Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 182 - Der Kampf zwischen Rama und Bhishma

Bhishma sprach:
Da antwortete ich lächelnd dem kampfbereiten Rama:
Da ich auf meinem Wagen bin, möchte ich nicht mit dir kämpfen, solange du auf der Erde stehst. Steige auch auf deinen Wagen, oh Held, und kleide deinen Körper in eine Rüstung, oh Starkarmiger, wenn du tatsächlich mit mir kämpfen möchtest, oh Rama!

Darauf antwortete mir Rama ebenfalls mit einem Lächeln:
Oh Bhishma, die ganze Erde ist mein Wagen, und die Veden sind die guten Rosse, die mich ziehen! Der Wind ist mein Wagenlenker und meine Rüstung wird von den Müttern aus den Veden gebildet (nämlich Gayatri, Savitri und Sarasvati). Von ihnen wohlbeschützt, werde ich kämpfen, oh Kuru Sohn!

So sprach der mächtige Rama, der nicht verwirrt werden kann, oh Sohn der Gandhari, und bedeckte mich von allen Seiten mit einer dichten Dusche aus Pfeilen. Und sogleich erblickte ich den Sohn von Jamadagni auf einem Wagen stehend, der mit jeder Art der wirksamsten Waffen ausgestattet war. Dieser Wagen, den er fuhr, war äußerst schön und von wunderbarster Erscheinung. Er wurde allein durch seinen Willensbeschluß erschaffen und war geräumig wie eine Stadt. Himmlische Rosse waren angespannt, jeder notwendige Schutz vorhanden, und alles war mit Ornamenten aus Gold geschmückt. Er war mit zähen Häuten rundum wohlbedeckt und trug das Banner von Sonne und Mond. Rama selbst war mit Bogen, Köcher und ledernem Fingerschutz bewaffnet. Akritavrana, der liebe Freund von Bhargava, der in den Veden wohlerfahren ist, erfüllte die Aufgaben des Wagenlenkers für diesen Krieger. Und so forderte mich der Nachkomme von Bhrigu noch einmal zum Kampf und rief „Komm! Komm!“, was mein Herz erfreute. Daraufhin näherte ich mich allein meinem Gegner, dem unbesiegbaren und mächtigen Vernichter der Kshatriya Kaste, Rama, der in seiner Herrlichkeit wie die Sonne strahlte.

Und nachdem er drei Schauer von Pfeilen auf mich ausgegossen hatte, zügelte ich meine Rosse, stieg vom Wagen herab, stellte meinen Bogen beiseite, und ging zu Fuß zu diesem Besten der Rishis. Vor ihm angekommen, verehrte ich den Ersten der Brahmanen voller Hochachtung.

Und standesgemäß gegrüßt, sprach ich diese besonderen Worte:
Oh Rama, ob du mir nun gleich oder überlegen bist, ich will mit dir, mein tugendhafter Lehrer, den Kampf aufnehmen. Deshalb, oh Herr, segne mich und wünsche mir Sieg.

So angesprochen, antwortete Rama:
Wahrlich, oh Erster der Kurus, so sollte jemand handeln, der sich Wohlergehen wünscht! Oh Starkarmiger, wer mit Kriegern kämpft, die bedeutender sind als er selbst, hat diese Pflicht zu erfüllen. Oh König, ich hätte dich verflucht, wenn du nicht auf diese Weise zu mir gekommen wärst. Geh nun, kämpfe sorgfältig und biete deine ganze Geduld auf, oh Kuru Held! Doch den Sieg kann ich dir nicht wünschen, weil ich dir gegenüberstehe, um dich zu schlagen. Geh, und kämpfe fair! Ich bin mit deinem Verhalten zufrieden.

