Pushpak Mahabharata Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 31 - Duryodhana wird zum Kampf herausgefordert

Sanjaya sprach:
Nachdem jene drei Wagenkrieger den Ort verlassen hatten, erreichten die Pandavas den See, in dem Duryodhana ruhte. Als sie am Ufer des Dwaipayana Sees standen, oh Führer der Kurus, sahen sie die Weite dieses von deinem Sohn verzauberten Wassers. Da sprach Yudhishthira zu Vasudeva:
Schau nur, der Sohn von Dhritarashtra hat seine Illusionsmacht auf dieses Wasser angewandt! Nachdem er das Wasser verzaubert hat, ruht er nun darin. So muß er jetzt keine Angst vor den Menschen haben. Er hat eine himmlische Illusion hervorgerufen und ist nun in diesem Wasser. Durch eine Tat der Illusion hat dieses Wesen, das voller Illusion ist, diese Zuflucht gesucht. Doch er soll mir nicht mit dem Leben entkommen! Selbst wenn der Träger des Donnerkeils ihm im Kampf hilft, noch heute soll man ihn geschlagen sehen, oh Madhava!

Und Vasudeva sprach:
Zerstöre diese meisterhafte Illusion von Duryodhana mit deiner eigenen Macht zur Illusion, oh Bharata! Wer mit Illusion handelt, sollte durch Illusion geschlagen werden. Das ist die Wahrheit, oh Yudhishthira! Verwende deine Macht zur Illusion bezüglich dieses Wassers und schlage mit geschickten Taten und Mitteln diesen Duryodhana, der das eigentliche Wesen der Illusion ist, oh Führer der Bharatas! Mit geschickten Taten und Mitteln schlug Indra die Daityas und Danavas. Mit geschickten Taten und Mitteln wurde der Asura Vali durch den hochgesinnten Vishnu (als Zwerg mit drei Schritten) seiner übermäßigen Herrschaft beraubt. Mit der Hilfe von geschickten Taten und Mitteln wurde auch der große Asura Hiranyaksha sowie Hiranyakashipu geschlagen (von Vishnu in seinen Inkarnationen als Eber und Löwenmensch). Zweifellos, oh König, wurde auch Vritra damit (von Indra durch den Schaum im Dämmerlicht) geschlagen. Sogar der Rakshasa Ravana aus dem Stamm von Pulastya mit seinen Verwandten und Anhängern fiel einst durch Rama mit geschickten Taten und Mitteln (siehe Ramayana). So verlasse dich auch hier auf geschickte Taten und Mittel, und zeige deine große Macht! Auch jene zwei uralten Daityas, die energievollen Taraka und Viprachitti, wurden in alten Zeiten auf diesem Weg geschlagen, oh König. Ähnlich auch Vatapi, Ilwala und Trisiras sowie die Asuras Sunda und Upasunda - sie fielen durch geschickte Taten und Mittel. Indra selbst genießt den Himmel durch die Hilfe von geschickten Taten und Mitteln! Solche Taten sind höchst wirksam, wie kaum etwas anderes, oh Yudhishthira. Daityas, Danavas, Rakshasas und Könige werden durch die Hilfe von geschickten Taten und Mitteln geschlagen. Deshalb nutze auch du die Hilfe des geschickten Handelns!

