Der ewiggütige Shiva sprach:
Du bist die ursprüngliche und große Shakti, die Höchste Göttin, die weibliche Urkraft der Natur und die Verkörperung aller Formen von Energie. Durch deine Energie können wir (die Dreiheit von Brahma, Vishnu und Shiva) die Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung bewirken. Endlos sind deine Gestaltungen in unterschiedlichen Formen und Wesen. Es ist schwer, sie alle einzeln zu verehren. Wer könnte sie alle beschreiben? Mit einem Funken deines großen Mitgefühls habe ich den Weg dafür in den Kula-Tantras und entsprechenden Schriften beschrieben. Durch deine große Liebe zu mir habe ich dieses Geheimnis offenbart. Von dir gebeten, konnte ich es nicht länger geheimhalten und verkünde nun dieses Geheimnis, das mir lieber wie das Leben ist. Es erleichtert alle Sorgen und verscheucht alle Gefahren. Es dient deinem Glück und ist ein direkter Weg, dich zu erreichen. Oh Geliebte, für die kurzlebigen und schwachen Menschen, die von der Sünde im Kali-Zeitalter bedrückt werden, ist es ein unvergleichlicher Reichtum. Es bedarf keiner komplizierten Riten, Gelübde und Askesen. Es ist einfach und verständlich und kann den hingebungsvoll Übenden große Früchte gewähren. So höre nun, oh Göttin, das Shakti-Mantra, das allein vom Hören jeden Lebenden befreien kann:
hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā
(Hriem Shriem Kriem Parameshwari Swaha)
(Shakti von Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung - Verehrung der Höchsten Göttin - Gewidmet dem Feuer der Gottheit.)
Oh Gesegnete, das ist das Wurzelmantra der Höchsten Göttin aus zehn Silben, das alles enthält. Zur Erfüllung aller Wünsche sollte Verehrer die ersten drei Silben oder eine von ihnen wiederholen:
hrīṁ śrīṁ krīṁ
hrīṁ
śrīṁ
krīṁ
Wenn man die ersten drei Silben wegläßt, besteht das Mantra aus sieben Silben:
paramēśvari svāhā
Stellt man dann Kliem, Aim oder Om an den Anfang, entstehen drei Mantras mit acht Silben:
klīṁ paramēśvari svāhā
aiṁ paramēśvari svāhā
oṁ paramēśvari svāhā
Vor dem Swaha im zehnsilbigen Mantras kann man den gebeugten Name Kalika (der großen Göttin Kali oder Parvati) und die drei ersten Silben einfügen. So entsteht ein Mantra mit sechzehn Silben, das in allen Tantras verborgen liegt und von mir verkündet wurde:
hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari kālikē hrīṁ śrīṁ krīṁ svāhā
Setzt man noch Striem, die Silbe der Weiblichkeit, oder das heilige OM an den Anfang, erscheinen zwei Mantras mit siebzehn Silben:
strīṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari kālikē hrīṁ śrīṁ krīṁ svāhā
oṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari kālikē hrīṁ śrīṁ krīṁ svāhā
Oh Geliebte, es gibt Millionen und Abermillionen Mantras, um dich zu verehren. Endlos ist ihre Zahl. So habe ich hier nur zwölf von ihnen verkündet. Alle Mantras, die in den verschiedenen Tantras beschrieben werden, gehören dir, den Du bist die Höchste Natur. Mit all diesen Mantras ist nur eine Übung verbunden, und darüber werde ich im folgenden zu deiner Freude und zum Wohl der Welten sprechen. Oh Göttin, ohne Kulachara (dem Kula-Weg der Verbundenheit) ist das Shakti-Mantra wirkungslos und bringt keinen Erfolg. Deshalb sollte der Übende die Natur auf dem Kula-Weg verehren. Dafür werden fünf grundlegende Prinzipien (der Bindung) beschrieben, nämlich Wein, Fleisch, Fisch, Samen und Vereinigung (die fünf Tattwas: Madya, Mansa, Matsa, Mudra und Maithuna). Alle anderen Wege sind voller Hindernisse und bleiben unfruchtbar (bzgl. der großen Befreiung) wie Samen, die auf Stein gesät wurden.
Oh Göttin, ich möchte zuerst von den Morgenriten sprechen, denn darauf baut sich der ganze Tag auf. Noch bevor die Sonne aufgeht sollte sich der Schüler aus dem Bett erheben und den Schlaf abschütteln. Dann sollte er sich niedersetzen und über seinen geistigen Lehrer meditieren in einem weißen Lotus auf seinem Kopf. Er hat zwei Augen, zwei Arme, trägt weiße Kleider und ist mit Girlanden und Sandelduft geschmückt. Seine Seele ist ruhig und sein Körper voller Mitgefühl. Die eine Hand zeigt die Geste des Schutzes und die andere des Segnens. An seiner linken Seite ist seine Shakti, die einen Lotus hält und ihn umarmt. Sein Gesicht lächelt, und voller Herrlichkeit erfüllt er die Wünsche seiner Schüler.
Oh höchste Göttin, nachdem er auf diese Weise über seinen geistigen Lehrer meditiert und ihn mit geistigen Gaben verehrt hat, sollte er nach besten Kräften das vorzügliche Mantra „aiṁ“ wiederholen (die Keimsilbe von Sarasvati, der Göttin des Lernens). Dann widmet er das Mantra der rechten Hand des Lehrers, verneigt sich vor ihm und betet:
Ich verneige mich vor dir, dem wahren Lehrer. Du vernichtest die Fesseln, die uns an die Welt binden. Du gibst uns die Sicht der Weisheit, das Glück der Welt und die höchste Befreiung. Ich verneige mich vor dem großen Lehrer, dem Höchsten Brahman in menschlicher Gestalt, dem Vernichter der Unwissenheit und Verkünder des Kula-Dharma.
Nachdem der Schüler seinen Guru verehrt hat, sollte er über die große Göttin meditieren, die beschriebene Shakti verehren und das Wurzelmantra murmeln. Hat er dies nach besten Kräften getan, widmet er diese Übung der linken Hand der Göttin und verneigt sich vor der ganzen Gottheit mit dem Gebet:
Ich verneige mich vor dir, dem Träger des Universums, der das Universum selbst ist. Ich verneige mich wieder und wieder vor Adya Kalika, der Urgöttin, dem Ursprung jeglicher Schöpfung und Zerstörung.
Nach dieser Verehrung sollte er mit dem linken Fuß zuerst das Haus verlassen, Blase und Darm entleeren und Zähne putzen. Dann sollte er ein Gewässer aufsuchen, sich verneigen, seinen Mund spülen, bis zum Nabel ins Wasser gehen, einmal untertauchen und seinen Körper waschen. Danach spült er wieder seinen Mund und murmelt unter wiederholtem Wassernippen die Mantras:
ātma tattvāya svāhā
vidyā tattvāya svāhā
śiva tattvāya svāhā
(Ich opfere das Wasser der Höchsten Seele, der Erkenntnis und der Gottheit!)
Schließlich sollte er zweimal die Oberlippe benetzen. Oh Geliebte, danach malt der gelehrte Schüler ein Kula-Yantra mit Mantra (ein symbolisches Bild zur Unterstützung der Mediation) aufs Wasser und murmelt zwölfmal das Wurzelmantra. Dann meditiert er über das Wasser als Gestaltung des Feuerelements und widmet der Sonne drei Händevoll.