So verbeugte ich mich vor ihm, kehrte schnell auf meinen Wagen zurück und blies noch einmal mein goldverziertes Muschelhorn. Und dann, oh Bharata, begann der Kampf zwischen ihm und mir. Er dauerte viele Tage. Jeder von uns, oh König, war bestrebt, den anderen zu besiegen. Und in diesem Kampf war es Rama, der mich zuerst mit neunhundertsechzig geraden, mit Geierfedern ausgestatteten Pfeilen schlug. Oh König, durch diesen Pfeileregen wurden meine vier Rosse und der Wagenlenker völlig bedeckt. Doch trotz alledem blieb ich ruhig in dieser Begegnung und geschützt von meiner Rüstung. Mich vor den Göttern und besonders vor den Brahmanen verbeugend, sprach ich dann lächelnd zum kämpfenden Rama: „Obwohl du wenig Rücksicht für mich gezeigt hast, habe ich deine Lehrerschaft immer noch respektiert. So höre erneut, oh Brahmane, von einer anderen verheißungsvollen Pflicht, die bewahrt werden sollte, wenn man Tugend verdienen möchte: Die Veden sind in deinem Körper, der hohe Status des Brahmanen ebenfalls, und das asketische Verdienst hast du durch strenge Entsagung verdient. Darauf ziele ich nicht ab. Ich ziele aber auf deine Kshatriyaschaft, die du, oh Rama, angenommen hast. Wenn ein Brahmane Waffen aufnimmt, wird er ein Kshatriya. Erfahre jetzt die Macht meines Bogens und die Energie meiner Arme. Schnell werde ich deinen Bogen mit einem scharfen Pfeil zerschneiden.“

Mit diesen Worten schoß ich, oh Stier der Bharatas, einen scharfen und breitköpfigen Pfeil auf ihn ab. Damit schnitt ich die Hörner seines Bogens ab, so daß er zu Boden fiel. Dann schoß ich nach dem Wagen von Jamadagni hundert gerade, mit Geierfedern beflügelte Pfeile. Vom Wind getragen, flogen diese Pfeile durch den Raum, drangen durch Ramas Körper und schienen (mit ihren Mündern) sein Blut zu trinken wie mächtige Schlangen. Oh König, überall mit Blut bedeckt und am ganzen Körper verwundet, glänzte Rama im Kampf wie der Berg Sumeru mit seinen Strömen aus flüssigem Metall, die von seinem Gipfel fließen, oder wie der Asoka Baum beim Eintreffen des Frühlings, wenn er mit roten Blüten bedeckt ist, oder, oh König, wie der Kinsuka Baum, wenn er sein blumiges Kleid trägt. Doch Rama nahm einen anderen Bogen auf und überschüttete mich voller Zorn mit zahlreichen, höchst scharfen Pfeilen, die mit goldenen Flügeln ausgestattet waren. Und diese heftigen Pfeile mit enormen Impulsen waren wie Schlangen, Feuer oder Gift, kamen von allen Seiten und durchbohrten meine Lebensorgane, so daß ich zu zittern begann. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen, wandte mich dem Kampf zu und durchstieß Rama voller Wut mit hundert Pfeilen. Und gequält mit diesen hundert flammenden Pfeilen, die dem Feuer, der Sonne oder giftigen Schlangen glichen, schien Rama seine Sinne zu verlieren.

Oh Bharata, bei diesem Anblick hielt ich aus innerster Überzeugung und voller Mitleid inne und sprach: „Oh Schande auf den Kampf! Schande auf die Kshatriya Methoden!“ Und überwältigt vom Kummer, oh König, sprach ich erneut: „Ach, groß ist die Sünde, die von mir bei der Erfüllung der Kshatriya Pflichten begangen wird, weil ich mit diesen Pfeilen meinen Lehrer gequält habe, der ein Brahmane mit tugendhafter Seele ist.“ Danach hörte ich auf, oh Bharata, den Sohn des Jamadagni noch weiter zu bekämpfen. Zu dieser Zeit begab sich der tausendstrahlige Leuchtkörper, der mit seinem Licht die Erde erwärmt, zum Ende des Tages in seine westliche Wohnstatt zurück. Und so nahm auch der Kampf zwischen uns vorerst sein Ende.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter