Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 113 - Das Zusammentreffen mit der Brahmanin Sandili

Narada sprach:
Als der Vogel mit dem Brahmanen auf dem Gipfel des Rishabha landete, da erblickten sie die Brahmanin Sandili, die dort asketische Entsagung übte. Galava und Garuda grüßten sie mit geneigten Köpfen und brachten ihr Verehrung dar. Und daraufhin fragte die Dame nach ihrer Wohlfahrt und bot ihnen Plätze an. Sie setzten sich nieder und akzeptierten beide das gekochte Essen, das die Dame ihnen gab, nachdem es zuerst mit Mantras den Göttern gewidmet wurde. Nach dem Essen legten sie sich auf den Boden nieder und fielen in einen tiefen Schlaf. Und als Garuda mit dem Wunsch erwachte, diesen Ort zu verlassen, da gewahrte er, daß seine Flügel abgefallen waren. In Wirklichkeit war er nur noch ein Kloß aus Fleisch mit Kopf und Beinen. Und als Galava ihn in dieser Notlage erblickte, da fragte er ihn traurig:

„Was ist das für ein Zustand der dich aufgrund deines Aufenthaltes hier eingeholt hat? Ach, wie lange werden wir hier bleiben müssen? Hattest du irgendeinen schlechten und sündigen Gedanken in deinem Geist beherbergt? Ich bin sicher, daß es keine kleine Sünde war, deren du schuldig gewesen bist.“

So angesprochen antwortete Garuda dem Brahmanen: „Tatsächlich, oh Zweifachgeborener, hegte ich den Gedanken, diese mit asketischem Erfolg gekrönte Dame von diesem Ort wegzutragen, dahin, wo der Schöpfer selbst, der göttliche Mahadeva, der ewige Vishnu, sowie Tugend und Opfer gemeinsam wohnen, weil ich dachte, daß diese Dame dort leben sollte. Ich werde mich jetzt, um mir zu helfen, vor dieser heiligen Dame niederwerfen, und bittend zu ihr sprechen: „Mit einem Herz voller Mitgefühl hatte ich tatsächlich solch einen Gedanken gefaßt. War er nun richtig oder falsch, eben das war mein Wunsch, den ich aus Respekt vor dir gehegt hatte, und der zweifellos gegen den deinen war. Mögest du mir deshalb aus dem Großmut deines Herzens Vergebung gewähren.“

So wurde die Dame durch den Prinzen der Vögel und den Stier der Brahmanen wieder beruhigt. Und sie sprach zu Garuda: „Ängstige dich nicht, oh Schöngefiederter. Nimm deine Flügel wieder auf und wirf deine Ängste ab. Ich wurde von dir mißachtet. Nun wisse, daß ich Geringschätzung nicht entschuldige. Auch jeder andere Sündige, der mir Geringschätzung entgegenbringt, würde schnell aus allen glücklichen Bereichen fallen. Frei von allen unheilsamen Neigungen und vollkommen schuldlos, erreichte ich aufgrund der Reinheit meines Verhaltens hohen asketischen Erfolg. Denn es ist die Reinheit des Verhaltens, die Tugend und Reichtum als Frucht trägt. Es ist Reinheit des Verhaltens, die Wohlstand verursacht. Und es ist Reinheit des Verhaltens, die alle unheilsamen Erscheinungen vertreibt. Geh nun, oh gesegneter Prinz der Vögel, von diesem Ort wohin auch immer du es wünschst. Hege niemals Geringschätzung gegen mich und auch nicht gegen andere Frauen, selbst wenn sie tadelnswert erscheinen. Du sollst nun wieder wie früher mit deiner Kraft und Energie begabt sein.“

Nach diesen Worten der Dame bekam Garuda seine Flügel zurück, und sie wurden noch stärker als zuvor. Dann nahm er mit Sandilis Zustimmung Galava auf seinen Rücken und flog davon. Aber sie scheiterten daran, jene Rosse zu finden, nach denen sie auf der Suche waren. Und so geschah es, daß Galava unterwegs wieder auf Vishvamitra traf. Und dieser Beste aller Redner sprach in Gegenwart vom Sohn der Vinata zu Galava:

„Oh Zweifachgeborener, die Zeit ist gekommen, daß du mir den Reichtum geben solltest, den du mir entsprechend deinem eigenen Verlangen versprochen hast. Ich weiß nicht, was du dir dabei denkst. Doch ich habe schon so lange gewartet, daß ich auch noch einige Zeit länger warten kann. Suche den Weg, auf dem du (hinsichtlich deines Versprechens) erfolgreich sein kannst.“

Diese Worte hörend, sprach Garuda zum freudlosen Galava, der von der Sorge überwältigt wurde: „Was Vishvamitra damals zu dir sprach, ist jetzt in meiner Anwesenheit wiederholt worden. Komm deshalb, oh Galava, oh Bester der Brahmanen, wir werden uns über die Sache beraten. Ohne deinem Lehrer den ganzen versprochenen Reichtum zu übergeben, wirst du keine Ruhe finden.“


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