Danach besprenkelt er seinen Kopf dreimal mit diesem Wasser, schließt die sieben Körperöffnungen (Augen, Ohren, Nasenlöcher und Mund), taucht zur Freude der Göttin dreimal unter, verläßt das Wasser, trocknet seinen Körper und zieht reine Kleider an. Nun rezitiert er das Gayatri, bindet seine Haare und zeichnet mit höchst heiligem Staub oder heiliger Asche das Tripundraka (drei horizontale Streifen) auf seine Stirn. Dann rezitiert der Verehrer in der rechten Reihenfolge vedische und tantrische Gebete. Höre mich nun, wie ich die tantrischen Gebete erkläre. Oh gesegnete Göttin, nachdem er in beschriebener Weise seinen Mund gespült hat, sollte er zuerst die heiligen Flüsse herbeirufen:
Oh Ganga, Yamuna, Godavari, Sarasvati, Narmada, Sindhu und Kaveri, kommt herbei in dieses Wasser!
Nachdem der gelehrte Verehrer mit diesem Gebet die heiligen Flüsse zu sich ins Wasser gerufen hat, sollte er mit dem Ankusha-Mudra (der Geste eines Elefantenhakens) das Wurzelmantra zwölfmal murmeln. Dann legt er Mittel- und Ringfinger zusammen und läßt damit dreimal Wasser auf die Erde tropfen (weil das Wasser die Erde befruchtet). Nun besprenkelt er seinen Kopf siebenmal mit Wasser, nimmt einiges in die linke, hohle Handfläche (der weiblichen Körperseite), bedeckt es mit der rechten Hand, murmelt viermal die fünf Keimsilben für die Götter Shiva, Vayu, Varuna, Agni und Indra („haṁ yaṁ vaṁ raṁ laṁ“) und läßt das Wasser in die rechte Handhöhlung (der männlichen Seite) fließen. Dann richtet der Verehrer seinen Blick aufs Wasser, meditiert über dessen Feuernatur, saugt das Wasser aus seiner Hand in den Ida-Kanal (des linken Nasenlochs) und entläßt es durch den Pingala-Kanal (des rechten Nasenlochs). Damit wäscht er alle innere Unreinheit aus. Den Rest des Wassers schüttelt der Verehrer mit dem Astra-Mantra (dem Schutz-Mantra „phaṭ“) aus der Hand gegen einen imaginären Diamanten. Schließlich wäscht er seine Hände, spült den Mund und bringt der Sonne mit folgendem Gebet ein Wassergeschenk dar:
Oṁ hrīṁ haṁsa, oh strahlendheiße Sonne, dies Wasser sei dir dargebracht, svāhā!
Dann sollte er morgens, mittags und abends über die große Gayatri Göttin in ihren drei Formen entsprechend den drei natürlichen Qualitäten von Güte, Leidenschaft und Trägheit meditieren (als Shakti von Vishnu, Brahma und Shiva).
Am Morgen meditiere er über die große Göttin als Shakti von Brahma, eine Jungfrau von rötlicher Farbe mit zwei Armen, die ein Gefäß mit heiligem Wasser (den Nektar der Unsterblichkeit) hält, mit reinen Girlanden geschmückt ist, dunkelblaue Roben trägt und mit lächelndem Gesicht auf einem Schwan sitzt. Gegen Mittag meditiere er über die große Göttin als Shakti von Vishnu, eine reife Frau von der Farbe reinen Goldes und in gelbe Kleider gehüllt wie die Sonne selbst, mit zwei schwellenden Brüsten und vier Armen, die Muschel, Diskus, Keule und Lotus halten, mit Girlanden aus Wildblüten und auf Garuda reitend. Am Abend meditiere der Yogi über die große Göttin als Shakti von Shiva, eine alte Frau von weißer Farbe, mit drei Augen, in weiße Kleider gehüllt, mit den Gesten voller Gnade und Segen sowie Schlinge, Dreizack, Speer und Totenkopf in ihren Lotushänden und auf einem Bullen reitend. Diese Wandlungen (Sandhya) der ewigen Göttin geschehen täglich neu. Nachdem er sich dies bewußt gemacht und der großen Göttin drei Handvoll Wasser dargebracht hat, sollte der Übende das Gayatri-Mantra zehn- oder hundertmal murmeln. Höre, oh Göttin der Götter, wie ich dir aus Liebe dieses Mantra verkünde:
ādyāyai vidmahē paramēśvaryai dhīmahi tannaḥ kālī pracōdayāt
(Möge uns Kali, über die wir meditieren, um die große Urgöttin zu erreichen, in allen Taten zu Tugend, Reichtum, Liebe und Befreiung führen.)
Dies ist das Gayatri, das alle Sünden vernichten kann. Wer es dreimal täglich übt, wird erfolgreich sein. Danach sollte er den Göttern, Rishis und Ahnen Wasser opfern. Dazu murmle er zuerst das „oṁ“, dann den Namen der Götter (Rishis oder Ahnen) und danach „tarpayāmi namaḥ“. Wenn dann diese Opfergabe der Shakti dargebracht wird, sollte die Keimsilbe von „oṁ“ in „hrīṁ“ und das „namaḥ“ in „svāhā“ gewandelt werden. Danach folgt das Wurzelmantra mit folgender Erweiterung:
hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā sarvabhūtaṁ nivāsinyai sarvasvarūpāyai sāyudhāyai - sāvaraṇāyai parātparāyai ādyāyai kālikāyai tē idam arghyaṁ svāhā
(Shakti von Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung - Verehrung der höchsten Göttin als Wohnstätte aller Wesen, eins mit allem und wohlbewaffnet. Ich opfere dieses Wasser der Urgöttin Kalika, die höchste und allumfassende Natur. - Gewidmet dem Feuer der Gottheit!)
Nachdem er der großen Göttin das Wassergeschenk dargebracht (und alle Wesen mit dem Wasser verbunden) hat, sollte er nach besten Kräften das Wurzelmantra murmeln und diese Übung der linken Hand der Göttin widmen. Dann verneigt sich der Verehrer vor der Göttin, füllt seinen Wasserkrug für weitere Verehrungsriten, verneigt sich vor dem Wasser der heiligen Flüsse und geht zu seinem Opferplatz, in Meditation über die Gottheit und Hymnen an die Göttin vertieft.
Dort angekommen, wäscht er sich Hände und Füße und bringt an der Tür eine kleine Opfergabe dar. Dazu zeichnet der gelehrte Verehrer ein Dreieck (Symbol der Shakti), ringsherum einen Kreis (Symbol der Verbundenheit) und ein Quadrat (Symbol der äußeren Welt), verehrt die führende Göttin und stellt eine Schale in den Mittelpunkt (Symbol der Einheit zur Verehrung der Shakti, die das Wasser gibt).
Dann reinigt er die Schale mit dem Mantra „phaṭ“, füllt mit „namaḥ“ etwas Wasser ein, gibt Duft und Blüten hinzu und bittet die heiligen Flüsse hinein. Nun verehrt er Feuer, Sonne und Mond im Wasser dieser Schale und spricht das Mahamaya-Mantra „hrīṁ“. Dann sollte er als Darbringung die Dhenu- und Yoni-Mudras zeigen (die Gesten von Kuh und Mutterschoß, dem Ernähren und Gebären).
