Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 106 - Die Geschichte von Galava und Vishvamitra

Janamejaya sprach:
Fest an das Übel gebunden, durch Habgier geblendet und an übelgesinnte Taten gewöhnt geht er entschlossen seinem Untergang entgegen. So bringt er Kummer in die Herzen seiner Angehörigen, vergrößert das Leiden seiner Freunde, betrübt die ihm Wohlgesinnten, vergrößert die Hoffnung seiner Feinde und beschreitet den unheilsamen Weg. Warum versuchen ihn seine Freunde nicht zurückzuhalten? Warum spricht der große Freund (der Kurus), der Göttliche mit der stillen Seele, oder Großvater Bhishma nicht etwas zu ihm aus Zuneigung?

Vaisampayana sprach:
Ja, der Göttliche sprach, und auch Bhishma sprach zu seinem Nutzen. Sogar Narada machte viele Worte. Höre alles, was sie damals sagten.

Narada sprach:
Menschen, die den guten Ratschlägen ihrer Freunde zuhören, sind selten. Auch Freunde sind selten, die heilsamen Rat anbieten. Und noch seltener ist, daß sich diese beiden zusammen finden. Oh Sohn der Kurus, ich denke, das Wort von Freunden sollte zumindest angehört werden. Sturheit möge man vermeiden, weil sie voller großer Übel ist. Diesbezüglich wird eine alte Geschichte über Galava erzählt, wie er sich durch seine Sturheit blamierte:

Vor langer Zeit nahm Dharma die Gestalt des Rishi Vasishta an, um Vishvamitra zu prüfen, der asketische Entsagung übte. Oh Bharata, so erschien er als einer der sieben Rishis in der Klause des Asketen, stellte sich hungrig und wünschte sich Nahrung, oh König. Daraufhin begann Vishvamitra voller Ehrfurcht Charu (aus Reis und Milch) zu kochen. Doch infolge seiner Sorge um die Vorbereitung dieser ausgezeichneten Mahlzeit, konnte er sich nicht genügend um seinen Gast kümmern. Und erst nachdem der Gast bereits von dem Essen gespeist hatte, welches die anderen Einsiedlern dargebracht hatten, schaffte es Vishvamitra, ihm das Charu zu bringen, was noch dampfte. Da sprach der Heilige: „Ich habe bereits gespeist. Aber warte hier!“ Mit diesen Worten ging der Heilige davon. Und daraufhin, oh König, wartete der berühmte Vishvamitra an diesem Ort. Die Schüssel mit dem Essen auf dem Kopf tragend und mit den Händen festhaltend, stand der Asket mit den strengen Gelübden vor seiner Klause, unbeweglich wie eine Säule, und lebte nur von Luft. Und während er dort stand, begann ein Asket namens Galava aus Motiven von Mitgefühl und Verehrung, sowie aus Zuneigung und dem Wunsch, Gutes zu tun, ihm zu dienen. Doch erst nach hundert Jahren kam Dharma wieder in Gestalt von Vasishta zu Vishvamitra, um wieder Nahrung zu erbitten. Und als er den großen Rishi Vishvamitra mit der hohen Weisheit dort stehen sah, mit jenem Essen auf dem Kopf, und die ganze Zeit von Luft lebend, da akzeptierte Dharma das Essen, welches immer noch warm und frisch war. Dann sprach der Gott, nachdem er gespeist hatte: „Ich bin zufrieden, oh zweifachgeborener Rishi.“ So sprach er und ging davon. Und nach diesen Worten von Dharma legte Vishvamitra sein Wesen als Kshatriya ab, wurde zum Brahmanen und ward mit Entzücken erfüllt. (zur Geschichte von Vishvamitra siehe auch Ramayana Buch1 ab Canto 51 oder Mahabharata Buch1 ab Kapitel 177) Und voller Zufriedenheit über den Dienst und die Hingabe seines Schülers Galava, sprach Vishvamitra zu diesem Asket: „Mit meiner Erlaubnis, oh Galava, geh, wohin du möchtest.“

So aufgefordert von seinem Lehrer, war Galava höchst erfreut und sprach mit einer süßen Stimme zum strahlenden Vishvamitra: „Welches Abschiedsgeschenk soll ich dir aufgrund deines Dienstes als Lehrer machen? Oh Großmütiger, ein Opfer wird nur erfolgreich, wenn es mit einer Gabe verbunden ist. Nur dann kann das Opfer dem Gebenden auch Befreiung bringen. Wahrlich, solche Hingabe bringt die Früchte (die man im Himmel genießt). So entsteht Frieden und innere Stille. Was soll ich deshalb für meinen Lehrer darbringen? Oh bitte, sage mir das.“ Der berühmte Vishvamitra aber wußte, daß er eigentlich durch den Dienst von Galava seine Überwindung erreicht hatte, und so bemühte sich der Rishi, ihn zu entlassen, und sprach wiederholt: „Geh nur, geh!“ Doch obwohl er mehrfach von Vishvamitra aufgefordert wurde zu gehen, sprach Galava erneut zu ihm: „Was soll ich geben?“ Und aufgrund der Sturheit seitens des Asketen Galava fühlte Vishvamitra ein leichtes Aufkommen von Zorn und sprach schließlich: „Gib mir achthundert Rosse, von denen jedes ebenso weiß sein möge, wie die Strahlen des Mondes, und von denen jedes ein schwarzes Ohr hat. Gehe jetzt, oh Galava, und säume nicht.“


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