinigenden Opfergaben hinein (z.B. Fleisch, Fisch oder Samen). Dabei hält er den Topf (bzw. ein paar Tropfen Nektar aus dem Topf) zwischen Daumen und Ringfinger der linken Hand, das zu reinigende Opferstückchen zwischen Daumen und Ringfinger der rechten Hand (das Tattwa oder Tarpana Mudra - die Geste des Opferns) und gibt es in den Topf. Dies ist das gebotene Ritual.

Zuerst nimmt er einen Tropfen Wein aus dem Shri-Patra, dem Topf des Wohlergehens, und ein Opferstückchen und widmet es in beschriebener Weise dem seligen Gott Bhairava und der seligen Göttin Bhairavi mit den Mantras:

ha-sa-kṣa-ma-la-va-ra-yūṁ ānanda-bhairavaṁ tarpayāmi namaḥ
sa-ha-kṣa-ma-la-va-ra-yīṁ ānanda-bhairavīṁ tarpayāmi namaḥ

Dann opfert er mit dem Wein aus dem Lehrer-Topf und den gleichen Mudras die Opfergabe dem Stamm des Lehrers, zuerst dem Lehrer mit seiner Gattin im tausendblättrigen Lotus auf seinem Scheitel und danach dem Lehrer des Lehrers, dessem Lehrer und am Ende Brahma selbst. Dabei murmelt er die Keimsilbe „aiṁ“ gefolgt vom jeweiligen Namen der vier Lehrer. (Dabei bringt er die beiden Hände mit der Opfer-Geste auf dem Scheitel zusammen und widmet die Dinge mit dem Mantra:)

aiṁ śrī-guru <Name> tarpayāmi namaḥ
(Geopfert dem heiligen Lehrer <Name> vereint mit der Göttin des Lernens (Sarasvati) - Verehrung!)

Dann sollte der rituelle Verehrer mit dem Wein aus dem Topf der Freude im Lotus des Herzen die Opfergabe der Urgöttin Kali darbringen. Dabei spricht er dreimal ihre Keimsilbe („krīṁ“), ihren Namen und Swaha:

krīṁ ādyāṁ kālīṁ tarpayāmi svāhā
(Geopfert der vergänglichen Natur vereint mit dem Feuer der Gottheit!)

Als nächstes sollte in gleicher Weise mit dem Wein aus dem Topf der Shakti die Opfergabe den sechs Gliedern der Göttin gewidmet werden (Herz, Kopf, Scheitel, Oberarme, Augen, Hände):

hrāṁ hr̥īdayāya tarpayāmi namaḥ
hrīṁ śirasē tarpayāmi svāhā
hrūṁ śikhāyai tarpayāmi vaṣaṭ
hraiṁ kavacāya tarpayāmi hum
hrauṁ nētra-trayāya tarpayāmi vauṣaṭ
hraṁḥ kara-tala-pr̥ṣṭhābhyāṁ tarpayāmi phaṭ

Dann wird mit dem Wein aus dem Topf der Yoginis die Opfergabe der Urgöttin Kalika geopfert, die all ihre Waffen trägt und von ihrem Gefolge begleitet wird:

hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā - sāyudhāṁ saparīkarāmādyāṁ kālīṁ tarpayāmi svāhā

Nun folgt das Opfer für die Batukas (geistigen Schüler) aus dem Vali-Patra, dem Topf der Geister. Der gelehrte Schüler zeichnet zu seiner Linken ein Quadrat, und nachdem er es verehrt hat, stellt er Wasser, Reis, Fleisch und andere Nahrung hinein (woraus der Körper wächst). Dann verehrt er die geistigen Schüler (am Eingangstor) im Osten des Quadrats, die Yoginis (Zauber- und Lehrerrinnen der Natur) im Süden, die Wächtergötter im Westen und Ganesha an der Spitze der Geisterscharen im Norden, und opfert ihnen mit den Mantras:

aiṁ hrīṁ śrīṁ vaṁ vaṭukāya namaḥ
yāṁ yōginībhyaḥ svāhā
kṣāṁ kṣīṁ kṣūṁ kṣaiṁ kṣauṁ kṣaḥ kṣētrapālāya namaḥ
gāṁ gīṁ gūṁ gaiṁ gauṁ gaḥ gaṇapatayē svāhā

Schließlich werden im Inneren des Quadrates alle Geisterwesen vereint auf rechte Weise mit folgendem Mantra verehrt:

hrīṁ śrīṁ sarva-vighna-kr̥dbhyaḥ sarva-bhūtēbhya hūṁ phaṭ svāhā
(Schöpfung und Erhaltung - Verehrung allen Geisterwesen, die zu Hindernissen werden können - Möge die Gottheit uns beschützen!)

Dann sollte dem Shiva selbst ein Opfer mit folgendem Gebet dargebracht werden:

OM - Oh allseiende Gottheit in Gestalt des allesverzehrenden Feuers der universalen Auflösung! Bitte sei gütig, nimm dieses Opfer an und laß mich alles Gute und Böse, das mir im Leben begegnet, klar durchschauen. - hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā - Diese Opfer sei dir gewidmet. Verehrung der Gottheit!