Mit dem Wasser und den Blüten dieser Darbringung verehrt er an der Tür des Raumes Ganesha (den Beseitiger aller Hindernisse), die Regenten der vier Himmelsrichtungen, Bhairava (Shiva), die Yoginis (aller Richtungen) und die Göttinnen Ganga, Yamuna, Lakshmi und Sarasvati. Dann berührt der Gelehrte die linke Seite des Türrahmens, betritt den Altarraum mit dem linken Fuß zuerst und denkt an die Lotusfüße der Göttin. Danach wird der Gott des Hauses verehrt, wie auch Brahma in der südwestlichen Ecke, und der Raum mit dem gewidmeten Wasser besprenkelt und gereinigt. Mit einem entschlossenen Blick beseitigt er alle himmlischen Hindernisse, mit dem Schutz-Mantra „phaṭ“ und dem Wasser die Hindernisse aus der Luft und mit drei Schlägen seiner Ferse auf den Boden die Hindernisse der Erde. Nun beräuchert er den Opferraum mit dem Duft von Sandel, Moschus oder Kampfer, zieht um seinen Sitz ein Quadrat und ein Dreieck und verehrt darin den Körper der Liebe (Kama-Rupa) mit dem Spruch:
Verehrung Kama-Rupa, namaḥ.
Dann breitet er seinen Sitz aus und verehrt ihn mit dem Spruch:
kliīṁ, Verehrung der Göttin auf dem Lotussitz.
Dann setzt sich der gelehrte Verehrer mit dem Gesicht nach Osten oder Norden in den Virasana (Helden- oder Fersensitz) nieder und bittet wie folgt um den großen, geistigen Sieg (Vijaya):
Oṁ hrīṁ, Verehrung der großen Göttin, die der Nektar der Unsterblichkeit ist, die aus diesem Nektar geboren wurde und diesen Nektar geben kann. Oh segne mich mit dem Nektar der Unsterblichkeit und erlöse mich von der Herrschaft der Natur. Svāhā, gewidmet dem Feuer der Gottheit!
Nun murmelt er siebenmal das Wurzelmantra für den Sieg und zeigt die Mudras Avahani, Dhenu, Yoni und andere. Dann ehrt er den geistigen Lehrer im tausendblättrigen Lotus (auf dem Scheitel) und widmet ihm dreimal mit dem Sanketa-Mudra den geistigen Sieg. Mit dem gleichen Mudra widmet er den Sieg auch dreimal der Göttin im Herzen und murmelt das Wurzelmantra. Danach opfert er den Sieg auch dem Wurzel-Chakra (am unteren Ende der Wirbelsäule) und bittet:
Aiṁ, ich opfere der großen Göttin des Lernens, die alle Wesen beherrscht. Bitte führe mich! Mögest du immer auf der Spitze meiner Zunge verweilen. Svāhā, gewidmet dem Feuer der Gottheit.
Nach dem Trinken des geistigen Sieges (Vijaya) sollte er seine Hände aneinander legen, das linke Ohr berühren und sich vor dem geistigen Lehrer verneigen, das rechte Ohr berühren und sich vor Ganesha verneigen (dem Beseitiger aller Hindernisse) sowie die Stirn berühren und sich vor der höchsten Göttin verneigen (die den Sieg gewährt). Schließlich sollt er eine Zeitlang über die Göttin meditieren.
Nun plaziert der gelehrte Verehrer die Dinge der Verehrung zu seiner Rechten und das duftende Wasser und die Kula-Dinge zu seiner Linken. Mit dem Wurzelmantra gefolgt vom Schutzmantra „phaṭ“ besprenkelt und reinigt er mit dem dargebrachten Wasser die Dinge der Verehrung und umschließt sich selbst und die Dinge mit einem Kreis aus Wassertropfen. Nun ruft er mit dem Feuer-Mantra „raṁ“ den Feuergott und umgibt den Wasserkreis mit einem Wall aus Feuer. Zur Reinigung der Hände nimmt er ein paar Blüten aus dem Sandelwasser, zerreibt sie zwischen den Handflächen, murmelt das Wurzelmantra zusammen mit „phaṭ“ und wirft sie davon. Dann schnippt er mit den Fingern und umzäunt mit dem Schutzmantra „phaṭ“ alle Himmelsrichtungen, damit von dort keine Hindernisse kommen können.
Nun sollte er die Elemente des Körpers reinigen (Bhuta Shuddhi). Der vorzügliche Schüler legt seine Hände mit den Handflächen nach oben auf den Schoß, konzentriert sich auf das Muladhara-Chakra (das Wurzel-Chakra am unteren Ende der Wirbelsäule), weckt mit der Keimsilbe „huṁ“ die Kundalini (die schlafende Schlangenkraft) und führt sie aus dem Erdelement mittels des Hamsa Mantras („sō'haṁ“ - „Er ist Ich“) ins Wasserelement im darüber liegenden Swadhishthana-Chakra. So löst er die elementaren Prinzipien des Körpers nach und nach (über die Chakren) ineinander auf:
Die Erde mit dem Geruch und der Nase löse ich im Wasserelement auf,
das Wasser mit dem Geschmack und der Zunge im Feuerelement,
das Feuer mit der Sichtbarkeit und den Augen im Windelement,
den Wind mit dem Gefühl und der Haut im Raumelement,
den Raum mit dem Klang und den Ohren im Ichbewußtsein (Ahankara),
das Ichbewußtsein (mit den Gedanken) in der universalen Intelligenz (Mahat),
die universale Intelligenz (mit der Vernunft) in der unentfalteten Natur (Prakriti bzw. Meer der Ursachen),
und die unentfaltete Natur (mit dem Karma) im Höchsten Brahman selbst.
Nachdem der Weise auf diesem Weg die vierundzwanzig Grundprinzipien der Natur im Einen aufgelöst hat (mit den 5 Handlungsorganen und dem Denken die 24 Tattwas), visualisiert er einen dunklen und ärgerlichen Mann mit roten Augen und Bart von der Größe eines Daumens in einer Höhlung der linken Bauchhälfte. Er hält Schwert und Schild in seinen Händen, schaut stets nach unten und ist die Verkörperung aller Sünden. Dann visualisiert der vorzügliche Schüler die violette Keimsilbe von Vayu („yaṁ“) in seinem linken Nasenloch und atmet dahindurch langsam ein, während er diese Silbe 16mal wiederholt und damit die sündhafte Verkörperung austrocknet. Dann visualisiert er die rote Keimsilbe von Agni („raṁ“) im Nabel und hält den Atem an, während er diese Silbe 64mal wiederholt und damit die sündhafte Verkörperung verbrennt. Dann visualisiert er die weiße Keimsilbe von Varuna („vaṁ“) auf seiner Stirn und atmet langsam aus, während er diese Silbe 32mal wiederholt und im nektargleichen Wasser badet, das von der Varuna-Keimsilbe tropft. Nachdem er auf diese Weise den ganzen Körper von Kopf bis Fuß gebadet hat, möge er erkennen, daß ein neuer, himmlischer Körper entstanden ist. Dann visualisiert er die gelbe Keimsilbe der Erde („laṁ“) im Muladhara-Chakra, um seinen Körper mit himmlischer Sicht zu stärken. Schließlich legt er die Hand auf sein Herz und belebt den neuen Körper mit dem Leben der Göttin durch das Mantra:
āṁ hrīṁ krōṁ haṁsa sō'haṁ
Oh große Mutter, nach dieser Reinigung der Elemente des Körpers und der Erweckung des Bewußtseins der ewigen Göttin sollte der Schüler mit konzentriertem Geist das Matrika-Nyasa ausführen (die Berührung des Körpers anhand der Buchstaben, die mit ihren Klängen und Formen die „Mütter“ aller Worte, Begriffe, Ausdrücke und Formulierungen sind). Der Rishi (Urheber) des Matrika-Ritus ist Brahma, das Metrum ist das Gayatri, und die führende Göttin ist Sarasvati. Die Konsonanten sind der Samen, die Vokale die Shaktis und der stimmlose Laut ist das Ziel. So sollte jeder Buchstabe gesprochen, visualisiert und auf die verschiedenen Körperteile plaziert werden. Zuvor sollte das Rishis-Nyasa (die Verehrung des Lehrers auf dem Kopf) erfolgen.
(Zum Beispiel: Lege die Hand auf den Kopf und sprich: „Verehrung dem Brahma, den Brahma-Rishis und allen anderen Rishis!“ Mit der Hand auf dem Mund: „Verehrung dem Gayatri Metrum und allen anderen!“ Mit der Hand auf dem Herzen: „Verehrung der strahlenden Kalika, der ursprünglichen Göttin!“ Mit der Hand auf dem Bauch: „Verehrung der Keimsilbe krīṁ!“ Mit der Hand auf den Füßen: „Verehrung der Shakti hrīṁ!“ Und auf jedem anderen Körperteil: „Verehrung der Kalika śrīṁ!“)
Danach führt man das Hand-Glieder-Nyasa aus. Oh schöne Göttin, die Mantras für das Hand- und Glieder-Nyasa sind die ka-Konsonantengruppe zwischen den beiden Vokalen aṁ und āṁ, die ca-Gruppe zwischen iṁ und īṁ, die ṭa-Gruppe zwischen uṁ und ūṁ, die ta-Gruppe zwischen ēṁ und aiṁ, die pa-Gruppe zwischen ōṁ und auṁ sowie alle Sanskritbuchstaben von ya bis kṣa zwischen Vindu und Visarga (Punkt und Doppelpunkt).
(Das Kara-Nyasa der Hand, zum Beispiel:
aṁ kaṁ khaṁ gaṁ ghaṁ ṅaṁ āṁ aṅguṣṭhābhyāṁ namaḥ
(fahre dabei mit den Zeigefingern entlang der Daumen, beide Hände synchron)
iṁ caṁ chaṁ jaṁ jhaṁ ñaṁ īṁ tarjanībhyāṁ svāhā
(fahre dabei mit den Daumen entlang der Zeigefinger)
uṁ ṭaṁ ṭhaṁ ḍaṁ ḍhaṁ ṇaṁ ūṁ madhyamābhyāṁ vaṣaṭ
(berühre mit den Daumen die Mittelfinger)
ēṁ taṁ thaṁ daṁ dhaṁ naṁ aiṁ anāmikābhyāṁ hum
(berühre mit den Daumen die Ringfinger)
ōṁ paṁ phaṁ baṁ bhaṁ maṁ auṁ kaniṣṭhābhyāṁ vauṣaṭ
(berühre mit den Daumen die kleinen Finger)
aṁ yaṁ raṁ laṁ vaṁ śaṁ ṣaṁ saṁ haṁ ḻaṁ kṣaṁ aḥ karatalakarapr̥ṣṭhābhyāṁ phaṭ
(fahre mit der geöffneten rechten Hand über den Handteller und den Rücken der linken Hand und wiederhole dies mit der rechten Hand)
Danach folgt das Nyasa der sechs Glieder, zum Beispiel:
aṁ kaṁ khaṁ gaṁ ghaṁ ṅaṁ āṁ hr̥dayāya namaḥ
(berühre das Herz-Chakra mit der rechten Hand)
iṁ caṁ chaṁ jaṁ jhaṁ ñaṁ īṁ śirasē svāhā
(berühre die Stirn mit vier Fingern)
uṁ ṭaṁ ṭhaṁ ḍaṁ ḍhaṁ ṇaṁ ūṁ śikhāyai vaṣaṭ
(berühre den Scheitel mit der Daumenspitze bei geschlossener Faust)
ēṁ taṁ thaṁ daṁ dhaṁ naṁ aiṁ kavacāya hum
(kreuze die Arme und berühre die Oberarme unterhalb der Schultern)
ōṁ paṁ phaṁ baṁ bhaṁ maṁ auṁ nētratrayāya vauṣaṭ
(berühre mit dem Zeige- Mittel- und Ringfinger der rechten Hand die beiden Augen und das dritte Auge)
aṁ yaṁ raṁ laṁ vaṁ śaṁ ṣaṁ saṁ haṁ ḻaṁ kṣaṁ aḥ astrāya phaṭ
(Schutzgeste: berühre die beiden Hände oder ziehe Daumen und Mittelfinger im Uhrzeigersinn um den Kopf))
Nachdem die Buchstabengruppen nach den Regeln des Nyasa plaziert wurden, sollte der Schüler über die Buchstaben-Göttin Sarasvati meditieren:
Ich suche Zuflucht zur dreiäugigen Göttin des Lernens, deren Gesicht, Hände, Füße, Rumpf und Brust aus den Buchstaben des Alphabets gebildet werden, auf deren Stirn die Mondsichel erstrahlt, deren Körper von Licht umhüllt ist, deren Brüste hoch und rund sind, mit vier Lotushänden, die das Mudra des Segnens zeigen, eine Gebetskette aus Rudrakshas halten, einen Krug mit dem Nektar der Unsterblichkeit und ein Buch.
Nachdem er auf diese Weise über die Göttin der Buchstaben meditiert hat, plaziert er die Buchstaben in die sechs Chakras wie folgt: ha und kṣa auf die beiden Blütenblätter des Ajna-Lotus zwischen den Augenbrauen. Die sechzehn Vokale auf die sechzehn Blütenblätter des Vishuddha-Lotus an der Kehle, die zwölf Konsonanten von ka bis ṭha auf die zwölf Blütenblätter des Anahata-Lotus am Herzen, die zehn Konsonanten von ḍa bis pha auf die zehn Blütenblätter des Manipura-Lotus am Nabel, die sechs Konsonanten von ba bis la auf die sechs Blütenblätter des Swadhishthana-Lotus über dem Genital und die vier Konsonanten von va bis sa auf die vier Blütenblätter des Muladhara-Lotus am Ende der Wirbelsäule. Nachdem der Verehrer im Geiste diese Buchstaben innerlich plaziert hat, sollte er sie auch äußerlich plazieren (mit Klang und Form), nämlich auf Gesicht, Augen, Ohren, Nase, Wangen, Lippen, Zähne, Zungenspitze, Nacken, Rücken, Nabel, Bauch, Herz, Schultern, Gelenke der Arme und Beine, Finger, Zehen usw..