Sanjaya fuhr fort:
So angesprochen von Vasudeva, lächelte der gelübdetreue Sohn des Pandu und sprach dann zu deinem kraftvollen Sohn, oh Monarch, der im Wassers dieses Sees verborgen war:
Warum, oh Duryodhana, versteckst du dich in diesem Wasser, nachdem du zur Ursache des Untergangs so vieler Kshatriyas und deines eigenen Stammes wurdest, oh König? Warum bist du heute in diesen See eingetreten und begehrst, dein eigenes Leben zu retten? Erhebe dich, oh König, und kämpfe mit uns, oh Duryodhana! Wohin, oh Erster der Menschen, ist dein Stolz und Ehrgeiz gegangen, da du, oh König, dieses Wasser verzaubert hast und jetzt darin verborgen liegst? Alle Menschen sprechen von dir als einem Helden in ihren Versammlungen. Das ist wohl alles gelogen, so denke ich, wenn du dich jetzt in diesem Wasser versteckst! Erhebe dich, oh König, und kämpfe, wenn du in einer edlen Familie geboren wurdest, ein Kshatriya und sogar ein Kaurava bist! Erinnere dich an deine Geburt! Wie kannst du stolz auf deine Geburt im Stamme der Kurus sein, wenn du dich jetzt in der Tiefe dieses Sees verbirgst, nachdem du angstvoll aus dem Kampf geflohen bist? Das ist wahrlich nicht die ewige Aufgabe eines Kshatriyas, dem Kampf zu entfliehen! Eine solche Flucht, oh König, ist nicht der Weg der Ehrbaren, noch führt er zum Himmel. Wie kommt es, daß du ohne diesen Krieg zu beenden, begeistert, wie du einst vom Verlangen nach Sieg warst, jetzt in diesem See verweilst, nachdem du den Tod deiner Söhne, Brüder, Väter, Verwandten, Freunde und Angehörigen verursacht und bezeugt hast? Obwohl du immer mit deinem Mut geprahlt hast, bist du doch kein Held! Gelogen hast du, oh Bharata, als du dich vor allen Menschen als Held beschrieben hast, oh Übelgesinnter. Denn wahre Helden fliehen niemals beim Anblick ihrer Feinde. Oder erkläre uns deinen Mut, oh Held, mit dem du vor dem Kampf geflohen bist! Erhebe dich, oh Prinz, überwinde deine Ängste und kämpfe! Nachdem du den Untergang all deiner Truppen und Brüder verursacht hast, oh Duryodhana, solltest du jetzt nicht daran denken, dein eigenes Leben zu retten, wenn noch etwas Gerechtigkeit in dir ist. Jemand wie du, oh Duryodhana, der die Kshatriya Aufgaben angenommen hat, sollte nicht auf diese Weise handeln! Gestützt auf Karna und Shakuni, den Sohn von Suvala, hast du dich als unbesiegbar betrachtet und konntest aus Unwissenheit dich nicht selbst erkennen. Solche leidvolle Sünde hast du begangen. Doch kämpfe jetzt, oh Bharata! Wie empfiehlt sich so eine Flucht vor dem Kampf einem wie dir? Wahrlich, du hast dich selbst vergessen! Wo ist die Männlichkeit in dir, oh Herr, und wo, oh Duryodhana, ist dein Stolz, den du so lange gehegt hast? Wohin ist deine Heldenkraft jetzt gegangen und auch die unerschöpflich große Energie, welche du hattest? Wo ist deine Vollendung in der Waffenkunst? Warum liegst du jetzt in diesem See? Erhebe dich, oh Bharata, bewahre die Aufgaben eines Kshatriyas und kämpfe! Entweder besiege uns und herrsche über die weite Erde, oder schlafe, oh Bharata, auf dem bloßen Boden, von uns geschlagen! Das ist deine höchste Aufgabe, wie sie vom ruhmreichen Schöpfer selbst aufgestellt wurde. Handle, wie es gerechterweise in den Schriften geboten wird und sei ein wahrer König, oh großer Wagenkrieger!

Sanjaya fuhr fort:
So angesprochen, oh Monarch, vom intelligenten Sohn des Dharma, antwortete dein Sohn aus dem Wasser heraus.

Und Duryodhana sprach:
Es ist nirgends ein Wunder, oh König, wenn Angst in die Herzen von lebenden Wesen eintritt. Doch ich selbst, oh Bharata, bin nicht aus Angst um mein Leben vom Feld des Kampfes geflohen. Mein Wagen wurde zerstört, meine Köcher waren erschöpft und mein Wagenlenker getötet. Ich war allein, ohne einen einzigen Gefolgsmann im Kampf. Aus diesen Gründen wünschte ich diese kleine Rast. Nicht um mein Leben zu retten, aus Angst oder Kummer, oh König, ging ich in dieses Wasser ein. Es geschah allein aufgrund meiner Erschöpfung. So ruhe auch du, oh Sohn der Kunti, eine Weile mit deinen Gefolgsleuten! Danach werde ich mich sicherlich aus diesem See erheben und mit euch allen kämpfen.

Yudhishthira sprach:
Wir haben uns alle genug ausgeruht. Lange Zeit waren wir auf der Suche nach dir. So erhebe dich jetzt, oh Duryodhana, und gib uns den Kampf! Entweder du besiegst die Pandavas im Kampf und gewinnst dieses Königreich mit dem wachsenden Wohlstand, oder du gehst, geschlagen von uns im Kampf, zu jenen Bereichen, die für Helden bestimmt sind!