Oh heilige Göttin, damit habe ich dir den Kreis der Verehrung beschrieben. Dann sollte der rituelle Verehrer mit beiden Händen das Kacchapa-Mudra (Schildkröten-Geste) zeigen, eine schöne Blume mit Sandel-, Aloe- oder Safran-Duft aufnehmen, vor sein Herz halten und über die höchste Göttin im Lotus seines Herzens meditieren. Danach führt er die Göttin entlang des Sushumna-Kanals auf dem Weg zum Brahman in den tausendblättrigen Lotus auf dem Scheitel und gibt ihr die große Glückseligkeit (wieder mit dem höchsten Gott vereint zu sein). Dann läßt er sie wie ein Licht, das von einem anderen Licht entzündet wurde, durch seine Nase ausströmen und sich auf der Blüte in seiner Hand niedersetzen. Nun legt er die Blüte im Yantra nieder und betet mit gefalteten Händen und ganzer Hingabe zur höchsten Göttin:

Oh Königin der Götter, die durch Hingabe leicht erreichbar ist, ich bitte dich, verweile hier mit all deinem Gefolge solange ich dich verehre. Oh Kalika, Göttin der vergänglichen Natur, komm her mit all deinem Gefolge und verweile an diesem Ort. Erhöre meine Bitte, sei hier, verweile und nimm meine Verehrung an.

Nachdem die Göttin auf diese Weise mit dem Yantra verbunden wurde, sollte er das Leben der Göttin mit dem folgenden Pratishtha Mantra in das Bild fließen lassen:

āṁ hrīṁ krōṁ śrīṁ svāhā - Möge das Leben der Göttin darin sein! -
āṁ hrīṁ krōṁ śrīṁ svāhā - Möge ihre Seele darin sein! -
āṁ hrīṁ krōṁ śrīṁ svāhā - Mögen all ihre Sinne darin sein! -
āṁ hrīṁ krōṁ śrīṁ svāhā - Mögen Geruch, Geschmack, Sicht, Gefühl, Gehör und Lebensatem der ewigen Göttin Kali hierherkommen und freudig für immer darin leben! - svāhā

Nachdem er dieses Gebet dreimal wiederholt und auf rechte Weise das Yantra belebt hat, spricht er mit gefalteten Händen:

Oh ewige Kali, sei willkommen! Höchst segensreich ist deine Anwesenheit. Oh höchste Göttin, verweile an diesem Ort!

Dann murmelt er zur Reinigung der Göttin dreimal das Wurzelmantra und besprenkelt das Yantra mit geweihtem Wasser. Danach führt er das Nyasa (Berühren) der sechs Glieder der Göttin durch. Im Anschluß sollte die Göttin mit den sechzehn Opfergaben verehrt werden. Dazu gehören: Wasser zum Waschen der Füße, Wasser zur Begrüßung (Arghya), Wasser zum Spülen des Mundes und zum Baden, Kleidung, Schmuck, Duft, Blumen, Räucherwerk, Lichter, Speise und Getränke, Nektar und Früchte, Weihwasser und Verbeugung. Das sind die nötigen Dinge eines gewöhnlichen Opfers. Dazu dient die Opfergeste zusammen mit den Mantras:

hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā - Wasser zum Waschen der Füße der Göttin - namaḥ
hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā - Arghya dem Kopf der Göttin - svāhā
hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā - Wasser zum Mundspülen dem Lotusmund der Göttin - svadhā
hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā - Nektar zum Trinken dem Lotusmund der Göttin - vaṁ svadhā
hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā - Badewasser, Kleidung und Schmuck der höchsten Göttin - svāhā
hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā - Duft dem Herzlotus der Göttin - namaḥ
hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā - Blumen dem Herzlotus der Göttin - vaushat
hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā - Räucherwerk und Lichter in Demut der Göttin - svāhā

Dann verehrt er die Glocke mit Duft und Blüten und dem Mantra:

Duft und Blüten seien dem Mantra-Klang dargebracht, der den Sieg der Mutter ruft - svāhā

Nun läutet er die Glocke mit der linken Hand, ergreift währenddessen mit der rechten ein Räucherstäbchen und kreist damit um die Nase der Göttin (die nun im Yantra wohnt). Dann plaziert er das Räucherstäbchen an ihrer linken Seite, ergreift ein Licht (Butterlampe oder Kerze) und kreist damit zehnmal vor der Göttin auf und ab, von ihren Füßen bis zu ihren Augen (und plaziert es an ihrer rechten Seite).

Danach ergreift er mit der linken Hand einen Topf und mit der rechten ein zu reinigendes Opferstückchen, spricht das Wurzelmantra und opfert beide dem inneren Wesen des Yantras:

Oh Mutter, du hast schon unendlich viele Schöpfungstage zu Ende gebracht. Bitte nimm diesen reinen Wein und die Opfergabe an und gewähre mir ewige Befreiung.

Nun zeichnet er einen einfachen Kreis vor dem Yantra und plaziert darin nach den üblichen Opfergewohnheiten einen Teller mit Essen. Er segnet das Essen mit dem Mantra „phaṭ“, beschirmt es mit seinen Händen, beschützt es mit dem Mantra „huṁ phaṭ“ und wandelt es mit dem Dhenu-Mudra (der Kuh-Geste) in den Nektar der Unsterblichkeit. Dann spricht er siebenmal das Wurzelmantra und opfert es mit geheiligtem Wasser der Göttin:

Ich opfere diese gekochte Speise mit allen Zutaten der ewigen Kali, meiner höchsten Göttin. Oh Shiva-Shakti, bitte nimm dieses Speiseopfer an.

Dann zeigt er die fünf Mudras der inneren Lebenswinde von Prana, Apana, Samana, Udana und Vyana (Lebensatem, Abwärtshauch, Allhauch, Aufwärtshauch und Zwischenhauch) mit den Mantras:

prāṇāya svāhā - apānāya svāhā - samānāya svāhā - udānāya svāhā - vyānāya svāhā

Dabei formt er mit der linken Hand das Naivedya-Mudra, das einem aufgeblühten Lotus gleicht (Handteller nach oben und alle Finger gestreckt).

(Über die Naivedya-Mudras gibt es wie fast bei allen Mudras verschiedenste Ansichten, die wohl auf unterschiedlichen Erfahrungen beruhen. Sir John Woodroffe beschreibt in einer Fußnote die Berührung der Daumenkuppe nacheinander mit den Fingerkuppen 34, 23, 45, 234 und 2345. Andere bevorzugen den Daumen mit den Fingern 23, 34, 2345, 45 und 24, siehe Bild.)