(Sanskrit-Alphabet der 51 punktierten Buchstaben im ISO15919-Format:
16 Vokale: aṁ āṁ iṁ īṁ uṁ ūṁ r̥ṁ r̥̄ṁ l̥ṁ l̥̄ṁ ēṁ aiṁ ōṁ auṁ aṁ aḥ
5x5 Konsonanten: kaṁ khaṁ gaṁ ghaṁ ṅaṁ - caṁ chaṁ jaṁ jhaṁ ñaṁ - ṭaṁ ṭhaṁ ḍaṁ ḍhaṁ ṇaṁ - taṁ thaṁ daṁ dhaṁ naṁ - paṁ phaṁ baṁ bhaṁ maṁ
4 Halbkonsonanten: yaṁ raṁ laṁ vaṁ
3 Zischlaute, Hauch und Rest: śaṁ ṣaṁ saṁ haṁ ḻaṁ kṣaṁ)
Die sieben Chakras im Körper
Schließlich sollte er Pranayama üben. Durch das linke Nasenloch atmet er langsam ein und wiederholt das Mantra „hrīṁ“ 16mal. Dann verschließt er die Nase, hält den Atem an und wiederholt dieses Mantra 64mal, bis der ganze Körper mit Luft gefüllt ist. Danach öffnet er das rechte Nasenloch, atmet langsam aus und wiederholt das Mantra 32mal. Diese drei Schritte wiederholt er abwechselnd für das rechte und linke Nasenloch. Das ist Pranayama, die Kontrolle des Atems.
Danach sollte er erneut das Rishi-Nyasa ausführen. Die Verkünder der dazugehörigen Mantras sind Brahman und die Brahma-Rishis, das Metrum ist Gayatri und die führende Göttin ist die ursprüngliche Kali. Die Keimsilbe ist krīṁ (Vernichtung), seine Shakti ist hrīṁ (Schöpfung) und das Ziel ist śrīṁ (Erhaltung). Dieses Mantra („hrīṁ śrīṁ krīṁ“) sollte mit Kopf, Mund, Herz, After, Füßen und allen anderen Gliedern verbunden werden. Dann sollten die Hände drei oder siebenmal über den ganzen Körper gleiten, von den Füßen bis zum Kopf und vom Kopf bis zu den Füßen, während das Mantra („hrīṁ śrīṁ krīṁ“) gemurmelt wird. Dies nennt man Ganzkörper-Nyasa, das zum gewünschten Ziel (dem Bewußtsein der All-Verbundenheit) führt.
Oh Geliebte, wenn man die sechs langen Vokale (hrāṁ, hrīṁ, hruṁ, hraiṁ, hrauṁ und hraḥ) nacheinander hinter die erste Keimsilbe des Mantras stellt (hrīṁ) entstehen sechs Gruppen. Der gelehrte Verehrer sollte damit das Hand-Nyasa mit oder ohne Mantra („hrīṁ śrīṁ krīṁ“) ausführen, indem er nacheinander „den zwei Daumen“, „den zwei Zeigefingern“, „den zwei Mittelfingern“, „den zwei Ringfingern“, „den zwei kleinen Fingern“, „der Fläche und dem Rücken der beiden Hände“ sowie namaḥ, svāhā, vaṣaṭ, huṁ, vauṣaṭ und phaṭ daran anfügt.
(Kara-Nyasa der Hände, zum Beispiel:
hrīṁ hrāṁ aṅguṣṭhābhyāṁ namaḥ
(beide Hände synchron: fahre mit den Zeigefingern entlang der Daumen)
hrīṁ hrīṁ tarjanībhyāṁ svāhā
(fahre mit den Daumen entlang der Zeigefinger)
hrīṁ hruṁ madhyamābhyāṁ vaṣaṭ
(berühre mit den Daumen die Mittelfinger)
hrīṁ hraiṁ anāmikābhyāṁ huṁ
(berühre mit den Daumen die Ringfinger)
hrīṁ hrauṁ kaniṣṭhābhyāṁ vauṣaṭ
(berühre mit den Daumen die kleinen Finger)
hrīṁ hraḥ karatalakarapr̥ṣṭhābhyāṁ phaṭ
(fahre mit der geöffneten rechten Hand über den Handteller und den Rücken der linken Hand und wiederhole dies mit der rechten Hand))
Danach berührt man das Herz und spricht „namaḥ“, berührt den Kopf und spricht „svāhā“, berührt den Scheitel und spricht „vaṣaṭ“, berührt die beiden Oberarme unterhalb der Schultern und spricht „huṁ“, berührt die drei Augen und spricht „vauṣaṭ“ und berührt die beiden Hände und spricht „phaṭ“.
(Das Nyasa der sechs Glieder, zum Beispiel:
hrīṁ hrāṁ hr̥dayāya namaḥ
(berühre das Herz-Chakra mit der rechten Hand)
hrīṁ hrīṁ śirasē svāhā
(berühre die Stirn mit vier Fingern)
hrīṁ hruṁ śikhāyai vaṣaṭ
(berühre den Scheitel mit der Daumenspitze bei geschlossener Faust)
hrīṁ hraiṁ kavacāya huṁ
(kreuze die Arme und berühre die Oberarme unterhalb der Schultern)
hrīṁ hrauṁ nētratrayāya vauṣaṭ
(berühre mit dem Zeige- Mittel- und Ringfinger der rechten Hand die beiden Augen und das dritte Auge)
hrīṁ hraḥ astrāya phaṭ
(Schutzgeste: berühre die beiden Hände oder ziehe Daumen und Mittelfinger im Uhrzeigersinn um den Kopf))
Auf diese Weise sollte man das Nyasa der sechs Glieder des Körpers ausführen und dann mit dem Pitha-Nyasa fortfahren. („Pitha“ bedeutet Sitz oder Stütze, womit man sich im Herzen mit den großen Stützen der Welt vereint.) Dazu vereint der Übende den Lotus im Herzen mit der Urenergie, der Schildkröte und der Urschlange Sesha, welche die Erde stützen, mit der Erde selbst, dem Ozean voller Nektar, der Insel der Juwelen, dem wunscherfüllenden Parijata-Baum, der Kammer der wunscherfüllenden Juwelen, dem Kristallaltar und dem Lotussitz.
(Mantras z.B.: Urenergie Namah, Schildkröte Namah, Urschlange Namah, Mutter Erde Namah, Nektarozean Namah, Juweleninsel Namah, Lebensbaum Namah, Wunschkristall im Herzen Namah, Juwelenaltar Namah, Lotussitz Namah)
Dann verbindet er durch ihren Namen und „Namah“ Dharma, Erkenntnis, Yogakraft und Erlösung mit der rechten und linken Schulter sowie der linken und rechten Hüfte. Auf gleiche Weise verbindet er ihre Gegensätze mit dem Mund, der linken und rechten Seite sowie dem Nabel.
(Mantras z.B.: Dharma Namah, Erkenntnis Namah, Yogakraft Namah, Erlösung Namah - Untugend Namah, Unwissenheit Namah, Weltschwäche Namah, Bindung Namah).
Danach vereint er sein Herz mit der Wurzel der Seligkeit, mit Sonne, Mond und Feuer, mit den drei natürlichen Qualitäten von Güte, Leidenschaft und Trägheit, angeführt mit dem jeweils Ersten Buchstaben und Vindu, mit den Staubfäden und der Fruchtkapsel der Lotusblüte, den acht Lotusblättern mit den Pitha Nayikas (den acht gütigen Shaktis), nämlich Mangala, Vijaya, Bhadra, Jayanti, Aparajita, Nandini, Narasimhi und Vaishnavi, sowie die Spitzen der Lotusblätter mit den acht Bhairavas (den acht schrecklichen Aspekten des Gottes), nämlich Asitanga, Chanda, Kapali, Krodha, Bhishana, Unmatta, Ruru und Samhara.
(Mantras z.B.: Urseligkeit Namah, Sonne Namah, Mond Namah, Feuer Namah, Gam Güte Namah, Lam Leidenschaft Namah, Tam Trägheit Namah - Staubfäden Namah, Fruchtkapsel Namah - Segen Namah, Sieg Namah, Schutz Namah, Gewinn Namah, Unbesiegbarkeit Namah, Freude Namah, Kraft Namah, Wohlstand Namah - Dunkel Namah, Furcht Namah, Tod Namah, Zorn Namah, Schrecken Namah, Wahn Namah, Triebhaftigkeit Namah, Zerstörung Namah)
Nach diesem Pitha-Nyasa sollte er wieder Pranayama üben. Dann formt er mit den Fingern das Schildkröten-Mudra (Kacchapa-Mudra), ergreift damit eine duftende Blüte, legt die Hände mit diesem Mudra auf seine Brust und meditiert über die ewige Göttin. Die Meditation über dich, oh Göttin, ist zweifach, nämlich formlos und formhaft. Die Meditation über das Formlose ist jenseits aller Gedanken und Worte. Als ungestaltete Natur bist du weder dies noch das, bist alldurchdringend, allerfüllend, grenzenlos und nur durch Yogis zu erreichen, die harte Entsagung und beständige Meditation üben. So will ich jetzt über die formhafte Meditation über dich sprechen, damit der Geist die Konzentration lernt, alle Wünsche erfüllen kann und die Fähigkeit zur formlosen Mediation entsteht. Die Form der höchst strahlenden Kalika, die Mutter von Kala, der dreifachen Zeit, die alle Dinge verschlingt, wird nach ihren natürlichen Qualitäten und Wirkungen (Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung) visualisiert:
Ich verehre die ursprüngliche Kalika, deren Körper so dunkel wie Regenwolken ist, über deren Stirn der Mond scheint, die Dreiäugige, die in dunkelrote Kleider gehüllt ist, deren zwei Hände zum Segnen und zum Schutz erhoben sind, die strahlend mit lächelndem Gesicht auf einer roten, voll aufgeblühten Lotusblüte sitzt, und vor deren Augen die vom süßen Wein berauschte Mahakala tanzt.
Nachdem der Übende auf diese Weise über die Göttin meditiert hat, opfert er ihr die Blüte auf seinem Kopf und verehrt sie voller Hingabe mit geistigen Gaben. Den Lotus seines Herzens bietet er ihr als Sitz an, den Nektar der Unsterblichkeit, der von seinem tausendblättrigen Scheitel-Chakra tropft, bietet er ihr als Wasser zum Waschen der Füße an und all seine Gedanken als Gastgeschenk. Den gleichen Nektar opfert er ihr zum Spülen ihres Mundes und zum Baden ihres Körpers. Den Raum widmet er der Göttin als Kleidung, das Wesen des Duftes als ihr Parfüm, seine geistigen Fähigkeiten als Blumen, seinen Lebensatem als Räucherwerk, das Wesen des Feuers als Lichter und den Ozean voller Nektar als Speise. Den Klang im Herz-Chakra opfert er der Göttin als Glockenklang, das Wesen des Windes als Luftwedel und die Bewegung der Sinne sowie die Unruhe der Gedanken als Tanz vor der Göttin. Dann widmet er der Göttin verschiedene Blüten, um das höchste Ziel zu erreichen, nämlich die Überwindung von Trennung, Egoismus, Zorn, Begierde, Unwissenheit, Stolz, Gewalt, Unruhe, Neid und Habgier. Nach diesen zehn Blüten geistiger Hingabe gibt er noch weitere fünf, höchst vorzügliche Blüten, nämlich Gewaltlosigkeit, Selbstzügelung, Mitgefühl, Vergebung und höchste Erkenntnis. Wahrlich, mit diesen fünfzehn Blüten geistiger Hingabe sollte er die große Göttin verehren. Dann bringt er ihr einen Ozean aus Wein dar, Berge aus Fleisch, Fisch, Samenkörnern und süßem Pudding mit geklärter Butter (die fünf Tattwas), den Kula-Nektar und die Kula-Blüten sowohl das Wasser der Pitha-Reinigung (die Einheit von Geist, Natur und Reinheit).
Nachdem er auf diese Weise alle Begierde und allen Zorn, die der Grund für jegliche Hindernisse sind, geopfert hat, sollte er wieder ein Mantra murmeln. Die Buchstaben des Mantras sind wie die Perlen einer Kette, die durch das Band der eingerollten Kundalini-Energie miteinander verbunden sind. Nach den fünfzig, punktierten Sanskritbuchstaben von a bis ḻa (also von aṁ bis ḻaṁ) sollte jeweils das Wurzelmantra folgen. Das ist die normale Reihenfolge. Dann folgt die umgekehrte Reihenfolge von ḻa bis a, und kṣa ist der zentrale Buchstabe und gilt als Meru (der Gebetskette aus 108 Perlen und einer Meru-Perle). Danach sollten noch die acht letzten Buchstaben der acht Buchstabengruppen (aḥ, ṅaṁ, ñaṁ, ṇaṁ, naṁ, maṁ, vaṁ, ḻaṁ) dem Wurzelmantra vorangestellt werden:
(Zum Beispiel 108+1 Mantras:
aṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā ...
ḻaṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā
kṣaṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā
ḻaṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā ...
aṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā
aḥ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā ...
ḻaṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā)
Nachdem dieses Mantra der 108 Buchstaben gemurmelt wurde, wird es wie folgt der Göttin gewidmet:
Ich verneige mich vor dir, oh ursprüngliche Kali als das Selbst aller Wesen. Oh Mutter, du bist das Licht der innersten Seele. Bitte erhöre diese Mantras und nimm sie als Opfergabe an.
Nach dieser Widmung der Mantras sollte er sich im Geiste vor der Göttin niederwerfen, so daß die acht Glieder seines Körpers den Boden berühren.
Nachdem die geistige Verehrung beendet ist, sollte er die äußerliche Verehrung beginnen. So beschreibe ich dir jetzt, wie er die Opfergaben darbringen soll, um die Göttin im höchsten Maße zu erfreuen. Schon beim Anblick der Schale mit den Geschenken tanzen die Göttinnen und Götter mit Brahma an der Spitze sowie die schrecklichen Bhairavas vor Freude und gewähren größten Segen. Der Schüler sollte links vor sich auf dem Boden mit dem dargebrachten Wasser ein Dreieck malen und im Zentrum die Maya-Keimsilbe („hrīṁ“). Dann malt er um das Dreieck einen Kreis (als Kula-Einheit) und um den Kreis ein Quadrat (als äußere Welt). Wenn das Yantra beendet ist, verehrt er die innewohnende Shakti (die weibliche Energie) mit dem Mantra:
hrīṁ ādhāra śaktayē namaḥ
(Hriem - Verehrung der allestragenden Shakti!)
Damit reinigt er den Träger (Dreifuß) und stellt ihn in den Kreis des Bildes, um danach den Feuerkreis mit dem Mantra zu preisen:
maṁ vahni maṇḍalāya daśa kalātmanē namaḥ
(Mam - Verehrung dem Feuerkreis mit seinen zehn Kalas (z.B. Ziffern)!)
Dann reinigt er den Opfertopf mit dem Mantra „phaṭ”, stell ihn mit „namaḥ” auf den Träger und verehrt ihn mit dem Mantra:
aṁ arka maṇḍalāya dvādaśa kalātmanē namaḥ
(Am - Verehrung dem Sonnenkreis mit seinen zwölf Kalas (z.B. Monaten)!)
Dann rezitiert er das Wurzelmantra der Göttin und füllt gleichzeitig den Opfertopf zu dreiviertel mit Wasser. Oh Mutter, danach gibt er mit folgendem Mantra Blüten und Duft hinein:
ūṁ candra maṇḍalāya ṣōḍaśa kalātmanē namaḥ
(Uum - Verehrung dem Mondkreis mit den sechzehn Kalas (z.B. Tagen)!)
Dann opfert er Durva-Gras mit roter Sandelpaste, Belblätter, Blüten und getrockneten Reis (in den Topf). Danach ruft er mit dem Wurzelmantra und dem Ankusha-Mudra (Geste des Elefantenhakens) die heiligen Flüsse herbei, meditiert über die Göttin in Allem, verehrt sie mit duftenden Blumen und wiederholt das Wurzelmantra zwölfmal. Danach zeigt er über den Opfergaben das Dhenu- und Yoni-Mudra (die Gesten von Kuh und Mutterschoß, dem Ernähren und Gebären) sowie Räucherwerk und Lichter. Schließlich nimmt er etwas Wasser aus dem Opfertopf und besprenkelt damit sich selbst und die Opfergaben. Der Topf mit den Opfergaben sollte jedoch nicht bewegt werden, bis die Verehrung abgeschlossen wurde.
Oh Göttin mit dem reinen Lächeln, so habe ich über die Weihe der speziellen Opfergaben gesprochen. Nun will ich das Beste der Yantras erklären, das alle Ziele der menschlichen Existenz gewähren kann. Zeichne ein Dreieck mit der Maya-Keimsilbe („hrīṁ“) im Zentrum und darum zwei zentrierte Kreise. Im Raum zwischen den beiden Kreisen zeichne in Paaren sechzehn Staubfäden, ringsherum acht Lotus-Blütenblätter und ringsherum das Bhupura (ein Quadrat als äußere Welt), das aus geraden Linien mit vier Eingängen besteht. Um die Göttin zu erfreuen sollte der Schüler dabei das Wurzelmantra murmeln und das Yantra entweder mit einer goldenen Nadel oder einem Dorn des Belbaumes auf eine Platte aus Gold, Silber oder Kupfer malen, die mittels Swayambhu-, Kunda- oder Gola-Blüten mit Sandel, Aloe oder Kurkuma gelblich oder rötlich eingeschmiert (bzw. bestäubt) wurde. Ein geübter Maler kann das Yantra auch auf Kristall, Koralle oder Lapislazuli zeichnen.
Nachdem das Yantra mit vorzüglichen Riten gewidmet wurde, sollte es im Haus aufbewahrt werden, um böse Geister, ungünstige Planeten und Krankheiten abzuwehren und das Haus mit Glück zu segnen. Durch die Gunst dieses Yantras wird der Verehrer mit Kindern und Enkelkindern gesegnet, genügend Reichtum gewinnen, Wohltätigkeit üben, Schutz gewähren und Ruhm erreichen. Nachdem dieses Yantra gemalt und auf einem juwelengeschmückten Altar plaziert wurde, und nachdem die große Göttin nach den Regeln des Pitha-Nyasa (siehe oben) verbunden wurde, sollte die ursprüngliche Göttin in der Samenkapsel im Zentrum dieses Lotus verehrt werden.
Jetzt werde ich darüber sprechen, wie der Ritualtopf plaziert werde sollte und wie der Verehrer in seinem Kreis sitzen soll, damit die Göttin zufrieden ist, die Mantras fruchtbar werden und sich all seine Wünsche erfüllen. Der Topf heißt Kalasha, weil ihn der himmlische Architekt aus Anteilen aller Götter gemacht hat. Er sollte ungefähr 36 Fingerbreit im Umfang sein, 16 Fingerbreit hoch, 4 am Hals, 6 an der Öffnung und 5 am Boden. Er sollte aus Gold, Silber, Kupfer, Bronze, Lehm, Stein oder Glas sein und ohne Löcher oder Sprung. Bei der Herstellung sollte man nicht sparen, denn er wird zur Freude der Götter geschaffen. Man sagt, ein Topf aus Gold erfüllt alle Wünsche, ein Topf aus Silber gewährt Befreiung, der aus Kupfer verleiht Freude, der aus Bronze gibt Nahrung, der aus Kristall gibt die Herrschaft über das Weibliche, und der aus Stein gibt die Macht über die natürlichen Kräfte und Gefühle, während ein Topf aus Lehm alles in sich vereint und alles gewähren kann. Wichtig ist, daß er schön und sauber ist.
Kalasha und Kalasha mit Dreifuß
Dann sollte der Verehrer zu seiner linken Seite ein Sechseck (Doppeldreieck) mit dem mystischen Punkt (der Einheit) im Zentrum malen, ringsherum einen Kreis und um den Kreis ein Quadrat. Dieses Yantra sollte mit rötlicher Farbe aus Sandel, Zinnober oder ähnlichem gemalt werden, und danach sollte man die innewohnende Göttin verehren.
Das Mantra zur Verehrung der tragenden Shakti oder Göttin ist:
hrīṁ ādhāra śaktayē namaḥ
(Hriem - Verehrung der tragenden Göttin)
Der Träger (Dreifuß) des Topfes sollte mit dem Mantra „namaḥ“ gereinigt und auf das Yantra gestellt werden. Dann wird der Topf selbst mit dem Mantra „phaṭ“ gereinigt und auf dem Träger plaziert. Nun füllt der Schüler etwas Wein aus dem Wasserkrug in den Topf und murmelt die punktierten Buchstaben von kṣa bis a mit dem Wurzelmantra:
kṣaṁ ḻaṁ haṁ saṁ ṣaṁ śaṁ vaṁ laṁ raṁ yaṁ maṁ bhaṁ baṁ phaṁ paṁ naṁ dhaṁ daṁ thaṁ taṁ ṇaṁ ḍhaṁ ḍaṁ ṭhaṁ ṭaṁ ñaṁ jhaṁ jaṁ chaṁ caṁ ṅaṁ ghaṁ gaṁ khaṁ kaṁ aṁḥ aṁ auṁ ōṁ aiṁ ēṁ l̥̄ṁ l̥ṁ r̥̄ṁ r̥ṁ ūṁ uṁ īṁ iṁ āṁ aṁ hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā
Dann verehrt der Weise, der sich nun der Gegenwart der Göttin im Inneren bewußt ist, die Shaktis von Feuer, Sonne und Mond im Träger, im Topf und im Wein, wie zuvor beschrieben wurde. Danach schmückt er den Topf mit roter Sandelpaste oder Zinnober und einer Girlande aus roten Blüten, und fährt mit folgendem Ritus fort:
Segne den Topf mit einem Büschel Kusha-Gras und murmle „phaṭ“. Sprich die Keimsilbe „hūṁ“ und beschirme den Topf mit deinen Händen. Sprich die Keimsilbe „hrīṁ“ und blicke mit weitgeöffneten Augen auf den Topf. Besprenkle ihn mit dem Mantra „namaḥ“. Schließlich murmle das Wurzelmantra und rieche dreimal am Topf. Diesen Ritus nennt man Panchikarana. Danach verneige dich vor dem Topf, gib rote Blüten zur Reinigung hinein und sprich folgendes Gebet:
Oṁ, das Höchste Brahman ist Eins ohne Zweites, unvergänglich und sowohl grobstofflich als auch feinstofflich. Oh ewige Göttin, durch diese Wahrheit vernichte ich die Sünde des Brahmanenmordes, die dem Wein durch den Tod von Kacha anhaftet (zur Geschichte siehe MHB 1.76). Oh Göttin des Weins, du stammst (aufgrund des Quirlens) aus dem Ozean, dem Reich von Varuna, wohnst (als Energie) in der Sonne und bist eins mit der Keimsilbe „amā”. Mögest du von diesem Fluch des Sukra befreit sein! Oh Göttin, das Oṁ ist die Keimsilbe der Veden und eins mit der Seligkeit des Brahman. Durch diese Wahrheit möge deine Sünde des Brahmanemordes vernichtet werden.