Duryodhana sprach:
Oh Sohn der Kurus, all jene unter den Kurus, für deren Wohl ich die Herrschaft begehrt habe, nämlich meine Brüder, liegen tot auf dem Feld, oh König. So wünsche ich nicht länger diese Erde zu genießen, die jetzt ihren Reichtum und die großen Kshatriyas verloren hat, und deshalb wie eine verwitwete Frau geworden ist. Dennoch hoffe ich dich zu besiegen, oh Yudhishthira, nachdem der Stolz der Panchalas und Pandavas gezügelt wurde! Darüber hinaus jedoch, sehe ich kein Bedürfnis mehr nach Krieg, weil Drona, Karna und unser Großvater Bhishma gefallen sind. Diese leere Erde existiert jetzt für dich, oh König! Welcher König würde gern über ein Königreich herrschen, das der Freunde und Verbündeten beraubt wurde? Nachdem ich den Untergang der Freunde, Söhne, Brüder und Väter verursacht habe und mein Königreich von dir entrissen sehe, wer würde an meiner Stelle noch gern leben wollen? In Hirschfelle gekleidet würde ich mich in die Wälder zurückziehen. Ich wünsche dieses Königreich nicht mehr, nachdem ich Freunde und Verbündete verloren habe, oh Bharata. Völlig beraubt der Freunde, Verbündeten, Helden und Elefanten existiert diese Erde nun für dich, oh König! So genieße sie jetzt mit Freude! Ich selbst sollte in Hirschfelle gekleidet in die Wälder gehen. Ohne Freunde habe ich keinen Wunsch mehr, oh Herr, nicht einmal nach dem Leben. So geh, oh Monarch, und herrsche wie du willst über diese Erde, die nun ohne Herren, Krieger, Reichtum und Armee ist!

Diese Worte des bitteren Kummers hörend, sprach der ruhmreiche Yudhishthira zu deinem Sohn Duryodhana, der immer noch im Wassers war:
Sprich nicht solche wahnhaften Worte des Kummers aus dem Wasser heraus, oh Herr! Ich fühle nicht wie Shakuni irgendein Mitleid für dich bei solchen Worten, oh König. Du scheinst jetzt bereit zu sein, oh Duryodhana, diese Erde mir zum Geschenk zu machen. Ich möchte jedoch nicht über eine Erde herrschen, die mir auf diese Weise von dir geschenkt wurde. Es wäre voller Sünde, ein solches Geschenk zu akzeptieren. Die Annahme von Geschenken, oh König, entspricht nicht den gebotenen Aufgaben eines Kshatriyas. Ich werde diese weite Erde deshalb nicht auf diese Weise annehmen, wie du sie weggeben willst. Im Gegenteil, ich werde mich dieser Erde erfreuen, nachdem ich dich im Kampf besiegt habe. Du fühlst dich immer noch als Herr der Erde! Wie könntest du sonst dieses Geschenk anbieten, über das du heute keine Herrschaft mehr hast? Warum, oh König, gabst du uns diese Erde nicht damals, als wir dich um unseren Anteil gebeten haben, unter Beachtung der Regeln der Gerechtigkeit und zum Wohlergehen unseres Stammes? Nachdem du sogar die Bitte des mächtigen Krishna abgelehnt hast, warum wünschst du jetzt, die Erde wegzugeben? Was ist das für ein Wahn? Welcher König würde sein Königreich weggeben, weil er von Feinden angegriffen wird? Oh Sohn der Kurus, es steht heute nicht mehr in deiner Macht, diese Erde wegzugeben. Wie willst du also ein Geschenk machen, über das du gar keine Macht mehr hast? Besiege mich im Kampf und dann herrsche über diese Erde! Früher warst du nicht einmal bereit, mir so viel von der Erde zu geben, wie auf die Spitze einer Nadel paßt. Warum willst du mir heute, oh Monarch, die ganze Erde schenken? Wie kommt es, daß du früher nicht einmal eine Nadelspitze davon weggeben konntest, und heute die ganze Erde aufgeben willst? Welcher Narr würde diese ganze Erde an seine Feinde verschenken, nachdem er die ganze Herrschaft und diesen ganzen Wohlstand erhalten hat? Betäubt durch deine Unwissenheit siehst du nicht, wie unpassend so etwas ist. Auch wenn du begehrst, diese Erde wegzugeben, sollst du mir heute nicht mit dem Leben entkommen! Entweder besiege uns und herrsche über die Erde oder geh von uns geschlagen zu den Bereichen der Glückseligkeit. Denn solange wir beide, du und ich, lebendig sind, werden alle Wesen im Zweifel darüber bleiben, wem der Sieg gehört. Dein Leben, oh Kurzsichtiger, hängt jetzt von mir ab. Es liegt nun an mir, dich leben zu lassen. Du selbst bist heute nicht mehr fähig, dein Leben zu bewahren. Du warst früher sehr bestrebt, uns im Feuer zu töten, mittels Schlangen und anderer Arten von Gift oder uns zu ertränken. Dann wurden wir von dir, oh König, unseres Königreichs beraubt und mit grausamen Worten und der entwürdigenden Behandlung von Draupadi schwer beleidigt. Aus diesen Gründen, oh Übeltäter, wirst du dein Leben verlieren müssen. Steh auf, erhebe dich und kämpfe gegen uns! Das wird dir zum Nutzen sein!

Sanjaya fuhr fort:
Auf diese Weise, oh König, sprachen jene Helden, die zum Sieg entschlossenen Pandavas, immer wieder (um Duryodhana zum Kampf herauszufordern).

Hier endet mit dem 31.Kapitel das Hrada-pravesa Parva im Shalya Parva im gesegneten Mahabharata.


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