Dann sollte man das Wurzelmantra murmeln, den mit Wein gefüllten Topf der Göttin zum Trinken anbieten und schließlich das Wasser zum Mundspülen. Das ist die dreifache Opfergabe mit dem Wein des Shri-Patras, dem Topf des Wohlergehens.

Nun murmelt der Verehrer wieder das Wurzelmantra, opfert fünf Handvoll Blüten dem Kopf, Herz und Bauch sowie den Füßen und allen anderen Gliedern der Göttin. Dann betet er mit gefalteten Händen zur großen Göttin:

Oh ewige Göttin, sei gesegnet! Laß mich nun die Kreise der Götter und Göttinnen verehren, die dich umgeben.

Zuerst berührt und verehrt er die sechs Glieder der Göttin an den vier Ecken des Yantras sowie nach Oben und nach Unten mit den Mantras:

hrāṁ hr̥īdayāya namaḥ (Herz)
hrīṁ śirasē svāhā (Kopf)
hrūṁ śikhāyai vaṣaṭ (Scheitel)
hraiṁ kavacāya hūm (Oberarme)
hrauṁ nētra-trayāya vauṣaṭ (drei Augen)
hraṁḥ kara-tala-pr̥ṣṭhāb-hyāṁ phaṭ (Hände)

Dann vereint und verehrt er die vier Stammeslinien aller Lehrer (Gurus) mit Duft, Blüten, drei Tropfen Wein aus dem Lehrer-Topf und den Mantras:

oṁ guravē namaḥ (Ehre dem Lehrer)
oṁ parama-guravē namaḥ (Ehre dem Lehrer des Lehrers)
oṁ parāpara-guravē namaḥ (Ehre dem Lehrer des Lehrers vom Lehrer)
oṁ paramēṣṭi-guruvē namaḥ (Ehre dem höchsten Lehrer, dem Brahma)

Dann verbindet er die acht Blütenblätter mit den acht Müttern und verehrt damit den Kreis der acht Nayikas (den acht gütigen Shaktis), nämlich Mangala, Vijaya, Bhadra, Jayanti, Aparajita, Nandini, Narasimhi und Kaumari, sowie die Spitzen der Lotusblätter mit den acht Bhairavas (den acht schrecklichen Aspekten des Gottes), nämlich Asitanga, Ruru, Chanda, Krodha, Bhayangkara, Kapali, Bhishana und Samhara.

(z.B. mit den Mantras: Segen Namah, geistiger Sieg Namah, Schutz Namah, Gewinn Namah, Unbesiegbarkeit Namah, Freude Namah, Kraft Namah, körperlicher Sieg Namah - Dunkel Namah, Triebhaft Namah, Furcht Namah, Zorn Namah, Wahn Namah, Tod Namah, Schreck Namah, Zerstörung Namah)

Dann sollte er Indra und die anderen Wächter der zehn Himmelsrichtungen im Quadrat des Yantras verehren und ihre Waffen außerhalb des Quadrates. Er opfert ihnen mit den (zwanzig) Mantras:

oṁ <Name> tarpayāmi namaḥ

(Indra mit Vajra: der Götterkönig mit dem Donnerkeil im Osten,
Agni mit Shakti: der Gott des Feuers mit dem Flammenspeer im Südosten,
Yama mit Danda: der Gott der Toten mit dem Stab der Zeit im Süden,
Nirriti mit Khadga: der Gott der wilden Geister mit dem Schwert im Südwesten,
Varuna mit Pasha: der Gott des Wassers mit der Schlinge im Westen,
Vayu mit Ankusha: der Gott des Windes mit dem Stachelstock im Nordwesten,
Kuvera mit Gada: der Gott des Reichtums mit der Keule im Norden,
Ishana mit Trishula: Shiva mit dem Dreizack im Nordosten,
Brahma mit Padma: der Schöpfergott mit dem Lotus nach Oben,
Ananta mit Chakra: der Allerhalter Vishnu mit dem Diskus nach Unten)

6.3. Das Tieropfer

Nachdem er die große Göttin auf jede Weise verehrt hat und mit ihrem Wesen eins geworden ist, kann er auch ein Tier schlachten und ihr als Opfer widmen. Die zehn gebotenen Arten der Opfertiere sind Hirsche, Ziegen, Schafe, Büffel, Schweine, Stachelschweine, Hasen, Leguane und Nashörner. Doch solange die Absicht rein ist, kann man auch jedes andere Tier opfern. Der gelehrte Verehrer sollte ein gesundes und wohlgestaltetes Tier auswählen, vor die Göttin stellen, mit geheiligtem Wasser besprenkeln und mit dem Dhenu-Mudra (der Kuh-Geste) in den Nektar der Unsterblichkeit wandeln. Dann sollte er das Tier mit Duft, Blumen, rotem Pulver (z.B. Kumkum oder Sindur), Speise und Wasser sowie folgendem Mantra verehren:

Verehrung dem Tier <Name>, das ein Wesen der Göttin ist!

Dann flüstert er dem Tier das Gayatri-Mantra ins rechte Ohr, um ihm die Fesseln an ein Leben als Tier zu lösen. Das Pashu-Gayatri, das ein Tier aus dem Tierreich erlösen kann, ist folgendes:

oṁ paśu-pāśāya vidmahē viśvakarmaṇē dhīmahi tannō jīvaḥ pracōdayāt
OM - Werden wir uns den Fesseln eines tierischen Lebens bewußt. So laß uns über den himmlischen Baumeister der Welt meditieren. Möge er dich von diesem Leben als Tier befreien!

Dann sollte der reine Verehrer das Opferschwert ergreifen und es mit der Keimsilbe „huṁ“ verehren, sowie Sarasvati und Brahma an der Spitze, Lakshmi und Narayana in der Mitte und Parvati und Shiva am Griff. Und das ganze Opferschwert verehrt er mit dem Mantra:

Verehrung dem Opferschwert, in dem das vereinte Wesen von Brahma, Vishnu und Shiva mit ihren Shaktis wohnt - Namah!

Dann widmet er das Tier mit einem großen Wort (wie z.B. „Tat tvam asi“ - „Das bist Du“) und spricht mit gefalteten Händen:

Möge diese Opfergabe dem Dharma entsprechen!

Nachdem er das Tier auf diese Weise der Göttin gewidmet hat, sollte er es auf dem Boden niederlegen (weil es zuvor vor der Göttin gestanden hat). Nun schlägt er mit einem starken Hieb den Kopf des Tieres ab, während sein Geist voller Hingabe auf die höchste Göttin gerichtet ist. Dies kann der rituelle Verehrer selbst tun oder sein Bruder, Diener, Freund oder ein anderer Verwandter, aber niemals ein feindlich Gesinnter (bzgl. der Tiere und Natur). Das Blut sollte mit folgendem Mantra noch warm den Batukas (Geistern Shivas) geopfert werden:

oṁ ēṣa kavōṣṇa-rudhira-valiḥ vaṭukēbhyō namaḥ
(Dieses warme Blut sei den Batukas geopfert - Verehrung!)

Dann wird der Kopf mit einem Licht darauf der Göttin mit folgendem Mantra gewidmet:

krīṁ ēṣa sa-pradipa-śīrṣa-valiḥ śrīmadādyā-kālikāyai dēvyai namaḥ
(Kriem - Diesen Kopf mit dem Licht darauf opfere ich der großen Göttin - Namah)

Das ist der Opferritus der Kulikas in der Verehrung des Höchsten. Wenn dies nicht beachtet wird, kann die Göttin niemals zufrieden sein.

6.4. Das Feueropfer - Homa

Oh Geliebte, danach sollte er ein Feueropfer (Homa) durchführen. Höre, wie ich dir die Regeln dafür erkläre. Der rituelle Verehrer sollte zu seiner Rechten im Sand ein Quadrat in der Größe einer Elle (ca. 50x50cm) zeichnen. Dann konzentriert er seinen Blick darauf, rezitiert das Wurzelmantra, peitscht es mit einer Rute aus Kusha-Gras, spricht das Schutzmantra „phaṭ” und besprenkelt es mit geheiligtem Wasser, während er die gleiche Keimsilbe spricht. Dann beschirmt er es mit seinen Händen und der Keimsilbe „huṁ“ und verehrt es mit dem Mantra:

oṁ śrīmad-ādyā-kālikā-dēvatā sthaṇḍilāya namaḥ
(Verehrung dem umgrenzten Bereich (sthaṇḍila) der Urgöttin Kalika!)

Dann sollten im Inneren des Quadrates drei Linien von Ost nach West und drei Linien von Süd nach Nord mit der Länge einer Spanne (zwischen Daumen und Zeigefinger) gezogen und darüber die folgenden Götter verehrt werden. Über den Linien von Ost nach West Vishnu, Shiva und Indra, und über den Linien von Süd nach Nord Brahma, Yama und Soma (jeweils mit den Mantras „OM <Name> Namah“). Dann malt er im Quadrat ein Dreieck mit der Keimsilbe „sauḥ“ im Mittelpunkt (für Shiva-Shakti), darum ein Hexagon (Doppeldreieck), darum einen Kreis mit acht Lotusblättern und darum das Bhupura-Quadrat mit vier Eingängen. So zeichnet der gelehrte Schüler das vorzügliche Yantra auf den Boden der Feuerstelle:

Nachdem er dann den markierten und gereinigten Platz mit dem Wurzelmantra und dem Opfer einer Handvoll Blüten verehrt hat und die nötigen Dinge zum Feueropfer mit der Silbe OM gesegnet wurden, sollte der Gelehrte nach der Maya-Keimsilbe „hriṁ“ in der Fruchtkapsel der Lotusblüte die Urenergie (Adhara-Shakti mit z.B.: hrīṁ ādhāra-śakty-ādibhyo namaḥ) und die anderen Stützen der Natur einzeln oder gemeinsam verehren.

(z.B. mit den Mantras: Urenergie Namah, Schildkröte Namah, Urschlange Namah, Mutter Erde Namah, Nektarozean Namah, Juweleninsel Namah, Lebensbaum Namah, Wunschkristall im Herzen Namah, Juwelenaltar Namah, Lotussitz Namah)

Dann verehrt er in den vier Ecken des Yantras unter Agni, Shiva, Vayu und Nirriti die Qualitäten Dharma, Erkenntnis, Erlösung und Yogakraft und in den Hauptrichtungen von Ost, Nord, West und Süd ihre Gegenteile wie Untugend, Unwissenheit, Bindung und Weltschwäche.

(Mantras z.B.: Dharma Namah, Erkenntnis Namah, Erlösung Namah, Yogakraft Namah - Untugend Namah, Unwissenheit Namah, Bindung Namah, Weltschwäche Namah)

Im Zentrum verehrt er nach unten die Urschlange Ananta mit Vishnu und nach oben den Lotus von Brahma, der aus dem Nabel von Vishnu wächst. Dann verehrt er den Sonnenkreis mit seinen zwölf Künsten, den Mondkreis mit seinen sechzehn Künsten und den Feuerkreis in den Staublättern (für Einzelheiten siehe oben).

oṁ aṁ sūrya-maṇḍalāya dvādaśa-kalātmanē namaḥ
(OM - Am - Verehrung dem Sonnenkreis mit seinen zwölf Künsten!)

oṁ ūṁ sōma-maṇḍalāya ṣōḍaśa-kalātmanē namaḥ
(OM - Uum - Verehrung dem Mondkreis mit seinen sechzehn Künsten!)

oṁ maṁ vahni-maṇḍalāya daśa-kalātmanē namaḥ
(OM - Mam - Verehrung dem Feuerkreis mit seinen zehn Künsten!)

In allen Verehrungen sollte das Mantra mit OM beginnen und Namah enden. Dann sollte der Sitz des Feuers mit folgendem Mantra verehrt werden:

oṁ raṁ vahner-āsanāya namaḥ
(Om - Agni - Verehrung dem Thron des Feuers!)

Dann sollte der Mantra-Kenner über die Göttin Sarasvati meditieren, die ihr Reinigungsbad genommen hat und mit blauen Lotusaugen auf dem Feuerthron in Umarmung mit ihrem Gott Brahma sitzt, und diesen Feuerthron mit der Maya-Keimsilbe hrīṁ” verehren. Nachdem er sich der Vereinigung von Gott und Göttin bewußt wurde, holt er auf gebotene Weise (in einer Ton- oder Metallschale) das Feuer, betrachtet es intensiv, wiederholt das Wurzelmantra, ruft mit „phaṭ“ den Feuergott als Beschützer hinein und verehrt den Sitz des Feuers mit dem Mantra:

oṁ vahner yoga-pīṭhāya namaḥ
(OM - Verehrung dem Yoga-Sitz des Feuers!)

Auf den vier Seiten von Ost bis Süd verehrt er nun in der gegebenen Reihenfolge entgegen dem Uhrzeigersinn die Göttinnen Vama, Jyeshtha, Raudri und Ambika (als Shaktis von Brahma, Vishnu, Rudra und Shiva bzw. Schöpfer, Erhalter, Zerstörer und Gottheit):

oṁ vāmāyai namaḥ
oṁ jyēṣṭhāyai namaḥ
oṁ raudryai namaḥ
oṁ ambikāyai namaḥ

Schließlich wird die ganze Feuerstelle in Einheit mit der ewigen Göttin mit folgendem Mantra verehrt:

oṁ śrīmad-ādyā-kālikāyaḥ devatāyāḥ sthaṇḍilāya namaḥ
(OM - Verehrung der Feuerstelle der Urgöttin Kalika!)

Dann sollte der rituelle Verehrer für diesen Ort über die Göttin Sarasvati als eine Verkörperung der Urgöttin meditieren. Danach erleuchtet er das Feuer mit der Agni-Keimsilbe „raṁ”, rezitiert das Wurzelmantra mit folgendem Zusatz und wirft dabei den Opferanteil am Feuer für die Dämonen in Richtung Süden:

oṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ parameśvari svāhā - hūṁ phaṭ kravyādebhyaḥ svāhā
(OM - Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung - Oh höchste Göttin, beschütze uns! - Den dämonischen Fleischfressern gewidmet, dem Feuer der Gottheit!)

Nun starrt er auf das Feuer, spricht das Schutzmantra „hūṁ phaṭ“, beschirmt es mit seinen Händen und wandelt es mit dem Dhenu-Mudra (der Kuh-Geste) in den Nektar der Unsterblichkeit. Dann nimmt er das Feuer in beide Hände und schwenkt es dreimal rechtsherum im Kreis über der Feuerstelle. Danach kniet er auf dem Boden, meditiert über das Feuer als den männlichen Samen von Shiva und stellt es in das Yoni-Yantra, das ihm am nächsten ist (ein nach unten gerichtetes Dreieck im Yantra, das den weiblichen Mutterschoß symbolisiert). Im Anschluß verehrt er das äußere Bild und den inneren Geist des Feuers mit den Mantras:

oṁ hrīṁ vahni-mūrtaye namaḥ
(OM - Schöpfung - Verehrung dem Bild des Feuers!)

oṁ raṁ vahni-caitanyāya namaḥ
(OM - Agni - Verehrung dem Geist des Feuers!)

Dann wird sich der Mantra-Kenner der erweckten Form des Feuers bewußt und entzündet das Feuer mit dem Mantra (und einem Streichholz):

oṁ cit-piṅgala hana hana daha daha paca paca sarvajñā-jñāpaya svāhā
(OM - Oh rötlicher Geist des Feuers, dem alles bewußt ist, vernichte und erlöse, verbrenne und glühe, koche und vereine! - Dem Feuer der Gottheit gewidmet!)

Das ist das Mantra, um das Feuer zu entzünden. Danach sollte das Feuer mit gefalteten Händen gepriesen werden:

Ich verehre das erweckte und entzündete Feuer von der Farbe des Goldes, frei von jeder Unreinheit, verbrennend, allwissend und opferverzehrend, das alle Richtungen erleuchtet!

Nachdem das Feuer auf diese Weise erweckt und verehrt wurde, legt er trocknes Kusha-Gras auf die Feuerstelle und verbindet das Feuer mit der Göttin:

oṁ agnē - tvam ādyā-kālikā nāmāsi namaḥ
(OM - Agni, ich nenne dich Adhya Kalika, Verehrung der ursprünglichen Göttin!)

Dann verehrt er das Feuer mit dem Mantra:

oṁ vaiśvānara jātavēda ihāvahāvaha lōhitākṣa sarvakarmāṇi sādhaya svāhā
(OM - Oh Feuergott der wohltätigen Verdauung, körperlich und geistig, komm her, oh Rotäugiger, komm hierher und vollende alle meine Werke - Swaha!)