hrīṁ - Als weißer Schwan wohnst du im reinen Himmel. Als Wind wanderst du zwischen Himmel und Erde. Auf Erden wohnst du im dreifachen Feuer und wirst im Gast verehrt. Du wohnst in jedem Menschen, in allem Großen und Verehrungswürdigen, in jedem Opfer und in allem, was an der Luft, im Wasser oder in der Erde geboren wurde. Du wohnst in der Sonne, die sich im Osten hinter den Bergen erhebt, und gibst den Sonnenstrahlen ihre Kraft. Du bist das große, alldurchdringende Meer der Ursachen von Allem.
Nun tausche den Vokal der Keimsilbe von Varuna („vaṁ“) nacheinander mit den langen Vokalen aus (also „vāṁ, vīṁ, vūṁ, vaiṁ, vauṁ, vaṁḥ“) und sprich: „Verehrung der Göttin des Nektars, die vom Fluch des Brahmanen befreit wurde!“:
vāṁ, vīṁ, vūṁ, vaiṁ, vauṁ, vaṁḥ brahma-śāpa-vimōcitāyai sudhā-dēvyai namaḥ
Wenn dieses Mantra siebenmal wiederholt wird, löst sich der Fluch des Brahmanen (Sukra). Nun ersetze den Buchstaben „o“ in der Keimsilbe „krōṁ“ mit den sechs langen Vokalen, füge die Shri- und Maya-Keimsilben an und sprich: „Vernichte den Fluch von Krishna im Wein, und ergieße den Nektar der Unsterblichkeit wieder und immer wieder!“ (Weil Krishnas ganzer Stamm am Ende durch Wein untergegangen ist. Siehe MHB ab 16.1.)
krāṁ, krīṁ, krūṁ, kraiṁ, krauṁ, kraṁḥ śrīṁ hrīṁ sudhā-kr̥ṣṇa-śāpaṁ mōcay-āmr̥taṁ srāvaya srāvaya svāhā
Nachdem auf diese Weise der Fluch des Weins vernichtet wurde, sollte der Verehrer mit gesammeltem Geist die Seligkeit (Ananda) in der schrecklichen Erscheinung des Gottes (Bhairava) mit folgendem Mantra verehren:
ha-sa-kṣa-ma-la-va-ra-yūṁ ānanda-bhairavāya vaṣaṭ
Und zur Verehrung der Seligkeit in der schrecklichen Erscheinung der Göttin (Bhairavi) wird das gleiche Mantra verwendet, aber mit umgekehrten Anfangsbuchstaben und anstatt des Ohres das linke Auge (yūṁ in yīṁ):
sa-ha-kṣa-ma-la-va-ra-yīṁ ānanda-bhairavyai vaṣaṭ
Dann meditiere über die Vereinigung von Gott und Göttin im Wein und erkenne in dieser Einheit (von Geist und Natur) den Nektar der Unsterblichkeit. Nun murmle das Wurzelmantra zwölfmal, richte den Geist auf die Gottheit, opfere dem Nektar dreimal Blüten zusammen mit dem Wurzelmantra, läute die Glocke und schwenke Lichter und Räucherstäbchen. Auf diese Weise sollte der Wein in allen Riten gereinigt werden, sei es eine Götterverehrung, eine Initiation in ein Gelübde, eine Hochzeit oder eine andere Feierlichkeit.
Nun gibt der Übende etwas Fleisch in den Topf (über dem Yantra-Feuer), segnet es mit dem Mantra „phaṭ“, und erweckt es dreimal mit den Keimsilben von Wind und Feuer (yaṁ und raṁ). Dann beschirmt er es mit seinen Händen und dem Schutzmantra „huṁ phaṭ“. Schließlich murmelt er die Keimsilbe von Varuna („vaṁ“), zeigt das Kuh-Mudra und wandelt mit folgendem Gebet das Fleisch in den Nektar der Unsterblichkeit:
Möge die Göttin, die im Herzen von Vishnu und Shiva wohnt, mein Fleisch reinigen und mir in der vorzüglichen Region von Vishnu einen Ruheplatz gewähren.
In gleicher Weise gibt der gelehrte Verehrer etwas Fisch hinein, reinigt ihn mit den genannten Keimsilben und spricht folgendes Gebet:
Om̐ tryambakaṁ yajāmahē sugandhiṁ puṣṭivarddhanam urvārukamiva bandhanānmr̥tyōrmukṣīya mā'mr̥tāt
(OM, wir verehren den dreiäugigen Shiva, den gütigen Vermehrer nektargleicher Nahrung. Befreie uns von den Fesseln des Todes wie eine reife Frucht vom Stiel, und führe uns auf den Pfad der Erlösung. - Tryambaka-Mantra z.B. im Rig-Veda 7.59.12)
Oh geliebte Göttin, schließlich gibt er noch einige Samenkörner hinein, reinigt diese und spricht das Gebet:
OM, wie die Sonne am Himmel ihre Strahlen über alle ausbreitet, so soll der Verehrer in allem den Wohnort von Vishnu erkennen. Brahmanen mit wohlgezügeltem Geist verehren überall die Höchste Wohnstätte von Vishnu.
All diese Prinzipien (Wein, Fleisch, Fisch, Samen und Vereinigung im Topf) kann man auch mit dem Wurzelmantra selbst reinigen:
hrīṁ śrīṁ krīṁ paramēśvari svāhā
Denn wer festes Vertrauen in die Wurzel hat, warum sollte er sich um die Blätter und Zweige bemühen? Ich versichere dir, daß alles, was mit dem Wurzelmantra gereinigt und geheiligt wurde, die Götter zufriedenstellt. Wenn es an Zeit mangelt, sollte der Übende alles mit dem Wurzelmantra reinigen und der großen Göttin widmen. Wahrlich, ich sage dir, was so gewidmet wurde, kann weder unrein noch fehlerhaft sein. Dies gebiete ich, Shankara.