Dann verehrt er die sieben Feuerzungen wie Hiranya und die anderen (hiraṇyā, kanakā, raktā, āraktā, suprabhā, bahurūpa und satī: golden, goldig, rot, rötlich, hellstrahlend, vielgestaltig und weiblich) mit dem Mantra:

oṁ vahnēr hiraṇyādi-sapta-jihvābhyō namaḥ

Als nächstes berührt er die sechs Glieder des Feuers mit den Mantras:

oṁ sahasrārciṣē hr̥dayāya namaḥ
(OM Verehrung dem Herzen der tausend Strahlen!)
oṁ svasti-pūrṇāya śirasē svāhā
(OM Verehrung dem Kopf voller Reichtum!)
oṁ uttiṣṭha-puruṣāya śikhāyai vaṣaṭ
(OM Verehrung dem Scheitel, wo der Höchste Geist wohnt!)
oṁ dhūma-vyāpinē kavacāya hūm
(OM Verehrung dem dunkelroten Körper!)
oṁ sapta-jihvāya nētra-trayāya vauṣaṭ
(OM Verehrung dem Siebenzüngigen und Dreiäugigen!)
oṁ dhanurdharāya āstrāya phaṭ
(OM Verehrung dem Beschützer, der den Bogen und andere Waffen trägt!)

Dann verehrt der Gelehrte die acht Formen des Feuers (Allwissend, Siebenzüngig, Wohlverdauend, Opfertragend, Pferdekopffeuer, Sieggebärend, Allesverschlingend und Göttermund):

oṁ vahnēr jātavēdasē namaḥ
oṁ vahnēr saptajihvāya namaḥ
oṁ vahnēr vaiśvānarāya namaḥ
oṁ vahnēr havyavāhanāya namaḥ
oṁ vahnēr aśvōdarajāya namaḥ
oṁ vahnēr kaumāratējasē namaḥ
oṁ vahnēr viśvamukhāya namaḥ
oṁ vahnēr dēvamukhāya namaḥ

In gleicher Weise verehrt er den Kreis der acht Shaktis mit Brahmi beginnend (Brahmi, Narayani, Maheshvari, Chamunda, Kaumari, Aparajita, Varahi und Narasimhi), den Kreis der acht Nidhis mit Padma beginnend (die Reichtümer vom Gott des Reichtums: Padma, Maha Padma, Sankha, Makara, Kacchapa, Makunda, Nanda und Nila), den Kreis der Beschützer der zehn Richtungen mit Indra beginnend und den Kreis ihrer Waffen mit dem Donnerblitz beginnend (und wird sich bewußt, wie ihn diese Kreise überall umgeben):

oṁ brahmāṇyai namaḥ - oṁ nārāyaṇāyai namaḥ - oṁ māhēshwaryai namaḥ - oṁ chāmuṇḍāyai namaḥ - oṁ kaumāryai namaḥ - oṁ aparājitāyai namaḥ - oṁ vārāhyai namaḥ - oṁ nārasiṁhyai namaḥ

(Indra mit Vajra: der Götterkönig mit dem Donnerkeil im Osten,
Agni mit Shakti: der Gott des Feuers mit dem Flammenspeer im Südosten,
Yama mit Danda: der Gott der Toten mit dem Stab der Zeit im Süden,
Nirriti mit Khadga: der Gott der wilden Geister mit dem Schwert im Südwesten,
Varuna mit Pasha: der Gott des Wassers mit der Schlinge im Westen,
Vayu mit Ankusha: der Gott des Windes mit dem Stachelstock im Nordwesten,
Kuvera mit Gada: der Gott des Reichtums mit der Keule im Norden,
Ishana mit Trishula: Shiva mit dem Dreizack im Nordosten,
Brahma mit Padma: der Schöpfergott mit dem Lotus nach Oben,
Ananta mit Chakra: Vishnu, der Allerhalter mit dem Diskus nach Unten)

oṁ indrāya namaḥ - oṁ agnayē namaḥ - oṁ yamāya namaḥ - oṁ varuṇāya namaḥ - oṁ nairr̥tayē namaḥ - oṁ vāyavē namaḥ - oṁ kuvērāya namaḥ - oṁ īśānāya namaḥ - oṁ brahmaṇē namaḥ - oṁ anantāya namaḥ

oṁ vajrāya namaḥ - oṁ śaktayē namaḥ - oṁ daṇḍāya namaḥ - oṁ khaḍgāya namaḥ - oṁ pāśāya namaḥ - oṁ aṅkuśāya namaḥ - oṁ gadāyai namaḥ - oṁ triśūlāya namaḥ - oṁ padmāya namaḥ - oṁ cakrāya namaḥ

Nun ergreift der Verehrer zwei Halme Kusha-Gras mit der Länge einer Spanne (zwischen Daumen und Zeigefinger) und legt sie auf die Schale mit Ghee (geklärte Butter, so daß drei Längsbereiche entstehen). Dann denkt er sich den Ida-Kanal im linken Teil des Ghees, den Pingala-Kanal im rechten Teil und den Sushumna in der Mitte. Mit wohlkonzentriertem Geist nimmt er aus der rechten Seite etwas Ghee und opfert es mit folgendem Mantra dem rechten Auge des Feuers:

oṁ agnayē svāhā (OM - Dem Feuergott Agni gewidmet!)

Dann nimmt er etwas Ghee aus der linken Seite und opfert es dem linken Auge des Feuers:

oṁ sōmāya svāhā (OM - Dem Mondgott Soma gewidmet!)

Dann nimmt er etwas Ghee aus der Mitte und opfert es der Stirn des Feuers:

oṁ agnī-ṣōmābhyāṁ svāhā (OM - Der flammenden Gottheit gewidmet!)

Dann spricht er „namaḥ“ nimmt erneut etwas Ghee aus der rechten Seite und opfert es dem Mund des Feuers:

oṁ agnayē sviṣṭakr̥tē svāhā (OM - Dem Feuer für ein erfolgreiches Opfer gewidmet!)

Dann spricht er die drei Welten mit OM am Anfang und Swaha am Ende aus:

oṁ bhūr-bhuvaḥ-svaḥ svāhā (OM - Erde, Luft und Himmel, dem Feuer der Gottheit gewidmet!)

Damit sollte das Feueropfer ausgeführt werden, und er opfert dreimal Gaben mit dem Mantra:

oṁ vaiśvānara jātavēda ihāvahāvaha lōhitākṣa sarvakarmāṇi sādhaya svāhā
(OM - Oh Feuergott der wohltätigen Verdauung, körperlich und geistig, komm her, oh Rotäugiger, komm hierher und vollende alle meine Werke - Swaha!)

Dann lädt er mit dem rechten Mantra die große Göttin ins Feuer ein und verehrt sie zusammen mit den Pitha-Göttinen (ihren Gehilfinnen). Danach sollte er fünfundzwanzig Opfergaben mit dem Wurzelmantra gefolgt von Swaha opfern und über die Einheit zwischen Feuer, Göttin und sich selbst meditieren. Danach folgen weitere elf Opfergaben mit dem Wurzelmantra und das Opfer an die Schutzgötter der Körperglieder mit dem Mantra:

oṁ aṅgadēvatābhyaḥ svāhā
(OM - Ich opfere dies den Schutzgöttern der Körperglieder!)

Nun folgen die entsprechenden Opfergaben ins Opferfeuer (z.B. mit den Mantras der sechs Glieder, siehe oben). Dann opfert er geklärte Butter, Sesamsamen und Honig sowie Blüten, Belblätter und andere Dinge, um seine Wünsch zu erfüllen. Diese Opfergaben sollten nach Möglichkeit nicht weniger als achtmal dargebracht werden und das mit ganzer Konzentration und Sorgfalt. Schließlich rezitiert er das Wurzelmantra mit Swaha am Ende und vervollkommnet das Opfer mit Früchten und Blättern:

oṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ parameśvari svāhā
(OM - Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung - Die höchste Göttin, dem Feuer der Gottheit gewidmet!)

Nun führt der Verehrer mit dem Samhara-Mudra (der Geste der Verschmelzung) die Göttin aus dem Feuer in den Lotus seines Herzens, bittet um Vergebung und verabschiedet das Feuer, das sich von Opfergaben ernährt.

(Samhara-Mudra: Arme austrecken, Daumen nach unten, Arme überkreuzen, Handflächen aneinander legen, Finger verschränken, Zeigefinger aneinander legen und damit eine Blüte ergreifen, das Ganze nach innen umkehren und die Blüte zum Herzen führen, den Duft der Blüte riechen und sich bewußt werden, daß man sich mit der Göttin im Lotus seines Herzens vereint hat.)

Zum Abschluß des Feueropfers widmet der Mantra-Kenner alle Früchte des Opfers als Dakshina dem Höchsten, und was übrigbleibt, sammelt er im Punkt zwischen seinen Augenbrauen. (Praktisch kann man sich mit der Asche ein Tilaka-Zeichen auf die Stirn machen.) Das sind die Gebote für das Feueropfer in allen Arten der Verehrung, wie sie in den Tantra-Schriften beschrieben werden.

6.5. Die Namen der Göttin murmeln - Japa

Nachdem das Feueropfer abgeschlossen wurde, sollte der Verehrer Japa üben (die göttlichen Namen murmeln). Höre, oh Königin der Götter, über die Gebote des Japa, um die Göttin des Lernens zufriedenzustellen. Während der Japa-Übung sollten Göttin, Lehrer und Mantra vollkommen als Einheit betrachtet werden. Das Mantra ist eins mit der Göttin, und die Göttin ist eins mit dem geistigen Lehrer. Wer diese Einheit verehrt und erkennt, kann sich damit alle Wünsche erfüllen.

Zuerst sollte der rituelle Verehrer über den Lehrer auf seinem Kopf meditieren, die Göttin in seinem Herzen, das Wurzelmantra als strahlendes Licht auf seiner Zunge und über sich selbst als Verkörperung dieser dreifachen Energie. Dann murmelt er siebenmal das Wurzelmantra mit dem OM beginnend:

oṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ parameśvari svāhā

Danach murmelt er das Wurzelmantra mit den Müttern der Buchstaben beginnend (den Matrikas) vorwärts und rückwärts (mit dem ganzen Alphabet der 51 punktierten Sanskritbuchstaben: aṁ āṁ iṁ īṁ uṁ ūṁ r̥ṁ r̥̄ṁ l̥ṁ l̥̄ṁ ēṁ aiṁ ōṁ auṁ aṁ aḥ kaṁ khaṁ gaṁ ghaṁ ṅaṁ caṁ chaṁ jaṁ jhaṁ ñaṁ ṭaṁ ṭhaṁ ḍaṁ ḍhaṁ ṇaṁ taṁ thaṁ daṁ dhaṁ naṁ paṁ phaṁ baṁ bhaṁ maṁ yaṁ raṁ laṁ vaṁ śaṁ ṣaṁ saṁ haṁ ḻaṁ kṣaṁ):

aṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā ...
kṣaṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā
kṣaṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā ...
aṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā

Dann murmelt der gelehrte Verehrer die Maya-Keimsilbe hrīṁ“ zehnmal über seinem Kopf, das OM zehnmal über seinem Mund, die Maya-Keimsilbe hrīṁ“ noch zehnmal über dem Lotus seines Herzen und übt Pranayama (siehe oben). Nach der Atemübung ergreift er eine Gebetskette aus Perlen oder anderen Kügelchen (eine „Mala“) und verehrt sie mit dem Gebet:

Oh Mala, oh große Mala, du bist die Verkörperung aller weiblichen Energien (Shaktis). Du bist der Wohnort des vierfachen Segens (Dharma, Artha, Kama und Moksha - die vier großen Lebensziele von Tugend, Reichtum, Liebe und Befreiung). Bitte gewähre mir den höchsten Sieg!

Nachdem er die Gebetskette auf diese Weise verehrt hat und dreimal etwas Wein aus dem Shri-Patra, dem Topf des Wohlergehens, mit dem Wurzelmantra geopfert hat, sollte der Verehrer mit wohlkonzentriertem Geist die 1008 Namen der Göttin murmeln oder zumindest die 108 Namen (die hier im Text nicht genannt werden). Am Ende sollte er wieder Pranayama üben, die Früchte der Japa-Übung in Form von strahlendem Licht (Tejas) mit Blüten und Wasser aus dem Shri-Patra der linken Lotushand der Göttin widmen, sich tief bis zur Erde verneigen und beten:

Oh große Göttin, oh Mutter Natur, die das höchste Geheimnis beschützt, sei gütig und nimm mein Japa an. Möge meine Mühe durch deine Gnade mit Erfolg gekrönt werden.

Dann sollte er mit gefalteten Händen die Hymne der Göttin singen und mit dem Schutz-Mantra abschließen (beides wird im nächsten Kapitel beschrieben). Danach umrundet der Verehrer mit besonderer Hingabe die Göttin und opfert sich selbst zu ihren Füßen mit dem Gebet:

Was auch immer ich heute und in Vergangenheit mit dem Leben, der Intelligenz und dem Körper im Wachen, Schlafen oder Träumen, mit Gedanken, Worten oder Taten, mit Händen, Füßen, Bauch oder Geschlechtsorgan getan, gedacht oder gesprochen habe - all das opfere ich dem höchsten Brahman. Alles was Ich und Mein heißt lege ich zu den Lotusfüßen der höchsten Göttin nieder. OM Tat Sat! (OM - Das Eine Sein!)

Damit widmet er sich selbst, verehrt mit gefalteten Händen die ewige Göttin, spricht das Maya-Mantra hrīṁ“ und das Gebet:

Oh Urgöttin Kalika, ich habe dich mit all meiner Kraft und Hingabe verehrt. Vergib mir (jegliche Fehler und Schuld)!

Damit verabschiedet er die (äußerliche) Göttin, ergreift mit dem Samhara-Mudra (siehe oben) eine Blüte, atmet ihren Duft ein und führt das Wesen der Göttin ins Innere seines Herzens.

6.6. Der Speise- und Trinkritus

In diesem Ritus sollte der Verehrer in der nordwestlichen Ecke des Raumes ein sauberes Dreieck zeichnen und darin die Göttin mit dem Mantra verehren:

hrīṁ nirmālya-vāsinyai namaḥ
(Oh Schöpfung - Verehrung der gereinigten Göttin!)

Danach widmet er Brahma, Vishnu und Shiva sowie allen anderen Göttern gekochte oder rohe Speise und empfängt die Reste dieser Opfergabe mit seiner Shakti (Ehefrau). Dann bittet er sie auf seine linke Seite auf den gleichen Sitz oder einen zweiten und ergreift ein schönes Trinkgefäß. Der Becher sollte so geformt sein, daß er nicht mehr als fünf und nicht weniger als drei Tolas (also ca. 3-6cl) Wein fassen kann. Dazu dient eine Schale der Kokosnuß oder ein kleiner Becher aus Gold, Silber oder Kristall, der auf einem Untersetzer auf der rechten Seite des Tellers mit der Opferspeise stehen sollte. Dann kann der Verehrer selbst oder der Sohn seines Bruders die gewidmete Speise und den Wein unter den anwesenden rituellen Verehrern dem Rang entsprechend austeilen. So gibt er die gereinigte Speise auf ihre Teller und den gewidmeten Wein in ihre Becher. Dann sollte zuerst ein reines Häppchen gegessen werden, um dem Wein eine Grundlage zu geben, und danach können die Verehrer voller Freude den Becher erheben, der ihnen mit reinem Nektar gefüllt wurde. Mit erhobenem Becher sollten sie nun über die Kula-Kundalini meditieren, die das Bewußtsein der Einheit ist und sich vom Wurzel-Chakra bis zur Zungenspitze ausbreitet. Dann murmeln sie das Wurzelmantra und widmen den Wein mit den guten Wünschen aller Anwesenden dem Mund der Kundalini. Dabei sollten die Frauen des Hauses den Wein nicht trinken, sondern nur daran riechen. Die Hausväter sollten niemals mehr als fünf Becher trinken. Denn Vorsicht, übermäßiges Trinken verhindert jeden Erfolg auf dem Kula-Weg. Man sollte also nur soviel trinken, daß der Geist und die Sicht nicht beeinträchtigt werden. Darüber hinaus spricht man von einem tierischen (triebhaften und gebundenen) Verhalten. Wie könnte sich so ein leidenschaftlicher Mensch „Ritueller Verehrer der Göttin“ nennen, der beim Trinken seine Beherrschung verliert und den Sinn der Shakti-Verehrung ins Gegenteil verkehrt?

Wie eine Nahrung, die dem Höchsten Brahman dargebracht wird, niemals unrein sein kann, so ist auch alles, was dir, oh Göttin, mit reiner Seele gewidmet wurde, ohne Unterschied vollkommen und rein. Auf diese Weise gebiete ich das Essen und Trinken. Wer solche Speise mit seinen Händen berührt, muß sich danach nicht rituell reinigen. Es reicht, die Überreste mit einem feuchten Tuch zu entfernen. Und wahrlich, der weise Verehrer, der nur eine Blüte aus einem Opfer für die ewige Göttin in seinem Haar trägt oder ein Tilaka-Zeichen aus der Opferasche vom Yantra zwischen seinen Augenbrauen, der kann wie ein Himmlischer über diese Erde wandern.


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